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Es ist schade…

Posted by on Juli 5, 2018

Liebe Jürgen Rumrich,
lieber sportliche Leitung,

ich – und viele Fans – können damit leben, wenn man mit der Wahrheit ums Eck kommt. „Wir haben Sponsoren verloren, das Minus aus der letzten Saison, laufende Nebenkosten haben sich erhöht, Strahlmeier und Sacher wurden teurer – wir müssen leider am Etat für die Spieler etwas sparen, bemühen uns dafür aber Spieler mit Herz und Leidenschaft an die Neckarquelle zu lotsen, die zumindest jede Woche ein Erlebnis in die Helios-Arena zauben.“ Natürlich ist das dann trotzdem sehr bitter, dass es selbst nach der erfolgreichsten Saisons der jüngeren Vereinsgeschichte nicht möglich scheint, an der Sponsorenfront signifikante Verbesserungen zu erzielen. Aber dann weiß man woran man als Fan ist. Noch bitterer ist es, wenn sich der Gedanke permanent in den Vordergrund drängt, dass man kräftig verarscht wird.

Ich war lange ruhig, wollte mich erst wieder äußern, wenn auch der Sturm komplett ist. Das ist nun heute mit der Verlängerung von Andree Hult geschehen. Und leider hat man wie in der Verteidigung auch auf dem Papier einen Rückschritt gemacht. Den Abgängen Will Acton (Top Scorer und Lebensversicherung), Damien Fleury (Torjäger), Uli Maurer (bissiger, solider Arbeiter) und Lennart Palausch (Talent ohne Perspektive) stehen mit McRae und Korhonen zwei ausländische Neuzugänge entgegen, die in große Fußstapfen treten müssen. Kornelli könnte ein Upgrade zu Palausch sein, die Position von Maurer wird – wie sein Pendant in der Abwehr, Tim Bender – nicht ersetzt.

Es wäre nur fair zu warten, bis Korhonen und McRae einen Fuß auf Schwenninger Eis gesetzt haben. McRae hat durchaus gute Werte aus der AHL im Gepäck und beide kennt man im Schwenninger Trainerstab persönlich, beide verfügen über eine gute „work ethic“. Ich will und kann diese gar nicht schlecht schreiben, es ist durchaus möglich, dass sie Fleury und Acton vergessen machen können, es ist nur nicht unbedingt wahrscheinlich. Dass die sportliche Leitung das ähnlich sieht, konnte man daran erkennen, dass zusätzlich ein Center der Extraklasse versprochen wurde, sich man damit Zeit lassen möchte um den richtigen zu finden. Beabsichtigt oder nicht, hier wurde ein Erwartungsdruck aufgebaut, der spätestens dann erste Risse bekam, als Cortina sich zitieren ließ, dass man überlegt stattdessen einen deutschen Center zu holen und jeder Fan mit wenigen Minuten Internetrecherche erkennen konnte, dass der Markt für deutsche Center „der Extraklasse“ leergefegt ist.

Der Luftballon bläst sich auf, die Fans träumen von einem wirklich starken Center und – plopp – wird Andree Hult aus dem Hut gezaubert. Ich habe nichts gegen ihn, solider Spieler, Arbeiter, Kämpfer – aber er ist drei Jahre hier, stagniert in seinen Leistungen, ist verletzungsanfällig und die Hoffnung, dass er mit 30 Jahren nochmal explodiert – da kann ich auch genauso hoffen, dass Brückner ein Angebot aus der NHL bekommt oder die KEB Pyrotechnik erlaubt. Hult hat sein Level, ich würde ihn jederzeit statt Bartalis für das Secondary Scoring nehmen, aber er ist kein Top-Center für die Scoring Line in der DEL und wird das auch nie mehr werden.

Der Schwenninger Weg steht für ehrliches Eishockey, dann seid bitte auch ehrlich zu den Fans. Das haben sich die treuen Anhänger verdient. Sagt, wir müssen kleinere Brötchen backen und sprecht nicht von Spielern, die dann nicht geholt werden können. Sprecht nicht von den Schwächen, die ihr erkannt habt, wenn ihr dann nichts daran verändert. Sagt uns ehrlich, wenn das die Mannschaft ist, die wir uns leisten können, aber versucht uns nicht weiszumachen, dass sich die Mannschaft nur dadurch verbessert, dass sie einfach noch ein Jahr länger zusammenspielt. Es gibt Fans, die gehen länger zum Eishockey als der Manager alt ist, die sehen auch, dass wir zwar eine Menge vernünftige Spieler mit, aber viele davon auch limitiert sind. Und sie sehen auch, dass ein Sturm mit nur zwei Rechtsschützen – und die noch in den hinteren Reihen – unausgewogen zusammengestellt ist. Gerade im Powerplay geht so etwas auf Kosten der Variabilität. Unser Sturm hat im letzten Jahr 103 Tore geschossen – so wenig kann man mit einer ebenfalls nicht verstärkten Abwehr hinten gar nicht weniger kassieren, um das auszugleichen. Und sich auf Strahlmeier alleine zu verlassen, ist auch gefährlich. Mit dem Kader wird die Saison ein Ritt auf der Rasierklinge, bitte benennt das auch klar.

Das Schwenninger Publikum ist treu und leidensfähig, aber es wird nicht gerne für dumm verkauft. Ich gebe der Mannschaft wie jedes Jahr eine faire Chance, aber die sportliche Leitung hat den Kredit, den sie sich mit dem tollen Platz 10 im Vorjahr erkämpft hat, durch das Verhalten in der Sommerpause wieder verspielt. Nicht durch die Transfers, ich glaube, dass diese Sachzwängen geschuldet sind, sondern vor allem durch die unterirdische Kommunikation.

Und das ist so verdammt schade, denn das ist im Prinzip völlig unnötig.

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