..und warum der Rückzug der Freezers genau richtig ist.
Natürlich, lasst mich das mal vorweg schicken, ist das für die Fans der Freezers bitter und schmerzhaft und deren Engagement der letzten Tage ist auch zu würdigen. Auch wenn es von zweifelhafter Natur ist Geld für einen milliardenschweren Eigner zu sammeln. Doch der Rest von Eishockey-Deutschland sollte froh darüber sein, dass mit den Freezers ein Team verloren geht, das aus einer anderen, dunklen Zeit des Eishockeys statt. Die Freezers waren ein Prototyp der Retorte, verpflanzt aus Landshut via München in eine Großstadt ohne große Eishockey-Tradition mit dem reinen Ziel die zugehörige MuFu zu füllen. Alle sportlichen Aspekte wurden mit einem Handstreich weggewischt, die Eurozeichen leuchteten und man hat einen seelenlosen Finanzinvestor, eine Heuschrecke mit ins Boot geholt. Viele haben damals dagegen gewettert und sich gewünscht, dass das Projekt Hamburg scheitert. Es hat vierzehn Jahre gebraucht, aber es ist nun gescheitert. Eishockey hat sich an der Elbe nicht gewinnbringend etablieren lassen. Und das ist ein gutes Signal, dass Profisport eben nicht mit nur genug Geld überall funktioniert.
Die Gründung der Freezers war eine Zeit in der die DEL noch Richtung Großstädte expandierte, als überall die MuFus das größte und erstrebenswerte Ziel waren, von den feuchten Träumen eines Schäfer III („die zweitstärkste Liga der Welt hinter der NHL“) ganz zu schweigen. Inzwischen sind in der DEL gemäßigtere Leute am Werk, der MuFu Markt ist gesättigt, die großen Hallen sind „nichts neues und spannendes“ mehr und auch die noch in der Pipeline befindlichen Hallenprojekte in München oder Frankfurt laufen alles andere als glatt und mit großer Begeisterung. Stattdessen sind deutschlandweit viele schöne neue Eishallen entstanden, die irgendwo zwischen 4.000 und 6.000 Zuschauer genau das abbilden, was man für den Eishockeysport hierzulande braucht. Bei uns in Schwenningen, Bietigheim, Dresden, Bremerhaven, Kaufbeuren, etc… – alles kleine Schmuckstücke, die für den realistischen Stellenwert des deutschen Eishockeys völlig ausreichen.
Vor unserem „Abstieg“ in Liga 2 wurden wir in der DEL offen belächelt und angefeindet, jeder wollte uns mehr oder minder deutlich draußen haben. Inzwischen sind wir ein respektierter Standort über den viele gute Worte verloren werden. Ähnlich Straubing oder Iserlohn, die auch mit kleinen Mitteln für Furore sorgen. Ein paar große Clubs wird es immer geben – die braucht es auch – aber mit den Scorpions und jetzt den Freezers sind zwei Relikte aus einer Zeit des Größenwahns zum Glück verschwunden. Auch finanziell zeigt sich die DEL solide, es gibt Lizenzierungsverfahren und -fristen, die mittlerweile seriös und verbindlich eingehalten werden, die Zeiten als Clubs während der Saison den Spielbetrieb einstellen mussten sind lange vorbei. Die DEL 2 hat da noch einen Weg vor sich, aber Hannover, Hamburg und Co. sind gute Zeichen von Selbstreinigungsprozessen. Lieber gesünder und kleiner als ungesund und groß – auf diesem, richtigen, Weg ist die DEL mittlerweile. Und selbst beim Verband hat man mit Daniel Hopp und Marc Hindelang inzwischen Leute im Präsidium, die Macher sind und nicht in erster Linie in die Öffentlichkeit drängen.
Auch in anderen Sportarten wie Handball (Melsungen, Wetzlar, Gummersbach) oder Basketball (Bamberg, Ludwigsburg, Giessen) spielen kleinere und Kleinstädte eine sehr gute Rolle, es müssen auch im Eishockey nicht die großen sein. Selbst beim Platzhirsch Fußball tauscht man Stuttgart und Hannover gegen Freiburg und kann die Underdogs wie Darmstadt oder Ingolstadt erleben. Hamburg sagt jetzt leise Servus, dafür kommt mit Bremerhaven ein gewachsener Standort mit seriösem Wirtschaftsgebaren, sportlicher Tradition und einer eifrigen Einbürgerungsbehörde.
Heute bzw. gestern ist/war ein guter Tag für das deutsche Eishockey.