Das erste Spiel nach Mair und die Wild Wings feiern einen 3:2 Sieg in Nürnberg. Freude allenthalben? Nein. Leider nicht. Wie so oft, scheint es auch hier nur noch Schwarz oder Weiß zu geben. Während für die eine Gruppe die Mannschaft jetzt ein charakterloser Sauhaufen ist, der sich erfolgreich des Trainers entledigt hat und prompt wie verwandelt aufspielt, sieht eine andere Gruppe, dass der Trainerwechsel goldrichtig war und jetzt alles viel, viel besser ist. Dazwischen bewegen sich nicht viele, zumindest nicht viele, die sich äußern. Dabei wäre doch auch hier Gelassenheit wichtig. Der Effekte des Trainerwechsels kann nie in einem Spiel beurteilt werden.
Doch trotzdem möchte ich gerne etwas zur Debatte beitragen und wie ich das schonmal ganz gerne gemacht habe, nehme ich ein paar unbestechliche Zahlen heran. Aus der 8-Spiele-Niederlagenserie habe ich die Spiele herausgegriffen, bei denen die Wild Wings im Schlußdrittel maximal ein Tor zurücklagen, also Spiele, die eng waren und die in beide Richtungen kippen können. So wie die gestrige Partie. Das waren von den 8 Spielen immerhin 4, die Niederlagen in Berlin und Krefeld, sowie gegen Köln und München. Mal sehen, ob sich ein TWE (Trainer-Wechsel-Effekt) belegen lässt. Schade ist dabei, dass die DEL wesentlich weniger Zahlen erhebt und ausweist als z.B. die NHL.
Betrachten wir zuerst die Schüsse und das Schußverhältnis. Hier zeigt die Grafik, dass die Wild Wings grundsätzlich mehr Schüsse zulassen als der Gegner. Die Zahl der Schüsse ist tendenziell ansteigend, die der Gegner und das Schußverhältnis tendenziell auch. Insgesamt aber so geringe Unterschiede, dass man nicht von einem TWE sprechen kann.
Schauen wir als nächstes auf die Disziplin, ein wichtiger Faktor für den Erfolg eines Underdogs. Auch wenn die Phrase „Auf der Strafbank gewinnt man keine Spiele“ ziemlich ausgelutscht ist, sie trifft durchaus zu. Diese Grafik zeigt zum einen zwei Peaks, das sind die Spiele gegen Köln und München wo es für beide Teams jeweils eine 10er gab und zeigt ansonsten zwei absolute Kurven, die immer nah beieinander sind. Das stützt die These, dass sich Strafzeiten am Ende doch oft ausgleichen. Interessanter ist der relative Wert, der eine klar negative Tendenz aufweist. Von Spiel zu Spiel haben die Wild Wings mehr Strafzeiten genommen als der Gegner und trotzdem am Ende gewonnen. Weniger Disziplin, aber doch gewonnen. Von einem TWE kann man hier auch nicht sprechen.
Nehmen wir uns als nächstes Mal die Special Teams vor. Auch hier wird gerne gesagt, dass Special Teams Spiele entscheiden können, weil sie in entscheidenden Situationen auf dem Eis stehen und eben „special“ sind. War das jetzt präzise formuliert? Egal, jeder weiß was gemeint ist. Hier ne klare Tendenz nach unten, sowohl Überzahl wie Unterzahl wurden immer schlechter und auch gestern gab es keine Trendumkehr. Kein TWE nachweisbar.
Werfen wir als letztes noch einen Blick auf die Essenz des Spiels, die Tore. Hier ist noch am ehesten ein TWE sichtbar, der sich aber dadurch erklärt, dass man gewonnen hat. Wäre nur eins der anderen Spiele in die andere Richtung gekippt, hätten sich die Werte bereits dort deutlich ins Positive gekehrt. Die Grafik beweist also, dass wir gewonnen haben, sie trifft aber keine Aussage darüber, warum wir gewonnen haben.
Mein Fazit der Zahlen: Nette Spielerei, aber aussagekräftig ist da noch nix. Manche Werte gehen eher nach unten, trotzdem hat man gewonnen. Schön, dass Sport eben nicht immer erklärbar ist. Ein klar erkennbarer TWE lässt sich nach einem Spiel nicht belegen, der gestrige Sieg kann auch einfach Scheibenglück oder schlicht ein guter Tag (oder ein schlechter der Nürnberger) gewesen sein und das Spiel hätte genauso unter Mair auch ablaufen können. Es bleibt also spannend – die nächsten Wochen werden zeigen, wohin der Weg führt.