Der (klitze-)kleine Traum ab Mittwoch

Der Sommer ist lang und die Sonne warm – wenig Zeit und Lust um an Eishockey zu denken und auch wenig Zeit und Lust darüber zu bloggen. Zudem ich zu den Spielern sowieso nicht viel schreiben kann. Irgendwelche Finnen, die keiner aussprechen kann aus irgendwelchen skandinavischen Ligen, die man hier kaum verfolgen kann – da könnte ich mich höchstens mit einer höchst-seriösen Zahlenanalyse bei eliteprospects deftig in die Nesseln setzen.

Und nachdem ich im letzten Jahr praktisch jede Neuverpflichtung gelobt habe, bin ich da dieses Jahr vorsichtiger. Nur eins: Rumrich und de Raaf scheinen einen Plan zu haben und zu verfolgen. Der Plan ist interessant, das Konzept so in der DEL und für Schwenningen recht neu. Und entweder geht es auf und wir erleben eine positive Überraschung oder sie scheitern krachend. Aus der schweren Schwenningen Geschichte ist letzteres nicht unwahrscheinlich. Mal sehen, ob de Raaf seinen Christstollen mit Frau und Tochter in Schwenningen verzehren darf.

Doch nun zu dem Traum, den ich im Titel angesprochen habe. Wahrscheinlich bin ich ein Phantast, wahrscheinlich trifft das sowieso nicht ein, aber eine klitzekleine Hoffnung auf die Sensation und den Push, den wir diesen Sommer noch gebrauchen können, lasse ich mir nicht nehmen. Was ist am Mittwoch?

In der NHL beginnt die Transferzeit für die Free Agents und der interessanteste Namen aus unserer Sicht ist Marcel Goc. Jetzt ist es raus. Wer das für komplett lächerlich hält, braucht nicht weiterzulesen. Jeder andere darf gerne die Fakten betrachten:

– Es ist nicht unwahrscheinlich, dass Goc keinen NHL-Vertrag mehr bekommt. Er hat nicht den nötigen Scoring-Touch und als Defensiv-Stürmer für die dritte Reihe nimmt man dann auch gerne jemand jüngeres und körperlich kräftigeres. Weder in Pittsburgh noch in St. Louis hat er sich durchsetzen können und mit bald 32 Jahren wird er sich sicher keinen NHL/AHL Zwei-Wege-Vertrag mehr antun.

– Was bleiben ihm dann für Optionen? Logisch wäre die Rückkehr nach Deutschland und von Geld und Anspruch her wäre Mannheim der logische Weg. ABER: Marcel Goc hat immer betont, dass Schwenningen für ihn die erste Adresse ist und er gerne nochmal hier spielen will. Er könnte im vielleicht letzten Karrierejahr seines Bruders Sascha an seiner Seite spielen. Und im Gegensatz zu Mannheim wäre er bei uns der unumstrittene Star, jeder läg ihm zu Füßen. Bei den Adlern ist er einer unter vielen.

– Betrachten wir unser bisheriges Team, dann sind wir im Tor sehr gut besetzt, die Abwehr ist auch ordentlich und mit den jungen Leuten im Sturm kann man auch einiges anfangen. Dazu ein buntes Potpourri an Ausländern, ich denke auch die letzten Positionen lassen sich gut besetzten. Was fehlt – und das mehr als überdeutlich – ist ein überdurchschnittlicher deutscher Stürmer. Goc würde da perfekt reinpassen.

– Bleibt das Finanzielle: Die 1,2 Millionen Dollar werden wir ihm nicht zahlen können. Das kann aber Mannheim auch nicht. Klar hat man im Hopp’schen Universum mehr Geld zur Verfügung, aber bei mehr als 10 Millionen Dollar Einnahmen in seiner bisherigen NHL Karriere sollte er seine Schäfchen im Trockenen haben. Und dann kommt es ihm vielleicht nicht mehr auf 50.000 mehr oder weniger an. Zu guter Letzt sollte einem auch eins klar sein: Wenn Rumrich mit einem unterschriftsreifen Vertrag für Marcel Goc bei Herrn Burger im Büro vorspricht, dann öffnet der schnell die Schreibtischschublade fürs Porto und holt noch einige zehntausend Euro raus. Denn das wäre eine einmalige Chance.

Ein schöner Traum – muss ich geweckt werden?

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Dan Hacker erhält ein Vertragsangebot und dann passiert etwas Unglaubliches

Mal sehen, ob Clickbaiting auch im Eishockeyumfeld funktioniert. 😉

Dan Hacker – die derzeitige heilige Kuh des Schwenninger Eishockey, die Personalie, die am meisten polarisiert obwohl sich am wenigsten tut. Liest man durch die Foren, dann spalten sich die Fans bei dem Thema in zwei hochemotionale Lager auf. Hacker, der Claus Weselsky der Wild Wings. Man hasst ihn oder man liebt ihn. Ganz so ist es vielleicht nicht, aber trotzdem ist das Thema in der langen Pause so präsent, dass es sich auch der schwarze Schwan nicht verkneifen kann, dazu ein paar Zeilen auf den Bildschirm zu bringen. Er hat Jehova gesagt!

Was sind denn die Fakten?

Dan Hacker ist ein extrem beliebter Spieler, der technisch limitiert ist und vor allem über seine Power, seinen Einsatz und seine enorme läuferische Qualität ins Spiel findet. Sein Einsatz steht nie zur Diskussion und seine Bereitschaft sich konstant zu verbessern, wird auch von seinen Kritikern anerkannt. Der Mann ist 33 und hat neben seinen spielerischen Qualitäten auch noch mehr in der Birne als viele andere Hockeyspieler und ist sich deswegen absolut bewusst, dass es auch ein Leben nach dem Hockey geben muss. Die Wild Wings haben ihm ein Vertragsangebot gemacht und seit mehreren Wochen befindet man sich in einem Schwebezustand.

Was sind die Diskussionslinien?

Da ist zum einen der sportliche Wert und die Diskussion inwiefern er uns weiterhilft. Mit Hult, Fleury und dem optionierten Rome hat man bereits drei ausländische Stürmer unter Vertrag von denen man jetzt bei keinem sagen würde, er gehört mit absoluter Sicherheit ins oberste Regal. Dort sehe ich auch einen Hacker nicht und so kann man bzw. muss man schon die Frage stellen, ob wir uns vier oder fünf Ausländer für Reihe 2 leisten können. Deckungsgleich zu der Frage was wir eigentlich mit den sechs Deutschen für Reihe 3 so vorhaben. Der Kader muss ausgeglichen sein und die eindeutige Planstelle drängt sich für Dan Hacker nicht mehr auf. Zudem das Alter, auch ein Hacker altert und Spieler, die über das Körperliche kommen bauen immer eher ab, als technisch starke Spieler. Siehe Jagr als Gegenbeispiel. Eine Verletzung und die Karriere kann vorbei sein und verletzungsanfällig war er in den ersten Jahren in Liga 2 durchaus. Genauso wie man bei Hult eine Risikoverpflichtung hat, weil man sein Leistungsvermögen schwer einschätzen kann, fährt man bei Hacker das Risiko, wie lange das gut geht. Und ich lasse ihn lieber in einer guten Saison ziehen, als mir das Elend wie im letzten MacKay Jahr angucken zu müssen.

Und weil Dan Hacker diese Vergänglichkeit des Profisports durchaus bewußt ist, tut er sich auch so schwer mit der Entscheidung. Ich nehme ihm sofort ab, dass sein Herz für Schwenningen schlägt und ich bin auch überzeugt davon, dass es für ihn nur noch um die Frage „Schwenningen oder gar nix“ geht und er nicht verschiedene Vereine gegeneinander ausspielt um sein Gehalt nach oben zu pokern. Aber trotzdem wird er eine anständige Summe Geld dafür haben wollen, dass er sein „Nach-Eishockey-Lebensprojekt“ noch um ein Jahr verschiebt, eine Sache, die ihm wichtiger ist als der Profisport. Insofern pokert er natürlich, insofern kann ich auch seine Bedenkzeit verstehen und insofern wird ihm auch klar sein, dass die Wild Wings nicht ewig warten werden. Aber – und das ist sein großer Vorteil – er fällt nicht ins Bodenlose und er kann es sich leisten zu warten. Er hat die Alternativen.

Die Wild Wings sollten sich parallel natürlich anderweitig umschauen, vielleicht kommt man noch zusammen, vielleicht auch nicht – mit beiden Lösungen können beide Seiten völlig entspannt umgehen. Nur die Fans leider nicht.

Was ist eine Legende?

Die immer wieder aufflammende Befürchtung, dass man einen Spieler wie diesen nicht mehr wiederfindet. Das ist – gelinde gesagt – Blödsinn. Fangen wir 1989 mit Grant Martin als Identifikationsfigur und Vorzeige-Ausländer an, dann dauert es nach dessen erzwungenem Abschied 1998 nicht lange bis sich die ehemalige Hassfigur Mike Bullard in unsere Herzen und unters Dach gespielt hat. Gefolgt ist ihm mit einem Jahr Pause Dustin Whitecotton bei dessen Abgang man genauso den Abgesang ausgepackt hat nur um ein weiteres Jahr später eben Dan Hacker begrüßen zu dürfen. Ausländer kommen und gehen und bei gutem Scouting und ein bißchen Glück wird es nicht lange dauern bis wir wieder jemanden haben, dem wir bedingungslos zujubeln können. Fans vergessen schnell, das Geschäft ist schnelllebig und Spieler kommen und gehen. Da mache ich mir überhaupt keine Sorgen.

Und was ist der eigentliche Skandal?

Dass man ernsthaft fordert seine Nummer unters Dach zu hängen. Nur weil da schon ein paar zweifelhafte Personen hängen, muss man diese Tradition nicht fortführen. Er hat keinen Titel für uns gewonnen, er hat keine außergewöhnliche Identifikation mit der Verein gezeigt, er war kein Kapitän und Leader, sondern er hat schlicht und einfach über sechs Jahre seinen Job als Stürmer gut und vorbildlich ausgeführt. Nicht weniger, aber auch nicht mehr. Und das reicht mir weder für ein Abschiedsspiel noch für eine „retired Number“.

Hacker ist kein Gott – und es wäre ein unschöner Abschluss seiner Karriere, wenn er zum Ende die Fans spaltet.

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Die Frage nach der Identität

Wer sind wir? Wer wollen wir sein und wofür steht das Schwenninger Eishockey? – Die letzte Saison und die lange Sommerpause geben einem viel Zeit zum Nachdenken. Wie bereits geschrieben hat mich die letzte Saison enttäuscht, nicht nur sportlich, das kann passieren. Auch im Umfeld ist vieles schief gelaufen und vieles, was ich am Schwenninger Eishockey immer gemocht habe, droht mir dabei auf der Strecke zu bleiben.

Als ich zu DEL-Zeiten angefangen habe, waren wir ein Underdog-Team und irgendwie stolz darauf. Dorfkult. Das gallische Dorf. Solche Schlagwörter machten die Runde. Und natürlich haben wir Spieler und Trainer kritisiert, geflucht und gepfiffen – doch das Ausmaß an Anschuldigungen, Beleidigungen und Unverständnis wie in diesem Jahr hatten wir damals nicht. Es wäre zu einfach dies auf das geänderte Medienverhalten zu schieben. Natürlich können durch Facebook und Co. gewisse Lautsprecher viel leichter um Gehör werben, aber das Problem liegt viel tiefer. Wir sind Erfolgsfans und ein Erfolgsclub geworden. Die langen Jahre in der Spitzengruppe der zweiten Liga haben uns dahingehend überhaupt nicht gut getan, dass wir mit völlig überzogenen Erwartungen in die DEL gestartet sind. Insofern fehlt dann auch die Demut und der Respekt vor der sportlichen Realität. Im Verhältnis zu den anderen haben wir nicht mehr Geld als vor 15 Jahren – aber jeder erwartet insgeheim, dass es so weiter geht wie in Liga 2. Wir brauchen mehr Gelassenheit im Hinblick auf sportliche Leistungen und die latente Unzufriedenheit, der selbstgemachte Druck und der viel zu schnell und viel zu heftig ausbrechende Unmut können einem – oder zumindest mir – richtig den Spaß an den Spielen und der Saison verderben.

Ich gewinne auch lieber, als das ich verliere und gewinnen können wir alle – mit Anstand verlieren kann man in Schwenningen leider kaum noch.

Weiterhin haben wir uns immer gerne als Verfechter des ehrlichen und echten Eishockeys gesehen, als Kämpfer für Auf- und Abstieg und als Gegner von Tripcke, Harnos und Konsorten. Und nun? In Rekordzeit haben wir uns in der DEL assimiliert und uns in der Unabsteigbarkeit bequem eingerichtet. Es wird offen verteidigt, dass das doch für uns ganz gut so war und die Vorstellung eine Relegation gegen Bietigheim zu spielen – oder gar zu verlieren – ruft größere Angstzustände hervor als der nicht-vorhandene Auf- und Abstieg noch Emotionen weckt. Dass die GmbH-Führung den Ligakollegen nach dem Mund redet, das wundert mich nicht – aber dass viele Fans sich kommentarlos und so zügig im Wind gedreht haben, das enttäuscht mich sehr. Ja, ich hätte lieber gegen Bietigheim die Relegation verloren, als im wochenlangen Schaulaufen ohne jegliche Spannung die Klasse zu halten und die Politik der DEL stillschweigend zu verteidigen. Wo ist der Aufschrei?

Wir waren auch immer stolz auf unsere Rivalitäten, haben die Heilbronner – auch und gerade aufgrund ihrer engen Mannheimer Verbindungen – abgelehnt. Freiburg war ein rotes Tuch. Und jetzt? Auch hier haben wir uns in Rekordzeit arrangiert. Dem einstigen Erzrivalen im Tal werden munter die Daumen gedrückt und mehr über eine intime Farmteam-Kooperation geredet als über die eigene Jugend. Was wir mit Freiburg vorhaben – und was sich offensichtlich auch viele wünschen – ist genau die gleiche Farmteam-Konstruktion, die wir zwischen Mannheim und Heilbronn jahrelang bekämpft haben. Dass man offen über Kooperationen und Leihgeschäfte mit den ebenso ungeliebten Adlern aus Mannheim spekuliert, passt da ganz gut ins Bild. Mag sein, dass es die Zeichen der Zeit sind und ich will das Konzept der jungen Spieler keineswegs verteufeln (Im Gegenteil, ich finde den Weg von de Raaf sehr gut), aber jetzt das zu predigen was wir jahrelang als Schreckensszenario in die deutschen Eishallen getragen haben – das hat schon janusköpfige Züge.

Sind wir auf dem Weg zum Popcorn-Club mit Event-Publikum? Vom Gesangswettbewerb ist es nicht mehr weit zu Maskottchen und Cheerleadern, die über das per Beamer auf das Eis projezierte seelenlose Logo tanzen. Kriegen wir wieder die Kurve zur echten Schwenninger Identität oder hänge ich da romantischen Träumen hinterher? Doch können wir die Alternativ überhaupt stemmen oder fehlen uns schlicht die finanziellen Mittel um den Erwartungsdruck dauerhaft zu befrieden? Ich bin echt gespannt, teils besorgt und sehe das Schwenninger Eishockey am Scheideweg. Was sind wir, was wollen wir und was werden wir sein?

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Jo Kurth und Ritter Sport

Steigen wir doch mit einem ziemlichen flachen Wortspiel für SEO-Freunde als Titel wieder ein. Ja, es war ruhig hier und ja ich habe eine gewisse Zeit an Abstand zur letzten Saison gebraucht. Denn die Saison ist extrem enttäuschend verlaufen und auch vieles was im Umfeld der Wild Wings abgelaufen ist, hat mich bisweilen angewidert. Auch wenn die Leistungen schlecht waren, auch wenn wir alle bittere Stunden hatten, es sind immer noch alles Menschen für die man den grundlegendsten Respekt niemals vermissen lassen sollte.

Doch genug der Retrospektive, denn eines, wenn nicht sogar DAS wunderbarste Element am Sport ist die Tatsache, dass es immer weitergeht. Nichts ist für ewig und nach einer vergebenen Chance kommt eine neue Chance und so haben wir auch eine neue Saison vor der Brust in der WIR ALLE es besser machen können. Die wichtigen Fragen „Was ist mit Hacker?“ lass ich mal außen vor und möchte mich auf die mögliche Verpflichtung von drei neuen Spielern fokussieren, über die ich mich freue, die aber im Umfeld auch schon wieder kritisch gesehen wird. Und das, obwohl diese Spieler exakt in das gebetsmühlenartig postulierte Raster für eine junge, kämpfende und hungrige Mannschaft passen.

Marcel Kurth, Toni Ritter und Daniel Schmölz sind alles junge Spieler, die noch Potential haben. Spieler, die de Raaf und/oder Rumrich kennen und von denen sie überzeugt sind. Spieler, die kämpfen, die sich etwas beweisen wollen, die nach oben wollen. Keine alternden oder limitierten Jungs wie Pielmeier oder Keil, die in ihrem Leben nicht über die vierte Reihe der DEL hinauskommen werden. Solche Spieler haben uns bisher gefehlt und wenn sie da waren, dann haben sie nicht gespielt. Das wird unter de Raaf anders sein.

Ich sehe das Konzept für den Sturm so: Wir brauchen 5 oder 6 starke Ausländer für die ersten beiden Reihen. Die kann man aber auch später holen. Wir haben mit Danner und Schlager zwei kampfstarke Spieler, die unangenehm für den Gegner sind, perfekt in Reihe 3 passen aber in ihrem Leben mit hoher Wahrscheinlichkeit kein Scoring-Potential mehr entwickeln. Und jetzt holen wir einige junge Spieler und hoffen, dass einer den Sprung macht. Einer muss es in die ersten beiden Reihen schaffen und scoren. Einer packt es in Reihe 3 und der Rest macht uns als aggressive Reihe 4 viel Freude. Natürlich werden sie Fehler machen, natürlich wird es nicht jeder schaffen – aber sie werden es versuchen und das wurde und wird doch immer gefordert.

Ein Ritter hat eine gute Größe und viel DEL-Erfahrung und war sogar Nationalspieler, hat jetzt aber ein schlechtes Jahr hinter sich. Dadurch wird er billiger, dadurch wird er verfügbar. de Raaf kennt ihn und schätzt ihn. Kurth und Schmölz sind jünger und haben ein gutes Jahr mit sichtbaren Verbesserungen in der DEL 2 hinter sich. Sie müssen jetzt den Sprung versuchen, man muss sie jetzt ins kalte Wasser werfen. Die Statistiken sind viel versprechend, die Entwicklung noch lange nicht abgeschlossen und ich freue mich darauf sie auf ihrem weiteren Weg zu beobachten. Dass Kurth noch Schwenninger ist, umso schöner.

Jeder im Umfeld sollte sich und seine Erwartungen hinterfragen. Es ist ein Irrglaube beim abgeschlagenen Tabellenletzten über Namen wie Seidenberg auch nur nachdenken zu können. Es muss sich jeder selber fragen, ob er freiwillig zur Trümmerfirma in seiner Branche wechseln würde. Es ist ebenso gefährlich und falsch, in Helmut de Raaf einen Messias zu sehen. Klar liest sich die Vita gut, aber schonmal prophylaktisch ein Kreuz auf der Möglingshöhe aufzubauen wird ihm nicht gerecht – das sind dann wieder Erwartungen, die kein Mensch erfüllen kann.

Wir sollten insgesamt alles nicht nur schwarz oder weiß sehen. Rumrich ist nicht die Ausgeburt der Hölle und de Raaf nicht das verkörperte Gute. Beide versuchen gute Arbeit zu leisten und beiden gebührt ein Vertrauensvorschuß. Schauen wir doch mal, wie es weitergeht, die jetzigen Namen lassen ein Konzept erahnen und ich beginne mich langsam wieder auf das neue Jahr zu freuen. Den krachenden Verriß kann ich dann immer noch nach dem ersten verlorenen Testspiel schreiben.

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Eine Lanze für Sean O’Connor

Die Saison kurz vor dem Ende und jetzt fängt dieser schwarze Schwan mit dem Kerl an? Muss das sein? – Ja, und als Anregung für den Post gelten zwei Bilder, die er letzte Woche bei Facebook gepostet hat und die ihn lachend inmitten von Schülern zeigen.

Vorweg: Sean O’Connor polarisiert. Wenn er Form und Lust hat, dann ist er ein sehr unterhaltsamer Spieler, aber wenn er sich wie in diesem Jahr von Leistungszerrung zu Leistungszerrung hangelt und kaum die Hälfte der Spiele mitmacht, dann wird einem schnell klar warum er es selten länger als ein Jahr bei einem Verein ausgehalten hat. So schnell wie er Begeisterung auslöst, flaut diese auch wieder ab, wenn sich in der anstrengendsten Saisonphase – der Vorbereitung – seine wahre Einstellung zum Profisport offen zeigt.

Ich gehe davon aus, dass wir ihn nächstes Jahr nicht mehr sehen und da bin ich auch froh drum.

Doch heute möchte ich auf diese Bilder eingehen und aufzeigen, welche Rolle er trotzdem noch für die Wild Wings spielt und wie wichtig diese Rolle ist, die man selten sieht. Denn Sean O’Connor ist nicht nur flott mit den Fäusten, sondern auch ein digitaler Exhibitionist, der sich und sein Leben sehr gerne bei Facebook und Instagram präsentiert. Das hat auch negative Seiten, so wurde ihm doch tatsächlich in der Woche als die Wild Wings wegen der Länderspielpause Urlaub hatten etwas Unfassbares vorgeworfen: Nämlich, dass er Urlaub macht.

Doch es hat auch positive Seiten. Die Wild Wings haben eine Aktion „Wir sind Schule“ gestartet und werben in den Schulen der Umgebung um neue Fans. Dazu kommen auch Spieler in die Schulen. Und was braucht man da? Jemand der offen ist, jemand der für Selfies zur Verfügung steht, der Spaß daran hat und einen kleinen Entertainer in sich beinhaltet. Und dafür ist O’Connor prädestiniert und das macht er auch, wenn die Saison für ihn schon gelaufen ist. Während andere Spieler wortlos an den Fans vorbeilaufen oder gar grantig reagieren, wenn man ihnen nur mal schnell eins sagen will – Sean O’Connor ist immer für ein Foto und ein Schwätzchen zu haben.

Dadurch tut er den Wild Wings langfristig noch was Gutes und das – finde ich – sollte man auch mal erwähnen.

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Kommunikation? Setzen, mangelhaft!

Sportlich gibt es zur herrschenden Tristesse nicht viel zu sagen, doch viele Fans haben ein zartes Pflänzchen Hoffnung beim Blick in die neue Saison. Doch auch dieses wird gerade übelst zertrampelt. Während sich der neue Trainer Helmut de Raaf mit einem differenzierten Interview in der überregionalen Presse sehr angenehm zu Wort meldet, bewirbt sich Manager Rumrich gerade um die olympische Goldmedaille im Fettnäpfchenlauf. Exemplarisch mal drei Aussagen aus den letzten Tagen, die viele Fans nicht gerade mit euphorischem Jubel aufgenommen haben.

1) Ich habe ein Konzept, aber das verrate ich nicht.

Sorry, aber das ist Kindergartengetue. Ich traue ihm zu, dass er ein Konzept hat und zusammen mit de Raaf hat das auch durchaus Zukunft, aber wenn ich von Offenheit und Transparenz rede und man aus der Geschäftsführung den Fans gegenüber ähnliches verlauten lässt, dann muss ich das auch leben. Natürlich gibt es viele Fans, die ein Konzept nicht von einem Konzert unterscheiden können, aber doof sind sie alle auch nicht. Und zumindest ein paar Phrasen hätte man da schon raushauen können um denjenigen, die Woche für Woche für Geld und Stimmung sorgen, zumindest mal eine grobe Richtung aufzuzeigen, wie es im nächsten Jahr weitergeht. Viele wären doch mit „wir wollen eine junge, hungrige Mannschaft und in erster Linie Kampf und Einsatz“ schon soweit zufriedengestellt gewesen, dass die neue Dauerkarte nur noch Formsache gewesen wäre. Mit diesem elitären „ich weiß was besseres als ihr“ erreicht man die Fans nicht.

2) Jeder Spieler kann sich noch empfehlen.

Natürlich sind das nicht nur Vollpfosten in der Mannschaft und ich bin auch der Überzeugung, dass man einige Spieler durchaus weiterverwenden kann und dass diese in einer anderen Mannschaft und mit einem anderen Trainer auch deutlich besser funktionieren würde. Man muss nicht 22 neue Leute holen. Aber die Aussage von Rumrich suggeriert, dass wir im nächsten Jahr durchaus mit derselben Truppe antreten könnten, wenn sich jetzt alle mal noch zwei Wochen anstrengen. Das ist ein Schlag ins Gesicht der Fans, die sich das Woche für Woche antun. Mir ist auch klar, dass er die Mannschaft nicht vor den Kopf stoßen will, aber stattdessen hätte er sagen können: „Wir wollen uns nach dieser Saison natürlich von einigen Spielern trennen, aber es gibt auch immer noch die Chance sich zu empfehlen.“ Damit hätte den Fans gegenüber ausgedrückt, dass einige Spieler definitiv auf der Abschussliste stehen, gleichzeitig Richtung Mannschaft aber klar gemacht, dass der Zug noch nicht für alle abgefahren ist.

3) Es gilt auch in schweren Stunden sich zum Standort Schwenningen zu bekennen.

Dieser Satz als Kritik an der niedrigen Zuschauerzahl gegen Ingolstadt setzt dem Dreiklang der unglücklichen Aussagen die Krone auf. Sehen wir uns die Fakten an: Die Fans kriegen seit Wochen nur noch Niederlagen und bescheidene Leistungen zu sehen, es ist ein Dienstag Abend, es ist Fasnet, es kommt ein Gegner, gegen den man sowieso immer verliert, gleichzeitig spielen die Bayern in der Champions-League…. beste Voraussetzungen für ein ausverkauftes Haus. *hust* An solchen Tagen hat man nicht die zu kritisieren, die nicht da sind, sondern sich persönlich bei den 1.254 einzeln zu bedanken, die trotzdem den Weg in die Helios-Arena gefunden haben. Denn man kann den Schwenninger Fans vieles vorwerfen und viele geäußerte Aussagen der letzten Wochen und Monaten fand ich auch unter aller Sau und daneben – aber wenn nächstes Jahr Kampf und Einsatz wieder stimmen, dann sind die Fans auch schnell wieder da. Nachtragend ist am Neckarquell kaum einer.

In der Phase in der wir uns befinden, muss man sich auch als Manager eher mal den Fans anbiedern und ihnen ein paar Zuckerl geben, als eine Mannschaft in Watte zu packen von der wir 3/4 im nächsten Jahr sowieso nicht mehr hier sehen.

Insgesamt ist es gefährlich solche Worte auf die Goldwaage zu legen und auch Rumrich sollte man – und werde ich – an seinen Taten messen. Doch einen ersten Eindruck kann man nur einmal hinterlassen und bisher hat unser neuer Manager da eher unglücklich agiert. Für ihn und vor allem für die Wild Wings wünsche ich mir, dass er schnell die Kurve kriegt.

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Still alive….

Nach dem ich jetzt doch ein paar Mal gefragt wurde, ob der Blog noch existiert, gebe ich hiermit dann ein kleines Lebenszeichen ab. Ja, es gibt den Blog, aber es gibt im Moment nicht viel bloggenswertes rund um die Wild Wings. Moment! Einspruch! Das heißt es jetzt, da sind doch die ständig schlechter werdenden Auftritte, die skandalösen Sperren durch die DEL und so weiter und so opel fort. Doch für mich ist das kein Thema. Denn schon seit einiger Zeit ist für mich die Spannung raus, die Saison gelaufen und mir ist es ziemlich egal, ob wir verlieren oder gewinnen und ob wir letzter oder vorletzter werden. Diese Saison ist vergeigt, vergeigt worden von wem auch immer, und ich habe einfach keine Lust da noch Energie in die Analyse reinzustecken. Zumal mich auch die Strafen und Sperren, Tore und Leistungsverweigerungen kaum noch berühren. Die Strafen waren durchaus berechtigt, dass einige Spieler schlecht spielen oder es schlicht nicht besser können, ist inzwischen auch keine Neuigkeit mehr wert und sich allwöchentlich übertrieben deutlich – oder gar beleidigend – zu echauffieren – das ist einfach nicht mein Stil.

So könnte man eigentlich versuchen nach vorne zu blicken und zu hoffen, dass es in der nächsten Spielzeit besser wird. Doch zarte Pflänzchen der Vorfreude werden durch die – man kann es nicht anders sagen – jämmerliche Außendarstellung gleich wieder zertreten. Trainer und Gesellschafter tragen über die Presse die Diskussion aus, ob man gegen die Sperren jetzt Einspruch erheben soll oder nicht, streiten sich darüber, ob man noch einen Spieler holt und demonstrieren auch in Sachen „Sacher für Freiburg/Billich für uns“ vor allem Uneinigkeit und leben ein Mantra „heute hü morgen hott.“ Nicht falsch verstehen, ich finde die Kooperation richtig und wichtig und ich finde es sehr gut, wenn man Sacher die Möglichkeit gibt im Tal Play-Offs zu spielen und dafür Billich und Linsenmaier unter Wettkampfbedingungen testen kann – aber ich finde es nicht gut, sich an einem Tag in der Presse damit zitieren zu lassen, dass so etwas nicht in Frage kommt, um es dann am nächsten Tag doch umzusetzen.

Dazu kommt ein Ex-Manager, der öffentlich nachtritt, ein Neu-Manager, der vor Amtsantritt bereits niedergeschrieben wird und Verhandlungen mit Helmut de Raaf, die man auch lieber semi-öffentlich aufführt. Wenn dann auf Fantreffen noch offensichtlich falsche Fakten („In 10 Jahren wurden nur 2 Sperren reduziert“) erzählt werden, dann ist das für mich nur noch enttäuschend und sticht viel mehr in das blau-weiße SERC Herz als es jede Niederlage jemals könnte. Wir sind auf dem besten Wege all das (Rückkehr in die DEL) was wir uns mühsam und mit viel Einsatz und Energie aufgebaut haben, in nur wenigen Wochen mit dem Arsch wieder einzureißen.

Sollte de Raaf es wirklich werden – viel sieht danach aus – dann wäre das ein radikaler Kurswechsel hinzu einem Trainer, der den Fokus wirklich auf junge Spieler setzt. Mit Rumrich hätte man aus dem Fehler gelernt, zwei Alphatiere auf den Positionen Trainer und Manager zu haben, was ein hohes Konfliktpotenzial birgt und aus meiner Sicht ein großer Faktor für den Mißerfolg war. Wenn dann noch ein paasender Co-Trainer kommt und auch die Spielerverpflichtungen in die gleiche Richtung zeigen, dann könnte man sogar etwas erkennen, was immer gefordert wird: Ein Konzept.

Ich bin dafür, ich würde mich über de Raaf freuen, ich würde mich über die platte Phrase der „jungen hungrigen Mannschaft“ freuen – aber die Art und Weise wie man sich derzeit in der Öffentlichkeit verkauft ist die Reinkarnation des ERC Hollywood. Stellt diese öffentlichen Peinlichkeiten ein, arbeitet konzentriert und in Ruhe an der neuen Saison, macht es besser als in diesem Jahr – alle, von Vorstand über Team bis Fans – dann besteht auch die gute Chance, dass sich die Waage wieder von Frustration zu Vorfreude neigt.

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Gerüchteküche (4)

Auch wenn es nach außen ruhig ist – es brodelt und die Zeitungen beginnen schon einige Gerüchte aufzugreifen, die durchs Stadien und die Foren schallen. Hier eine kurze Einschätzung.

Schlager hat Angebote von anderen Clubs, will aber bleiben.

Würde er es nicht tun, wäre er auch selten dämlich. Ohne zu wissen, wie die anderen Angebote aussehen, wird er wohl nirgendwo sonst diese einmalige Chance haben, als ein – im Playstation-Jargon – auf die Benutzung der L3-Taste reduzierter Eishockeycrack in der ersten und zweiten Reihe spielen zu dürfen. Von daher wird er bleiben, zumal ihm das Publikum in Schwenningen größtenteils auch alles verzeiht. So bescheiden sind unsere Ansprüche schon geworden.

Wahrheitsgehalt: 95%.

Capla Manager / Laporte Trainer

Der frankokanadische Wurstsalat-Fan und der slowakische Langzeit-Funktionär sollen in Schwenningen das Ruder übernehmen und bereits unterschrieben haben. Es wäre eine gewagte Aktion, schließlich würde man einerseits auf einen Trainer setzen, der sich auf eine alles andere als seriöse Art und Weise selber in Stellung gebracht hat und zum anderen einen Manager holen, dem ein wenig schmeichelhafter Ruf vorauseilt. Dann wären die Zeit der Ausreden endgültig vorbei, dann hätten wir zwei richtig harte Hunde. In der Vergangenheit sind wir mit einem Manager mit eisernem Besen – Petr Kopta – kurzfristig gut, langfristig eher holprig gefahren. Es würde auch bedeuten, dass unsere Gesellschafter sich völlig raushalten, denn Capla und Laporte brauchen Handlungsfreiheit. Ob sie dazu bereit sind? Und ihren Preis werden sie auch haben.

Wahrheitsgehalt: 50%.

Jürgen Rumrich Manager

Das wäre der krasse Gegensatz zur vorherigen Lösung. Man holt einen Manager, der irgendetwas zwischen kaum und nichts vorzuweisen hat, in Schwenningen bereits mit überschaubarem Erfolg tätig war und den Beweis seiner Fähigkeiten bisher schuldig geblieben ist. Vorteil ist, dass er vermutlich billiger ist und man sich kennt. Nachteil, dass man einem solchen Manager keinen zu starken Trainer vorsetzen darf und er sonst schnell zum Spielball von Trainern und Gesellschaftern wird. Gar zur Marionette? Aber wir sind auch nicht das Land wo Milch und Honig fließen – unsere Ansprüche dürfen nicht zu stark in den Himmel wachsen.

Wahrheitsgehalt: 30%

Jeff Tomlinson Trainer

Der Redakteur zum Volontär in einer hiesigen Redaktion: „Google doch mal, welcher Trainer in den letzten Wochen entlassen wurde. Da machen wir dann eine Story draus.“ Hoffentlich arbeitet man auf der Geschäftsstelle nicht nach ähnlichem Muster.

Wahrheitsgehalt: 10%.

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Aufschwung Süd

Da hat man selber mit den Silversterraketen die letzten positiven Gedanken zur Saison 2014/15 in den klaren Nachthimmel gejagt, allüberall werden bereits die Saisonrückblicke geschrieben, und dann starten die Wild Wings für ihre Verhältnisse überaus furios in das Jahr 2015. Bei den beiden Topteams der Liga in Mannheim und München verkauft man sich mit viel Einsatz überaus achtbar und hält das Spiel lange offen, gegen Iserlohn sehen die Fans zwar keinen Eishockey-Leckerbissen, aber ein Spiel das über den Kampf gewonnen wird. Also haben sie sich am Riemen gerissen? Wird das noch was?

Leider nein – es ist eine persönliche Frage wie man das Geschehen am Bauchenberg beurteilt. Denn betrachten wir mal die möglichen Gründe für den Aufschwung – ich komm am Ende zu keinem befriedigenden Fazit.

Früher hätte man schlicht und einfach gesagt, dass die Mannschaft zum neuen Jahr mal wieder ihr Geld bekommen hat, aber das wäre fies und das ist noch nichtmal ein Gerücht, sondern nur ein der Vollständigkeit halber aufgeführter Ausschlussgrund, denn die Zeiten, dass man an der Leistung der Mannschaft erkennen konnte, wann mal wieder Teilgehälter geflossen sind, sind in Schwenningen zum Glück lange vorbei.

Hat sich die Mannschaft also als Mannschaft am Riemen gerissen? Nein. Warum auch. Es hat sich ja nix geändert. Es gab Aussprachen, Brandreden, es gab den Trainerwechsel – alles ohne großen Effekt. Und den macht jetzt auch nicht Weihnachtsgans und Silvesterpunsch. Die Mannschaft funktioniert genauso gut oder schlecht wie vorher auch – zudem kann man als Mannschaft dieses Jahr nichts mehr erreichen. Platz 10 ist weg, absteigen kann man nicht und jedes Aufbäumen ist für den Erfolg des Teams sinnlos.

Doch warum dann der verbesserte Einsatz? Aus meiner Sicht ganz einfach, denn das Aufbäumen kann zwar für das Team nix mehr bringen, aber immer noch für die persönliche Statistik des Einzelnen. Es ist die Zeit der Verträge und bei manchem Spieler lag wohl ein mahnendes Wort des Agenten unterm Weihnachtsbaum, anders kann ich mir das kaum erklären. Und es gibt einige Indizien dafür:

– Sie kämpfen, aber sie kämpfen für die Punkte, nicht fürs Team. Sehr schön in München zu sehen, als sich zwei von uns mit nahezu der ganzen Münchener Reihe zu einem Gerangel getroffen hatten und die anderen beiden Schwenninger seelenlos bis teilnahmslos zugeschaut haben. Im Infight kann ich auf die Nase kriegen, aber wenig ist wertvoller für ein verschworenes Team. Sich für den Teamkameraden in die Schlacht zu werfen, in die Bresche zu springen – das sieht man nicht.

– Sie spielen egoistisch: Musterbeispiel ist für mich Ashton Rome. Ja, er spielt auffälliger und er punktet mehr – aber das tut er nur, weil er gnadenlos egoistisch spielt. Nahezu jedes Mal, wenn er aufs Tor zieht, sucht er alleine den Abschluss. Querpass. Mitspieler sehen. Völlig überbewertet. In München war er an fünf 2-auf-1 Situationen auf den Torwart beteiligt, fünfmal kam der Handgelenkschuss. Resultat: Ein Tor und beim letzten Mal ein extrem frustierter Dan Hacker, der vor dem Tor Piruetten drehen konnte, so frei stand er. Seine abwinkende Gestik danach war auch sinnbildlich dafür, dass es keinen neuen Teamgeist gibt, sondern einen Motivationsschub bei einigen – durchaus talentierten – Einzelspielern.

So ist dieser Aufschwung zwar nett anzusehen, macht die weiteren Spiele auch erträglicher, aber in der Gesamtbetrachtung kaum so wertvoll wie ein halbes Königreich. Und ein Königreich ist heutzutage auch nix mehr wert. Zumal auch schnell alles verpufft sein kann, wenn die Tinte unter dem nächsten Vertrag trocken ist.

#JeSuisCharlie

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Advent, Advent – der Baum, der brennt – oder auch nicht

Ich habe etwas überlegen müssen, welchen Artikel ich zur Weihnachtszeit verfasse und längere Zeit hat sich in mir etwas dagegen gesträubt bereits Mitte Dezember ein abschließendes Saisonfazit zu schreiben. Doch letztlich finde ich, dass man das dieses Jahr bereits so früh machen kann. Auch wenn man sagt, dass im Eishockey alles möglich ist, ohne ein Wunder ist diese Saison für die Wild Wings gelaufen und das Ziel kann nur noch Schadensbegrenzung sein, um die langfristige Enttäuschung bei den Fans so gering wie möglich zu halten. Denn die Stimmung ist nicht entspannt – auch wenn wir als Underdog auf Platz 13 völlig korrekt in der Tabelle eingruppiert sind, gibt es eine diffuse Mischung aus Fanwut, übersteigerten Erwartungen und dem Gefühl, persönlich beleidigt sein zu dürfen, wenn ein Spiel nicht gewonnen wird. Das äußert sich in einem Fanprotest, das äußert sich in vielen Postings – mal mehr, mal weniger qualifiziert und die Befürchtung ist, dass da langfristiger Schaden entsteht. Denn die Saison wird sich die nächsten zwei Monate nichts mehr ändern und man kann sich jede Woche in „Arbeitsverweigerer, Söldner“ – Postings reinsteigern und am Ende doch nichts erreichen.

Deswegen habe ich für mich persönlich den brennenden Baum bereits gelöscht. Die Saison ist gelaufen, das Team kaum Emotionen wert und Gleichgültigkeit ist gesünder als Wut oder Hass. Ich geh tiefenentspannt zu den Spielen und dann ist auch alles gar nicht so schlecht, wie wenn man krampfhaft der Meinung ist, dass das da unten auf dem Eis das Schlimmste ist, was wir in Schwenningen je gesehen haben. Isses nämlich nicht.

Denn wenn man versucht die Saison nüchtern zu analysieren, dann gibt es Gründe dafür, warum wir da stehen und dann kommt das auch nicht wirklich überraschend.

Schauen wir uns zuerst mal Voraussetzungen an, die nötig sind, um in Schwenningen eine sehr gute Saison zu spielen. Sehr gut definiere ich als Erreichen der Pre-Play-Offs. Ich glaube da herrscht allgemeiner Konsens, dass unser Ziel zur Zeit immer nur der Kampf um Platz 10 sein kann. Einen Kampf kann man auch verlieren aber um ihn zu gewinnen muss alles funktionieren:

  • Ausländer, die einschlagen und tragende Rollen spielen
  • Keine Ausfälle auf zentralen Positionen
  • Ruhe und Einigkeit im Umfeld
  • Teamspirit, um individuelle Schwächen zu kaschieren

Hat man Probleme bei nur einer der vier Voraussetzungen, dann wird es mit Platz 10 schon schwierig – ist wie bei uns gar nix erfüllt, dann ist Platz 13 beinahe noch ein akzeptables Ergebnis.

Ausländer, die einschlagen und tragende Rollen spielen

Im Vorfeld wurde der Kader durchweg als gut bezeichnet, mit den Verpflichtungen war die breite Masse sehr zufrieden. Es gab nur wenige Mahner – auch ich gehörte nicht dazu – aber ich erinnere mich meiner Lobreden auf z.B. Greentree und Matsumoto und würde meine im Vorfeld geäußerte Einschätzung auch wieder so treffen. Es hat nunmal nicht so funktioniert wie gedacht und dann muss man eben akzeptieren, dass man auch mal falsch liegt und das vielleicht auch anderen zugestehen und nicht die eigene Meinung von vor drei Monaten völlig vergessen und frei nach „ichs habs ja schon immer gesagt“ mit dem Eindreschen beginnen.

Dabei lag bei fast jedem Ausländer im Nachhinein ein Risiko (sonst wären sie auch für uns nicht alle finanzierbar gewesen) – und dass das Pendel bei allen so zur negativen Seite ausschlägt, das habe ich auch noch nie erlebt. Matsumoto hatte mehrere Monate wegen einer Verletzung gefehlt, Risiko Fitness. Palmieri war ebenfalls wochenlang nicht im Training, Risiko Fitness. Greentree hatte zwar seine 30-Tore-AHL Saison, aber ein Engagement in der NLB deutet doch mehr auf „ich lass es mir jetzt mal gut gehen“ hin und er hatte uns zuerst auch abgesagt, Risiko Motivation. Green hatte seine Karrieresaison und wird nicht jünger, Risiko Alter & Konstanz. Ashton Rome hatte sich bisher nur im schwächsten Team der Liga bewiesen, Risiko „Einäugiger unter den Blinden dort“. MacGregor Sharp versuchte sich erst im hohen Alter von 28 Jahren das erste Mal in der DEL, Risiko Leistungsvermögen.

Keine Ausfälle auf zentralen Positionen

Sean O’Connor war als zentraler Spieler im Konzept vorgesehen, bester deutscher Stürmer, Power Forward mit Scoring Touch. Und dann kommt er mit dem Fitnesslevel von Sigmar Gabriel aus dem Sommer und ist die ganze Vorbereitung und jetzt schon wieder einige Spiele verletzt. Wir haben keinen deutschen Spieler der ihn ersetzen kann, das ist ein herber Schlag für uns, wenn es im Konzept keinen Failover gibt.

Ryan Ramsay hat zwar zu Saisonbeginn nicht überzeugt, war aber mit seiner Erfahrung, seiner Aggressivität und seiner Flexibilität – als Center und als Winger einsetzbar – ein wichtiger Baustein im Konzept für die Saison gewesen. Seine Verletzung, die jetzt tragischerweise wohl zum Karriereende führt, war der nächste herbe Schlag für unser Konzept. Eine Nachverpflichtung ist nicht gelungen, ein Ersatz gibt der sonstige Kader nicht her.

Aus dem Vorjahr gelernt wollte man Dimitri Pätzold mehr Pausen geben, mit Markus Janka holte man einen zweiten Torhüter, den man bedenkenlos regelmäßig spielen lassen kann. Und dann verletzt er sich auch im ersten Spiel und in den ersten entscheidenden Wochen der Saison – dort wo man ein Fundament legen muss – wird Pätzold wieder mehr oder weniger verheizt. Auch hier gab es keinen Ersatz für Janka, der Markt gab auch nichts bezahlbares her.

Da bist als Trainer und Manager in gewissem Sinne die ärmste Sau im Stadion – wenn dir sowohl die Neuverpflichtungen wie auch die bestehenden Spieler einer nach dem anderen wegbrechen. Natürlich tragen sie dafür die Verantwortung und Stefan Mair – und wohl auch Alex Jäger – haben auch ihren Preis dafür bezahlt – aber es fällt mir schwer ihnen dafür eine bewußte „Schuld“ zuzusprechen. Wir alle – oder die meisten – waren mit der geleisteten Arbeit ja zufrieden und während sie hilflos davor stehen und ihren Hut nehmen müssen, stehen wir fassungslos davor und motzen, meckern und schimpfen.

Ruhe und Einigkeit im Umfeld

Ja gut. Wenn Trainer und Manager nicht miteinander können, dann überträgt sich das auch auf die Mannschaft. Die Entlassung des Trainers hat einen Keil zwischen die Fans getrieben, der Manager wird durch die Gesellschafter öffentlich angezählt und der Kredit, den sich die Mannschaft durch den Derbysieg erspielt hat, ist schneller aufgebraucht als der Biervorrat im Sonderzug. Das zeigt sich in einem Fan- und Stimmungsboykott – nur 14 Tage nachdem man die Mannschaft gegen Nürnberg noch umfassend bejubelt hat. Ich weiß, dass Zeiten schnelllebiger werden und dass man ständig irgendeine Sau durchs Dorf treiben muss – aber mehr Ruhe würde allen gut tun. Vom einfachen Fan bis zum geschäftsführenden Gesellschafter.

Ich kann auch dieses ständige Gerede von Arbeitsverweigerung, „in der realen Berufswelt schon längst gefeuert“ usw.. nicht mehr hören. Eishockeyspieler ist genauso ein „realer Beruf“ wie Fleischer, Gipser oder Vertreter bei Bosch. Und wie in jedem Beruf passieren Fehler – wenn am Stammtisch das Gespräch auf Behörden, Geschäfte und Co. kommt, dann kann man meinen, es arbeiten nur noch Idioten in der Wirtschaft – und es ist hanebüchen zu behaupten, dass man überall sonst wegen jedem Fehler gleich gefeuert wird. Es mag doch jeder mal in sich gehen und jeder wird Sachen aufzählen können, die er in den letzten Monaten im Job verbockt hat. Nur merkt das nicht unbedingt jeder und man wird nicht ausgepfiffen und beschimpft durch die Kantine gejagt. Eishockeyprofis stehen in der Öffentlichkeit – das ist ein Teil des Berufes und dafür werden sie auch bezahlt – aber genauso haben sie gute und schlechte Tage, liefern gute und schlechte Leistungen ab, haben mal mehr Lust und mal weniger Lust. Wer selber noch nie mal blau gemacht hat, noch nie mal in seiner Dienstzeit privat gesurft oder telefoniert hat oder noch nie mal 10 Minuten auf dem Flur geschwatzt hat anstatt das Telefon abzunehmen – der darf mit Fug und Recht und breit geschwellter Brust die Arbeitseinstellung anderer Menschen kritisieren.

Teamspirit, um individuelle Schwächen zu kaschieren

Together everyone achieves more oder Toll, ein anderer machts. Ein Team kann mehr oder weniger sein als die Summe der Einzelpersonen und gerade in unserer Situation brauchen wir ein Team, einen verschworenen Haufen um individuell besser besetzte Mannschaften schlagen zu können. Wir haben es dieses Jahr leider nicht. Genauso wie Trainer und Manager sind auch Spieler untereinander zerstritten – es ist halt so. Wieviel Projektteams fliegen in der „freien Wirtschaft“ auseinander, weil die Leute nicht miteinander können? Wie unnormal ist es, dass es zu Konflikten in Teams kommt, in denen quasi jeder die Führungsrolle anstrebt oder um beim Eishockey zu bleiben – soviel wie möglich spielen möchte? Ich glaube Teamspirit ist nur bedingt planbar und auch zu einem gewissen Teil von Glück und dem Saisonverlauf abhängig. Trotz aller Maßnahmen und Millionenausgaben für Coaching und Teambuilding kann man sowas letztlich nicht erzwingen. Am Ende des Tages sind Manager und Trainer dafür verantwortlich – sie stehen und stellen sich der Verantwortung – aber niemand hat bewußt ein zerstrittenes Team geplant.

Jeder, der das kritisiert, soll die Lösung präsentieren, wie man in Zukunft garantieren kann, dass zwei Menschen, die noch nie zuvor zusammen gearbeitet haben, über ein Jahr ein gut harmonierendes Team bilden.

Fazit und der Blick in die Zukunft

Kann man das verhindern? Kann man das besser machen? – Man kann, aber wie die Analyse schon zeigt, sind manche Faktoren im Vorfeld nur schwer eindeutig beherrschbar. Jeder Spielertransfer ist immer ein Risiko, jede Verletzung kann passieren. Wir haben nunmal kein Netz und keinen doppelten Boden und wir werden auch wieder Saisons erleben, wo es besser und schlechter läuft. Was man machen kann, ist durch gutes Scouting, ein durchdachtes Konzept und erfahrene Leute in der sportlichen Leitung das Risiko zu minimieren. Und damit muss man jetzt für die neue Saison anfangen. Jetzt.

Durch diese Saison müssen wir jetzt eben irgendwie durch. Und bis dahin eine frohe Weihnachtszeit.

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