Ich möchte gar nicht mal soviel zum tollen Spiel und dessen Auswirkungen schreiben, denn ob das eine Eintagsfliege oder die Wende zum besseren war, wird erst die Zeit zeigen. Nach dem Spiel gegen Mannheim sind wir ähnlich beseelt aus dem Stadion gegangen und der weitere Fortgang der Geschichte ist bekannt. Gestern passte vieles zusammen: Scheibenglück, Einsatz – aber auch ein Gegner, der sich in der Disziplin „Wie gebe ich einen deutlichen Vorsprung besonders dämlich her?“ für höhere Weihen qualifiziert hat. Solche Drittel siehst Du nicht im Wochentakt.
Viel lieber möchte ich den Fokus auf ein paar kleine Änderungen und Dinge legen, die Dave Chambers gestern vorgenommen hat, die – ob ursächlich oder nicht – zum Sieg geführt haben, aus meiner Sicht aber auch noch einiges an Upset-Potential beherbergen.
Offensichtlich waren zwei Dinge: Der Wechsel des Torhüters nach 2 Drittel, obwohl Janka gut gehalten hat und man mit dem 2:4 kurz vor der Drittelpause eigentlich schon selber den Weckruf gesetzt hatte. Ich hätte es vermutlich nicht gemacht, aber wer gewinnt, hat Recht. Das andere offensichtliche war, dass er zum Schlußdrittel die Reihen umgeworfen hat. Da hat er also bei Mair gelernt – *hust* – oder um es weniger polemisch zu sagen: Dieses Fokussieren auf das Umstellen der Reihen ist sinnlos – statisch gesehen würde ich mutig behaupten, ist es langfristig egal, ob man bei Rückstand die Reihen ändert oder nicht – mal klappt es, mal eben nicht. Taugt weder für einen Vorwurf, noch für ein Lob.
Weniger offensichtlich und bisher auch noch nicht oder selten angesprochen waren drei weitere Dinge und Personalentscheidungen:
1) Die Fokussierung auf die stärkste Reihe des Abends. Das waren Sharp, Rome und Hacker – zusammen mit Granath – und die haben gefühlt das halbe Schlußdrittel gespielt. Die vierte Reihe kam gar nicht mehr aufs Eis und die anderen beide Sturmreihen kamen praktisch nur zu Entlastung. In der gestrigen Situation war das richtig, aber langfristig verbrennt man damit diese Spieler und es macht mir auch Sorgen, wenn wir von dieser einen Reihe abhängig sind. Einige andere Spieler wirkten auch richtig platt – das Fitnessproblem kann man Chambers auch nicht über Nacht lösen.
2) Die Bankrolle von Sean O’Connor. In den ersten beiden Dritteln ziemlich indisponiert, miserables Stellungsspiel und zurecht im letzten Drittel gefühlt drei oder vier Wechsel gehabt in denen er nur dadurch auffiel, dass er krampfhaft jemanden zum Prügeln suchte. Irgendwie wollte aber kein Nürnberger. Von der Leistung her ist diese Entscheidung absolut nachzuvollziehen, aber O’Connor sonnt sich gerne in der Zuneigung der Fans und gilt auch als einer der „Emotional Leader“ in der Truppe. Bezeichnend, dass er dann zur Ehrenrunde gar nicht mehr erschien und auch nach dem Spiel schnell und leise verschwunden war. Der Frust muss tief sitzen.
3) Eine kleinen Schock habe ich ich gestern dann noch beim Lesen des Spielberichts bekommen: Sascha Goc. Du gewinnst mit 7:5 Toren und unser Kapitän geht mit einer -4 aus diesem Spiel heraus. Dann an das Spiel gedacht, überlegt und festgestellt: Der war im Schlußdrittel auch kaum noch auf dem Eis. Auch im Powerplay nicht, dort spielte immer Green an der blauen Linie. Da Zahlen selten lügen, spricht das nicht gerade für seine Leistung in den ersten beiden Dritteln und es ist mir auch unverständlich wie er in Hoppes Top 5 des Spieltages kommt – aber (!) – einen Kapitän „degradierst“ du nicht ohne Folgen. Ich halte Sascha Goc für erfahren und intelligent genug, dass er weiß, dass das gestern nicht sein Glanztag war und er die Entscheidung des Coaches auch verstehen kann. Aber langfristig wird sich ein Kapitän nicht damit abfinden, wenn er in den entscheidenden Phasen eines Spieles von der Bank aus zuschauen darf.
Wie seht ihr diese Problemfelder oder sehr ihr da gar keine Probleme?