browser icon
You are using an insecure version of your web browser. Please update your browser!
Using an outdated browser makes your computer unsafe. For a safer, faster, more enjoyable user experience, please update your browser today or try a newer browser.


Kleine Schritte

Posted by on Januar 17, 2019

Nachdem das Schwenninger Eishockey ein tiefes Tal durchschritten hat und Motivation und Lust bei vielen Fans auf den Nullpunkt sanken, muss man mit etwas Abstand und einem reflektierten Blick anerkennen, dass es – wenn auch in kleinen Schritten – in die richtige Richtung zu gehen scheint.

Die Mannschaft

Torlose Spiele en Masse, mit wenigen Punkten am Tabellenende – Paul Thompson hat eine Trümmertruppe übernommen und man muss ihm hoch anrechnen, dass er die Mannschaft im Rahmen ihrer Möglichkeiten wieder in die Spur gebracht hat. Es ist keine Play-Off Truppe und die Mannschaft muss am Maximum spielen und auch sonst vieles gut laufen, dann kommen so tolle Siege wie gegen Mannheim oder Ingolstadt heraus. Aber in der Summe ist es einfach zu wenig und das muss man für die letzten knapp zwei Monate jetzt auch akzeptieren.

Es ist Konsens, dass es für die nächste Saison Änderungen geben muss, aber es geht in kleinen Schritten vorwärts und es tun sich sogar Lichtblicke in der aktuellen Mannschaft auf. Aber man muss genau hinschauen. Ein Bukarts hat nach seiner Tribünenauszeit wirklich ein oder zwei gute Spiele abgeliefert – aber reicht das? Ein Hult hatte sein übliches Zwischenhoch, ein Bartalis seine übliche Verletzungspause. Licht und Schatten mit einer Ausnahme: Anthony Rech. Unerwartet – auch ich hätte ihm das nicht zugetraut – hat er sich in dieser Saison deutlich gesteigert und spielt seit Wochen und in wechselnden Reihen konstant auf einem Niveau, wie es bei uns ein Ausländer haben muss. Seine 16 Tore katapultieren ihn ligaweit auf Platz 6 und wenn man ein bißchen mit den Zahlen spielt, seine Scoringwerte hochrechnet und dabei die Cortina-Wochen außen vor lässt, dann ist er auf Kurs 35 – 40 Punkte. Das haben in Schwenningen in den vergangenen Jahren nur Will Acton und Damien Fleury gezeigt. Es ist schön zu sehen, dass in dieser Mannschaft so ein „hidden gem“ schlummerte und Paul Thompson in der Lage war es zu finden und zu fördern. Auch Marcel Kurth ist da ein Kandidat, der unter Thompson wieder zu besserer Form gefunden hat.

Der Trainer

Paul Thompson ist in Schwenningen sehr gut angekommen. Klare Ansagen, volksnah, verlässlich, aktiv im Coaching und mit einer Vorstellung vom Hockey, die dem sehr nahe kommt, was man in Schwenningen gerne sieht. So sehr ich Cortina gemocht habe und wir ihm auch die Play-Offs im Vorjahr zu verdanken haben, Thompson ist bis jetzt nicht nur ein kleiner sondern mindestens ein mittelgroßer Schritt vorwärts.

Die Nagelprobe wird die kommende Saison sein, wenn er bei der Teamzusammenstellung mitreden darf, wenn er „sein“ Team coachen darf. In diesem Jahr konnte er nicht mehr viel verlieren, ich hoffen und wünsche mir, dass er das im nächsten Jahr auch so bestätigen kann.

Vorausgesetzt er darf nach dem 29. März überhaupt noch in Deutschland arbeiten. 😉

Die nächste Saison

Es gibt klare Analysen von Thompson, Rumrich und Co. im Hinblick auf die neue Saison. Das alleine ist für mich noch kein Schritt vorwärts, denn diese Analysen gab es auch im letzten Sommer und bei der Umsetzung haperte es dann gewaltig. Warum sollte es in diesem Jahr besser sein? Warum sollten wir uns nicht wieder an saunierenden Finnen und durchschnittlichen Deutschen die Finger verbrennen?

Zeichen, die dafür sprechen, dass jetzt wirklich Taten folgen, sind die organisatorischen Veränderungen, die Abkehr vom „Deutschen Weg“ und die klare Einbindung von Paul Thompson mit seinem nordamerikanischen Netzwerk. Ich weiß nicht, wie unter Cortina und Rumrich die Zusammenstellung der Mannschaft lief, aber über all die Jahre hatten die beiden massive Probleme für uns geeignete Ausländer an den Neckar zu lotsen. Hier weht mit Thompson ein frischer Wind und so wie er sich öffentlich positioniert, wird er auch intern dafür einstehen. Ich schätze ihn als „ehrliche Haut“ ein, der auch zu seinen Prinzipien steht.

Positiv sehe ich auch die Formen, die der Kader für das nächste Jahr so langsam annimmt. Der Fokus liegt auf wichtigen Verlängerungen. Mit Strahlmeier, Sacher und Bassen hat man sich auf Spieler konzentriert, die auch als Identifikationsfiguren taugen und in Fankreisen weitestgehend unstrittig sind. Natürlich kann man hinterfragen, ob man einem DEL-Unerfahrenen Bassen gleich drei Jahre Vertrag gibt, aber die grundsätzliche Richtung stimmt. Dass man jetzt mit Rech spricht, ist auch ein gutes Zeichen und ein kleiner Schritt vorwärts zu den vergangenen Jahren, wo man gefühlt und ohne Not sehr früh alles verlängert hat, was nicht bei Drei auf den Bäumen war.

Ja, es stehen auch Abgänge schon fest. Bittner und Höfflin mögen auf den ersten Blick Schwächungen sein, aber beide sind und waren leistungsmäßig nicht unumstritten und kamen von den finanziell gut zahlenden Adlern und gehörten bei uns vermutlich ins obere Gehaltsregal. Zudem wollen wir alle den Umbruch und Umbruch bedeutet eben auch einige Abgänge. Ich weine den beiden keine Träne nach, denn es werden neue Spieler kommen und beide haben Schwenningen nicht geprägt, an beide wird man sich in 10 Jahren nicht mehr erinnern.

Die Causae Rumrich und Danner

Bleiben neben dem Sportlichen noch die Misstöne im Umfeld, die Spaltung innerhalb der Fans und der Keil, der zwischen Fans und Geschäftsführung getrieben wurde. Aufhängen tut sich der Konflikt besonders an zwei Personen: Kapitän Simon Danner, der mit einigen unglücklichen Aktionen und Aussagen unnötigerweise Öl ins Feuer gegossen hat und Manager Jürgen Rumrich, dem viele Fans eine ebenso große Mitschuld an der Misere wie Pat Cortina anlasten und der im Gegenzug zum geschassten Cortina noch mit einer Vertragsverlängerung „belohnt“ wurde.

Auch hier sehe ich aber kleine Schritt vorwärts. Danner und die Kurve werden in dieser Saison zwar keine Freunde mehr und ich würde mir auch einen anderen Kapitän wünschen, aber hier sehe ich keinen akuten Handlungsbedarf. Denn mit einem reinen Blick auf das Sportliche ist Danner wertvoll für uns, er hat punktemäßig durchaus die Chance seine beste DEL-Saison zu spielen. Ihm jetzt ohne Not die Kapitänsbinde zu entziehen würde zwar für einen schnellen Beifall aus der Kurve sorgen, aber es bringt Unruhe in der Endphase einer Saison, die man jetzt anständig zu Ende bringen sollte. Außerdem ist er im nächsten Jahr sowieso noch da und die neue Saison, mit neuen Spielern und einer neuen Hierarchie in der Mannschaft ist eine viel bessere Möglichkeit die Kapitänsbinde neu zu vergeben.

Bei Rumrich ist die Sache schwierig. Ich halte ihn natürlich für mindestens mitschuldig an der Kaderzusammenstellung und ich finde insbesondere seine kommunikativen Pannen sind für einen Mann in seiner Position untragbar, aber die Gesellschafter haben sich für ihn entschieden und dann muss man das auch akzeptieren. Wer die Musik bestellt…. und so weiter. Oder ich muss die Konsequenz ziehen und dann wirklich wegbleiben. Aber Woche für Woche immer wieder über das Gleiche meckern ist nicht zielführend. Vor allem wenn es sich nicht ändert und ändern lässt. Die kleinen Schritte vorwärts sind da eher die Justierungen in der Organisationsstruktur und ein Rumrich, der sich in den letzten Woche in der Presse deutlich rarer gemacht hat. Er gibt weniger Interviews, er lässt sich viel weniger mit widersprüchlichen Aussagen zitieren und er scheint im Moment einfach seine Arbeit zu machen. Man hat ihn aus der Schusslinie genommen. Die Vertragsverlängerung von Strahlmeier muss man ihm anrechnen, da hat er gute Arbeit geleistet.

Und da die Gesellschafter über direkte Kanäle den Kontakt mit den Fans suchen – auch wenn es nicht unbedingt konkrete Ergebnisse gibt – sind diese kleinen Schritte für mich Grund genug, dass man jetzt zu einer Art „Waffenstillstand“ im Bezug auf Rumrich kommen sollte. Er ist jetzt da, er wird nächste Saison noch da sein und wir Fans wollen im nächsten Jahr auch noch da sein. Also sollten wir uns mit den Gegebenheit irgendwo arrangieren. Klar ist aber auch, eine weitere „letzte Chance“ wird es für ihn nicht mehr geben.

Fazit

Es ist noch lange nicht alles Gold was glänzt und diese Saison wird sportlich kein Erfolg werden, aber der Ausblick auf die kommende Saison ist nicht mehr ganz so trostlos wie er noch vor zwei Monaten schien.

Keine Kommentare erlaubt.