Sind wir in der Krise nach vier Niederlagen in Serie? Nein, sind wir nicht, denn keine dieser Niederlagen kam wirklich unerwartet. Trotzdem ist es mal wieder Zeit zu punkten. Aber ich schrieb es schon gestern kurz nach Spielende gegen München: Das war ein ganz typisches Schwenningen-Spiel. Der Underdog, der läuferisch, technisch und spielerisch unterlegen ist, zeigt viel Herz und Einsatz und fightet über 60 Minuten und in den meisten Fällen reicht es dann eben doch nicht ganz. Diese Spiele haben wir schon vor 15 Jahren so gehabt und in der 2. Liga oft genug anders herum. Da waren wir der Favorit und Crimmitschau, Kaufbeuren und Co. haben den fightenden Underdog gegeben. Aber das hätte uns allen klar sein müssen, als wir zurück in die DEL sind. Wir haben diese Underdog-Rolle, wir werden in mehr Spielen knapp verlieren als das wir Überraschungen schaffen – sonst wären es ja keine Überraschungen mehr – und können uns an nichts außer unserem Kampfgeist hochziehen. Schlimm würde es dann werden, wenn Herz und Einsatz nicht mehr da wären. Aber das sehe ich absolut nicht.
Das Team kämpft, das Team will, das Team ist auch gut eingestellt, versucht defensiv diszipliniert zu stehen und mit ein bißchen Glück kann es dann eben an einem guten Tag zu einem Sieg gegen die Großen. Doch wir alle – oder fast alle – haben die DEL gewollt und dann müssen wir das auch so abnehmen. Und ich sehe lieber eine Niederlage wie gestern, auf einem deutlich höheren Niveau vor 3.500 Leuten, als ein tristes 4:2 an einem Dienstag vor knapp 2.000 Leuten gegen biedere Lausitzer, die über ihre eigenen Schlittschuhe stolpern. Alleine die läuferischen Fähigkeiten eines Garret Roe waren gestern das Eintrittsgeld wert…. und die Einlage von Caldwell, der die Münchener Dose so schön verbeult hat, dass sie dafür noch nichtmal mehr Dosenpfand kassieren können.
Für den gemeinen „heeeeeeeeey“ – Schreier im Stadion haben die Schiedsrichter dann auch gestern noch ihr bestes getan, sich als Schuldige für die Niederlage anzubieten. Es waren Entscheidungen auf beiden Seiten dabei, die ich so nicht getroffen hätte, aber schuldig für die Niederlage? Never ever.
Und so bleibt uns also nur die Konsequenz die Niederlagen hinzunehmen, sich bisweilen über die Zebras aufzuregen und die Saison dahinplätschern zu lassen? Ja und nein. Wir können schon hoffen, dass es besser wird und dass sich die Chancen erhöhen, dass wir Spiele gewinnen. Die nächsten drei Heimspiele sind Wolfsburg, Düsseldorf und Straubing – Teams, die uns besser liegen oder auf Augenhöhe sind. Dazu geht es nach Augsburg und Düsseldorf – auch da ist mehr drin als gegen die uns absolut nicht liegenden Ingolstädter oder die Millionentruppe vom Dosenimperium.
Nick Palmieri
Dazu kann man sich auf die Palme verzichten, die Alex Jäger im Schlußverkauf ergattert hat und die definitiv das Potential hat unser Spiel zu verstärken. Nick Palmieri ist ein Power Forward – sozusagen ein Sean O’Connor in jung – der dahin geht wo es weh tut und sich nicht zu schade ist, seinen Körper auch einzusetzen. Er ist knusprige 25 – das tut unserem eher älteren Team sehr gut – hat reichlich AHL und auch NHL-Erfahrung und kennt außerdem aus seinem Jahr in München die Liga. Bliebe nicht das Fragezeichen, dass es jetzt einen Monat her ist, dass er aus dem Trainingscamp der Ottawa Senators aussortiert wurde und keiner so genau weiß, ob und wie er sich in der Zwischenzeit fitgehalten hat, dann würde ich sofort unterschreiben: „Der hilft uns definitiv weiter.“ Aber so muss er sich beweisen und schade, dass auch dem Wild Wings Manager dazu außer Phrasen in der Pressemitteilung nichts einfällt.
„Er ist ein physisch starker Spieler, der weiß wo das Tor steht.“
Je nach Blickwinkel ist auch Wayne Hynes physisch stark gewesen und dass die Spieler wissen, dass ein Tor links und ein Tor rechts auf der Eisfläche steht, davon bin ich bisher ausgegangen.
Wie immer bin ich vorsichtig mit Vorschußlorbeeren, aber es gibt zumindest eine recht gut Chance, dass er uns weiterhelfen und mehr Optionen im Angriff geben kann. Und auch wenn ich mich vor einer Woche einer Verpflichtung gegenüber grundsätzlich kritisch geäußert habe, scheint hier man auch finanziell eine Option gefunden zu haben, die diesen Transfer rechtfertigt. Zudem, was man so über Ryan Ramsay hört, ich nicht unbedingt darauf wetten würde, dass er diese Saison nochmal spielt. Komplizierter Bruch an Arm und Handgelenk, da ist es mit dem Verheilen alleine nicht getan, da muss auch erst die Beweglichkeit in den Händen wieder zurückkommen und das kann sehr schnell länger dauern als gedacht.
Heißen wir Nick Palmieri also in Schwenningen willkommen und fangen wir Freitag wieder mit dem Punkten an. Vamos!