Da hat man selber mit den Silversterraketen die letzten positiven Gedanken zur Saison 2014/15 in den klaren Nachthimmel gejagt, allüberall werden bereits die Saisonrückblicke geschrieben, und dann starten die Wild Wings für ihre Verhältnisse überaus furios in das Jahr 2015. Bei den beiden Topteams der Liga in Mannheim und München verkauft man sich mit viel Einsatz überaus achtbar und hält das Spiel lange offen, gegen Iserlohn sehen die Fans zwar keinen Eishockey-Leckerbissen, aber ein Spiel das über den Kampf gewonnen wird. Also haben sie sich am Riemen gerissen? Wird das noch was?
Leider nein – es ist eine persönliche Frage wie man das Geschehen am Bauchenberg beurteilt. Denn betrachten wir mal die möglichen Gründe für den Aufschwung – ich komm am Ende zu keinem befriedigenden Fazit.
Früher hätte man schlicht und einfach gesagt, dass die Mannschaft zum neuen Jahr mal wieder ihr Geld bekommen hat, aber das wäre fies und das ist noch nichtmal ein Gerücht, sondern nur ein der Vollständigkeit halber aufgeführter Ausschlussgrund, denn die Zeiten, dass man an der Leistung der Mannschaft erkennen konnte, wann mal wieder Teilgehälter geflossen sind, sind in Schwenningen zum Glück lange vorbei.
Hat sich die Mannschaft also als Mannschaft am Riemen gerissen? Nein. Warum auch. Es hat sich ja nix geändert. Es gab Aussprachen, Brandreden, es gab den Trainerwechsel – alles ohne großen Effekt. Und den macht jetzt auch nicht Weihnachtsgans und Silvesterpunsch. Die Mannschaft funktioniert genauso gut oder schlecht wie vorher auch – zudem kann man als Mannschaft dieses Jahr nichts mehr erreichen. Platz 10 ist weg, absteigen kann man nicht und jedes Aufbäumen ist für den Erfolg des Teams sinnlos.
Doch warum dann der verbesserte Einsatz? Aus meiner Sicht ganz einfach, denn das Aufbäumen kann zwar für das Team nix mehr bringen, aber immer noch für die persönliche Statistik des Einzelnen. Es ist die Zeit der Verträge und bei manchem Spieler lag wohl ein mahnendes Wort des Agenten unterm Weihnachtsbaum, anders kann ich mir das kaum erklären. Und es gibt einige Indizien dafür:
– Sie kämpfen, aber sie kämpfen für die Punkte, nicht fürs Team. Sehr schön in München zu sehen, als sich zwei von uns mit nahezu der ganzen Münchener Reihe zu einem Gerangel getroffen hatten und die anderen beiden Schwenninger seelenlos bis teilnahmslos zugeschaut haben. Im Infight kann ich auf die Nase kriegen, aber wenig ist wertvoller für ein verschworenes Team. Sich für den Teamkameraden in die Schlacht zu werfen, in die Bresche zu springen – das sieht man nicht.
– Sie spielen egoistisch: Musterbeispiel ist für mich Ashton Rome. Ja, er spielt auffälliger und er punktet mehr – aber das tut er nur, weil er gnadenlos egoistisch spielt. Nahezu jedes Mal, wenn er aufs Tor zieht, sucht er alleine den Abschluss. Querpass. Mitspieler sehen. Völlig überbewertet. In München war er an fünf 2-auf-1 Situationen auf den Torwart beteiligt, fünfmal kam der Handgelenkschuss. Resultat: Ein Tor und beim letzten Mal ein extrem frustierter Dan Hacker, der vor dem Tor Piruetten drehen konnte, so frei stand er. Seine abwinkende Gestik danach war auch sinnbildlich dafür, dass es keinen neuen Teamgeist gibt, sondern einen Motivationsschub bei einigen – durchaus talentierten – Einzelspielern.
So ist dieser Aufschwung zwar nett anzusehen, macht die weiteren Spiele auch erträglicher, aber in der Gesamtbetrachtung kaum so wertvoll wie ein halbes Königreich. Und ein Königreich ist heutzutage auch nix mehr wert. Zumal auch schnell alles verpufft sein kann, wenn die Tinte unter dem nächsten Vertrag trocken ist.
#JeSuisCharlie