Janus

Desolate Wild Wings setzen Abwärtstrend fort

Im gestrigen Spiel gegen die Eisbären aus Berlin setzten die Wild Wings ihren Abwärtstrend nahtlos fort. Mit einer zeitweise an Arbeitsverweigerung grenzenden Leistung fungierte das zerstrittene Team als idealer Aufbaugegner gegen erschreckend schwache Eisbären. Vom Schweigen der Fans völlig unbeeindruckt und konstant bieder erspielten sich die Schwäne im ersten Drittel keine wirklich Torchance – selbst eine doppelte Überzahl wurde dilettantisch vergeben, es bedurfte stattdessen eines glücklichen Abprallers den der erneut unauffällige Kyle Greentree zur schmeichelhaften Führung nutzen konnte. Wie zu erwarten, konnten die Wild Wings auch diesmal die Führung nicht über die Zeit bringen. Im zweiten Drittel ließen sie wiedermal jegliche Disziplin vermissen und kassierten eine dumme Strafe nach der anderen, ein paar konsequente zu Ende gespielte Angriffe und ein gutes Powerplay und nach 40 Minuten stand die Partie völlig verdient 3:1 für die Berliner. Im Schlußdrittel merkte man den Berlinern ebenfalls die Krise an, sie zeigten Schwäche in der Souveränität und passten sich im Spielniveau den Wild Wings an, so dass man mit Fug und Recht von „Not gegen Elend“ auf dem kalten Eis der Helios-Arena sprechen konnte. Durch eine glückliche Strafe stocherten die Wild Wings irgendwie noch den Anschlusstreffer rein, doch wer einen emotionalen Ruck erwartete, der musste sich wieder mal als Träumer zu erkennen geben. Der Trainer nahm keine Auszeit, der Torwart ging viel zu spät und es hatte was von Slapstick wie sich die Wild Wings das Empty-Net-Goal zum 4:2 quasi selber ins eigene Netz schossen. Die passende Krönung für diesen peinlichen Auftritt.

Schwenningen kämpft sich heran und verliert knapp gegen Millionentruppe

Im gestrigen Spiel gegen die Eisbären aus Berlin schrammten die Wild Wings trotz guter Moral knapp an einem Punktgewinn vorbei. Zu Beginn des Spiels – als die Fans schwiegen – konzentrierten sich die Wild Wings auf die Defensive, standen gut und sicher und ließen im gesamten ersten Drittel praktisch keine Torchance der hochbezahlten Berliner Starspieler zu. Und wenn doch mal ein Schüsschen durchkam, war Markus Janka sicher zur Stelle. In der eigenen Offensive begann man ebenfalls diszipliniert und kontrolliert und vor allem darauf bedacht, nicht in einen Konter zu laufen. Bei einer doppelten Überzahl zeigte die Berliner Defensive ihre ganze Klasse. Besonders hervorzuheben war die erste Reihe um Matsumoto, Greentree und Palmieri, die immer wieder für Unruhe sorgte. Folgerichtig war es ein Puckgewinn von Matsumoto, den Greentree dann mit aller Konsequenz im Nachschuss zur nicht unverdienten Führung verwerten konnte. Bis zur Mitte des zweiten Drittels hielten die Wild Wings die Führung und die Berliner vom eigenen Tor weg, doch einige zweifelhafte Strafen und kräftezehrende Unterzahlspiele drehten das Spiel, durch zwei Überzahltore und einen Drei-auf-zwei Konter aus dem Lehrbuch zogen die Eisbären auf 3:1 davon. Wer jetzt aber glaubte, dass sich die Wild Wings aufgeben, der sah sich getäuscht. Auch wenn die Kräfte nach der vielen Unterzahl schwanden und den Schwänen nur drei Reihen zur Verfügung standen, die Mannschafte versuchte im Schlußdrittel das Spiel zu drehen, bewies Moral und in Überzahl war es MacGregor Sharp der auf 2:3 verkürzte, Fans und Team neue Hoffnung gab. Am Ende verließ dann auch Markus Janka seinen Kasten, die Wild Wings drückten, doch ein Eisfehler ließ den Puck holpern, der Puck wurde nicht mehr kontrolliert und äußerst unglücklich rutschte der Puck über die gesamte Eisfläche genau ins leere Tor. Schade, denn die Wild Wings hätten sich mindestens einen Punkt verdient gehabt.

Oder vielleicht doch irgendwo dazwischen?

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ERC Hollywood

Da isser wieder – unser geliebter Hockeyclub, der sich nach wenigen seriösen Jahren an der Spitze von Liga 2 wieder zum bunten Potpourri der Geschichten und Schlammschlachten mausert. Fangen wir vorne an: Die großväterliche Ruhe von Mr. Eishockey Dave Chambers hat Fans und Team wieder versöhnt, den Abwärtstrend zumindest gestoppt, alles schien im ruhigen Fahrwasser und man brauchte nur noch einen Co-Trainer – da macht man ohne Not ein großes Fass auf.

Akt 1: Die Gesellschafter. Auf die Frage, ob auch Manager Jäger fest im Sattel sitzt, lässt sich Michael Werner mit der Aussage „Die Ansichten von ihm und uns sind zu verschieden“ zitieren und dementiert gleichzeitig nicht, dass man Interesse am in Augsburg entlassenen Larry Mitchell hat, der eine Rolle Trainer und Manager gerne in Personalunion übernimmt. Natürlich wurde er gefragt, aber es ist äußerst unglücklich so etwas über die Presse abzuwickeln und das provoziert natürlich Reaktionen.

Akt 2: Der Manager. Alex Jäger lässt sich lange nicht bitten und holt sämtliche schmutzige Wäsche der letzten anderthalb Jahren aus den Tiefen des Bauchenbergs und liefert dem Südkurier ein Interview, das einerseits vor Selbstherrlichkeit nur so trieft und ihn gleichzeitig um die Kündigung betteln lässt. Sowas trägt man erst nicht auf diese Weise über die Presse aus. Seitenhiebe gegen Stefan Mair sind unangebracht, denn wenn dieser die Personalpolitik wie von ihm kolportiert alleine gesteuert hat – was ist er denn dann für ein Manager, der sich sowas bieten lässt? Er, der Mr. Fehlerlos. Auch, dass er sein Konzept in der Öffentlichkeit breittritt und es ohne jeden Anflug von Selbstkritik als eine sehr gute Lösung hinstellt, spricht nicht gerade für gutes Teamplay. Sein kaum versteckter Hinweis, dass ein Manager auf Abruf die Mannschaft auch verunsichern kann, lässt nur noch den Schluss zu, dass man ihm besser heute als morgen ein One-Way-Ticket nach Ravensburg zukommen lässt.

Akt 3: Meine Meinung. Eigentlich wollte ich einen differenzierten Artikel über Jäger schreiben, die Personalpolitik analysieren, sein Auftreten diskutieren – doch das Geschehen der letzten Tage führt mich wieder zu meiner Meinung von vor zwei Jahren, als ich sehr kritisch angesichts der Verpflichtung war, denn ich hatte immer den Eindruck, dass man überall wo er war auch sehr froh war, wenn er wieder weg war. Doch im letzten Jahr hat er gute Arbeit geleistet und auch der Kader in diesem Jahr machte einen guten Eindruck – er hatte mich, trotz mancher Momente beinahe überzeugt. Jetzt möchte ich nur noch, dass er seinen Hut nimmt.

Das Fazit ist für mich, dass Alex Jäger bei all seinen Kompetenzen Schwenningen nicht verstanden hat. Hier ist es etwas anders als in Ravensburg, hier muss man etwas anders mit den Leuten umgehen. Die Fans wollen auch mal mit dem Manager schwätze könne und sich danach nicht verarscht vorkommen. Eine Mischung aus Seriösität und der Pflege der SERC-Familie. Diesen Spagat – für den auch Leute wie Stefan Wagner oder Oliver Bauer ihre Zeit gebraucht haben – hat er nicht hinbekommen. Sich auf einer Fanversammlung hinzustellen, dass man sich eine Lizenz aufspart und wenn dann einen deutschen Stürmer holen will, um zwei Tage später mit Ty Wishart um die Ecke zu kommen – mag sein, dass das in „Hallo A-Block! – Ravensburg“ funktioniert, in Schwenningen kommt es bei den Leuten nicht gut an.

Akt 4: Wie geht es weiter? Man braucht kein Hellseher sein, um zu wissen, dass Alex Jäger in Schwenningen ähnlich viel Zukunft hat, wie ein Igluverkäufer bei den Beduinen. Er wird eine Episode in der Schwenninger Eishockeygeschichte bleiben, prägend wird man ihn hier nicht in Erinnerung behalten. Er ist und war hier nie verwurzelt – Aussagen wie „Jäger gehört einfach zum ERC“ auf manchen Fanseiten kann ich nicht nachvollziehen. Ganz andere Leute gehören zum ERC, nicht ein Manager, dem man wirkliches Herzblut selten angemerkt hat.

So muss man also nicht nur einen Co-Trainer finden – für den ERC Hollywood würde ich mich jetzt noch nichtmal mehr über den Eismeister wünschen – sondern auch nach einem neuen Manager umschauen oder frühzeitig Nägel mit Köpfen mit Larry Mitchell machen. Ich persönlich bin gegen diese Doppellösungen, aber vielleicht findet man ja einen kongenialen Partner für Mitchell. Beim Bier im Sonderzug fiel immer wieder der Name Stefan Wagner – ein zurück in die Zukunft also? Aus meiner Sicht nicht die schlechteste Option.

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Holt Stefan Mair zurück – oder auch die viel weniger provokante Themenlese der letzten Tage

Und warum die Überschrift doch provozieren und dies trotzdem kein Lobgesang auf Stefan Mair ist, das kann man am Ende lesen. Erst morgen oder übermorgen werde ich dann auch was zu der kleinen Bombe schreiben, die heute in einem Nebensatz im Schwabo geplatzt ist und die Entlassung bzw. Nicht-Verlängerung von Alex Jäger für den Sommer vorwegnimmt. Doch dazu später, dazu muss ich die Gedanken erst sortieren.

Zuerst möchte ich noch ein paar andere Themen ansprechen:

Sascha Goc – Im letzten Artikel hatte ich angesichts der Tatsache, dass er das Schlußdrittel auf dem Eis war und bis dahin auch wenig erfolgreich gespielt habe, geschlussfolgert, dass er von Chambers degradiert wurde und sich der neue Cheftrainer damit gleich mal ein mögliches Problem schafft, indem er den Kapitän absägt. Im Nachhinein stellte sich heraus, dass es wie bei Spekulationen üblich auch mal so sein, dass diese völlig falsch sind. Goc ist und war schlicht und einfach verletzt und hat sich Freitag trotzdem in der Dienst der Mannschaft gestellt bis es nicht mehr geht. Einerseits freut es mich, dass das vermeintliche Problem gar nichts ist – andererseits macht es mir Sorgen, denn Gehirnerschütterung und sein über die Jahre geschundener Körper – hoffentlich sehen wir ihn bald wieder auf dem Eis.

Sonderzug – Ein großer Dank geht an die Organisatoren vom Fanprojekt, die den tollen Sonderzug nach Köln auf die Gleise gestellt haben. Auch wenn es an der einen oder anderen Stelle naturgemäß Kleinigkeiten zu verbessern gibt, war das rundherum eine gelungene Sache in die viel Herzblut und Leidenschaft investiert wurde. Mit einem Sieg wurde es leider nichts, doch zur Freude vieler fuhr wenigstens die Mannschaft mit zurück. Ich persönlich bin zwar kein Freund dieser übertriebenen Nähe und ich sehe es auch problematisch, wenn dann Sauf- und Rauchbilder der Spieler entstehen, die ihnen dann bei schlechten Leistungen um die Ohren geschlagen werden – aber ich akzeptiere, dass diese Fannähe auch ein Teil des Jobs ist und es sind alles erwachsende und mitdenkende Personen, die selber für sich verantwortlich, wieviel sie in der Öffentlichkeit trinken oder wie sie sich verhalten.

Zauber – Und hiermit meine ich den Zauber von Dave Chambers, der ist schon ein wenig wieder verflogen. Nach dem begeisternden Spiel gegen Nürnberg war es in Köln doch ein Auftritt, wie wir ihn schon häufiger gesehen haben. Bemüht, aber letztlich chancenlos. Die Saison wird auch mit Dave Chambers hart werden, wir werden kämpfen müssen, Niederlagen einstecken und Platz 10 nur dann erreichen, wenn alles passt. Aus der Truppe kann auch Chambers keinen Play-Off Kandidaten zaubern, sehen wir es also alles etwas entspannter und freuen uns auf die Highlight-Spiele, die wir sicherlich bekommen werden. Play-Offs dann im nächsten Jahr. So mein Plädoyer.

Doch nun zum lang erwarteten provokanten Teil und der Erwähnung von Stefan Mair. Die letzten Woche und auch ein paar Gespräche mit den Spielern im Rahmen des Zuges lassen mich doch langsam ein klares Bild zusammenpuzzlen. Fachlich spricht kaum einer Stefan Mair die Kompetenz ab, aber aufgrund seiner verhältnismäßig biederen Spielerkarriere und seiner dadurch bedingten fehlenden natürlich Autorität, hat er sich ein Schutzschild aus Strenge und emotionaler Kälte aufgebaut, mit dem er die Mannschaft schlicht nicht mehr erreicht hat. Wenn du 8 Spiele in Folge verloren hast, dann willst du nicht zum x-ten Mal ne lange Videoanalyse mit deinen Fehlern machen, sondern einen Tritt in den Arsch oder eine verständnisvolle Ansprache kriegen. Das hat Stefan Mair nicht hinbekommen und das ist die Hauptsache, die Dave Chambers geändert hat. Sein Standing ist unbestritten, ihn stellt die Mannschaft nicht als „kleinen Italiener“ in Frage, seine Kompetenz ist unantastbar.

Doch warum jetzt Mair zurückholen? Natürlich nicht ihn selber, sondern jemanden seines Typus als Co-Trainer. Ein unermüdlich arbeitender Fachmann, akribischer Videoanalyst, taktisch und trainingstechnisch immer auf der Suche nach neuen Methoden. Dieser Arbeiter würde perfekt zur grauen Eminenz Dave Chambers passen, der den Spieler das dann schon vermitteln würde.

Vergleichbar ist die Situation mit Kaiser Franz im Jahre 1990. Seine Trainerkompetenzen waren überschaubar, aber sein Umgang mit den Spielern war ein Schlüssel zum WM-Titel 1990. Die ihm zuarbeitenden Fachleute hat er auch gebraucht.

Mit ein wenig Abstand könnte ich mir sehr gut vorstellen, dass das umgedrehte Trainerteam mit dem Chef Chambers und dem Co Mair besser funktioniert hätte, als die Variante, die wir gesehen haben. Schade, dass man das niemals erfahren wird. Aber blicken wir nach vorne, suchen wir einen Co-Trainer, dessen Profil auffallend an unseren Ex-Trainer erinnern darf. Namen bitte. Und handeln bitte – es kommt die Weihnachtszeit mit vielen Spielen und danach ist die Tabelle in groben Zügen gemacht. Wenn man noch auf Platz 10 schielt, dann muss man jetzt am Ball bleiben. Ein neuer Co-Trainer im Januar hilft uns wenig weiter.

 

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Was mir gestern aufgefallen ist…

Ich möchte gar nicht mal soviel zum tollen Spiel und dessen Auswirkungen schreiben, denn ob das eine Eintagsfliege oder die Wende zum besseren war, wird erst die Zeit zeigen. Nach dem Spiel gegen Mannheim sind wir ähnlich beseelt aus dem Stadion gegangen und der weitere Fortgang der Geschichte ist bekannt. Gestern passte vieles zusammen: Scheibenglück, Einsatz – aber auch ein Gegner, der sich in der Disziplin „Wie gebe ich einen deutlichen Vorsprung besonders dämlich her?“ für höhere Weihen qualifiziert hat. Solche Drittel siehst Du nicht im Wochentakt.

Viel lieber möchte ich den Fokus auf ein paar kleine Änderungen und Dinge legen, die Dave Chambers gestern vorgenommen hat, die – ob ursächlich oder nicht – zum Sieg geführt haben, aus meiner Sicht aber auch noch einiges an Upset-Potential beherbergen.

Offensichtlich waren zwei Dinge: Der Wechsel des Torhüters nach 2 Drittel, obwohl Janka gut gehalten hat und man mit dem 2:4 kurz vor der Drittelpause eigentlich schon selber den Weckruf gesetzt hatte. Ich hätte es vermutlich nicht gemacht, aber wer gewinnt, hat Recht. Das andere offensichtliche war, dass er zum Schlußdrittel die Reihen umgeworfen hat. Da hat er also bei Mair gelernt – *hust* – oder um es weniger polemisch zu sagen: Dieses Fokussieren auf das Umstellen der Reihen ist sinnlos – statisch gesehen würde ich mutig behaupten, ist es langfristig egal, ob man bei Rückstand die Reihen ändert oder nicht – mal klappt es, mal eben nicht. Taugt weder für einen Vorwurf, noch für ein Lob.

Weniger offensichtlich und bisher auch noch nicht oder selten angesprochen waren drei weitere Dinge und Personalentscheidungen:

1) Die Fokussierung auf die stärkste Reihe des Abends. Das waren Sharp, Rome und Hacker – zusammen mit Granath – und die haben gefühlt das halbe Schlußdrittel gespielt. Die vierte Reihe kam gar nicht mehr aufs Eis und die anderen beide Sturmreihen kamen praktisch nur zu Entlastung. In der gestrigen Situation war das richtig, aber langfristig verbrennt man damit diese Spieler und es macht mir auch Sorgen, wenn wir von dieser einen Reihe abhängig sind. Einige andere Spieler wirkten auch richtig platt – das Fitnessproblem kann man Chambers auch nicht über Nacht lösen.

2) Die Bankrolle von Sean O’Connor. In den ersten beiden Dritteln ziemlich indisponiert, miserables Stellungsspiel und zurecht im letzten Drittel gefühlt drei oder vier Wechsel gehabt in denen er nur dadurch auffiel, dass er krampfhaft jemanden zum Prügeln suchte. Irgendwie wollte aber kein Nürnberger. Von der Leistung her ist diese Entscheidung absolut nachzuvollziehen, aber O’Connor sonnt sich gerne in der Zuneigung der Fans und gilt auch als einer der „Emotional Leader“ in der Truppe. Bezeichnend, dass er dann zur Ehrenrunde gar nicht mehr erschien und auch nach dem Spiel schnell und leise verschwunden war. Der Frust muss tief sitzen.

3) Eine kleinen Schock habe ich ich gestern dann noch beim Lesen des Spielberichts bekommen: Sascha Goc. Du gewinnst mit 7:5 Toren und unser Kapitän geht mit einer -4 aus diesem Spiel heraus. Dann an das Spiel gedacht, überlegt und festgestellt: Der war im Schlußdrittel auch kaum noch auf dem Eis. Auch im Powerplay nicht, dort spielte immer Green an der blauen Linie. Da Zahlen selten lügen, spricht das nicht gerade für seine Leistung in den ersten beiden Dritteln und es ist mir auch unverständlich wie er in Hoppes Top 5 des Spieltages kommt – aber (!) – einen Kapitän „degradierst“ du nicht ohne Folgen. Ich halte Sascha Goc für erfahren und intelligent genug, dass er weiß, dass das gestern nicht sein Glanztag war und er die Entscheidung des Coaches auch verstehen kann. Aber langfristig wird sich ein Kapitän nicht damit abfinden, wenn er in den entscheidenden Phasen eines Spieles von der Bank aus zuschauen darf.

Wie seht ihr diese Problemfelder oder sehr ihr da gar keine Probleme?

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Wer machts denn jetzt?

Seit gut einer Woche ist Stefan Mair jetzt nicht mehr Trainer der Wild Wings und zumindest in seiner Hinsicht hat es sich etwas beruhigt. Auch wenn klar ersichtlich ist, dass die Fans tief gespalten sind was die Personalie angeht, so kann man nach dem Wochenende zumindest einen Waffenstillstand zwischen Befürwortern und Gegnern des Südtirolers konstatieren. 5 Punkte aus 9 Spielen und kein desaströser Untergang im Derby – das beruhigt die geschundene Seele zumindest etwas. Doch dafür drängt sich mehr und mehr der Wunsch nach einer Lösung der Trainerfrage in den Vordergrund und wildeste Spekulationen blühen ins Kraut. Ein Wort dazu: In allen Details der Trainerfrage dürften in Schwenningen genau zwei Leute Bescheid wissen: Thomas Burger und Michael Werner. Dazu kommen dann noch Jäger, evtl. Chambers, möglicherweise Herr Welzer – mehr wissen doch gar nicht Bescheid. Und bei so wenigen informierten Entscheidungsträgern ist es arg unwahrscheinlich, dass viel nach außen dringt. Von daher sind und bleiben die meisten Gerüchte schlicht nur eins: Gerüchte.

Deshalb von mir auch keine Enthüllungen – wer den Namen des neuen Trainers erwartet, der kann aufhören zu lesen.

Ich versuche anhand der wenigen Aussagen und der Fakten mögliche Lösungen aufzuzeigen und zu bewerten:

Thema 1: Uwe Krupp.

Wenn man sich unter den Fans so umhört, ist das der Wunschkandidat. Verständlich. Große Strahlkraft als ehemaliger Stanley-Cup Sieger und Nationaltrainer, hat der deutschen Mannschaft eine attraktive Spielweise an die Hand gegeben und in Köln auch gut mit deutschen Spielern gearbeitet. Er würde etwas Glanz in die Provinz bringen. Doch sind wir ehrlich: Das ist und bleibt ein Wunschtraum. Krupp wurde von der Presse gefragt, hat sich unverbindlich freundlich über Schwenningen geäußert und daraus kann man nichts herauslesen. Das würde er – professionell wie er ist – zu jedem Standort tun. Man hat zwar mal die Eckdaten abgeklopft, doch die heutige Aussage von Herrn Werner sagt auch klar, dass Krupp langfristig kommen will und man ihm eine finanzielle Ausstattung geben muss, die derzeit einfach nicht drin ist. Mein Tipp: Krupp spekuliert auf Berlin oder auf den Nationaltraierposten im Sommer. Feuerwehrmann für 3 Monate hat er nicht nötig. Wahrscheinlichkeit für Schwenningen: 0,001%.

Thema 2: Benoit Laporte

Die Daniela Katzenberger des Eishockeys – Bin ich heut‘ nicht in der Presse ist es ein schlechter Tag – macht zumindest ein paar Leute glücklich: Die Redaktion der hiesigen Lokalpresse, hat man doch endlich einen Trainer, der sich bereitwillig jeden Tag zu einem Statement hinreißen lässt. „Schwenningen ist toll.“ „Ich würde gerne herkommen. „Ruft mich doch mal an.“ „Mein Agent hat Kontakt.“ „Der Wurstsalat war toll“ und so weiter und so Opel fort. Zwischendurch besucht er sogar den VIP-Raum um mit dem hier heiß und innig geliebten Mike Rosati mal wieder satt zu werden, vergisst dabei aber völlig mit den tatsächlichen Entscheidungsträgern ins Gespräch zu kommen. Das ist unterhaltsam, das ist skurril – aber das ist defintiv eins nicht: Seriöses Gebaren. Und wenn man unsere Gesellschafter kennt, dann legen sie Wert auf Seriösität, Verlässlichkeit und Vertraulichkeit – ich kann mir nicht vorstellen, dass ein Herr Burger mit so einem Hallodri einen Vertrag aushandeln möchte. Wahrscheinlichkeit für Schwenningen: minus 20%.

Thema 3: Die Feuerwehrlösung oder der aufstrebende Trainer.

Bereits bei der Palmieri-Verpflichtung wurde das ausgereizte Budget beklagt und auch jetzt kann man zwischen den Zeilen lesen, dass Geld nicht gerade im Überfluss vorhanden ist. Von daher scheidet aus meiner Sicht die „große Lösung“ mit einem langfristig zu verpflichtenden renommierten Trainer zum jetzigen Zeitpunkt einfach aus. Bliebe also noch ein Feuerwehrmann, der sich vielleicht auch auf eine Erfolgsprämie einlässt – also niedriges Grundgehalt, dafür Reichtum, Gold und Spätzle wenn die PPOs noch erreicht werden – oder ein junger Trainer, der sich beweisen will und der mit einem hohen Risiko verbunden ist. Erster Typ kann alles sein, zweiter Typ wäre sowas wie Stefan Mair. Oder Rob Wilson, der ebenfalls ohne das große Renommee in Straubing gescheitert ist. Man könnte jemanden holen, der noch keinen Chefposten innehatte, probieren ob er es kann und hätte dann bei Bedarf eine Lösung für das nächste Jahr. Oder würde im Fall des Scheiterns nicht so viel verlieren, da die Saison eh gelaufen zu sein scheint und kann dann für das nächste Jahr in Ruhe einen Trainer suchen. Bleibt das Problem, ob  die als schwierig eingeschätzte Mannschaft, so einen jungen Trainer nicht auch gleich wieder verbrennen würde. Trotzdem – angesichts unseres Budget und unserer Möglichkeiten ist das eine realistische Option. Vielleicht gelingt uns ja ein Glücksgriff. Wahrscheinlichkeit für Schwenningen: 50%.

Thema 4: Dave Chambers

Der alte Mann und der Puck. Der von seiner Vita her über jeden Zweifel erfahrene Methusalem – eigentlich nur als Assistent und graue Eminenz für Stefan Mair geholt – scheint im Herbst seiner Karriere nochmal Blut geleckt zu haben und sich die Position als Cheftrainer bis zum Saisonende vorstellen können. Zuerst mal die Vorteile: Er kennt die Mannschaft und das Umfeld, er wird und muss eh bezahlt werden und er bringt vom Papier her die Erfahrung und das Standing mit, das einem Stefan Mair in der Mannschaft gefehlt hat. Zudem hat er mit seiner Erfahrung auch die Ruhe weg und sein Eishockeyfachwissen steht außer Frage. Offen ist für mich die Frage, wie „state-of-the-art“ er noch ist, ob er eine Videoanalyse nicht noch per Daumenkino angehen würde und inwiefern er mit für die Krise der letzten Wochen verantwortlich war. Dazu muss man aber nahe am Team sein und das sind wir alle nicht. Hier gilt es den Entscheidungsträgern zu vertrauen, dass sie nicht jemanden zum Chef befördern, der die ganze Suppe zuvor selber miteingebrockt hat. Nachteil ist natürlich hier ganz klar, dass das keine langfristige Lösung ist. Ich glaube nicht, dass Chambers sich noch mehr als diese Saison (effektiv 3 Monate) antun wird. Dann muss auch wieder neu suchen. Und einen neuen Co-Trainer braucht man auch. Ein neuer Co-Trainer hat gegenüber einem neuen Cheftrainer aber den Vorteil, dass er billiger ist und ganz elegant wäre, wenn man jemand aufstrebendes aus der vorherigen Schublade erstmal als Co. neben Chambers stellt und ihn quasi im Live-Betrieb „testen“ kann. Taugt er was, dann kann er nächstes Jahr als Chef übernehmen. Taugt er nix, dann haben wir auch nix verloren.  Chambers könnte ich mich mit anfreunden. Wahrscheinlichkeit für Schwenningen: 50%.

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Unbestechliche Analyse

Das erste Spiel nach Mair und die Wild Wings feiern einen 3:2 Sieg in Nürnberg. Freude allenthalben? Nein. Leider nicht. Wie so oft, scheint es auch hier nur noch Schwarz oder Weiß zu geben. Während für die eine Gruppe die Mannschaft jetzt ein charakterloser Sauhaufen ist, der sich erfolgreich des Trainers entledigt hat und prompt wie verwandelt aufspielt, sieht eine andere Gruppe, dass der Trainerwechsel goldrichtig war und jetzt alles viel, viel besser ist. Dazwischen bewegen sich nicht viele, zumindest nicht viele, die sich äußern. Dabei wäre doch auch hier Gelassenheit wichtig. Der Effekte des Trainerwechsels kann nie in einem Spiel beurteilt werden.

Doch trotzdem möchte ich gerne etwas zur Debatte beitragen und wie ich das schonmal ganz gerne gemacht habe, nehme ich ein paar unbestechliche Zahlen heran. Aus der 8-Spiele-Niederlagenserie habe ich die Spiele herausgegriffen, bei denen die Wild Wings im Schlußdrittel maximal ein Tor zurücklagen, also Spiele, die eng waren und die in beide Richtungen kippen können. So wie die gestrige Partie. Das waren von den 8 Spielen immerhin 4, die Niederlagen in Berlin und Krefeld, sowie gegen Köln und München. Mal sehen, ob sich ein TWE (Trainer-Wechsel-Effekt) belegen lässt. Schade ist dabei, dass die DEL wesentlich weniger Zahlen erhebt und ausweist als z.B. die NHL.

Betrachten wir zuerst die Schüsse und das Schußverhältnis. Hier zeigt die Grafik, dass die Wild Wings grundsätzlich mehr Schüsse zulassen als der Gegner. Die Zahl der Schüsse ist tendenziell ansteigend, die der Gegner und das Schußverhältnis tendenziell auch. Insgesamt aber so geringe Unterschiede, dass man nicht von einem TWE sprechen kann.

shots

Schauen wir als nächstes auf die Disziplin, ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Underdogs. Auch wenn die Phrase „Auf der Strafbank gewinnt man keine Spiele“ ziemlich ausgelutscht ist, sie trifft durchaus zu. Diese Grafik zeigt zum einen zwei Peaks, das sind die Spiele gegen Köln und München wo es für beide Teams jeweils eine 10er gab und zeigt ansonsten zwei absolute Kurven, die immer nah beieinander sind. Das stützt die These, dass sich Strafzeiten am Ende doch oft ausgleichen. Interessanter ist der relative Wert, der eine klar negative Tendenz aufweist. Von Spiel zu Spiel haben die Wild Wings mehr Strafzeiten genommen als der Gegner und trotzdem am Ende gewonnen. Weniger Disziplin, aber doch gewonnen. Von einem TWE kann man hier auch nicht sprechen.

pens

Nehmen wir uns als nächstes Mal die Special Teams vor. Auch hier wird gerne gesagt, dass Special Teams Spiele entscheiden können, weil sie in entscheidenden Situationen auf dem Eis stehen und eben „special“ sind. War das jetzt präzise formuliert? Egal, jeder weiß was gemeint ist. Hier ne klare Tendenz nach unten, sowohl Überzahl wie Unterzahl wurden immer schlechter und auch gestern gab es keine Trendumkehr. Kein TWE nachweisbar.

special

Werfen wir als letztes noch einen Blick auf die Essenz des Spiels, die Tore. Hier ist noch am ehesten ein TWE sichtbar, der sich aber dadurch erklärt, dass man gewonnen hat. Wäre nur eins der anderen Spiele in die andere Richtung gekippt, hätten sich die Werte bereits dort deutlich ins Positive gekehrt. Die Grafik beweist also, dass wir gewonnen haben, sie trifft aber keine Aussage darüber, warum wir gewonnen haben.

goals

Mein Fazit der Zahlen: Nette Spielerei, aber aussagekräftig ist da noch nix. Manche Werte gehen eher nach unten, trotzdem hat man gewonnen. Schön, dass Sport eben nicht immer erklärbar ist. Ein klar erkennbarer TWE lässt sich nach einem Spiel nicht belegen, der gestrige Sieg kann auch einfach Scheibenglück oder schlicht ein guter Tag (oder ein schlechter der Nürnberger) gewesen sein und das Spiel hätte genauso unter Mair auch ablaufen können. Es bleibt also spannend – die nächsten Wochen werden zeigen, wohin der Weg führt.

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Desaströs

Das trifft das letzte Wochenende wohl ganz gut. Trotz Pause, trotz internem Tacheles, trotz dem Willen zur Verbesserung – an der Leistung der Wild Wings gegen Krefeld und Düsseldorf gibt es nicht viel zu beschönigen. Die Leistung ist nicht die, die das Schwenninger Publikum sehen will und sicher auch nicht die, die Team und sportliche Leitung von sich selbst erwarten. Habe ich im letzten Beitrag noch die Meinung vertreten, dass man intern sicher alle Optionen durchgespielt hat, so muss ich heute leider konstatieren, dass die getroffenen Entscheidungen nicht die gewünscht Wirkung haben. Die offensichtliche Blockade der Mannschaft konnte nicht aufgelöst werden.

Was also tun?

Aus meiner Sicht bleiben noch zwei Möglichkeiten.

Erstens: Wir gestehen uns ein, dass mit dieser Truppe nicht mehr geht. Die sportliche Leitung legt die Fakten auf den Tisch, deckt auf bei welchen Spielern welche Probleme vorlagen und vorliegen und dass man zwar alles versucht hat, es aber einfach nicht zu mehr reicht. Unter Umständen wäre das gnadenlos ehrlich und dann könnte man auch mit Mair weitermachen, würde die Saison abschreiben und in Ruhe am nächsten Jahr basteln.

Doch gäbe es diese Ruhe? Nein. Denn ein Saisonende Mitte November, das wird keiner akzeptieren. Das wäre Betrug an den Dauerkartenkäufern, das ist nicht zu vermitteln und würde uns langfristig schaden.

Bleibt also noch zweitens: Nachdem Worte nicht geholfen haben, müssen Taten folgen. Und das können in einer Sportmannschaft dann nur personelle Konsequenzen sein. Einen oder mehrere Spieler rauswerfen? – Das können wir uns nicht leisten und hat in dem Business keinerlei Tradition? Die Mannschaft mit mehreren Spielern deutlich verstärken? – Dazu fehlt das Budget. Den Trainer entlassen? – Nun ja, das ist eine einfache Lösung, verhältnismäßig preiswert und bietet als netten Nebeneffekt auch jemanden frei Haus, auf den Fans und Team die ganze Schuld abladen können. Die kochende Schwenninger Fanseele wäre kurzfristig mal beruhigt.

Ich bin kein Freund von schnellen Trainerentlassungen und ich bin weiterhin der Meinung, dass Stefan Mair gute Arbeit geleistet hat, aber letzten Endes vermutlich am Team und den Umständen scheitern wird. Er reißt sich den Arsch auf, aber es scheint nicht zu reichen. Wir werden nie erfahren, ob es fehlendes Standing aufgrund Herkunft und Vita oder was auch immer gewesen ist – aber ein Ruhmesblatt für das Team, das nach dem Derbysieg viele Herzen gewonnen hat, wäre die Demission von Mair definitiv auch nicht.

Noch im Konjunktiv?

Solange es nicht verkündet ist, bleibe ich natürlich noch im Konjunktiv. Aber ich rechne auch damit, dass die Mechanismen des Geschäfts nicht mehr aufzuhalten sind. Sollte es soweit kommen, dann sollte man Stefan Mair mit Respekt verabschieden – denn böse Absicht oder Faulheit darf man ihm nicht vorwerfen.

Allerdings gehe ich davon auch aus, dass der Konjunktiv nicht mehr lange Bestand haben wird und ich gehe davon aus, dass das Team zumindest einen Impuls bekommt. Evtl. löst es die Blockade. Fraglich ist wie lange er hält.

Und dann man muss auch die Frage stellen, wer dieses Team zusammengestellt hat? Fragen, ob als Schlüsselspieler vorgesehene Leute wie Goc oder O’Connor noch eine ganze Saison im Tank haben? Fragen, ob ein Rome tatsächlich das Niveau für eine führende Rolle in der DEL hat oder in den Prügeljahren der DEG nur der Einäugige unter den Blinden war? Fragen, ob man wirklich davon ausgegangen ist, dass Spieler wie Schlager, Wilhelm oder Green allesamt ihre Karrieresaison wiederholen können? Fragen, ob man nicht doch zuviele Spieler im Kader hat, die eigentlich nur Zweitliga-Leute sind? Fragen, ob das Team nicht viel zu alt ist und der Fokus auf Spieler am Ende ihrer Karriere (statt junger, hungriger Leute – die dazwischen kriegen wir sowieso nicht) falsch gesetzt wurde?  Fragen, ob ein Palmieri wirklich fit ist? Fragen, ob es richtig war einem Ausländer aus der 2. Reihe in Österreich eine führende Rolle in der DEL zuzutrauen? Fragen, wie das langfristige Konzept überhaupt aussieht, wenn man hauptsächlich Ü30-Leute holt?

Bei aller Liebe – selbst der härteste Mair-Gegner wird ihn nicht für alles verantwortlich machen können.

Doch Ende dieses Exkurses – zurück zur Trainerfrage

Auch wenn die Trainerentlassung einfach aussieht, so einfach ist sie gar nicht. Stellen sich doch zwei Punkte, die zu beachten sind: Budget und Nachfolger.

Budget: Mit der Verpflichtung von Palmieri war in der Presse mehr oder weniger deutlich zu lesen, dass das Budget ziemlich ausgereizt ist. Kann man sich die Mair-Entlassung überhaupt leisten? Oder muss man sich die Mair-Entlassung zwingend leisten, weil sonst die Zuschauereinnahmen einbrechen? – Man muss diese Fragen aus meiner Sicht nicht beantworten, denn ich halte unsere Gesellschafter für kluge Geschäftsleute. Und angesichts unserer Underdog-Rolle ist eine Trainerentlassung etwas, das man mit einer recht hohen Wahrscheinlichkeit einfach einkalkulieren muss. Ich bin überzeugt davon, dass dafür irgendwo ein Geldsack eine stille Reserve vorhanden ist.

Nachfolger: Der Sprung vom Budget zum Nachfolger ist leicht, denn bei machen Fans werden Namen wie Laporte oder Krupp hochgehandelt. Das ist genauso so irre wie unsere Truppe sicher in den Play-Offs zu sehen. Klar, auch ich würde Jäger/Mair gegen Nethery/Krupp eintauschen – aber ich würde auch gerne jede Woche Freibier haben. Unrealistisch. Ein Laporte war zwei Jahre in Ambri und dann fünf Jahre bei einem der Etat-Spitzenreiter der DEL – was der Mair bei uns im Jahr verdient hat, kriegt ein Laporte jeden Morgen in der Kabine als kleine Aufmerksamkeit zugesteckt. Über die Vita von Uwe Krupp brauchen wir nicht weiter zu reden. Diese Leute in Schwenningen zu sehen ist unrealistisch.

Bleibt also eine kleinere Lösung oder die interne Lösung. Die interne wäre Wayne Hynes zu befördern. Hätte Tradition, wäre ich aber kein Freund von. Durchgreifen ist viel viel einfacher, wenn man von außerhalb kommt und nicht mit der Hälfte des Teams schon Chicken Wings all-you-can-eat essen war.

Und die kleine Lösung: Ein Trainer aus der DEL 2? Jemanden aus Nordamerika? Kim Collins wieder mal? – Ich kenn‘ den Markt der Trainer nicht, aber mögliche Kandidaten sollten zumindest Deutsch können (die Fans hier wollen auch mal mit dem Trainer reden) und eine gewisse Erfahrung und Reputation mitbringen. Mit einem Neuling haben wir zwei Jahre lang gute Erfahrungen gemacht, dann jetzt aber auch die Grenzen aufgezeigt bekommen. Hier ist Fingerspitzengefühl und eine gute Spürnase gefragt, jemanden der die nötige Erfahrung, das nötige Standing mitbringt, durchgreifen kann, aber gleichzeitig auch eine langfristige Lösung sein kann. Wenn da so eine Schmalspurlösung wie Ron Pasco oder Sprittig bei rauskommt, dann kommen wir vom Regen in die Traufe.

Wie dem auch sei – jede Entscheidung hat ihre Schattenseiten und die nächsten Wochen bleiben spannend. Am besten schlagen wir Freitag die Adler – das hilft immer. 😉

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Untätigkeit

Fast zwei Wochen Deutschland-Cup Pause sind rum und bei den Wild Wings ist….. nichts passiert. Nachdem die letzten Spiele vor der Pause mehr oder weniger katastrophal verlaufen sind, ging es in den einschlägigen Foren hoch und her und fast jeder erwartete, dass etwas passiert. Entweder eine Trainerentlassung oder gleich die Demission der kompletten sportlichen Leistung. Alternativ die Aussortierung einiger Stinkstiefel in der Mannschaft oder die Verpflichtung weiterer Spieler um die Trendwende zu schaffen. Und jeder war natürlich der Meinung, dass seine Lösung die richtige Lösung ist. Fundiert begründen konnte es eigentlich keiner und das war auch mein Problem und der Grund, warum ich in der letzten Woche keinen Blogbeitrag geschrieben habe. Auch ich war natürlich mit den Ergebnissen unzufrieden, aber eine Lösung oder gar die Lösung hatte ich auch nicht parat. Ich kannte die Gründe nicht, ich kenne die Gründe nicht und ich hätte genauso spekulieren müssen. Und mich ohne jegliche Grundlage gegen den Trainer, den Manager oder einzelne Spieler auszusprechen – dann sage ich lieber gar nix bevor ich mich da zu offensiv in die Nesseln setze.

Kleiner Einschub: Natürlich ist nicht „nichts passiert“ – der Vertrag mit Konstantin Schmidt wurde aufgelöst. Aber das ist eine Sache die für alle Seiten Sinn macht, denn es reicht bei ihm leider nicht für die DEL, für eine FöLi ist er zu alt und natürlich will der Jung‘ spielen. Da ist es nur fair, wenn man ihm keine Steine in den Weg legt und zwischen den Zeilen hört man auch heraus, dass man das freigewordene Geld sehr gut für Nick Palmieri gebrauchen kann. Dass er der große Stinkstiefel gewesen sein soll, der die ganze Mannschaft aufwiegelt – der Gedanke ist absurd. Schmidt kann und wird auch nicht der Grund für die sportliche Misere gewesen sein.

Nun aber zurück zur öffentlichen Untätigkeit. Ich bin mir zu 100% sicher, dass diese Untätigkeit nur öffentlich der Fall war. Intern wird man Klartext geredet haben, intern wird man die Gründe analysiert haben und intern werden auch die Geldgeber, sprich Gesellschafter, auf den Tisch gehauen haben. Doch was, wenn diese Analyse ergibt, dass es in der Mannschaft stimmt und ein Trainerwechsel nichts bringen würde? Dass die Mannschaft wirklich platt und verletzungsgebeutelt war und man einfach am Ende der Kräfte war? Dass die sportliche Leitung ein valides Konzept vorgelegt hat, wie sie die weitere Saison angeht?

Denn man muss immer alle Parameter berücksichtigen. Spielen wir mal ein Szenario durch, welches ich für wahrscheinlich oder zumindest möglich halte: In der Mannschaft ist grundsätzlich alles in Ordnung, vielleicht nicht der einmalig verschworene Haufen, aber auch keine Grüppchenbildung und offenen Konflikte. Es waren wirklich zahlreiche Spieler angeschlagen und verletzt und ihnen ist schlichtweg der Saft ausgegangen. Wir landen dann in der Analyse wieder bei der Vorbereitung und dafür ist natürlich die sportliche Leitung verantwortlich. So kann man also als Fazit sehen, dass Trainer und Spieler in der Vorbereitung geschlampt haben, dafür den Trainer verantwortlich machen. Also Trainerwechsel? Nein, denn wenn man sonst mit der Arbeit des Trainers zufrieden ist – die Akribie und die Leidenschaft für seinen Job werden bei Stefan Mair nicht in Frage gestellt – dann bringt ein Trainerwechsel: NICHTS. Denn auch ein neuer Trainer kann die Vorbereitung nicht mehr verändern, er kann nur noch auf die Zukunft einwirken. Grundlagen legen, das geht Mitte November nicht mehr. Und wenn man jetzt nochmal eine harte Konditionseinheit einschieben würde, dann ginge das erstmal auf Kosten der Resultate und zahlt sich dann vielleicht im Februar aus. Vielleicht. Ein hohes Risiko, ein zweifelhafter positiver Effekt und eins ist sicher: Das kostet Geld.

Natürlich hätte das Auswirkungen auf das kommende Jahr und natürlich könnte ein Ergebnis dessen sein, dass man den Vetrag mit Stefan Mair nicht verlängert, aber ein kurzfristiger Trainerwechseleffekt würde uns die Saison dann nicht retten.

Was bleibt uns also übrig?

In erster Linie Vertrauen. Ich bin sicher, dass man intern nicht untätig war und vermutlich ist es eben so, dass sich die Probleme nicht so einfach auf eine Person oder einen Fakt reduzieren lassen, wie das viele Fans gerne hätten oder dann auch offensiv propagieren. Wir erinnern uns alle noch an den tollen Sieg gegen die Adler und wir wissen, dass die Mannschaft es kann. Sie muss es jetzt zeigen, auch im eigenen Interesse – doch wenn die Clubführung unter Kenntnis aller Parameter (von denen wir alle nur einen Teil oder gar Bruchteil kennen) zu dem Entschluss gekommen ist, dass man den bisherigen Weg weitergeht, dann nehme ich das erstmal so hin. Manchmal ist es glaube ich auch gar nicht so verkehrt Ruhe zu bewahren – wieviele Trainerwechsel während der Saison führen denn langfristig zu einer Besserung der Situation? Egal in welcher Sportart?

Für langfristigen Erfolg müssen Rahmenbedingungen, Umfeld und Konzept stimmen – vorschneller Aktivismus ist nicht mehr wert als ein halbes Königreich. Und ein halbes Königreich ist heutzutage auch nix mehr wert.

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Too low

Manchmal Meistens ist es sinnvoll, eindrückliche Erlebnisse auch erst mal sacken zu lassen und sich nicht zu emotional zu äußern. Und das gestrige 1:9 war eindrücklich. Schnell und einfach könnte man die Sache mit dem berühmten Mair-Zitat Never too high never too low abfrühstücken und wer diesen Blog liest, weiß ja auch, dass ich diesem Satz sehr viel beimesse. Doch auch nach einer Nacht voll Schlaf komme ich nicht drum zu konstatieren, dass das gestern definitiv too low war. Und das macht mir ein bißchen Sorgen.

Nicht so unbedingt wegen einzelnen Fehler oder konkreten Spielsituationen, sondern wegen der Gesamtsituation. Es gibt da ein paar Indikatoren, die für den weiteren Saisonverlauf nicht gerade positiv stimmen lassen. Doch erst noch kurz ein Absatz zu gestern: Solche Spiele gibt es. Solche Spiele haben wir auch schon gewonnen und auch schon verloren. Du fängst gut an, dann kriegst zwei dumme Strafen von denen zumindest die zweite aus meiner Sicht diskussionswürdig war, dann Pätzold mit einem Fehlgriff den er einmal in fünf Jahren macht und dann geht das Spiel dahin und bei Wolfsburg klappt alles und dann plätschert das Spiel nur noch so dahin und Du musst froh sein keine 10 zu kriegen. Passiert. Weiter gehts.



Denk ich an gestern, dann denk ich aber auch an letzter Saison. Auch dort hatten wir eine Niederlagenserie, die uns am Ende den Kontakt zu Platz 10 kostete und die eine deftige Klatsche (2:11 in Ingolstadt) beinhaltete. ABER: Diese Serie war im Januar, nicht Ende Oktober. Diese Serie bestand aus Auswärtsspielen, jetzt haben wir dreimal binnen fünf Tagen daheim verloren. Letztes Jahr war das Team besser als erwartet, momentan spielen wir unter den Erwartungen. – Wenn wir im Januar den Kontakt zu Platz 10 verlieren, dann kann das mit diesem Team und diesem Etat in dieser Liga passieren. Wenn das schon vor der Deutschland-Cup Pause passiert, dann haben wir ein echtes Problem und da müssen wir JETZT gegensteuern.

Wenn wir denn können – offensichtlich geht die Mannschaft auf dem Zahnfleisch. Und auch das stimmt mich nachdenklich und ich finde es zu einfach das auf die mißglückte Vorbereitung zu schieben. Ja, wir haben Verletzungen. Aber das haben andere auch und wir haben doch meistens vier Reihen aufs Eis gebracht und leisten uns den Luxus einen Schmidt trotzdem fast nie zu bringen. Auch FöLis aus Freiburg könnten wir theoretisch abrufen. Entweder wurde da bei den Grundlagen geschlampt oder wir haben einige „faule Eier“ im Kader, die wir nur deswegen nach Schwenningen locken könnten, weil ihr Körper eigentlich nicht mehr DEL-reif ist.

Das wäre auch die einzige Frage, die ich an Trainer und Management habe: Warum geht eine DEL-Mannschaft ohne überdurchschnittliches Verletzungspech bereits nach einem Saisonviertel offensichtlich am Stock?

Warum ein Pätzold z.B. so daneben greift, das braucht man sie nicht zu fragen, das können sie nicht beantworten, da können sie auch nichts füt.

Und auch wenn  man aus dem gestrigen Abend mehr Frust als Lust mitnehmen wird – schließen möchte ich mit einem Zitat von Babe Ruth.

Yesterday’s home runs don’t win today’s games.

Genauso müssen die Niederlagen gar nix über die Zukunft aussagen. Die Mannschaft will und kann. Platz 10 und mehr ist drin, wir müssen nur anfangen zu gewinnen. Am besten morgen in Augsburg. Vamos!

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Kämpfe unter Palmen

Sind wir in der Krise nach vier Niederlagen in Serie? Nein, sind wir nicht, denn keine dieser Niederlagen kam wirklich unerwartet. Trotzdem ist es mal wieder Zeit zu punkten. Aber ich schrieb es schon gestern kurz nach Spielende gegen München: Das war ein ganz typisches Schwenningen-Spiel. Der Underdog, der läuferisch, technisch und spielerisch unterlegen ist, zeigt viel Herz und Einsatz und fightet über 60 Minuten und in den meisten Fällen reicht es dann eben doch nicht ganz. Diese Spiele haben wir schon vor 15 Jahren so gehabt und in der 2. Liga oft genug anders herum. Da waren wir der Favorit und Crimmitschau, Kaufbeuren und Co. haben den fightenden Underdog gegeben. Aber das hätte uns allen klar sein müssen, als wir zurück in die DEL sind. Wir haben diese Underdog-Rolle, wir werden in mehr Spielen knapp verlieren als das wir Überraschungen schaffen – sonst wären es ja keine Überraschungen mehr – und können uns an nichts außer unserem Kampfgeist hochziehen. Schlimm würde es dann werden, wenn Herz und Einsatz nicht mehr da wären. Aber das sehe ich absolut nicht.

Das Team kämpft, das Team will, das Team ist auch gut eingestellt, versucht defensiv diszipliniert zu stehen und mit ein bißchen Glück kann es dann eben an einem guten Tag zu einem Sieg gegen die Großen. Doch wir alle – oder fast alle –  haben die DEL gewollt und dann müssen wir das auch so abnehmen. Und ich sehe lieber eine Niederlage wie gestern, auf einem deutlich höheren Niveau vor 3.500 Leuten, als ein tristes 4:2 an einem Dienstag vor knapp 2.000 Leuten gegen biedere Lausitzer, die über ihre eigenen Schlittschuhe stolpern. Alleine die läuferischen Fähigkeiten eines Garret Roe waren gestern das Eintrittsgeld wert…. und die Einlage von Caldwell, der die Münchener Dose so schön verbeult hat, dass sie dafür noch nichtmal mehr Dosenpfand kassieren können.

Für den gemeinen „heeeeeeeeey“ – Schreier im Stadion haben die Schiedsrichter dann auch gestern noch ihr bestes getan, sich als Schuldige für die Niederlage anzubieten. Es waren Entscheidungen auf beiden Seiten dabei, die ich so nicht getroffen hätte, aber schuldig für die Niederlage? Never ever.

Und so bleibt uns also nur die Konsequenz die Niederlagen hinzunehmen, sich bisweilen über die Zebras aufzuregen und die Saison dahinplätschern zu lassen? Ja und nein. Wir können schon hoffen, dass es besser wird und dass sich die Chancen erhöhen, dass wir Spiele gewinnen. Die nächsten drei Heimspiele sind Wolfsburg, Düsseldorf und Straubing – Teams, die uns besser liegen oder auf Augenhöhe sind. Dazu geht es nach Augsburg und Düsseldorf – auch da ist mehr drin als gegen die uns absolut nicht liegenden Ingolstädter oder die Millionentruppe vom Dosenimperium.

Nick Palmieri

Dazu kann man sich auf die Palme verzichten, die Alex Jäger im Schlußverkauf ergattert hat und die definitiv das Potential hat unser Spiel zu verstärken. Nick Palmieri ist ein Power Forward – sozusagen ein Sean O’Connor in jung – der dahin geht wo es weh tut und sich nicht zu schade ist, seinen Körper auch einzusetzen. Er ist knusprige 25 – das tut unserem eher älteren Team sehr gut – hat reichlich AHL und auch NHL-Erfahrung und kennt außerdem aus seinem Jahr in München die Liga. Bliebe nicht das Fragezeichen, dass es jetzt einen Monat her ist, dass er aus dem Trainingscamp der Ottawa Senators aussortiert wurde und keiner so genau weiß, ob und wie er sich in der Zwischenzeit fitgehalten hat, dann würde ich sofort unterschreiben: „Der hilft uns definitiv weiter.“ Aber so muss er sich beweisen und schade, dass auch dem Wild Wings Manager dazu außer Phrasen in der Pressemitteilung nichts einfällt.

„Er ist ein physisch starker Spieler, der weiß wo das Tor steht.“

Je nach Blickwinkel ist auch Wayne Hynes physisch stark gewesen und dass die Spieler wissen, dass ein Tor links und ein Tor rechts auf der Eisfläche steht, davon bin ich bisher ausgegangen.

Wie immer bin ich vorsichtig mit Vorschußlorbeeren, aber es gibt zumindest eine recht gut Chance, dass er uns weiterhelfen und mehr Optionen im Angriff geben kann. Und auch wenn ich mich vor einer Woche einer Verpflichtung gegenüber grundsätzlich kritisch geäußert habe, scheint hier man auch finanziell eine  Option gefunden zu haben, die diesen Transfer rechtfertigt. Zudem, was man so über Ryan Ramsay hört, ich nicht unbedingt darauf wetten würde, dass er diese Saison nochmal spielt. Komplizierter Bruch an Arm und Handgelenk, da ist es mit dem Verheilen alleine nicht getan, da muss auch erst die Beweglichkeit in den Händen wieder zurückkommen und das kann sehr schnell länger dauern als gedacht.

Heißen wir Nick Palmieri also in Schwenningen willkommen und fangen wir Freitag wieder mit dem Punkten an. Vamos!

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