Handlungsbedarf

Mit etwas Abstand ein Blick zu den beherrschenden Themen rund um das Wochenende der Wild Wings. Sportlich braucht man nix zu schrieben, mit einem knappen Sieg und einer knappen Niederlage gegen zwei etatmäßig stärker einzuschätzende Mannschaften können wir alle sehr gut leben, auch tabellarisch ist alles in Butter. Doch was wäre Schwenningen ohne Diskussionen. Und was wäre dieser Blog ohne polarisierende Themen.

Punkt 1: Der Zuschauerzuspruch. Ein grandioser Derbysieg, tolle deutschlandweite Werbung im TV und dann stolpern gegen Krefeld – Traditionsverein – keine 3.500 Hansel durch die Helium-Arena. Was ist denn da los? Wie zu erwarten wurde bereits während des Spiels damit begonnen, die Argumente auszutauschen und die Debatte hitzig nach Facebook und in die Foren verlagert. Auch wenn ich die beruhigenden Stimmen nach dem Motto „es ist noch nicht kalt, sobald es Winter wird, wird es schon voll“ normalerweise unterstütze, stimmt es mich doch bedenklich, wenn man aus dem Erfolg gegen die Adler so gar kein Momentum auf der Zuschauerseite mitnehmen kann. Denn selbst als es letztes Jahr am Ende der Saison um nichts mehr ging, hatten wir in Wald-und-Wiesen Spielen nicht weniger Zuschauer. Für mich ist dieser Wert von 3.500 ganz klar der Basiswert der Schwenninger Eishockey-Begeisterung. Die kommen eigentlich immer, wenn man nicht gerade ganz unten steht und am Dienstag ran muss. Auch wenn das eine Zahl ist über die man in Wolfsburg sehr glücklich wäre, passt es nicht so ganz in die Euphorie und die Begeisterung die gerne rund um die Schwenninger DEL-Rückkehr verkauft wird. 3.500 also – und mehr werden es nur, wenn der Gegner passt (Mannheim ist), Weihnachten ist (ihr werdets sehen) oder man ganz oben steht (siehe Hamburg-Spiel).

Wie kann man diesen Wert steigern?

Viele prangern da die Preispolitik an, doch das ist für mich eine leicht zu nutzende und nicht zutreffende Ausrede. Klar mag es einzelne geben, für die der Preis wirklich zu hoch ist, aber langfristig zeigt sich immer, dass der Preis das geringste Problem ist, wenn man etwas wirklich will. iPhones sind auch überteuert und verkaufen sich trotzdem wie warme Semmeln. Würde man jetzt die Stehplätze um 2 Euro senken, dann würde das Gemecker über die Preise um kein My abnehmen, da bin ich mir sicher. Und die Zuschauerzahlen würden marginal steigern, aber der Ertrag würde sinken. Stattdessen muss man jetzt um jeden Zuschauer sehr lange und sehr hart kämpfen. Mit DEL und Komfortsteigerung in der Arena war es kein Hexenwerk, den Basiswert von 2.500 auf 3.500 zu steigern, aber ab jetzt wird es richtig harte Arbeit. Zusätzliche Leistungen, Fanbetreuung, Kinderbetreuung während der Spiele, guter Kundenservice, freies W-Lan, Maskottchen, etc.. – all das und noch viele weitere Ideen bringen Dir neue Zuschauer. Und wenn man den Grundstock um 100 pro Jahr steigern kann, dann ist das für mich auf dem Niveau ein enormer Erfolg.

Damit muss man sich eben abfinden, dass wir nicht jede Woche 5.000 in der Halle haben. Und mal ehrlich – lieber mit 3.500 die Vollgas geben, als die Bude voll und das Popcorn ist wichtiger als das Spielgeschehen.

Punkt 2: Arm aua bei Ryan Ramsay. Der Stürmer hat sich durch einen geblockten Puck einen Bruch – oder sowas – an der Hand/am Arm zugezogen und dürfte bis Jahresende ausfallen. Prompt werden die Stimmen nach einer Nachverpflichtung laut und auch Jäger und Mair äußern sich in der Presse – mehr oder weniger forsch – in diese Richtung. Es kursieren auch schon eine Menge Namen und Wünsche (Magowan, Werner, Lehoux, Palmieri, und so weiter und sofort). Doch brauchen wir das wirklich? Wie schon bei der Torhüterfrage – wo man auch nicht auf mich gehört hat – positioniere ich mich auch diesmal wieder grundsätzlich gegen eine schnelle Neuverpflichtung. Gründe? Gerne.

  • Verletzungen gehören zum Business dazu, das muss bei der Kaderplanung einkalkuliert werden und bei aller Liebe und Sympathie für Ramsay und auch wenn seine Formkurve nach oben zeigt – wenn wir die 3 Assists aus den ersten 11 Saison-Spielen in der vorraussichtlichen Ausfallzeit von 22 Spielen (nach Adam Riese also sechs Assists) nicht kompensieren können, dann hätten wir den Kader viel zu sehr auf Risiko zusammengebaut.
  • Eine Nachverpflichtung kostet Geld, Ramsay kostet trotz Verletzung weiter Geld, ein Schmidt kostet auch Geld, obwohl er nur draußen hockt und aufgrund seines Alters nicht mehr als FöLi in Frage kommt – by the way eine merkwürdige Verpflichtung, wenn ich jemand hole, bei dem ich mir nicht sicher bin, ob er den Sprung schafft und dann für den Fall des Scheiterns keinen Plan B habe. Keil oder Sacher hätten in dem Fall in Crimmitschau gespielt. Aber zurück zum Geld – ich glaube nicht, dass wir es dicke haben, um uns eine signifikante Verstärkung zu holen. Wir haben schon einen zusätzlichen Torwart, Zuschauerschnitt siehe oben und neue Großsponsoren konnte ich in der Arena auch nicht ausmachen.
  • Nachverpflichtungen schlagen seltenst ein. Fast alles was wir während der Saison so geholt haben, ist mehr oder weniger kläglich gescheitert. Mehr als ein paar Assists traue ich einem frustrierten AHL-Spieler schon zu, aber ob wir für unsere Mittel wirklich jemanden aus dem oberen Regal bekommen? Ich glaube nicht. Und ein Griff ins Liga-Lazarett oder die Ausschussware der Großen – hilft uns das wirklich weiter?

Sofern es also bei der Verletzung von Ramsay bleibt und sich nicht wirklich eine einzigartige Möglichkeit in Sachen Preis/Leistung ergibt und nicht irgendwoher Geld daherkommt (z.B. Vertragsauflösung Schmidt und zurück nach Ravensburg mit ihm), dann kann man eine sofortige Verpflichtung bis zum Wochenende nur dann gutheißen, wenn man auf Facebook bei Aktionismus täglich gefällt mir klickt.

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The day after the day after the „Derbysieg“

Der Blick in den Spiegel, der Rückgriff auf einen denkwürdigen Sonntag und ein breites Grinsen lässt sich nicht aufhalten. Gemeinsam haben wir eine dieser magischen Spiele im Bauchberg zu Schwenningen erlebt. Wie in früheren Jahren häufiger – so erzählen es zumindest die Älteren, die am Sonntag mit Tränen in den Augen im Stadion standen – und in der zweiten Liga nur ganz, ganz selten. Das legendäre 6. Spiel gegen die Steelers mit dem Ausgleich kurz vor Schluß fällt mir da ein, aber das ist auch schon Jahre her. Und jetzt eben das grandiose 5:2 gegen den übermächtigen Tabellenführer aus der Kurpfalz. Es ist einer der seltenen Momente, in dem sich Glück und Freude greifbar manifestieren und den man gerne für immer festhalten möchte. Was man aber nicht kann, denn genauso wie es nach Niederlagen irgendwie weitergeht, muss es auch nach grandiosen Siegen irgendwie weitergehen. Der Derbysieg ist Balsam auf die Seele der Fans, aber er hat Auswirkungen und die Saison wird nicht bereits Mitte Oktober beendet.

Zum Spiel selber kann man sich an die Kommentatoren von ServusTV halten, die eine hervorragende Übertragung abgeliefert und mehrfach die Stimmung und den Standort Schwenningen gelobt haben. Schwenningen war effektiv und diszipliniert, taktisch und kämpferisch sehr gut eingestellt, für die Adler ein maximal ungemütlicher Gegner zu sein. Vier Mann in der neutralen Zone und am Ende den Bus vor dem eigenen Tor geparkt, dazu ein glänzend aufgelegter Pätzold und eine gnadenlose Effektivität im Sturm, angeführt von Dan Hattricker, Mr. Schwenningen, unserer Nummer #20. Zusammen mit einigen Fehlern und Nachlässigkeiten der Adler ergab es dann diese Blaupause für Underdog-Siege gegen Favoriten. Die Nachwirkungen und Bewertungen in den sozialen Medien hat Kollege farinho bereits abgefrühstückt.

Bleiben wir mit etwas Abstand bei den längerfristigen Auswirkungen: Drohte die Stimmung nach drei Niederlagen am Stück schon wieder zu kippen, so hat es sich jetzt – bis auf einige Unentwegte, die auch nach solch einem Spiel sich noch das Meckern zur Lebensaufgabe gemacht haben – doch etwas beruhigt. Und das ist genau das was wir aus diesem Spiel mitnehmen sollten: Ruhe. Ja. RUHE. Auch wenn es in Schwenningen keine jahrtausendealte Tradition hat einer Sache Zeit und Ruhe zu geben.

Aber das Spiel gegen Mannheim war der endgültige Beweis: Die Mannschaft kann, die Mannschaft kämpft, die Mannschaft will und mag auch nicht alles rosarot sein – bei grundlegenden Dissonanzen zwischen Team und Trainer ist ein solche Leistung unmöglich. Trotzdem werden wir auch wieder Spiele verlieren, auch Spiele hintereinander verlieren – aber dafür genauso auch Spiele gewinnen und auch Spiele hintereinander gewinnen. Wir können nicht konstant 3/4 aller Spiele gewinnen, aber wir werden auch nicht konstant alles verlieren. Unser Level ist eben so, dass vieles passen muss und wir am oberen Limit spielen müssen, um unsere Spiel zu gewinnen. Da wir aber nicht immer am oberen Limit spielen können, denn sonst wäre es ja nicht über dem Durchschnitt, sondern der Durchschnitt, wird es eben auch zu Niederlagen kommen, die auf den ersten Blick unnötig oder vermeidbar erscheinen.

Doch sollte dies niemals dazu führen, die Mannschaft und die sportliche Leitung grundsätzlich in Frage zu stellen. Denn aus welchem Holz sie geschnitzt sind, das haben sie am Sonntag bewiesen.

Der Erfolg einer Saison bemisst sich am Endergebnis, nicht an einzelnen Momentaufnahmen und Serien. Never too high – never too low. Das wissen wir ja bereits. Stefan Mair ist nicht perfekt, Stefan Mair ist vielleicht nicht der beste Trainer für uns, aber er hat eine Idee, einen Plan, ein Konzept und er arbeitet mit viel Herzblut daran es mit der Mannschaft umzusetzen. Und die Mannschaft zieht mit. Er wird auch Fehlentscheidungen treffen, er wird Reihen bilden, die nicht passen, er wird auch beim Coaching mal danebengreifen. Doch auch eine zu spät genommene Auszeit oder ein verpasster Torhüterwechsel sind kein Grund gleich alles in Frage zu stellen. Stehen wir ihm auch in Zukunft Fehler zu, genauso wie wir es zum Beispiel einem Dan Hacker, anderen Spielern oder auch uns selber im täglichen Leben tun. Nur wer was schafft, kann überhaupt erst scheitern.

Kriegen wir alle das gemeinsam hin und nehmen aus dem tollen Spiel die Gelassenheit mit in die nächsten Woche, dann haben wir neben einer kurzfristig geilen auch noch eine langfristig positive Wirkung. Und wenn wir es dann noch schaffen, nach so einem Sieg nur noch das Team zu feiern und sich nicht mehr am Gegner übertrieben abzuarbeiten, dann bin ich richtig glücklich. Und wenn dann doch jemand nach den nächsten zwei Niederlagen schon wieder unterschwellig den Trainerkopf fordert, dem sei ein intensiver Blick nach Köln angeraten.

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Warum wir das Derby haushoch verlieren…

…ist eigentlich überhaupt keine Frage. Mannheim ist der große Favorit, top in Form, souverän an der Tabellenspitze und mit einem absoluten Lauf. Bei uns zeigt die schwankende Leistungskurve derzeit wieder stark nach unten, nach drei Niederlagen in Folge – die zwar alle knapp waren, man war in jedem Spiel konkurrenzfähig – kommen schon die Kritiker wieder aus ihren Löchern und auch in der Mannschaft wird man sich fragen, warum es gerade nicht mehr klappt, was noch gegen Köln und Augsburg funktioniert hat.

Mannheim kommt mit vier starken Reihen, da funktioniert jeder Spieler. Nicht nur der alles überragende Glen Metropolit, ein trotz seinen biblischen Alters immer noch fantastischer Spieler, bei man vor lauter Schnalzen Muskelkater in der Zunge bekommen kann, auch die anderen Kontigentspieler und die Ansammlung an Nationalspielern treffen das Tor und scoren. Bei uns dagegen haben mit Ramsay und Rome zwei Ausländer noch gar nicht getroffen und mit Caldwell führt ein Verteidiger die Scorerliste an. Der Sturm stockt noch und mit einem gejetlaggten Greentree war am Freitag auch kein Staat zu machen. Apropos Metropolit: Die Leichtigkeit mit der er die Liga dominiert spricht nicht gerade für die Qualität der Liga, siehe auch das Abschneiden in der CHL.

Die Adler haben den drei- oder vierfachen Etat, einen Haufen Nationalspieler, den vielleicht besten Torwart der Liga und damit in allen Bereichen und auf allen Positionen einfach viel mehr aufzubieten als wir das können. Im Mann-gegen-Mann Vergleich sind wir in allen Duellen unterlegen, die Adler sind jünger, die Adler sind körperlich stärker, die Adler haben 24x soviel NHL-Erfahrung im Kader, mehr als doppelt soviel WM- und Olympia-Erfahrung. Da wird es ein Leichtes werden das Spiel zu gewinnen.

Zudem kann Stefan Mair kein Derby. Vier Niederlagen im letzten Jahr, auch in Liga 2 trotz Finalteinahme nur eine 50% Quote gegen die beiden Derbygegner und die Finalniederlage ist allen noch in unschöner Erinnerung. Und auch von der Fanunterstützung brauchen sich die Adler nicht zu verstecken, denn die Schwenninger haben es nicht geschafft das Spiel alleine auszuverkaufen und jeder willige Adlerfan konnte sich bequem eine Karte online bestellen.

…und warum wir es doch nicht verlieren:

Weil das fucking Sport ist, weil Vergangenheit und Geld Dir kein einziges Tor Vorsprung geben, weil Form, Momentum und Läufe sich jederzeit ändern können, weil wir es wollen, weil wir geil auf den Sieg sind, weil uns ein gewonnenes Derby gegen Mannheim jetzt wunderbar reinpassen würde, weil es den Adlern keiner gönnt, weil wir die Liga spannend haben wollen, weil wir Fans sie nach vorne peitschen.

Fuck off Statistik, fuck off Vorzeichen und Voraussetzung – 110% und wir haben ein Hockey-Game und am Ende hoffentlich den Sieg. Wir haben keine Chance. Nutzen wir sie.

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Die wichtigste Frage zum Derby am Sonntag

Viele Fragen schwirren rund um das Derby am Sonntag durch die Schwenninger Peripherie.

  • Gibt es eine Choreo?
  • Wann macht das Stadion auf?
  • Gibt es noch Tickets?
  • Gibt es getrennte Eingänge?
  • Hat noch jemand Tickets?
  • usw…

Doch die wichtigste Frage ist für mich: Holen wir heute was in Düsseldorf?

Auch das Derby bringt nur 3 Punkte und heute geht es gegen einen Gegner auf Augenhöhe, einen direkten Konkurrenten um Platz 10. Da müssen Punkte her, da muss man gewinnen. Ab dem Schlusspfiff heute abend kann man sich voll und ganz auf das Derby konzentrieren, vorher nicht.

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Mensch, Mair!

Nach der Stellungnahme zur Lage des Vereins, liegt es mir irgendwie auf dem Herzen doch noch mal näher auf die Personalie Stefan Mair einzugehen. Nicht weil ich ihm bedingungslos folge oder ihn mit aller Macht verdamme (auch in der Beurteilung des Trainers fehlen häufig die Grautöne), sondern weil ich finde, dass man zu ein paar Sachen nochmal etwas schreiben sollte, die so rund um den Saisonstart zu lesen waren. Vielleicht sind die Gedanken ungeordnet, aber fangen wir mal an.

Ich stimme völlig zu, wenn man sagt, dass Stefan Mair dieses Jahr liefern muss. Er hatte als einer der weniger Trainer das seltene Glück zwei Jahre Probezeit zu bekommen. Das Jahr in Liga 2 um sich an das deutsche Eishockey zu gewöhnen und das erste Jahr in der DEL, in dem wir alle erstmal wieder lernen mussten, wie Oberhaus so geht. Jetzt ist Jahr 3 und jetzt zählt es. Doch liefert er nicht? Oder hat er nicht gar schon geliefert?



Das Jahr in Liga 2 war in Ordnung. Es wird ihm zwar immer wieder vorgeworfen, dass er uns das Finale verloren hat und sein Gameplan in wenigen Minuten geknackt wurde, doch ist das maximal einer von vier zentralen Aspekten für den Bietigheimer Finalsieg. Punkt 1: Die Steelers waren besser, wenn auch nur um Nuancen, das muss man auch anerkennen. Punkt 2 lässt sicher Spielraum nach oben beim Coaching, aber der Egoismus von Diva Leavitt und die bescheidenen Torhüterleistungen im Finale haben auch nicht gerade dazu beigetragen das Finale zu gewinnen. Gelutscht ist der Drops sowieso, aber ihm daraus einen Strick drehen zu wollen kann man fast nur mit Antipathie erklären.

Und das letzte Jahr in der DEL? Das haben wir doch eigentlich alle als ganz in Ordnung empfunden. Dafür, dass die Mannschaft in Teilen nicht DEL-tauglich war, man quasi durchgehend nur drei Reihen zur Verfügung hatte und dank eines völlig bescheidenen Spielplans bei einem längeren Roadtrip im Februar endgültig den Kontakt zu Platz 10 verlor, fand ich das jetzt alles gar nicht so schlecht. Klar, er hat vier Derbys verloren und am Ende war es dann schon zäh bis trostlos auf dem Eis – doch das ist auch dem Modus geschuldet. Welcher Supertrainer kann sein Team noch motivieren, wenn alle wissen, dass sie in dieser Saison nichts mehr erreichen können?

Insofern ist es schon ein arges Suchen nach den schlechten Dingen, wenn man aus den beiden Vorjahren ein negatives Bild von der Zeit des Stefan Mair in Schwenningen zeichnet und die Erwartungen für Jahr 3 überhöht. Es ist aber auch richtig, dass viele der Erklärungen und berechtigten Entschuldigungen in diesem Jahr nicht mehr gelten. Er kennt die Liga, er kennt die Gegner, er kennt die Schiedsrichter, er kennt die Spielart. Dies muss alles beim Bau des Teams berücksichtigt werden und vom Papier her hat er eine Mannschaft zur Verfügung mit der man Platz 10 realistisch angehen kann. Ausreden gibt es da dann keine mehr und wenn man im Dezember abgeschlagen auf Platz 13 rumdümpelt, dann müssen sich alle – inkl. Mair-Fanboy – hinterfragen, ob er der richtige Mann zur richtigen Zeit am richtigen Ort ist. Doch zum Glück vertreibt der Blick auf die Tabelle zur Zeit diese Gedanken zu Gunsten eines breiten Grinsens.

Spielt die Mannschaft gegen ihn? Immer ein sehr beliebtes Argument, gerne noch garniert mit Geschichten aus der Kabine von Spieleraufständen, Spielern, die nicht mehr spielen wollen und den Abschied forcieren, Spielern, die sich weigern mit ihm im Bus zu fahren, und so weiter und so fort…. Spricht man dann mit den Spielern zeichnet sich ein ganz anderes Bild. Man muss mit solchen Heckenschützen scheinbar und leider leben, doch schön ist das nicht. Fair schonmal gar nicht. Wenn eine Mannschaft einen Trainer loswerden will, dann habe ich noch nie erlebt, dass sie dazu vier Mal in Folge gewinnt. Die letzten beiden Wochenenden sind wunderbar als Bumerang auf diese Leute zurückgekommen, die diese falschen Gerüchte verbreitet haben. Eine gewisse Schadenfreue kann man da kaum unterdrücken.

Hat er es mit der Mannschaft schwer? Ja. Natürlich. Er hat keine NHL-Vita, er ist kein Kanadier, er hat keine großen Erfolge als Spieler, er ist nur der kleine Italiener, der uns erklären will wie man Eishockey spielt. Bullard, mit seinem Namen und seiner Aura, konnte den größte Blödsinn coachen – und mehr als „Geht’s raus und spielts f*cking Eishockey“ war da ja auch nicht – und wurde trotzdem akzeptiert. Mair muss überzeugen, die Spieler müssen sehen, dass System und Anweisungen funktionieren. Das braucht Zeit, das braucht vor allem auch Erfolge.

Und sonst so? Natürlich knallt es mal zwischen Chef und Angestellten. Das ist aber in jeder Firma so. Oder besser gesagt zwischen Abteilungsleiter und Angestellten, die Chefs sitzen ja weiter oben. Und mit genügend Rückendeckung kann man als Abteilungsleiter auch notwendige unpopuläre Entscheidungen gegenüber der Belegschaft treffen. Aber aus einer inhaltlichen Differenz gleich ein persönliches „mit dem kann ich nicht mehr“ zu konstruieren, wer so einfach denkt, kommt auch im Berufsleben nicht weiter. Und bei aller Liebe – Eishockey ist ein harter Vollkontaktsport, wer da nicht mal einen rauhen Ton vertragen kann, der soll zum Curling gehen. Wenn es denn wirklich so dramatisch schlimm gewesen wäre, warum haben dann so viele Spieler breitwillig und früh ihre Verträge verlängert? Masochisten?

Natürlich mag Mair als Mensch nicht einfach sein, dazu kenne ich ihn persönlich zu wenig. Bekannt ist seine Akribie was die Vorbreitung und alles rund um das Spiel angeht. Wer ihn mal bei Videoanalysen beobachtet und gesprochen hat, der kann erkennen wie detailverliebt er Spiele betrachtet und wieviel Gedanken er sich rund um das Spiel und um seine Entscheidungen macht. Wenn Akribie dann in Kontrollfreak umschlägt, ist das natürlich für manche schwierig. Überspitzt und fiktiv gesagt, wenn er den Schliff jeder einzelnen Kufe mit dem Finger selber überprüft, dann würde ich mich als Schlittschuhschleifer auch verarscht vorkommen. Vielleicht muss er lernen zu delegieren, vielleicht muss er lernen mehr vertrauen zu können.

Doch was das Vertrauen angeht ist er ein gebranntes Kind. Er ist hergekommen, sehr offen, hat sich mit Fans getroffen, hat mit vielen Fans gechattet und gesprochen und sich versucht zu erklären. Bis er dann merkte, es bringt nix, es wird nur gegen ihn ausgelegt oder er liest ein paar Internas, die er beim Pizzaessen mitgegeben hat am nächsten Tag brühwarm im Forum. Da muss er sich selber schützen und da muss er eben Kontakte zurückfahren. Deutlich zurückfahren. Und unglücklicherweise kommt er damit vom Regen in die Traufe, denn die Leute, die sich ihm bis dahin „ganz nah“ gefühlt haben, nehmen ihm die neue Distanz dann wieder übel.

So ist der Beitrag doch viel länger geworden als gedacht. Bleibt noch die Quintessenz und die Botschaft: Was Mair für ein Mensch ist, kann uns scheißegal sein. Wie er mit seinen Spielern umgeht, ist in erster Linie ein Problem zwischen ihm und den Spielern. Wichtig sollte für uns sein, dass er für Schwenningen und die Wild Wings das Bestmöglichste aus dem Team herausholt. Im Moment scheint ihm das zu gelingen und da ist es mir egal, ob er die Spieler peitscht oder mit Wattebäuschen streichelt. Es gibt immer verschiedenen Wege zum Erfolg und ich wünsche mir, dass der Mair-Weg einer ist, der in Schwenningen funktioniert. Und was die ganzen Nebengeräusche angeht, sollten wir alle einen Gang runterschalten. Er ist Trainer, er ist verantwortlich für Training und Taktik – dafür kann man ihn kritisieren, muss man vielleicht gelegentlich sogar, aber ihn als Mensch herabsetzen, diffamieren und böswillig verunglimpfen, das steht niemandem von uns zu. Egal wie schlecht wir spielen sollten.

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Never too high, never too low

Den Titel hört man so oft, der kriegt jetzt ne eigene Kategorie.

Gerade mal 4 Spiele aber dafür stolze 11 Punkte ist es her, dass die Welt in Schwenningen völlig aus den Fugen geraten war. Der Trainer ein Versager, eine Mannschaft, die sich gegen ihn auflehnt und eine Ansammlung böser Gerüchte und Anfeindungen waberte durchs Stadion, so dass man kaum noch davon ausgehen konnte, dass diese Saison mit diesem Trainer zu einem erfolgreichen Ende gebracht werden kann.

Nach Siegen gegen Wolfsburg, Straubing, Augsburg und Köln hat sich die Situation grundlegend geändert. Die Mannschaft steht auf einem Tabellenplatz, den wir mit Schwenningen in der DEL sonst nur gesehen haben, wenn wir zufällig an Spieltag 1 mal einen glücklichen Kantersieg einfahren konnten und dadurch oben in der Tabelle geführt wurden. Nach sechs Spieltagen, wo die Tabelle schon erste Konturen erhalten hat und man in Hamburg auch schon den ersten Trainerrauswurf der Saison realisiert hat auf Platz 5 zu stehen ist unabhängig von allen äußeren Einflüssen für Schwenningen eine hevorragende Leistung.

Doch ist damit die Causa Mair vom Tisch, alles rosa und mit Blümchen dekoriert? Nein. Natürlich nicht. Wie unser Trainer selbst so gerne sagt. „Never too high, never too low.“ Die Mannschaft spielt derzeit natürlich sehr gut, hat sich spielerisch und in der Hierarchie gefunden, hat den Rückstand der verbummelten Vorbereitung aufgeholt und glänzt mit Kampf, Einsatz, Abgeklärtheit und zunehemnd auch spielerischen Mitteln. Doch darf man nicht die Augen verschließen, dass dieser Aufschwung auch Opfer kostet und nicht zwingend von Dauer sein muss. Opfer? Ja. z.B. Ryan Ramsay, letztes Jahr einer unserer besten Scorer und ein Führungsspieler kommt noch so gar nicht in Schwung. Auch in der Hierarchie der Mannschaft verliert man dadurch. Hoffentlich findet er auch wieder zu seiner Form, denn wir werden ihn brauchen. Im Moment sind wir im Sturm komplett, können mit vier Reihen kommen. Doch es wird Sperren geben, es wird Verletzungen geben, die Mannschaft ist bekanntlich keine Bande Jungspunde mehr.

Ich möchte nicht den übertriebenen Mahner geben, ich freue mich auch über die Siege und die Platzierung – aber genauso wie ich vor 14 Tagen nicht das Ende aller Tage aufziehen gesehen habe, sehe ich uns jetzt noch lange nicht vom Meisterbalkon winken. Wir werden noch 46 weitere harte Spieltage vor uns haben und spätestens nach dem 6-Punkte-Wochenende gegen Köln und Augsburg wird uns kein Gegner mehr unterschätzen. Wir sind endgültig in der DEL angekommen, wir werden endgültig ernst genommen – das ist schön, darauf können wir stolz sein – aber der Wind wird dann nochmal ne Spur rauher. Da ist es wichtig Typen wie Sean O’Connor zu haben, der in Köln vom Bully weg demonstriert, dass Schwenningen ein ernsthafter Teilnehmer in dem Wettbewerb Deutsche Eishockey Liga ist.

Und Mair selbst? Natürlich sitzt er fester im Sattel und ich gönne es ihm auch, dass er in der Presse mal ein bißchen zurückgeschossen hat, aber erst die nächste Niederlagenserie, die kommen wird so sicher wie das Amen in der Kirche, wird zeigen, ob er seine Kritiker wirklich überzeugt hat oder ob die Heckenschützen nur Munition sammeln um dann umso stärker vom Leder zu ziehen, wenn die Leistungskurve wieder nach unten zeigt. Im Moment hat er sicher – und zurecht – Oberwasser, doch wie es langfristig um das Verhältnis Stefan Mair und Schwenningen bestellt steht, da stehen uns noch spannende Monate ins Haus.

Leider. Denn viel lieber würde ich mich über sportliche Erfolge freuen, als ständig den Deckel auf dem köchelnden Topf der Trainerdiskussion festdrücken zu müssen. Die Mannschaft und die sportliche Leistung sind es wert, dass am Freitag weit mehr als 4.000 Leute ihr Team, unser Team unterstützen. Ein besseres Schwenningen in der höchsten deutschen Liga hat man vermutlich seit Nedomansky nicht mehr gesehen.

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Eine T-Frage

Da läuft das zweite Wochenende deutlich besser als das erste und das Team groovet sich langsam in der Liga ein, da poppt auf einmal mit großer Vehemenz die, nein eine T-Frage auf. Nämlich die nach dem Torwart. Markus Janka, im dritten Spiel aufgestellt, verletzt sich gleich nach 10 Minuten unglücklich an den Bändern im Knie und fällt für vier bis sechs Wochen aus. Und schon steht die sportliche Leitung vor der Frage, ob sie mit einem Transfer reagiern muss.

Sportmanager Jäger lässt sich gewohnt unverbindlich mit den Worten „Ich möchte nicht sagen, dass wir eine Torwartverpflichtung ausschließen und dann doch einen holen“ zitieren, was nix anderes bedeutet, als das der Markt sondiert wird. Doch braucht man das überhaupt?

Ich spreche mich klar gegen eine Nachverpflichtung aus und möchte das auch gerne begründen:

1) 4 – 6 Wochen sind ein überschaubarer Zeitraum. Nimmt man das obere Ende des Zeitraums, dann haben wir 12 Spiele bis zur Deutschland-Cup Pause. Das schafft ein Pätzold auch alleine. Eine Nationalmannschaftseinladung sehe ich nicht am Horizont, so dass er dann seine Pause kriegt und die Gefahr reduziert wird, dass er überspielt ist.

2) Der Markt ist leer. Schaut man sich nach deutschen Torhütern ohne Vertrag um, die zumindest schon mal ein DEL-Spiel im Fernsehen gesehen haben, dann schießen einem die Tränen in die Augen. Martin Fous, Björn Linda, Christian Hacker. Da ist doch keiner dabei der uns weiterhilft. Am ehesten noch Linda. Und darüber nachzudenken eine A-Lizenz zu verbraten, ich bitte Euch, das ist wohl kaum realistisch. Und woanderes einen rauskaufen? In Anlehnung an die BVB Fans eine #freesilo – Aktion starten. Ich weiß ja nicht….

3) Was sollen wir dann mit drei Torhütern wenn Janka wieder fit ist? Eine Bänderverletzung am Knie ist unschön, heilt aber und man kann in der Zeit gut weiter trainieren. Soll Janka eben regelmäßig ins Fitness und meinetwegen anschließend in die Sauna, der ist dann nach der Heilung auch kurzfristig wieder einsatzbereit. Und jemanden nur für vier Wochen holen? Als Try-Out? Für realistischerweise ein oder zwei Spiele? Wer lässt sich darauf ein?

4) Dieser Torwart kostet zusätzlich. Das Geld würde ich sparen, denn wenn wir wirklich nochmal nachlegen müssen, dann tut uns jeder Cent gut.

5) Wenn wir irgendjemand junges holen, dann wird er eh nicht spielen. Wir haben das in den vergangenen Jahren gesehen, Mair setzt bei den jungen Spielern schon ein gewisses Level voraus, bevor er sie spielen lässt. Das hat letztes Jahr ein Steinhauer gespürt, im Moment ist Schmidt auf der Wartebank. Die vierte Reihe spielt ja regelmäßig und ein Sacher kriegt auch stetig seine Einsätze, aber ein „wir lassen alle mal spielen“ gibt es bei Mair nicht. Holt man also jemand unbekanntes, dann wird er eh nur die Bank drücken und das kann ein Schmidmeyer auch machen. Oder beim Stand von 0:7 mal 10 Minuten spielen. Das kann ein Schmidmeyer ab auch.

Fazit der Geschichte: Verletzung unschön, Gute Besserung Markus Janka, aber kein Beinbruch, da kommen wir auch so durch.

Oder würdet Ihr jemanden verpflichten?

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Ein Plädoyer für das Verlieren

In der ganzen Malaise des vergeigten Auftaktwochenendes ist bei mir mal wieder eine Frage hochgekommen, die sich schon in der letzten Saison immer mal wieder latent bemerkbar gemacht hat. Haben wir das Verlieren verlernt?

Deswegen möchte ich heute mit einem Plädoyer für das Verlieren einen Debattenbeitrag leisten. Das urtümlichste Wesen des Sports ist das Gewinnen und wo es Gewinner gibt muss es zwangsläufig auch Verlierer geben. Wären wir alle gleich verteilt und blenden Unentschieden aus, dann müssten wir 50% aller Wettkämpfe verlieren. Das ist die Hälfte. Betrachtet man das auf die ganze Saison, die nur einer von vierzehn gewinnen kann, dann steigt die Quote sogar auf knapp 93%. Verlieren, eine Niederlage, ist also das Normalste von der Welt und vom Sport nicht zu trennen. Doch trotzdem kann ich das Gefühl nicht verleugnen, als wenn diese Akzeptanz zunehmend schwindet.

Wir haben früher auch verloren, oft verloren, bitter verloren – doch dann hat man das akzeptiert, im Stadion die Schuhe ausgezogen und „You’ll never walk alone“ angestimmt – das habe ich seit Ewigkeiten leider nicht mehr bei uns gehört/gesehen – und ist dann kopfschüttelnd, bisweilen vielleicht auch verärgert gestikulierend, zum Auto gegangen und die Sache war gegessen. Ohne in den Verdacht kommen zu wollen die Vergangenheit zu verklären gab es natürlich auch böse Pfiffe, beißenden Spott und unsachliche Tiraden gegen das Team – doch täuscht es mich oder hat das enorm zugenommen?



Für jede Niederlage bedarf es eines Schuldigen. Der Schiri ist ein Depp, der Trainer ein Versager, die Spieler sowieso nur Söldner – bei manchen Kommentaren im Internet bleibt ein ernstes Gefühl zurück, dass die Personen sich persönlich aufs Heftigste angegriffen und beleidigt fühlen, wenn die Mannschaft, ihre Mannschaft, es wagt ein Spiel zu verlieren. Dann ist die ganze Woche runiniert, die Laune im Keller und man muss seinen Unmut in unsachlichen Ergüssen und persönlichen Angriffen in die virtuelle Welt tragen. Ist das wirklich eine einer sportlichen Niederlage angemessene Reaktion?

Jeder, der sich regelmäßig mit einem Partner zum Tennis, Squash oder Badminton trifft, wird merken, dass mal der eine oder mal der andere gewinnt. Pfeifft Ihr Euch dann auch selber aus und beschimpft Euch selber als lustlose Kerle, die den Finger nicht aus dem Arsch kriegen? Ob Kreisliga A oder B, auch hier heißt es „mal verliert man, mal gewinnen die anderen„. Besteht dort Eure Mannschaft dann auch nur aus einem Haufen Egoisten, der Trainer ist ein Versager, den keiner mag und der Schiri sowieso der Stadiondümmste, gestreift in Schwarz und Weiß? Oder sagt man nach dem Spiel „Schwamm drüber, nächstes Mal besser!„? Weltklasse-Dartspieler wie Phil Taylor haben trotz millionenfach geübter und immer gleicher Wurfbewegung Tage wo der Pfeil einfach nicht in die Triple-20 will. Passiert. Ist er dann auch ein Vollversager und ein „Blinder“ wie der Verteidiger, der den Puck von der blauen Linie leider dreimal neben das Tor setzt?

Sport ist nicht planbar, Sport besteht aus viel zu vielen Zufällen und so vieles ist oft nur Glück oder Pech. Touchiert der Ball die Netzkante oder springt der fallende Puck nach links auf meine Kelle oder nach rechts auf die Kelle des Gegners? Und in Mannschaftssportarten potenzieren sich dann die Zufälle: Dem Stürmer springt der Puck aufgrund einer Unebenheit im Eis über die Kelle, der Verteidiger hat die Nacht schlecht geschlafen, hat Kopfschmerzen und ist deswegen einen Schritt zu langsam und am Ende der Kette wird der Torwart auf dem falschen Fuß erwischt und alle sehen aus wie die größten Deppen und dürfen sich auspfeiffen lassen, im Hinterkopf die Gedanken, dass man ihnen keine 10 Minuten später online vorwerfen wird, was für ein lustloser Deppenhaufen sie doch sind.

Sport ist nicht planbar – und das ist auch gut so! Und im Sport geht es immer weiter. Es gibt kein Ende, kein definitives Ergebnis, sondern immer ein nächstes Spiel, die Chance zur Revanche. Lassen wir den Dampf aus dem Kessel, fahren wir vor allem die persönlichen Angriffe und Unterstellungen zurück und lernen wir wieder mit Anstand zu verlieren.

Haben wir das Verlieren verlernt?

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Die KSV-Fragen zum ersten Wochenende

Das erste Wochenende in der neuen Saison liegt hinter uns und  – wie soll man es sagen – verlief mäßig bis bescheiden. Gegen Nürnberg hielt man das Spiel lange knapp, gegen München entwickelte sich das Spiel alsbald in Richtung Klatsche. Nun konnte man nach manchen Kommentaren angesichts der Vorbereitung mit allem was nicht zweistellig war an diesem Wochenende durchaus zufrieden sein; doch abseits von dieser überspitzten Darstellung, lohnt ein zweiter Blick auf beide Spiele. Beide Gegner geben mindestens die Top 6 als Ziel aus, München mit seinem zweistelligen Millionentat ist einer der Titel-Favoriten in diesem Jahr. Beide Teams sind nicht unsere Kragenweite, auch die Tatsache berücksichtigend, dass für unsere Team vom Stand der Vorbereitung her die Saison zwei Wochen zu früh beginnt. So gesehen bin ich mit dem Spiel gegen Nürnberg ganz zufrieden und kann es auch nachvollziehen, wenn man bei Spielen wie in München mit schwindenden Kräften die ganz große Gegenwehr bei Gegentreffer fünf, sechs und sieben vermissen lässt.



Trotzdem bleiben nach diesem Spieltag drei Fragen übrig, die hauptsächlich von den Fans diskutiert werden. Die K-Frage, die S-Frage und die V-Frage. Vamos!

Die K-frage ist die Kraftfrage: Bei beiden Spielen war das erste Drittel das Beste. Gegen Nürnberg stand es 1:1 und in München lag man nur 0:1 hinten. Doch was passiert nach der ersten Runde der Eismaschine? Konnten die anderen Teams jeweils zulegen oder haben die Wild Wings abgebaut? Ich glaube es ist eine Mischung aus einigen Faktoren. Da ist Nürnberg, dass uns offensichtlich etwas für zu leicht genommen hat und die richtige Einstellung vermissen ließ. Die haben zugelegt. Aber auch wir haben stark nachgelassen. Sichtbar auch im Schlußdrittel, wo es zwar nur ein Tor Unterschied war, sich aber die mangelnde Kraft in mangelnde Konzentration und Abspielfehlern manifestierte, die zu einem gruseligen 5-gegen-3 gegen Spielende führte. In München war spätestens nach dem Doppelschlag zum 4:0 auch kein Aufbäumen mehr zu sehen – aus meiner Sicht aber auch überhaupt nicht möglich. Es wären vergeudete Kräfte gewesen, auch wenn das Gefühl bleibt, dass überhaupt keine Kraft zum Vergeuden mehr da war.

Prinzipiell ist es für uns richtig, die Bob-Burns-Gedächtnis-Taktik anzuwenden und den Gegner in den ersten 10 Minuten zu überrollen. Abwarten, zerstören und den Gegner kommen lassen,, dazu fehlt uns (noch) die spielerische Abgeklärtheit und defensive Stabilität. Nur wenn man lospowert, dann muss man auch die Tore machen und schnell 2:0 oder 3:0 führen. Und das ist den Wild Wings in beiden Spielen nicht gelungen und sie haben dafür bezahlt. Trotzdem bleibt die Sorge, warum die Kraft nicht länger reicht. Ich hoffe, dass es der holprigen Vorbereitung geschuldet ist und die Mannschaft mit einer möglichst kurzen Verspätung das Fitness-Level noch erreicht, dass sie für eine lange Saison braucht. Denn Basis für unser auf Kampf und Einsatz aufbauendes System – was anderes können wir nicht versuchen – ist körperliche Fitness. Das ist das A und O und diese Frage gilt es kritisch zu beobachten.

Die S-Frage ist die Strafenfrage: Wir liegen in der Liga vorne – zumindest in der Strafentabelle.  Übrigens auch wenn man die großen Strafen für Goc und Ramsay rausrechnet. Und das nicht, weil wir uns als Rauhbeine beim Gegner Respekt verschaffen, sondern weil wir viele Strafen bekommen, die aus dem Spiel resultieren. Natürlich kann man es sich einfach machen und die Streifenhörnchen verurteilen und logischerweise gibt es auch die eine oder andere zweifelhafte Entscheidung, aber in der Gesamtheit ist das zu einfach. Bisweilen nervt mich dann manche polemische Forderung im Internet, die Spieler müssten doch endlich mal begreifen, dass sie von der Strafbank wegbleiben sollen. Ja mei, welcher Spieler geht mit der Einstellung: „Heut‘ hol ich mir mal ein paar dumme Strafen ab“ aufs Eis oder nimmt solche Strafen mit Absicht. Das ist doch idiotisch. Natürlich gibt es Situationen, in denen Strafen bewußt genommen werden um ein Zeichen zu setzen oder wo man sich zu einer Revancheaktion hinreißen lässt, aber die meisten Strafen resultieren doch aus Stellungsfehlern und der Spielsituation.

Von unseren 18 Zwei-Minuten-Strafen am Wochenende waren 9 für Halten, Haken, Beinstellen, etc.. – typische Strafen, die dann passieren, wenn man falsch steht, zu langsam ist und den Gegner nicht mehr anders zu stoppen weiß. Um das einmal an einem Beispiel klar zu machen: Gegen Nürnberg im ersten Drittel gibt es eine Situation in Überzahl als Sascha Goc ein unsauberer Pass über die Kelle springt und Nürnberg zum 2-auf-1 Konter ansetzt. Goc nutzt den Schläger, hakt den Gegner, kassiert die Strafe und nix passiert. Im gleichen Spiel im zweiten Drittel geben Dinger und Brown dem Icetiger Kaufmann Begleitschutz bis zum Tor und es steht 1:2. Hier ein Haken, ein Beinstellen und was auch immer und das Spiel hätte weiter Unentschieden gestanden. Das gebetsmühlenartige Mantra „von der Strafbank wegbleiben“ ist längst nicht immer zielführend und kein Spieler geht freiwillig auf die Strafbank. Wir spielen nicht bewußt überhart, deswegen halte ich diese Strafenkritik für völlig unangebracht, es ergibt sich zwangsläufig aus der fehlenden Kraft und der läuferischen Unterlegenheit.

Die V-Frage ist die Videowürfelfrage: Bleibt noch ein weiterer Kritikpunkt, der ausnahmsweise nichts mit dem Geschehen auf dem Eis zu tun hat. Während in der letzten Saison bei mäßiger Stimmung auf den Rängen gelegentlich Musik bei Spielunterbrechungen eingespielt wurde, scheint die Sponsorenakquise in diesem Sommer übertrieben gut gelaufen zu sein, denn in jeder Spielunterbrechung wird ein Werbespot über den Würfel abgespielt. Und das leider in einer nicht zu überhörenden Lautstärke. Zwiespältige Sache: Zum einen ist es natürlich wirtschaftlich gut und absolut notwendig, dass wir jede Vermarktungsmöglichkeit auch nutzen, zum anderen kann das schon ein ziemlicher Stimmungskiller sein. Wenn alles brüllt und singt, dann kann man das auch übertönen, aber in den meisten Fällen übertönt z.B. die im Spot benutzte Orgel die Fans – und stoppt damit auch die Fangesänge. Ich fürchte, wir werden damit leben müssen, würde mich aber freuen wenn man in entscheidenden Spielsituationen (z.B. wie am Ende gegen Nürnberg) die Lautstärke runterdreht und die Fans, die Schwenningen immer ausgemacht haben, ihren Job tun lässt. Denn ohne Fans braucht man auch keine Werbung mehr zu schalten.

Falls jemand die T-Frage vermisst – wir sind nicht Schalke oder Hamburg!

 

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Scherben und der Freitag

Machen wir uns nichts vor, die Vorbereitung wurde in den Sand gesetzt. Zu spät angefangen, ständig mehrere Verletzte und dadurch stets zum Durchmischen der Reihen gezwungen, da lässt sich kaum Konstanz und Verständnis einüben. Dazu ein suboptimaler Plan mit einer ungewöhnlichen und unter dem Blickwinkel der Trainingssteuerung sehr unpassenden Verteilung der Spiele. Gepaart mit der gestiegenen Erwartungshaltung rund um den Bauchenberg und einer bereits feststellbaren Verkrampfung der Spieler ist Stefan Mair zur ärmsten Sau von Schwenningen avanciert, der sich bereits bevor überhaupt ein Punktspiel gespielt wurde, heftigen Anfeindungen und Rücktrittsforderungen gegenüber sieht. Doch der emotionale Südtiroler hält sich im Zaum und verweist stets auf das erste Punktspiel.

Ganz genau auch meine Meinung. Vorbereitung ist Vorbereitung und Hauptrunde ist Hauptrunde. Geht das Wochenende jetzt auch total in die Hose, dann kann, wird und muss man ihn an seinen Aussagen messen, ABER: Auch wenn ich natürlich in der Vorbereitung gerne mehr Siege gesehen hätte, Kredit hat bisher bei mir noch keiner aus Team und Trainerstab verspielt.

Scherben aufkehren

Überlagert oder überschattet wird die Vorbereitung von einem Haufen Scherben den man nach dem Derby am Samstag zusammenkehren durfte. Die Gemengelage ist immer noch in manchen Teilen undurchschaubar, doch versuche ich mich trotzdem an den Fakten und einer Bewertung.

Die Wölfe haben zum dreißigjährigen Jubiläum den großen Rivalen vom Berg geladen und das DEL-Team gab sich die Ehre. Sportlich ist das Spiel schnell erzählt: Den Wild Wings fehlten die beiden wichtigsten und spielstärksten Center und dazu noch vier weitere Leute und die jungen Wölfe warfen alles an Kampf in die Waagschale. 40 Minuten war das Spiel ausgeglichen, dann setzte sich der Klassenunterschied am Ende standesgemäß mit 5:1 durch. Mehr zu erzählen gibt es zu den Nebengeräuschen. Viele Stimmen verurteilen die Partie bei den Wölfen als sinnloses Spiel, doch ich finde es ausgesprochen richtig, wenn man dem langjährigen Rivalen und jetzigem Kooperationspartner zum Jubiläum ein volles Haus ermöglicht. Doch dieses generöse Verhalten wurde von einigen Freiburger Fans nicht goutiert. Ein „Tod und Hass dem SERC“ Banner ist keine gute Basis für ein im Grunde genommen positives Ereignis. Nach dem Spiel hatten die Wild Wings dann zur Ehrenrunde eine Württemberg- Flagge mit auf dem Eis, das stieß in der Nordkurve auf wenig Gegenliebe und als die Schwenninger das Eis verließen flogen ein paar Becher und an einem offenen Tor zwischen Spielertunnel und Fankurve kam es zu einem kurzen Gerangel. Wer da wie wo und was angefangen hat, läßt sich seriös nicht mehr ermitteln.

Fehler sind auf beiden Seiten passiert. Warum ist das Tor offen? Muss ich mich als Profi im Griff haben? Hätte die Ehrenrunde sein müssen? All diese Fragen kann man kontrovers diskutieren und dies wurde in den gängigen Foren auch sehr heißblütig getan.

Ich will keine Schuld zuweisen, mich stimmt es nur traurig, dass dann in der Presse von einer Massenschlägerei und massivem Einsatz von Pfefferspray die Rede ist und die Geschehnisse am Eis mit kleineren Scharmützeln auf dem Parkplatz undifferenziert vermischt werden. Denn diese Schlagzeilen kann der Eissport in ganz Deutschland nicht gebrauchen und ganz schnell hat man so auch den Ruf einer „Risikofangruppe“ weg und muss sich nicht wundern, wenn die Polizei demnächst auswärts bei Schwenninger Gastspielen eine höhere Präsenz zeigt. Und darauf habe ich überhaupt keine Lust. Von daher haben die paar Idioten auf beiden Seiten (und bei 3.000 Leuten hast Du eben immer 30 Dumme dabei) dem ganzen Eishockey einen Bärendienst erwiesen.

Und das stört mich, das ärgert mich – viel mehr als ein paar Niederlagen in der Vorbereitung.

Die Schlagzeilen ausradieren wird unmöglich sein, die Niederlagen dagegen kann man ausmerzen. Um den Bogen zum Beginn dieses Artikels zu spannen, es zählt am Freitag. Natürlich kommt mit Nürnberg ein starker Gegner, aber dann muss man selber alles geben, den Kampf annehmen und zeigen, dass man so bereit ist wie es der Trainer versprochen hat. Ich gehe hin, ich freue mich auf das Spiel und ich freue mich auf die zweite DEL Saison nach neuer Zeitrechnung.

Es ist endlich wieder Eishockey! Es geht endlich wieder um Punkte und wir können ein weiteres Jahr im Konzert der Großen mitspielen! Packen wir es an und reden wir uns nicht selber alles kaputt!

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