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Das Versagen des deutschen Spitzeneishockeys

Posted by on September 21, 2020

..namentlich der DEL. Mit der heutigen Stellungnahme zur aktuellen Situation erreicht die DEL einen neuen Tiefpunkt. Die unverblümte Forderung nach Steuergeldern für internationale Milliardkonzerne wie Red Bull, SAP oder die Anschutz Entertainment Group, die sich ein Eishockeyteam als Abschreibungsobjekt halten, schlägt für mich dem Faß den Boden aus. Dazu in einer Größenordnung, die die bisher im Raum stehenden 800.000 Euro pro Club um mehr als das fünffache übersteigt. Glaubt wirklich ernsthaft jemand, dass die deutsche Politik den durch eine EU-Richtlinie vorgegebenen Finanzrahmen europaweit ändern lässt oder bewusst EU-Recht bricht um – Entschuldigung – popeliges deutsches Eishockey zu retten, das außerhalb der überschaubaren Fanblase kaum jemanden wirklich interessiert?

Die Stellungnahme ist ein überragender Nachweis von akutem Realitätsverlust. Die DEL ist seit der Gründung nahezu durchgehend ein Zuschussgeschäft. Eishockey lebt nicht auf einer soliden Basis, Eishockey ist seit Jahrzehnten eine Spielwiese von Mäzenen, Konzernen und dubiosen Figuren. Auch wenn die Zahl der Insolvenzen in den letzten Jahren zurückgegangen ist, ein Eishockey-Etat ist grundsätzlich auf Kante genäht und in vielen Standorten werden Jahr für Jahr siebenstellige Fehlbeträge stillschweigend ausgeglichen. Im Grunde genommen sind es vierzehn kranke Unternehmen für die es objektiv kaum einen nachvollziehbaren Grund gibt, sie mit Staatshilfen am Leben zu halten.

Natürlich ist die DEL eine Lobbyorganisation für ihre Mitglieder und ich kann für die Forderungen auch ein gewisses Verständnis aufbringen, aber es stinkt zum Himmel – und hier liegt das Versagen – das man in den letzten sechs Monaten der Pandemie nichts, aber auch gar nichts, unternommen hat, um alternative Vorschläge zu erarbeiten. Kein Eigenbeitrag, keine alternativen Vermarktungsmodelle, keine Kostenreduzierung, kein kreatives Querdenken. Stattdessen werden überall munter die Kader vervollständigt. Als Krönung spekuliert man in Köln dann noch über Einsätze von Leon Draisaitl. Was ist das denn für ein Bild wenn man Steuergeld haben will?

Warum denkt man nicht quer um die Saison zu überbrücken? Es geht ja vor allem um ein Jahr. Ein Jahr. Die Kader reduzieren, die Ausländer reduzieren – das spart Geld. Um die Belastungen für die dann nur noch drei Reihen zu reduzieren spielt man eben nur noch zwei Drittel. Zwei Spiele hintereinander bei einem Gegner um Reisekosten zu sparen. Alles möglich wenn man will. Dazu mit der Telekom abgestimmt eine Einzelvermarktung der Spiele. Eishockeyfans sind leidensfähig, sind spendabel – aber sie mögen es nicht verarscht zu werden. Und mit dem reinen Jammern nach dem Staat kann man kaum Zustimmung einsammeln. Sechs Monate Eier kraulen und nichts auf die Kette bringen – das ist das Versagen der DEL.

Nächster Punkt in der Causa Realitätsverlust ist die Forderung nach verbindlichen Zusagen zum 2. Oktober. Um es auf den Punkt zu bringen: Niemand wird zum 2. Oktober eine verbindliche Zusage machen, dass man bis in den Mai hinein konstant mit mindestens 50% Zuschauerauslastung spielen wird dürfen. Niemand! Selbst wenn, es reicht ein Blick aktuell nach München um festzustellen, dass eine solche Zusagen im November oder Dezember binnen Tagen obsolet werden kann. Dazu braucht es nur ein paar steigende Fallzahlen an den jeweiligen Standorten und es wird ganz schnell keine Zuschauer mehr geben.

In der Summe kann das Fazit nur lauten: Es wird keine Saison geben. Das ist traurig und natürlich trägt Corona die Hauptschuld bzw. die Verantwortung daran, aber das Bild, das die DEL abgibt ist eine Katastrophe. Wiedermal. Die anderen Profiligen von Fußball bis Basketball wollen und werden spielen, die DEL 2 und die Oberliga planen fest ihren Saisonstart – nur das Eishockey-Aushängeschild kriegt es wieder mal nicht hin. Ein Trauerspiel.

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