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Saisonvorschau – ganz klassisch

Posted by on August 8, 2016

Kaum schaut draußen die Sonne raus, beginnt nach einer viel zu langen Sommerpause bereits wieder die neue Eissaison. Als schwarzer Schwan habe ich das gestrige erste Showtraining – vor beeindruckenden 2.000 Zuschauern – abgewartet, denn nach 45 Minuten anschwitzen kann der geneigte Fachmann jeden Neuzugang endlich umfassend bewerten. Doch Spaß beiseite, wie soll man auf diese Saison blicken? Die Fans sind gespalten wie selten, vom rosaroten Brillenträger, der jedem Neuzugang alleine die Meisterschaft zutraut bis zum katastrophalen Schwarzmaler, der uns insolvenznah und mit Minuspunkten am Tabellenende verortet, ist in der Fanschar und in den einschlägigen Foren alles vertreten. Doch eins ist allen gemein – und das manifestiert sich auch in den Zahlen beim ersten Training – alle sind gespannt auf die neue Saison. Das verliebte Groupie das auf 15 Tore von Yannick Mund wartet und der knorrige Meckerer, der all seine schwarzen Fantasien bestätigt haben möchte. Darin liegt auch eine Chance. Die Leute wollen das Team sehen – warum auch immer – und das Team hat damit eine Chance zu überzeugen und zu überraschen.

Nach dem Streitgespräch aus dem Vorjahr und einer eigenen Position, die im Dreieck zwischen Rosa, Schwarz und Gleichgültigkeit zu letzterem Punkt tendiert, habe ich mich für eine klassische Saisonvorschau entschieden, die die einzelnen Positionen absolut objektiv vermutlich subjektiv betrachtet.

Tor

Im Tor ist die Sache einfach. MacDonald hat überzeugt und die Situation aus dem Vorjahr mit Pätzold, die dazu führte, dass immer ein Großverdiener (und bisweilen noch eine verschenkte AL-Lizenz) auf der Bank saßen, hat sich nicht nachhaltig empfohlen. Deshalb musste einer gehen und man entschied sich für die altbewährte Lösung: Starker Ausländer plus junger hungriger Deutscher. Strahlmeier kann man bedenkenlos in der Liga einsetzen, ob er wirklich das Zeug zum Starter hat bleibt offen. Ich gehe davon aus, dass MacDonald >90% der Spiele macht. In der Summe mache ich mir im Tor die wenigsten Sorgen.

Abwehr

Hier wird es schon deutlich schwieriger. Das Vorjahr hat gezeigt, dass die Abwehr für höhere Ziele nicht ausreichend ist und ich sehe leider keine signifikante Verbesserung. Nur weil Brückner in Zeiten extremem Spielermangels ein paar Länderspiele machen durfte, wird aus ihm auch nicht auf einen Schlag mehr als ein solider Verteidiger. Trivellato und Bender müssen zeigen, ob sie einen weiteren Schritt gehen können. Nehmen wir bei allen dreien eine leichte Verbesserung an, dann gleicht sich das für mich dadurch aus, dass Sascha Goc Jahr für Jahr altersbedingt – und völlig normal – abbaut. Mit Yannick Mund für den wenig geliebten Rob Brown verwöhnt man die Spielerbank mit einem neuen Hintern – Einfluss auf die Leistung der Mannschaft wird er nicht haben.

Bleiben also noch die beiden Ausländer die man getauscht hat und der, der bleibt. Mit Jiri Hunkes hat man den braven Soldaten Schwejk behalten, einen soliden unauffälligen Arbeiter ohne großen Offensivdrang. Mit Pelech hat man Size, Härte und den Polizisten auf dem Eis abgegeben, mit Pikkarainen einen läuferisch wunderbaren Verteidiger, der trotz manch leichtsinniger Aktion den mit Abstand besten plus/minus Wert der Verteidigung hatte. Beides Abgänge, die weh tun. Dafür kommen Simon Gysbers und Kalle Kaijomaa. Beide mit anständiger Größe, aber keine die dazwischenhauen wie Pelech. Beide läuferisch gut, aber keiner mit einer offensiven Vita wie bei Pikkarainen. Bei beiden bleibt Unsicherheit, beide haben Potential. Insgesamt ist die Abwehr für mich auf dem gleichen Niveau wie im Vorjahr. Keine notwendige Verbesserung, aber immerhin auch keine signifikante Schwächung.

Es ist sicher korrekt, dass eine Abwehr in erster Linie hinten dicht stehen muss, aber die Abwehr muss auch zum Torkonto beitragen. Unsere Verteidiger haben im Vorjahr zusammen 10 Tore geschossen. Das ist erschreckend wenig, besonders im Vergleich zu den Teams, die wir gerne hinter uns lassen würden. Ich sehe leider keinen, der da auf einmal zum Torjäger wird und wenn die Abwehr nicht zur Produktion beiträgt, dann steigt der Druck auf den Sturm, der, wie wir gleich sehen werden, dünn besetzt ist.

Sturm

Der Sturm ist zu dünn besetzt? Ich sage ja. Will Acton hin oder her – wir haben im Vorjahr auch zu wenig Tore geschossen und aufgrund der abschlussschwachen Verteidigung liegt der Druck noch mehr bei unseren offensiven Leuten. Fleury, Rome, Stastny, Schlager und Ritter haben wir abgegeben. Fleury aufgrund des KHL-Angebots kaum zu halten, Rome kein leichter Charakter, Stastny verletzungsanfällig und bei Schlager und Ritter kann man dem Wechsel nur applaudieren. Für alle gibt es Gründe, aber es fehlen uns damit 59 Tore und 63 Vorlagen. Diese muss man ersetzen. Wie haben die Wild Wings das versucht?

Zum einen in der Breite: Mit El-Sayed, Maurer, Herpich und Palausch holt man junge Leute für die hinteren Reihen, Arbeiter, solide Typen, die aber – zumindest im Fall Herpich und Palausch – um einen festen Platz in der DEL kämpfen müssen. Haben wir also Maurer für Schlager und El-Sayed für Ritter. Das fällt mir schwer das als Verbesserung zu sehen. Klar, Schlager war eigensinnig und Ritter überfordert – aber Schlager hat 20 Punkte gemacht und Ritter deren 10. Maurer kommt mit 4 Punkten und El-Sayed mit einem Punkt. Am Ende zählt das Ergebnis auf dem Feld und nicht die Tatsache, dass Uli Maurer ein netter Kerl ist.

Bleiben noch die beiden Ausländer Istvan Bartalis und Jerome Samson. Gerade Bartalis hat aufgrund seiner Vita viele Fragen unter den Fans aufgeworfen, wirklich DEL-tauglich liest sich das nicht und die Frage was Cortina und Rumrich in ihm sehen, was alle anderen nicht sehen, ist bis heute nicht zufriedenstellend beantwortet worden. Hier muss man der sportlichen Leitung vertrauen. Samson dagegen ist von der Vita her ein Top-Mann, die DEL Qualität steht außer Frage und man muss hoffen, dass er es auch auf Bauchenberger Eis bringt. Wieder ein Blick zu den Zahlen. Bartalis und Samson mit 18 Toren und 13 Vorlagen. Fleury alleine hatte da mehr. Und der Ersatz für Rome? Und Stastny?

Man könnte jetzt argumentieren, dass Poukkula quasi eine Art Neuzugang ist, aber letztlich war auch er im Vorjahr in der Mannschaft, die gewogen und für zu leicht befunden wurde. Rechnen wir ihn – in einer mathematisch natürlich fragwürdigen Rechnung – mal halb an, dann haben wir die verlorenen 59 Tore und 63 Vorlagen durch Spieler ersetzt, die 20 Tore und 16 Vorlagen mitbringen. Inkl. einem halben Poukkula sind es 23 Tore und 23 Vorlagen.

Wer bis hierhin durchgehalten hat und jetzt Bauchschmerzen bekommt – willkommen im Club. Können Danner und Acton ihre Karrieresaison wiederholen oder fallen beide auf Normalmaß zurück? Und können Kurth und Schmölz erneut einen so großen Sprung machen wir im Vorjahr. Vermutlich wird es sich ausgleichen und dann fehlen uns massiv Tore. Mir fällt es schwer da optimistisch zu sein. Gibt es Hoffnungszeichen?

Trainer und Umfeld

Ja, einen gibt es. Pat Cortina. Ich mag ihn nicht, ich mag seine spröde Art im TV nicht und ich finde, er hat bei der Nationalmannschaft mit Sturheit ziemlich miese Ergebnisse eingefahren. Andererseits hat er in München Erfolge gesammelt und stellt sich für mich als ein Trainer und Mann mit Prinzipien dar. Jemand, der weiß was er will und das auch durchzieht und auch weiß, was es bedeutet Trainer zu sein. Das ist nach Mair und de Raaf mal ganz angenehm so jemanden hinter Bande zu haben. Dazu mit Väkiparta nordische zurückhaltende Seriösität im Trainerteam. Ich muss ihn nicht mögen, wenn er Erfolg hat und ich hoffe, dass er sich von Rumrich emanzipiert (wie man so über Rumrich hört, macht Cortina das mit dem kleinen Finger) und der starke Mann in Schwenningen wird. Er kann den Laden zusammenhalten und dann könnte vielleicht etwas funktionieren. Vielleicht. Und ganz ohne Hoffnung brauche ich nicht ins Stadion gehen. Mit Herzblut für den SERC kann ich mich nicht über „Ich habs Euch ja gleich gesagt“ – Momente freuen.

Fazit

Das Ergebnis ist recht deutlich. Der Kader ist in der Summe schwächer geworden, ist mir persönlich auch zu „weich“ und wird es noch viel schwerer als im Vorjahr haben. Einzig der „Cortina-Effekt“ verleiht leise Hoffnung. Leider fehlt mit Pelech jemand, der auch bei schlechten Spielen noch für Unterhaltung gut war. Auch ein solches Kaliber fehlt im Kader.

Packen wir es an. Wir haben keine Chance. Diese nutzen wir.

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