Seit einem Tag ist es nun offiziell, dass wir die Scorpions GmbH erworben haben und damit auf dem Sprung zurück in die DEL sind. Und es fühlt sich verdammt gut an und die Freude ist allenthalben groß. Begeisterung, Vorfreude, gar Tränen lassen sich in Foren und Facebook-Gruppen feststellen. Und auch wenn ein berühmter Mann (nein, nicht Mr. Eishockey) einst sagte „Ihr seid das Salz der Erde“ sehe ich mich nicht in der Rolle, die ganze Aufstiegsfreude zu versalzen. Ich will nur den Finger heben und dezent mahnen. Denn wo Licht ist, da ist immer auch Schatten.
Natürlich hat der Aufstieg seine schönen Seiten. Man spielt endlich wieder in der höchsten Liga, man sieht die besten Spieler und die besten Mannschaften Deutschlands in der Helios Arena. Endlich wieder die alten Klassiker gegen die Adler, die Haie oder die DEG. Für viele schließt sich auch ein Kreis, ist man doch einst sportlich nie aus der DEL abgestiegen, so heißt es jetzt „Wir sind wieder da wo wir hingehören.“ Auch dieser Stolz und das Selbstbewußtsein ist ein Posten auf der Seite des Lichts. Zudem wird Schwenningen wieder eine wichtigere Rolle spielen, auf der Landkarte erscheinen und live im Fernsehen kommen.
Doch vorsicht – es gibt auch dunkle Seiten. Allen voran das Sportliche. War man bisher der Krösus und Titelfavorit, so ist man quasi über Nacht zum Underdog gewonnen. Das Selbstverständnis jedes Spiel gewinnen zu können, welches sich im Bauchenberg breit gemacht hat, ist nicht mehr angebracht. Wir werden kämpfen müssen. Wir werden leiden. Wir werden auf die Fresse kriegen und wenn wir am Ende 50% der Spiele gewonnen haben, dann war die Saison ein Erfolg. Play-Offs wären eine absolute Sensation, keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen wieder lernen, auch eine mühsam erkämpfte Verlängerung gegen die Eisbären aus Berlin als große Leistung anzuerkennen und entsprechend zu würdigen. Ich bin ehrlich gespannt, ob viele der in der letzten Dekade neu hinzugewonnenen Fans diese Metamorphose erfolgreich mitmachen können.
Die DEL ist auch nicht nur Haie und Adler, es kommen auch Iserlohn oder Straubing, Red Bull München. Ähnlich trostlos wie Weißwasser, nur auf einem anderen sportlichen Niveau. Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, in der DEL sei jedes Spiel ein Festtag. Auch dort gibt es die fade Hausmannskost.
Es muss sich auch jeder selber in seinem Fan-Selbstverständnis wandeln und akzeptieren, dass wir nicht mehr die größte und reisefreudigste Gruppe sein werden. Wir sind eher wieder ein kleines Licht, das gallische Dorf. Auch das familiäre der 2. Liga geht in den sterilen Mufu-Arenen der DEL verloren, einige Fans werden sich da noch umgucken, wie „anders“, „reglementiert“ und „langweilig“ es auswärts ablaufen kann.
Und zu guter Letzt eine der schattenreichsten Kröten, die wir schlucken werden müssen, wird sich im Geldbeutel zeigen. Ich bin überzeugt davon, dass der Eintrittspreis für die DEL in Schwenningen angehoben wird. Mit 15 oder 16 Euro für den Stehplatz ist zu rechnen. In Köln kostet die billigste Karte 25 Euro, in Mannheim 19 Euro im Gästeblock und selbst in Straubing 18 Euro.
Aber nehmen wir das nicht alles gerne in Kauf, um endlich wieder da zu sein wo wir hingehören? Ich bin der Meinung, dass man die Schattenseiten akzeptieren kann – aber sind wirklich alle bereit für die Erkenntnis, dass die DEL nicht das Land ist wo Milch und Honig fließen?