Fluch und Segen

Das erste Spiel ist gespielt und normalerweise halte ich mich mit schnellen Kommentaren nach Spielen zurück, weil es sehr oft sinnvoll ist, wenn man etwas Abstand gewinnt. Doch heute möchte ich gerne etwas zu einem anderen Aspekt schreiben. Denn leistungsmäßig gibt es zum heutigen Spiel keine zwei Meinungen – das war nix, das war gar nix und bis auf Strahlmeier hat keiner Normalform erreicht. Das werden die Jungs aber auch wissen und nach einem Spiel muss man nicht bereits den Stab über Team und Saison brechen.

Warum also ein Fluch? Das bezieht sich auf das neue DELekom Eishockey Angebot. Erstmal eine super Sache, dass man alle Spiele live sehen kann und bis auf ein paar Kinderkrankheiten hat das auch ganz ordentlich funktioniert. Und das ändert einiges. War es doch bisher so, dass man sich auswärts die größte Grütze zusammen spielen konnte, der wohlwollend eingestellte Ticker hat das immer nicht allzu schwarz verkauft und bis auf die mitgereisten Fans hat keiner das Elend ansehen müssen. Jetzt sieht das jeder, bequem in jedes Wohnzimmer wurde übertragen, dass die Wild Wings den Saisonauftakt völlig vergeigt haben.

Doch kein Ying ohne Yang, dieser Fluch ist gleichzeitig auch ein Segen. Denn dass das jeder gesehen hat, das weiß auch die Mannschaft. Und damit steht sie am Sonntag gegen Bremerhaven viel mehr unter Zugzwang, kann sich nicht mehr auf die im Ticker beschriebenen Chancen und das Pech im Abschluss zurückziehen, sondern muss Farbe bekennen. Ich erwarte eine Reaktion und ich bin sicher, dass das auch das Trainerteam erwartet und ich bin auch überzeugt davon, dass wir eine Reaktion sehen werden. Insofern kann man die Niederlage sogar positiv ausnutzen.

Und wenn nicht, ist immerhin das Bier billig…

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Es hätte so schön sein können…

…denn die Wild Wings spielen trotz aller berechtigten Zweifel im Vorfeld eine wirklich gute Vorbereitung. Natürlich sind nicht alle Gegner Top-Mannschaften gewesen, aber man hat sich gerade beim Turnier in Yverdon-les-Bains gegen Teams aus der Schweizer NLA sehr gut verkauft bzw. durchgesetzt. Man konnte eine klare Steigerung und einen Plan erkennen, garniert mit einer ehrlichen Kommunikation von Cortina, der Schritt für Schritt seine Vorbereitung erläuterte und auch nicht davor zurückschreckte öffentlich einzugestehen, wenn etwas noch nicht nach Plan lief.

In Zahlen: Mit 29 Toren in 7 Spielen hat man – angesichts manches Gegners – kein Offensiv-Feuerwerk abgebrannt, sollte aber eingestehen, dass man dies von dem Team auch gar nicht erwartet hat. Es ging und geht darum unangenehm zu sein, den Laden dicht zu halten und mit einzelnen Nadelstichen die nötige Tore zu machen. Viel wichtiger ist der Blick auf die Defensive. Gerade mal 9 Gegentore in 7 Spielen sind ein überragender Wert, nie mehr als 2 Tore pro Spiel und ein Schnitt von 1,29 Gegentoren. Zum Vergleich – ich weiß, es ist ein unsauberer Quervergleich, den man aber auch mal für seine Zwecke einsetzen kann – das beste Team der letztjährigen DEL-Saison, Wolfsburg, hatte einen Schnitt von 2,27. Wenn wir also nur ansatzweise im Ligenbetrieb das umsetzen können was die Vorbereitung verspricht, dann muss man vor Cortina und seinem Plan den Hut ziehen.

Auch die kurzzeitige Verletzung von MacDonald konnte uns nicht erschrecken, hielt Strahlmeier doch sehr gut und zeigte Ambitionen für mehr als nur den Bankplatz. Ebenso positiv die Verteilung der Tore. 13 Spieler konnten sich eintragen, die Tore gut verteilt, Danner mit fünf Treffern und Acton und Samson mit je vier ragen aus einem ansonsten homogenen Team heraus. Mit Sommerfest, Siegen und Dauerkartenparty hatte man auch die Fans wieder gewonnen, fast jeder freute sich darauf am Freitag noch einmal die alten Rivalen aus Bietigheim zu vermöbeln und dann mit viel Rückenwind in die Saison zu starten.

Und dann platzt die Nachricht der schweren Verletzung von Poukkula rein. Schulter ausgekugelt, Nerv verletzt – mindestens zwei Monate Pause. Jeder, der schon mal etwas an der Schulter hatte, weiß, was für ein sensibles Gelenk das ist und im Klartext ist es nicht abwegig, dass er bis Weihnachten braucht um wieder in Top-Form zu sein. Bis dahin sind die Weichen in der Saison aber gestellt. Underdogs spielen meistens dann eine gute Saison wenn sie gut starten, wenn die Top-Teams noch Anlaufzeit brauchen und sie das Punktepolster vom Beginn dann bis zum Ende retten. Kaum einer startet Mitte der Saison auf einmal einen Lauf. Dazu ist MacDonald für den Saisonstart fraglich – keine Angst, Strahlmeier kann das – aber ich halte es für absolut realistisch, dass wir in Ingolstadt mit nur sieben Ausländern auflaufen werden. Und das ist zu wenig, das können wir uns nicht leisten, da ist der Kader viel zu sehr auf Kante genäht.

Aus meiner Sicht muss reagiert werden, muss mehr getan werden als „den Markt zu sondieren und zu gucken ob jemand passt“. Uns hat schon letztes Jahr der zusätzliche Ausländer gefehlt und jetzt wird uns das zu Saisonbeginn vor Augen geführt. Aber ich bin ganz guter Hoffnung, dass Cortina auch hier einen Plan hat und sich durchsetzt. Ein oder zwei Wochen kann und wird sich das vorhandene Team den Hintern aufreißen und das kompensieren können – aber spätestens dann brauchen wir die volle Kapelle um im Konzert der Großen bestehen zu können.

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Saisonvorschau – ganz klassisch

Kaum schaut draußen die Sonne raus, beginnt nach einer viel zu langen Sommerpause bereits wieder die neue Eissaison. Als schwarzer Schwan habe ich das gestrige erste Showtraining – vor beeindruckenden 2.000 Zuschauern – abgewartet, denn nach 45 Minuten anschwitzen kann der geneigte Fachmann jeden Neuzugang endlich umfassend bewerten. Doch Spaß beiseite, wie soll man auf diese Saison blicken? Die Fans sind gespalten wie selten, vom rosaroten Brillenträger, der jedem Neuzugang alleine die Meisterschaft zutraut bis zum katastrophalen Schwarzmaler, der uns insolvenznah und mit Minuspunkten am Tabellenende verortet, ist in der Fanschar und in den einschlägigen Foren alles vertreten. Doch eins ist allen gemein – und das manifestiert sich auch in den Zahlen beim ersten Training – alle sind gespannt auf die neue Saison. Das verliebte Groupie das auf 15 Tore von Yannick Mund wartet und der knorrige Meckerer, der all seine schwarzen Fantasien bestätigt haben möchte. Darin liegt auch eine Chance. Die Leute wollen das Team sehen – warum auch immer – und das Team hat damit eine Chance zu überzeugen und zu überraschen.

Nach dem Streitgespräch aus dem Vorjahr und einer eigenen Position, die im Dreieck zwischen Rosa, Schwarz und Gleichgültigkeit zu letzterem Punkt tendiert, habe ich mich für eine klassische Saisonvorschau entschieden, die die einzelnen Positionen absolut objektiv vermutlich subjektiv betrachtet.

Tor

Im Tor ist die Sache einfach. MacDonald hat überzeugt und die Situation aus dem Vorjahr mit Pätzold, die dazu führte, dass immer ein Großverdiener (und bisweilen noch eine verschenkte AL-Lizenz) auf der Bank saßen, hat sich nicht nachhaltig empfohlen. Deshalb musste einer gehen und man entschied sich für die altbewährte Lösung: Starker Ausländer plus junger hungriger Deutscher. Strahlmeier kann man bedenkenlos in der Liga einsetzen, ob er wirklich das Zeug zum Starter hat bleibt offen. Ich gehe davon aus, dass MacDonald >90% der Spiele macht. In der Summe mache ich mir im Tor die wenigsten Sorgen.

Abwehr

Hier wird es schon deutlich schwieriger. Das Vorjahr hat gezeigt, dass die Abwehr für höhere Ziele nicht ausreichend ist und ich sehe leider keine signifikante Verbesserung. Nur weil Brückner in Zeiten extremem Spielermangels ein paar Länderspiele machen durfte, wird aus ihm auch nicht auf einen Schlag mehr als ein solider Verteidiger. Trivellato und Bender müssen zeigen, ob sie einen weiteren Schritt gehen können. Nehmen wir bei allen dreien eine leichte Verbesserung an, dann gleicht sich das für mich dadurch aus, dass Sascha Goc Jahr für Jahr altersbedingt – und völlig normal – abbaut. Mit Yannick Mund für den wenig geliebten Rob Brown verwöhnt man die Spielerbank mit einem neuen Hintern – Einfluss auf die Leistung der Mannschaft wird er nicht haben.

Bleiben also noch die beiden Ausländer die man getauscht hat und der, der bleibt. Mit Jiri Hunkes hat man den braven Soldaten Schwejk behalten, einen soliden unauffälligen Arbeiter ohne großen Offensivdrang. Mit Pelech hat man Size, Härte und den Polizisten auf dem Eis abgegeben, mit Pikkarainen einen läuferisch wunderbaren Verteidiger, der trotz manch leichtsinniger Aktion den mit Abstand besten plus/minus Wert der Verteidigung hatte. Beides Abgänge, die weh tun. Dafür kommen Simon Gysbers und Kalle Kaijomaa. Beide mit anständiger Größe, aber keine die dazwischenhauen wie Pelech. Beide läuferisch gut, aber keiner mit einer offensiven Vita wie bei Pikkarainen. Bei beiden bleibt Unsicherheit, beide haben Potential. Insgesamt ist die Abwehr für mich auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. Keine notwendige Verbesserung, aber immerhin auch keine signifikante Schwächung.

Es ist sicher korrekt, dass eine Abwehr in erster Linie hinten dicht stehen muss, aber die Abwehr muss auch zum Torkonto beitragen. Unsere Verteidiger haben im Vorjahr zusammen 10 Tore geschossen. Das ist erschreckend wenig, besonders im Vergleich zu den Teams, die wir gerne hinter uns lassen würden. Ich sehe leider keinen, der da auf einmal zum Torjäger wird und wenn die Abwehr nicht zur Produktion beiträgt, dann steigt der Druck auf den Sturm, der, wie wir gleich sehen werden, dünn besetzt ist.

Sturm

Der Sturm ist zu dünn besetzt? Ich sage ja. Will Acton hin oder her – wir haben im Vorjahr auch zu wenig Tore geschossen und aufgrund der abschlussschwachen Verteidigung liegt der Druck noch mehr bei unseren offensiven Leuten. Fleury, Rome, Stastny, Schlager und Ritter haben wir abgegeben. Fleury aufgrund des KHL-Angebots kaum zu halten, Rome kein leichter Charakter, Stastny verletzungsanfällig und bei Schlager und Ritter kann man dem Wechsel nur applaudieren. Für alle gibt es Gründe, aber es fehlen uns damit 59 Tore und 63 Vorlagen. Diese muss man ersetzen. Wie haben die Wild Wings das versucht?

Zum einen in der Breite: Mit El-Sayed, Maurer, Herpich und Palausch holt man junge Leute für die hinteren Reihen, Arbeiter, solide Typen, die aber – zumindest im Fall Herpich und Palausch – um einen festen Platz in der DEL kämpfen müssen. Haben wir also Maurer für Schlager und El-Sayed für Ritter. Das fällt mir schwer das als Verbesserung zu sehen. Klar, Schlager war eigensinnig und Ritter überfordert – aber Schlager hat 20 Punkte gemacht und Ritter deren 10. Maurer kommt mit 4 Punkten und El-Sayed mit einem Punkt. Am Ende zählt das Ergebnis auf dem Feld und nicht die Tatsache, dass Uli Maurer ein netter Kerl ist.

Bleiben noch die beiden Ausländer Istvan Bartalis und Jerome Samson. Gerade Bartalis hat aufgrund seiner Vita viele Fragen unter den Fans aufgeworfen, wirklich DEL-tauglich liest sich das nicht und die Frage was Cortina und Rumrich in ihm sehen, was alle anderen nicht sehen, ist bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet worden. Hier muss man der sportlichen Leitung vertrauen. Samson dagegen ist von der Vita her ein Top-Mann, die DEL Qualität steht außer Frage und man muss hoffen, dass er es auch auf Bauchenberger Eis bringt. Wieder ein Blick zu den Zahlen. Bartalis und Samson mit 18 Toren und 13 Vorlagen. Fleury alleine hatte da mehr. Und der Ersatz für Rome? Und Stastny?

Man könnte jetzt argumentieren, dass Poukkula quasi eine Art Neuzugang ist, aber letztlich war auch er im Vorjahr in der Mannschaft, die gewogen und für zu leicht befunden wurde. Rechnen wir ihn – in einer mathematisch natürlich fragwürdigen Rechnung – mal halb an, dann haben wir die verlorenen 59 Tore und 63 Vorlagen durch Spieler ersetzt, die 20 Tore und 16 Vorlagen mitbringen. Inkl. einem halben Poukkula sind es 23 Tore und 23 Vorlagen.

Wer bis hierhin durchgehalten hat und jetzt Bauchschmerzen bekommt – willkommen im Club. Können Danner und Acton ihre Karrieresaison wiederholen oder fallen beide auf Normalmaß zurück? Und können Kurth und Schmölz erneut einen so großen Sprung machen wir im Vorjahr. Vermutlich wird es sich ausgleichen und dann fehlen uns massiv Tore. Mir fällt es schwer da optimistisch zu sein. Gibt es Hoffnungszeichen?

Trainer und Umfeld

Ja, einen gibt es. Pat Cortina. Ich mag ihn nicht, ich mag seine spröde Art im TV nicht und ich finde, er hat bei der Nationalmannschaft mit Sturheit ziemlich miese Ergebnisse eingefahren. Andererseits hat er in München Erfolge gesammelt und stellt sich für mich als ein Trainer und Mann mit Prinzipien dar. Jemand, der weiß was er will und das auch durchzieht und auch weiß, was es bedeutet Trainer zu sein. Das ist nach Mair und de Raaf mal ganz angenehm so jemanden hinter Bande zu haben. Dazu mit Väkiparta nordische zurückhaltende Seriösität im Trainerteam. Ich muss ihn nicht mögen, wenn er Erfolg hat und ich hoffe, dass er sich von Rumrich emanzipiert (wie man so über Rumrich hört, macht Cortina das mit dem kleinen Finger) und der starke Mann in Schwenningen wird. Er kann den Laden zusammenhalten und dann könnte vielleicht etwas funktionieren. Vielleicht. Und ganz ohne Hoffnung brauche ich nicht ins Stadion gehen. Mit Herzblut für den SERC kann ich mich nicht über „Ich habs Euch ja gleich gesagt“ – Momente freuen.

Fazit

Das Ergebnis ist recht deutlich. Der Kader ist in der Summe schwächer geworden, ist mir persönlich auch zu „weich“ und wird es noch viel schwerer als im Vorjahr haben. Einzig der „Cortina-Effekt“ verleiht leise Hoffnung. Leider fehlt mit Pelech jemand, der auch bei schlechten Spielen noch für Unterhaltung gut war. Auch ein solches Kaliber fehlt im Kader.

Packen wir es an. Wir haben keine Chance. Diese nutzen wir.

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Istvan-wer?

Aufgrund der alle Aufmerksamkeit aufziehenden Europameisterschaft war ich nicht davon ausgegangen, dass die Wild Wings diese Zeit nutzen um Spielerverpflichtung bekanntzugeben. Es würde ja eh untergehen. Doch dann kam der Abgang von Fleury und einen Tag später die Neuverpflichtung von Istvan Bartalis. Und in der Fangemeinde herrscht helle Aufregung – Istvan-wer? Der?

Ich möchte diesen Spieler gar nicht vorab zu sehr kritisieren, natürlich soll er eine faire Chance bekommen. Aber die Zahlen geben kaum Hoffnung, Durchschnitt in der zweiten schwedischen Liga, mäßig in Österreich und selbst in der drittklassigen MOL-Liga in den letztjährigen Play-Offs keine Werte die in Erinnerung bleiben. Trotzdem muss es einen Grund für die Verpflichtung geben, Cortina und Rumrich haben (hoffentlich) einen Plan und für Bartalis einen Platz im Teampuzzle vorgesehen.

Was ich dagegen wirklich kritisieren möchte, ist, dass man den Fans diesen Grund nicht nennt. Jeder Fan kann die Statistiken lesen und es muss doch klar gewesen sein, dass man mit diesen Zahlen keine Begeisterung hervorruft. Warum kann ein Rumrich dann nicht erläutern, warum man sich für ihn entschieden hat? Warum kann er nicht den Grund nennen, der die Fans beruhigt? Warum flüchtet er sich in Phrasen (..der den nächsten Schritt machen will..)?

Die aktuellen Jahre in der DEL sind in der Summe eher enttäuschend, es rumort bei den Fans, Trainer und Spieler verlassen uns wie sie wollen und von der sportlichen Leitung kommt kaum etwas beruhigendes, sondern Spieler, die uns auf den ersten Blick nicht weiterhelfen, werden einem ohne weitere Erklärung vorgesetzt. Dazu dann noch andere kleinere Kommunikationspannen, wie wenn Rumrich nach dem Fleury-Abgang über Spieler aus Nordamerika spricht und am Tag drauf ein Ungar kommt. Natürlich ist Bartalis nicht der Fleury-Ersatz- das ging zu schnell – aber welche Rolle soll er dann spielen?

Liebe Wild Wings, lieber Herr Rumrich – kommuniziert mehr und kommuniziert besser! Es fängt schon an, dass in den Foren die Gerüchte Nahrung finden, böse Gerüchte über finanzielle Schieflagen usw. Und dem sollte man mit aller Kraft entgegentreten um weiteren Schaden zu vermeiden.

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Im Schatten der EM

Im Schatten der EM passiert bei den Wild Wings lange gar nichts. Nun gut, kann ich mit leben. Ob der letzte Ausländer nun jetzt oder in zwei Wochen kommt, daran wird sich das Schicksal der Saison nicht entscheiden. Es gibt sowieso nicht den einen richtigen Zeitpunkt für die Verpflichtung eines Ausländers. Es ist immer ein Risiko.

Doch dann, kurz vor dem Halbfinale gegen die Franzosen, unterschreibt der Wild Wings Franzosen Damien Fleury – mit 25 Treffern einer der besten Torjäger den wir je hatten – bei Kunlun in Peking um in der KHL zu spielen. Ein herber Verlust, keine Frage. Doch auch das sind wir gewöhnt und die Machenschaften der KHL (und auch der NHL) sind in der Branche bekannt. Die scheren sich nicht um andere Verträge, weil beide Ligen in ihrem Selbstverständnis die einzig wahren Eishockeyligen sind. Sportliche Chance für Fleury oder eimerweise Yuan. Man weiß es nicht und es lohnt nicht dem nachzutrauern. Hilft nix.

Doch zwei Sachen sind mir aufgefallen. Im zeitlichen Ablauf:

5.7. – 22:00 Uhr: Am Dienstag abend meldet Kunlun über Twitter die Verpflichtung von Fleury. Keine Reaktion der Wild Wings.

6.7. – 10:00 Uhr: Die Wild Wings veröffentlichen eine Stellungnahme auf der Homepage, dass noch nichts entschieden sei und Fleury einen gültigen Vertrag habe. Rumrich lässt sich zitieren.

6.7. – 21:00 Uhr: Der gewöhnlich aus diversen Foren abschreibende Südkurier berichtet und zitiert Geschäftsführer Michael Werner u.a. mit einer Aussage zur Ablösesumme „Wir sind zufrieden“ und führt aus, dass der Vertrag bereits aufgelöst wurde. Der Artikel liest sich zwischen den Zeilen so, dass das bereits im Laufe der vergangenen Woche geklärt wurde.

6.7. – 21:30 Uhr: Der gewöhnlich gut unterrichtete Schwarzwälder Bote stellt einen Artikel online, der im wesentlichen dem Tenor der Wild Wings Erklärung folgt. Auch hier lässt sich Rumrich zitieren, dass weitere Gespräche mit dem Agenten folgen und Fleury einen gültigen Vertrag habe.

Es stimmt mich nachdenklich, wenn die sportliche Leitung noch offen über Verhandlungen redet während die Geschäftsführung sich schon über die vereinbarte Ablösesumme freut. Große Fragezeichen – wer kann sie mir beantworten?

 

 

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Auf dem richtigen Weg…

..und warum der Rückzug der Freezers genau richtig ist.

Natürlich, lasst mich das mal vorweg schicken, ist das für die Fans der Freezers bitter und schmerzhaft und deren Engagement der letzten Tage ist auch zu würdigen. Auch wenn es von zweifelhafter Natur ist Geld für einen milliardenschweren Eigner zu sammeln. Doch der Rest von Eishockey-Deutschland sollte froh darüber sein, dass mit den Freezers ein Team verloren geht, das aus einer anderen, dunklen Zeit des Eishockeys statt. Die Freezers waren ein Prototyp der Retorte, verpflanzt aus Landshut via München in eine Großstadt ohne große Eishockey-Tradition mit dem reinen Ziel die zugehörige MuFu zu füllen. Alle sportlichen Aspekte wurden mit einem Handstreich weggewischt, die Eurozeichen leuchteten und man hat einen seelenlosen Finanzinvestor, eine Heuschrecke mit ins Boot geholt. Viele haben damals dagegen gewettert und sich gewünscht, dass das Projekt Hamburg scheitert. Es hat vierzehn Jahre gebraucht, aber es ist nun gescheitert. Eishockey hat sich an der Elbe nicht gewinnbringend etablieren lassen. Und das ist ein gutes Signal, dass Profisport eben nicht mit nur genug Geld überall funktioniert.

Die Gründung der Freezers war eine Zeit in der die DEL noch Richtung Großstädte expandierte, als überall die MuFus das größte und erstrebenswerte Ziel waren, von den feuchten Träumen eines Schäfer III („die zweitstärkste Liga der Welt hinter der NHL“) ganz zu schweigen. Inzwischen sind in der DEL gemäßigtere Leute am Werk, der MuFu Markt ist gesättigt, die großen Hallen sind „nichts neues und spannendes“ mehr und auch die noch in der Pipeline befindlichen Hallenprojekte in München oder Frankfurt laufen alles andere als glatt und mit großer Begeisterung. Stattdessen sind deutschlandweit viele schöne neue Eishallen entstanden, die irgendwo zwischen 4.000 und 6.000 Zuschauer genau das abbilden, was man für den Eishockeysport hierzulande braucht. Bei uns in Schwenningen, Bietigheim, Dresden, Bremerhaven, Kaufbeuren, etc… – alles kleine Schmuckstücke, die für den realistischen Stellenwert des deutschen Eishockeys völlig ausreichen.

Vor unserem „Abstieg“ in Liga 2 wurden wir in der DEL offen belächelt und angefeindet, jeder wollte uns mehr oder minder deutlich draußen haben. Inzwischen sind wir ein respektierter Standort über den viele gute Worte verloren werden. Ähnlich Straubing oder Iserlohn, die auch mit kleinen Mitteln für Furore sorgen. Ein paar große Clubs wird es immer geben – die braucht es auch – aber mit den Scorpions und jetzt den Freezers sind zwei Relikte aus einer Zeit des Größenwahns zum Glück verschwunden. Auch finanziell zeigt sich die DEL solide, es gibt Lizenzierungsverfahren und -fristen, die mittlerweile seriös und verbindlich eingehalten werden, die Zeiten als Clubs während der Saison den Spielbetrieb einstellen mussten sind lange vorbei. Die DEL 2 hat da noch einen Weg vor sich, aber Hannover, Hamburg und Co. sind gute Zeichen von Selbstreinigungsprozessen. Lieber gesünder und kleiner als ungesund und groß – auf diesem, richtigen, Weg ist die DEL mittlerweile. Und selbst beim Verband hat man mit Daniel Hopp und Marc Hindelang inzwischen Leute im Präsidium, die Macher sind und nicht in erster Linie in die Öffentlichkeit drängen.

Auch in anderen Sportarten wie Handball (Melsungen, Wetzlar, Gummersbach) oder Basketball (Bamberg, Ludwigsburg, Giessen) spielen kleinere und Kleinstädte eine sehr gute Rolle, es müssen auch im Eishockey nicht die großen sein.  Selbst beim Platzhirsch Fußball tauscht man Stuttgart und Hannover gegen Freiburg und kann die Underdogs wie Darmstadt oder Ingolstadt erleben. Hamburg sagt jetzt leise Servus, dafür kommt mit Bremerhaven ein gewachsener Standort mit seriösem Wirtschaftsgebaren, sportlicher Tradition und einer eifrigen Einbürgerungsbehörde.

Heute bzw. gestern ist/war ein guter Tag für das deutsche Eishockey.

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18.649

18.649 Kilometer von Schwenningen entfernt lässt sich selbst eine der unwürdigsten Trainerfluchten der Schwenninger Eishockeygeschichte mit einer gewissen Gelassenheit ertragen. Das völlige Unverständnis über de Raaf, ein Urlaub und die Tatsache, dass ich mit einem sehr positiven Gefühl aus der Saison gegangen war, ließen mich zu den Ereignissen schweigen. Ich wollte mir schlicht und einfach nicht die gute Grundstimmung – mein letztes Spiel war das 4:2 gegen die Adler – zerstören, indem ich über Gründe oder Nicht-Gründe von de Raafs Abgang spekuliere. Und mittlerweile ist es auch egal – de Raaf ist weg und wir müssen sehen, wie wir wiedermal mit einem Rückschlag im langfristigen Plan zurechtkommen.

Jetzt haben wir aber – in gewohnter Rumricher Bedächtigkeit und in ausgiebiger Pressebegleitung – einen neuen Trainer gefunden und die Verpflichtung von Pat Cortina möchte ich nutzen, um die Frequenz hier wieder etwas zu erhöhen. Die DEL spielt zwar noch in der Werksmeisterschaft zwischen Volkswagen und den Brausedosen ihren Meister aus, doch wir richten unseren Blick nach vorne. Und wenn man sich die Fans so anhört, dann polarisiert die Personalie Cortina ganz gewaltig. Selten konnte man bereits vor dem ersten Arbeitstag eines Trainers soviel Unmut vernehmen. Doch warum?

Cortina ist immerhin ehemaliger Nationaltrainer. Cortina hat jahrelang einen DEL-Club gecoacht. Cortina hat mit dem EHC München den Aufstieg geschafft.

Eigentlich sind das Referenzen, die für einen Club wie Schwenningen nicht die Regel sind. Mair oder de Raaf hatten lange nicht die Vita. Gibt es da vielleicht noch eine andere Seite?

Cortina hat die Olympia-Quali verbockt. Cortina war bei den verhassten Red Bull Münchenern. Cortina hat uns damals im Finale geschlagen. Tragen wir ihm das noch nach?

Ich muss ehrlich eingestehen, dass ich ihn in der täglichen Trainingsarbeit nicht einschätzen kann. Ich muss auch gestehen, dass er mir bisher alles andere als sympathisch vorkommt. Und es gibt doch immer mehrere Seiten einer Medaille. Meistens sogar zwei.

Olympia-Quali: Waren die ganzen Absagen und die Spieler schuld? Oder der Trainer?

Hat er in München gut gecoacht oder schlicht genügend Geld für ein Team gehabt, mit dem man quasi nicht verlieren konnte?

Vieles ist doch reine Spekulation und ich finde man sollte sich nicht zu sehr von persönlicher Antipathie leiten lassen. Vielleicht überrascht er uns alle. Vielleicht muss er das sogar, denn vieles was wir in den vergangenen Jahren im Vorfeld gelobt haben, hat dann enttäuscht. Hat man jetzt gar keine Erwartungen an einen Trainer, dann kann er diese nur übertreffen. Es ist nur eine Sache, die mich nachdenklich macht: Die Vita von Cortina habe ich angesprochen und dann findet ein ehemaliger Nationaltrainer keinen anderen Arbeitsplatz als beim hoffnungslosen Tabellenschlusslicht? Man stelle sich vor, Jogi Löw heuert nach der EM in Hannover an. Es muss doch einen Grund geben, warum keiner der anderen Manager bei ihm zugegriffen hat. Kennen sie ihn vielleicht besser als wir Fans?

Auf jeden Fall bleibt es spannend und wichtig ist für mich in erster Linie, dass die Personalie jetzt geklärt ist. Geben wir ihm eine faire Chance.

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Aus drei mach eins

Es läuft doch wieder. Ich habe ganz großen Respekt davor, dass de Raaf und sein Team die Jungs nach dem mentalen Tief vor drei Wochen wieder so aufgerichtet hat. Das letzte Häuflein Aufrechte hat in Iserlohn eine Leistung gezeigt, die prototypisch für das ist, was man in Schwenningen so liebt. Werfen wir trotzdem mal einen Blick auf die neue Saison. In diesem Beitrag möchte ich mich mit dem Thema ausländischer Verteidiger beschäftigen.

Derzeit haben wir davon drei: Hannu Pikkarainen, Matt Pelech, Jiri Hunkes. Zwischen den Zeilen ist zu lesen, dass man bei allen dreien nicht abgeneigt ist sie zu behalten, allerdings auch nicht alle drei in Summe. Gehen wir dann noch davon aus, dass wie die Vergangenheit lehrt, auch nicht alle Spieler überhaupt bleiben wollen, dann finde ich die Prognose nicht gewagt, dass man am Ende einen, maximal zwei, der drei behält. Schließlich muss man sich ja auch verbessern können und die Gegentorquote hat noch deutlich Luft nach oben. Doch welchen der drei?

Schauen wir zuerst mal auf die Zahlen: Da zeigen sich deutliche Unterschiede. Hannu Pikkarainen ist mit 24 Punkte unser punktbester Verteidiger und mit +3 in der +/- Wertung sogar Team-Leader. Für einen Offensiv-Verteidiger, jemand der qua definition das eigene Tor nur vom Einschwören vor dem Spiel kennt, ist das ein überragender Wert. Pelech dagegen, als Mann fürs Grobe, ist in dieser Wertung mit -15 ganz unten in der Teamliste angesiedelt. 16 Punkte, davon überragende 7 Tore sind ein ordentlicher Wert. Hunkes ist in den Zahlen so unauffällig wie er meistens auch spielt. 13 Punkte, -2 – das ist alles solide. Insgesamt sind die Zahlen ordentlich.

Doch Zahlen sind nicht alles: Zuerst sollte man berücksichtigen, dass sich viele Spieler im ersten Jahr schwer tun und im zweiten Jahr oft bessere Werte einfahren. Dies spricht für alle drei. Also alles für Pikkarainen? Ja. Definitiv. Denn er überzeugt nicht nur in den Zahlen, sondern ist auch technisch und läuferisch eine Augenweide. Selten so einen eleganten Verteidiger in Schwenningen gesehen. Leider neigt er wie viele seiner Art bisweilen zum Bruder Leichtfuß, mancher Pass quer durchs eigene Drittel auf die Kelle des Gegners bestärkt Helmut de Raaf darin eine Glatze zu tragen. Man spart sich die grauen Haare. Doch er hat diese Fehler im Laufe der Saison reduzieren können, es ist zu erwarten, dass er das im nächsten Jahr noch besser schafft. Deshalb bin ich ohne die beiden anderen näher betrachtet dafür, dass man Pikkarainen hält. Sofern er will, sofern man es finanziell kann und sofern er nicht von der zahlungskräftigen Konkurrenz abgeworben wird.

Da das leider nicht ganz unwahrscheinlich ist, werfen wir mal einen Blick auf Mr. Unauffällig: Jiri Hunkes. Unauffällig ist für Verteidiger ein Kompliment, denn wenn sie nicht auffallen, dann machen sie auch wenig Fehler. Und so ist Hunkes, ein solider Arbeiter, ein Indianer im Dienst der Mannschaft, der seinen Job macht. Technisch und läuferisch ebenfalls gut ausgebildet gibt es wenig bis nichts an ihm zu kritisieren. Aber auch wenig bis nichts was einen nachhaltig begeistert. Irgendwas fehlt da, irgendwie fehlt mir immer etwas das Feuer, etwas die Bindung zum Team. Keine Ahnung, ob es daran liegt, dass er als einziger Tscheche etwas isoliert ist – ich bin mir nicht sicher, ob er noch mehr bringen kann. Als Fazit: Mit Hunkes macht man nichts falsch, Hunkes lässt einen ruhig schlafen, aber Hunkes macht nicht den Unterschied aus. Kriegt man Pikkarainen nicht und Hunkes zu einem fairen Preis, dann sollte man den Deal machen und sich einen neuen Top-Verteidiger daneben suchen. Klappt es mit Hunkes nicht, dann geht die Welt auch nicht unter.

Und zum Schluss noch der wohl polarisierenste Spieler in der Mannschaft (neben #62). Matt Pelech, als Rauhbein geholt und mit ausgestreckter Zunge im Vorbereitungskampf gleich zum Fanliebling geworden, ist er gerade in der ersten Saisonhälfte auch spielerisch wichtig geworden. Er kann auch treffen und hat Freude an der schmerzhaften Position im Überzahlspiel im Slot zu stehen und die Sicht zu nehmen. Doch leider ist das nur die eine Seite der Medaille, denn defensiv lässt er gerne mal seinen Gegenspieler laufen und fällt mit übertrieben dummen Strafen auf. Irgendwo zwischen Genie und Wahnsinn, ein wenig ein Typ wie Sana Hassan. Über den sagte ein schweizer Eishockeyexperte mal: „Wenn Du ihm vor jeden Wechsel einen über den Helm ziehst, dann ist er absolut tauglich für die Liga.“ Ich habe den Eindruck, Pelechs Problem ist, dass ihm sein Ruf vorauseilt und er in der Liga keinen Gegner findet, niemand will mit ihm zum Tanz antreten. Um seine überschüssigen Energien loszuwerden, sucht er sich dann irgendwelche Opfer, wütet ein wenig und geht dann leider zurecht alleine auf die Strafbank. Natürlich braucht ein Team auch so einen Tough Guy, aber gleichzeitig schadet er mit unüberlegten Aktionen auch dem Team. Das gegeneinander abzuwägen ist eine schwierige Aufgabe, ich bin mir da unschlüssig. Sollte man ihn zu einem fairen Preis bekommen, dann ja. Nach dem Motto „Brot und Spiele“ kann man auch für etwas Unterhaltung im Tabellenkeller sorgen. Als Nummer 1 Verteidiger taugt er keinesfalls. Und nicht um jeden Preis.

Und was sagt uns das jetzt: Pikkarainen, Pikkarainen, Pikkarainen! Investiert alle Energie in die Verlängerung seines Vertrages. Im Sinne einer Kontinuität sollen und wollen wir nicht alle ausländischen Verteidiger austauschen. Bei Pikkarainen weiß man was man hat und man hat noch Luft nach oben. Hunkes und Pelech sind wesentlich besser ersetzbar.

Wen würdet Ihr behalten?

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Gefährlich harte Chancen – oder die Evolution einer Analyse

Der ungewöhnliche Titel für diesen Beitrag liegt darin begründet, dass er einige Evolutionsstufen hinter sich hat. Immer wenn ich einen Gedanken zu Papier bringen wollte, hat sich der Blickwinkel auf die Situation durch die aktuellen Geschehnisse auf dem Eis verändert. Schauen wir mal, ob wir das mit einem Faden, so rot wie die drohende Laterne, in einem Text unterbringen können.

Die große Gefahr

Beginnen wollte ich vor zwei Wochen mit einer großen Gefahr, die ich im Anflug sah. Nämlich die, dass uns die Mannschaft sehr viel Freude bereitet hat und man es nicht über das Herz bringt, einen Spieler davon abzugeben. Liest man sich durch die Foren, dann findet man Befürworter für nahezu jeden Spieler. Egal ob ein Stastny, ein Rome, ein Ritter oder auch ein Rob Brown – geht es nach der Meinung im Internet, dann sollte Rumrich doch gefälligst alle behalten. Gründe: Nett. Kämpft. Kann man für die vierte Reihe gebrauchen. Nur muss ein Manager anders denken, denn bei aller Sympathie für die Truppe, wir sind auch in diesem Jahr wieder gewogen und für zu leicht befunden worden. Wollen wir uns sportlich verbessern, dann müssen wir einige Positionen austauschen und die Gefahr, die ich sah – und auch sehe – ist eben die, dass unpopuläre Entscheidungen schnell zu Unmut führen können. Das sieht man gut an der Torwartdiskussion, dabei ist eine Trennung von einem der beiden nahezu unumgänglich.

Stürmer für Reihe 4 findet man immer, da braucht man keinen Brown zu behalten. Fies gesagt ist er ein typischer Allrounder, kann alles, aber nix richtig. Auch der eher ungelenke Ritter, der unkonstante und strafenfreudige Rome (da wurde uns die Entscheidung abgenommen), der überforderte Billich, der seiner sportlich zugedachten Führungsrolle nie gerecht gewordene Stastny oder der zur Zeit jenseits von Gut und Böse agierende Pelech sind alles Kandidaten auf deren Position man noch Luft nach oben hat und sich verbessern kann. Und wenn man einen Schlager irgendwie loswerden kann, dann bitte schleunigst, heute und sofort.

Davor wollte ich warnen, dafür wollte ich ein Bewusstsein schaffen, dass trotz vieler guter und zufriedenstellender Spiele einiges an Blutauffrischung nötig ist, wenn wir uns auch tabellarisch verbessern wollen. Doch dann kamen die Spiele in Berlin, in Augsburg und gegen Straubing.

Ganz harte Wochen

Die Spielen waren schlecht, da muss man nix schönreden. Auch wenn man der Fairness halber anmerken sollte, dass z.B. die Partie gegen Straubing tristes Tabellenkeller-Eishockey von beiden Teams war und die Wild Wings personell arg gebeutelt waren. Mit einem Ritter in der ersten Reihe würde jeder zustimmen, dass man nicht DEL-tauglich ist und eine dritte Reihe Brown – Schlenker – Schlager verbreitet höchstens bei der eigenen Abwehr Angst und Schrecken. Das entschuldigt aber trotzdem nicht, warum man sich von den Tigers über das Körperspiel hat den Schneid abkaufen lassen.

Nach der Niederlage in Krefeld war dann endgültig klar, dass das ganz harte Wochen werden, die Zeit bis Anfang März wird trist und lang. Ich kann es in gewissem Sinne sogar nachvollziehen, halte es für menschlich, dass man ein paar Prozente zurückschaltet, wenn man selber einsieht, dass man seine Ziele (und sportlich und teamintern muss das Platz 10 gewesen sein) nicht mehr erreichen kann. Wenn man angespannt, mit viel Einsatz und manchmal über die Schmerzgrenze hinaus versucht hat ein Ziel zu erreichen und dann scheitert, dann ist der Kopf müde, dann ist man mental platt und selbst wenn man weiterhin mit 100% reingehen will – man kann es nicht. Es geht einfach nicht. Wenn wir ehrlich zu uns sind, dann haben wir das alle schon erlebt.

Der zu dünne Kader tut dazu sein übriges, dann hat der eine oder andere schon woanders unterschrieben und ist mit dem Kopf nicht mehr ganz bei der Sache, man will sich auch nicht mehr verletzen in den letzten bedeutungslosen Spielen und so kommt eins zum anderen und Straubing ist dann eine zu große Hürde. Das Problem ist, dass die Spiele für uns Fans eben nicht bedeutungslos sind und wir weiterhin den vollen Preis dafür zahlen. Entweder schafft es die Mannschaft irgendwie (körperliche und mentale) Frische zu finden oder es werden wirklich ganz harte Wochen. Vielleicht einfach mal zwei Tage saufen gehen und sich dann einschwören: „Jetzt haben wir noch 6 Wochen lang Spaß – Pelech fang am Freitag mal an!“

Die Chancen

Und im Laufe der Woche manifestierte sich dann der Eindruck, dass diese Phase jetzt auch Chancen bietet. Als weiteren Vorteil kann ich auch einen Bogen zum ersten Teil dieses Artikel schlagen, denn ich sehe eine Chance darin, dass die bisweilen unkritische Begeisterung für die Mannschaft durch die schwächeren Spiele etwas abkühlt und man sich leichter tut sich von einigen Akteuren zu trennen. Das macht es dem Management deutlich einfacher Spieler auszutauschen, als wenn das Team bis zum Ende mit allem kämpfen würde, was es hat. Das lieben zwar sehr viele in Schwenningen, aber wie oben bereits geschrieben – für höhere sportliche Ziele muss man etwas tun.

Und damit lande ich am Ende doch wieder bei einer großen Gefahr – wenn diese Phase zu lange dauert, die Spiele zu trostlos werden. Dann würde die Mannschaft tatsächlich alles mit dem Arsch wieder einreißen, was sie sich mühsam aufgebaut hat. Denn wir stehen punktemäßig kaum besser da als im Vorjahr, aber der Kredit den das Team hat ist ungleich höher. Es wäre schade, wenn wir wieder in diese Weltuntergangsstimmung der letzten Saison zurückfallen, einen Keil zwischen Team und Fans treiben und sich die Fans am besten noch gegenseitig zerfleischen.

Deshalb: Die vier schlechten Spiele werden durch die guten Partien zuvor aufgewogen, ich kann akzeptieren, dass man mental in einem Loch ist – aber jetzt schnaufen wir durch und bringen die Saison gemeinsam und versöhnlich zu Ende. Und nächstes Jahr mit neuem Mut…..

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Torwartdiskussion

Zuerst mal einen guten Start ins neue Jahr an alle Leserinnen und Leser. Die Wild Wings sind leider mit der deutlichsten Niederlage der Saison in Berlin eher suboptimal ins neue Jahr gestartet. Aber Schwamm drüber, das Team hat uns viel Freude bereitet und aus meiner Sicht hat man den Fokus bei der sportlichen Leitung schon auf das neue Jahr gelegt. Natürlich ist rechnerisch noch vieles möglich, aber die Intensivierung der Vertragsgespräche, die Verpflichtung von Jonas Schlenker als klaren Perspektivspieler, den man für die neue Saison unter Wettkampfbedingungen testen kann und die heißlaufende Gerüchteküche in der Torwartfrage sind alles Zeichen, dass man weiter denkt als nur zum nächsten Spiel. Konzentrieren möchte ich mich heute auf die Torwartfrage.

Als Disclaimer vorneweg um nicht gleich wieder Shitstorms zu ernten: Ja, ich stand schon selber im Tor. Ja, ich weiß wie es ist sich Pucks um die Ohren schießen zu lassen. Nein, ich kann es nicht besser als Pätzold und MacDonald. Trotzdem schreibe ich meine Meinung zu dem Thema, dass in Schwenningen seit Hoppe sehr sensibel ist. Unzufriedenheit mit dem Goalie ist in Schwenningen eine jahrtausende alte Tradition. Blicken wir zweieinhalb Jahre zurück: Mit der Übernahme der Hannover Scorpions fällt uns Dimitri Pätzold in die Hände, ein gestandener Torwart mit zahlreichen Länderspielen, eigentlich ein Glücksfall für Schwenningen. Doch leider wird auch sehr schnell klar, dass er das Nationallevel nicht mehr hat, in den ersten beiden Jahren hält er zwar gut und solide, die Spiele, „die er uns gewinnt“ kann man aber an einer Hand abzählen. Zudem wirkt er schnell überspielt, kann weder von Steinhauer noch von Janka dauerhaft entlastet werden.

Zu Beginn der Saison sieht auch de Raaf, dass die übliche Kombination „starker Torwart/bankwärmender Deutscher mit Alibi-Einsätzen“ mit Pätzold nicht funktionieren wird, die Verpflichtung des NHL-Veteranen Joey MacDonald ist auch ein klares Zeichen an Pätzold „Das ist deine letzte Chance.“ MacDonald wird gleich im ersten Spiel in Mannheim zum Helden, der sich bis über die körperliche Grenze hinaus für das Team aufopfert und damit die Richtung für die Saison vorgibt. Für mich war diese Szene, so verstörend sie wirkte, im Rückblick eine Schlüsselszene für die Einstellung der Mannschaft. In den weiteren Spielen stellt sich heraus, dass MacDonald der konstantere, der bessere Torhüter ist. Er zeigt mehr „unmögliche“ Paraden, kassiert weniger „Eier“. Das belegen auch die Statistiken und das zeigt auch die Verteilung der Einsätze durch den Trainer. Die Krankheit von Pätzold und die Sperre von MacDonald heben sich da gegenseitig auf.

Doch trotzdem ist die Situation nicht zufriedenstellend. Zum einen kostet uns ein MacDonald auf der Bank eine wertvolle Ausländerlizenz, zum anderen kassiert Pätzold, da er als Nummer 1 verpflichtet wurde, auch ein entsprechendes Gehalt. Kurz gesagt: Egal wer von beiden auf der Bank sitzt, entweder verschenken wir Geld oder eine AL-Position. Beides können wir uns als kleines Team mit schmalem Etat nicht leisten. Daher wundert es mich nicht, dass für die kommende Saison Veränderungen auf der Position anstehen.

Auch wenn beide Torhüter einen guten Job machen, menschlich absolut sympathisch rüberkommen – manchmal muss man harte sportliche Entscheidungen treffen. Und so eine steht jetzt an. Beide sind auch schon deutlich über 30, beides sind keine Perspektivspieler mehr.

Nun kommt der Name Dustin Strahlmeier ins Spiel. Die Armee der Spatzen pfeifft es von allen schneebedeckten Dächern, dass der junge Backup der Straubing Tigers im nächsten Jahr am Neckarursprung seine Schlittschuhe schnüren wird. Das erspart mir die Spekulation über Namen, ich setzt jetzt einfach mal voraus, dass dieser Transfer stattfindet. Strahlmeier ist für mich, das belegen die bisherigen Zahlen und Einsätze, mehr als ein Alibi-Backup, der nicht über fünf Einsätze hinauskommt. Er hat das Zeug die Nummer 1 regelmäßig zu entlasten und vielleicht bei uns in ein oder zwei Jahren zum Starter zu werden.

Doch wen soll er dann beerben?

MacDonald oder Pätzold?

Ich hoffe, dass es MacDonald ist der bleibt. Bei Pätzold fehlt mir nach zweieinhalb Jahren einfach der Glaube, dass er den unumstrittenen Nummer 1 – Status leistungsmäßig erreichen kann. MacDonald hat aus meiner Sicht das Zeug dazu, zudem sind sich er und Strahlmeier ähnlich (beides große und kräftige Torhüter) und er hat deutlich mehr Erfahrung als Pätzold, die er weitergeben kann. Auf MacDonald kann man sich immer verlassen, während Pätzold diese Spiele hatte, in denen er völlig die Linie verlor. Das gibt einem Backup in der Entwicklungsphase nicht die Sicherheit, die er braucht.

Einziger Punkt der für Pätzold spricht ist die Staatsbürgerschaft, er würde uns keine Ausländerlizenz kosten, die im Bankfall dann verschenkt wäre. Trotzdem wiegen für mich die Vorteile von MacDonald diesen Punkt auf, ich hoffe auch auf die Kooperation mit Freiburg, so dass im nächsten Jahr in einigen Spielen nicht MacDonald hinter Strahlmeier auf der Bank sitzt und man im Feld mit voller ausländischer Kapelle agieren kann. Dies schließt für mich die Verpflichtung eines weiteren Kontingentspielers zu Saisonbeginn mit ein, die Hängepartie wie in diesem Jahr brauche ich nicht nochmal.

Mein Wunsch also: MacDonald/Strahlmeier/XXX auf zwei Jahre, dann Strahlmeier/XXX und MacDonald im wohlverdienten Ruhestand.

Wen würdet ihr neben Strahlmeier behalten?

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