Das erste Wochenende in der neuen Saison liegt hinter uns und – wie soll man es sagen – verlief mäßig bis bescheiden. Gegen Nürnberg hielt man das Spiel lange knapp, gegen München entwickelte sich das Spiel alsbald in Richtung Klatsche. Nun konnte man nach manchen Kommentaren angesichts der Vorbereitung mit allem was nicht zweistellig war an diesem Wochenende durchaus zufrieden sein; doch abseits von dieser überspitzten Darstellung, lohnt ein zweiter Blick auf beide Spiele. Beide Gegner geben mindestens die Top 6 als Ziel aus, München mit seinem zweistelligen Millionentat ist einer der Titel-Favoriten in diesem Jahr. Beide Teams sind nicht unsere Kragenweite, auch die Tatsache berücksichtigend, dass für unsere Team vom Stand der Vorbereitung her die Saison zwei Wochen zu früh beginnt. So gesehen bin ich mit dem Spiel gegen Nürnberg ganz zufrieden und kann es auch nachvollziehen, wenn man bei Spielen wie in München mit schwindenden Kräften die ganz große Gegenwehr bei Gegentreffer fünf, sechs und sieben vermissen lässt.
Trotzdem bleiben nach diesem Spieltag drei Fragen übrig, die hauptsächlich von den Fans diskutiert werden. Die K-Frage, die S-Frage und die V-Frage. Vamos!
Die K-frage ist die Kraftfrage: Bei beiden Spielen war das erste Drittel das Beste. Gegen Nürnberg stand es 1:1 und in München lag man nur 0:1 hinten. Doch was passiert nach der ersten Runde der Eismaschine? Konnten die anderen Teams jeweils zulegen oder haben die Wild Wings abgebaut? Ich glaube es ist eine Mischung aus einigen Faktoren. Da ist Nürnberg, dass uns offensichtlich etwas für zu leicht genommen hat und die richtige Einstellung vermissen ließ. Die haben zugelegt. Aber auch wir haben stark nachgelassen. Sichtbar auch im Schlußdrittel, wo es zwar nur ein Tor Unterschied war, sich aber die mangelnde Kraft in mangelnde Konzentration und Abspielfehlern manifestierte, die zu einem gruseligen 5-gegen-3 gegen Spielende führte. In München war spätestens nach dem Doppelschlag zum 4:0 auch kein Aufbäumen mehr zu sehen – aus meiner Sicht aber auch überhaupt nicht möglich. Es wären vergeudete Kräfte gewesen, auch wenn das Gefühl bleibt, dass überhaupt keine Kraft zum Vergeuden mehr da war.
Prinzipiell ist es für uns richtig, die Bob-Burns-Gedächtnis-Taktik anzuwenden und den Gegner in den ersten 10 Minuten zu überrollen. Abwarten, zerstören und den Gegner kommen lassen,, dazu fehlt uns (noch) die spielerische Abgeklärtheit und defensive Stabilität. Nur wenn man lospowert, dann muss man auch die Tore machen und schnell 2:0 oder 3:0 führen. Und das ist den Wild Wings in beiden Spielen nicht gelungen und sie haben dafür bezahlt. Trotzdem bleibt die Sorge, warum die Kraft nicht länger reicht. Ich hoffe, dass es der holprigen Vorbereitung geschuldet ist und die Mannschaft mit einer möglichst kurzen Verspätung das Fitness-Level noch erreicht, dass sie für eine lange Saison braucht. Denn Basis für unser auf Kampf und Einsatz aufbauendes System – was anderes können wir nicht versuchen – ist körperliche Fitness. Das ist das A und O und diese Frage gilt es kritisch zu beobachten.
Die S-Frage ist die Strafenfrage: Wir liegen in der Liga vorne – zumindest in der Strafentabelle. Übrigens auch wenn man die großen Strafen für Goc und Ramsay rausrechnet. Und das nicht, weil wir uns als Rauhbeine beim Gegner Respekt verschaffen, sondern weil wir viele Strafen bekommen, die aus dem Spiel resultieren. Natürlich kann man es sich einfach machen und die Streifenhörnchen verurteilen und logischerweise gibt es auch die eine oder andere zweifelhafte Entscheidung, aber in der Gesamtheit ist das zu einfach. Bisweilen nervt mich dann manche polemische Forderung im Internet, die Spieler müssten doch endlich mal begreifen, dass sie von der Strafbank wegbleiben sollen. Ja mei, welcher Spieler geht mit der Einstellung: „Heut‘ hol ich mir mal ein paar dumme Strafen ab“ aufs Eis oder nimmt solche Strafen mit Absicht. Das ist doch idiotisch. Natürlich gibt es Situationen, in denen Strafen bewußt genommen werden um ein Zeichen zu setzen oder wo man sich zu einer Revancheaktion hinreißen lässt, aber die meisten Strafen resultieren doch aus Stellungsfehlern und der Spielsituation.
Von unseren 18 Zwei-Minuten-Strafen am Wochenende waren 9 für Halten, Haken, Beinstellen, etc.. – typische Strafen, die dann passieren, wenn man falsch steht, zu langsam ist und den Gegner nicht mehr anders zu stoppen weiß. Um das einmal an einem Beispiel klar zu machen: Gegen Nürnberg im ersten Drittel gibt es eine Situation in Überzahl als Sascha Goc ein unsauberer Pass über die Kelle springt und Nürnberg zum 2-auf-1 Konter ansetzt. Goc nutzt den Schläger, hakt den Gegner, kassiert die Strafe und nix passiert. Im gleichen Spiel im zweiten Drittel geben Dinger und Brown dem Icetiger Kaufmann Begleitschutz bis zum Tor und es steht 1:2. Hier ein Haken, ein Beinstellen und was auch immer und das Spiel hätte weiter Unentschieden gestanden. Das gebetsmühlenartige Mantra „von der Strafbank wegbleiben“ ist längst nicht immer zielführend und kein Spieler geht freiwillig auf die Strafbank. Wir spielen nicht bewußt überhart, deswegen halte ich diese Strafenkritik für völlig unangebracht, es ergibt sich zwangsläufig aus der fehlenden Kraft und der läuferischen Unterlegenheit.
Die V-Frage ist die Videowürfelfrage: Bleibt noch ein weiterer Kritikpunkt, der ausnahmsweise nichts mit dem Geschehen auf dem Eis zu tun hat. Während in der letzten Saison bei mäßiger Stimmung auf den Rängen gelegentlich Musik bei Spielunterbrechungen eingespielt wurde, scheint die Sponsorenakquise in diesem Sommer übertrieben gut gelaufen zu sein, denn in jeder Spielunterbrechung wird ein Werbespot über den Würfel abgespielt. Und das leider in einer nicht zu überhörenden Lautstärke. Zwiespältige Sache: Zum einen ist es natürlich wirtschaftlich gut und absolut notwendig, dass wir jede Vermarktungsmöglichkeit auch nutzen, zum anderen kann das schon ein ziemlicher Stimmungskiller sein. Wenn alles brüllt und singt, dann kann man das auch übertönen, aber in den meisten Fällen übertönt z.B. die im Spot benutzte Orgel die Fans – und stoppt damit auch die Fangesänge. Ich fürchte, wir werden damit leben müssen, würde mich aber freuen wenn man in entscheidenden Spielsituationen (z.B. wie am Ende gegen Nürnberg) die Lautstärke runterdreht und die Fans, die Schwenningen immer ausgemacht haben, ihren Job tun lässt. Denn ohne Fans braucht man auch keine Werbung mehr zu schalten.
Falls jemand die T-Frage vermisst – wir sind nicht Schalke oder Hamburg!