Skandal um einen Hamster

Deutschland ist erschüttert und kennt nur noch ein Thema. Von der Nordsee bis zu den Alpen wird an Stammtischen, in Yogarunden und bei Blümchenflechtern nur noch eins diskutiert – die skandalöse Revue der Obszönitäten des Mannheimer Hamstermaskottchens Udo in Richtung der Schwenninger Fans und die darauffolgende harte Reaktion der Adler in Form der Entlassung und öffentlichen Bloßstellung. Flüchtlinge, Griechenland – alles rückt in der Diskussion um Udo in den Hintergrund.

Mehrere tausend Menschen haben sich soeben in der Mannheimer Innenstadt versammelt. Unterstützt von den Grünen und dem WWF fordern die unter dem Banner PEGIDHA (Patriotische Eishockeyfans gegen international durchsetzbare Hamster-Ausschlüsse) marschierenden Fans die Rehabilitation und Wiedereinstellung des plüschigen Sympathieträgers.

Ein ganz anderes Bild zeigt sich in Schwenningen. Spontane Freudenfeste gipfeln zur Stunde in einem großen pyrotechnischen Freudenfeuer auf dem Muslenplatz in dem Abbilder des Hamsters unter Jubelgesängen feierlich verbrannt werden. Die örtliche Trommelstockindustrie meldet zusätzlich eine große Nachfrage seit dem letzten Freitag.

Die Thematik hat inzwischen auch die Politik erreicht. CSU-Chef Horst Seehofer forderte umgehend eine Sicherung der Grenzen um den flüchtenden Hamster rechtzeitig stellen und der Verwertung als Schlangenfutter zuführen zu können. Kanzlerin Merkel ließ ausrichten:

Wenn wir jetzt anfangen, uns noch entschuldigen zu müssen dafür, dass wir in Derbysituationen ein feindliches Gesicht zeigen, dann ist das nicht mein Land“

 

Auch andere Prominenten zeigten sich bestürzt über die Geschehnisse. Helene Fischer „Ich bin atemlos“, Joseph Ratzinger: „Wir sind Hamster“ und Silvio Berlusconi „So viel Drama wegen ein bißchen Bunga Bunga.“ äußerten ihre Meinung über Twitter. Die Lage bleibt explosiv und spannend. Was passiert als Nächstes?

Gibt Udo ein Comeback? Oder wechselt er die Seiten und heuert bei den Wild Wings an? Flüchtet Fritzle vor dem nahenden Abstieg und bewirbt sich bei den Adlern? Wir bleiben dran.

Auf der Schwenninger Geschäftsstelle blieb die Lage dagegen ruhig. Einzig Manager Rumrich wurde grübelnd gesichtet wie er sich fragte, ob das Maskottchen eigentlich eine Abfindung bekommen hat.

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Jetzt kann es losgehen…

Freitag geht es nach Mannheim, alle laufen heiß. Doch bevor wir uns ins Ligageschehen stürzen, werfe ich noch einen Blick zurück. Ursprünglich wollte ich über Gewinner & Verlierer der Vorbereitung schreiben, dann über Tops & Flops. Doch es widerstrebt mir irgendwie nach ein paar Vorbereitungsspielen schon den Stab über jemanden zu brechen oder mit verfrühten Huldigungen um mich zu werfen. Deswegen heißt es ganz brav: „Dinge, die mir gefallen haben und Dinge, die mich nachdenklich zurücklassen.“ Also los:

Dinge, die mir gefallen haben:

  • Team: Wir sind in der Vorbereitung als Team aufgetreten, die Mannschaft hat gekämpft, gerackert und einen guten Eindruck hinterlassen. Das Trainerteam und die sportliche Leitung vertreten und leben nach außen ein Konzept, das einheitlich und ohne Risse und Brüche dargestellt wird. Dies wird von den Fans auch goutiert, die zahlreich zu den Vorbereitungsspielen gekommen sind und sich allenthalben auf den Saisonstart freuen.
  • Sascha Goc: Der alte und neue Kapitän erlebt seinen siebzehnten Frühling und geht als gefühlter Top-Scorer aus der Vorbereitung. Es freut mich, wenn er dieses Jahr mehr das Netz als das Gestänge trifft, aber warten wir mal ab, wie seine Schüsse platziert werden, wenn er im richtigen realen Ligenbetrieb dann die halbe Sekunde weniger Zeit an der blauen Linie hat.
  • Yan Stastny: Ein feiner Techniker, jede Menge Hockeysense – mit Abstand der beste Spieler den wir dieses Jahr im Kader haben. Wunderbar anzuschauen, auch immer mit dem Auge für den Mitspieler. Hoffentlich hält sein Knie.
  • Marcel Kurth: Hat den Sprung in die DEL ohne sichtliche Probleme gemeistert und konnte sich auch bereits in die Torschützenliste eintragen. Frech, Zug zum Tor, wenig Fehler.

Dinge, die irgendwo dazwischen liegen:

  • Euphorie: Euphorie ist gut, Euphorie ist aber auch gefährlich. Besonders, wenn es zuerst nach Mannheim geht. Dieses Spiel ist sowieso überjazzt und die ersten zwei Drittel in Rapperswil haben auch gezeigt, dass die Mannschaft auch sehr bescheiden spielen kann. Wenn man weniger erwartet, dann kann man auch mit einer klaren Niederlage in Mannheim leben. Plant man dagegen schon die Play-Offs, dann kann die Enttäuschung auch groß sein. Wir werden auch wieder ein schweres Jahr haben und ich bin nach so mancher Erfahrung in Schwenningen einfach etwas vorsichtiger. Aber trotzdem schön, dass die Leute wieder gerne in den Bauchenberg strömen.

Dinge, die mich nachdenklich stimmen:

  • Kadertiefe: Eigentlich das einzige wirklich große Problem. Ich habe in der Vorbereitung fünf Spieler gesehen, die für die ersten beide Scoringreihen taugen: Stastny, Hult, Rome, Fleury, Kurth. Dann fällt es ab. Schmölz ist (noch) überfordert, Schlager / Billich / Danner funktionieren als laufstarke dritte Reihe, aber danach wird es dunkel. In Rapperswil haben wir in Reihe vier mit Trivellato / Pohl / Brown gespielt. Damit jagt man selbst in der DEL 2 niemandem Angst ein und das wird auf Dauer zu wenig sein. Jetzt noch der Ausfall von Voutilainen. Ich bleibe dabei, im Sturm muss zügig nachgelegt werden.
  • Finnenflaute: Pikkarambo und Voutilainen lange verletzt, Voutilainen jetzt erstmal ganz weg und Pikkarambo mit einem zurückhaltenden Auftritt in Rapperswil. Der braucht auch noch ein paar Spiele und es ist schade, denn gerade von den beiden Finnen hat man sich deutlich mehr erwartet. Die zugedachten Führungsrollen können sie momentan absolut noch nicht ausfüllen.

Aber grau ist alle Theorie, Freitag um 22:00 Uhr kann alles Makulatur sein. Adler rupfen ist angesagt.

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Der Finnenschock

Helle Aufregung bei den Wild Wings zu Saisonbeginn. Nach einer insgesamt guten Vorbereitung und viel Vorfreude auf das Derby am Freitag in Mannheim platzt eine kleine Bombe am Moos. Jukka Voutilainen, Key-Player und Top-Center verabschiedet sich aus familiären Gründen vorerst zurück nach Finnland.

Nun ist das nichts neues bei den Wild Wings: Ty Wishart, Stephan Wilhelm, Dustin Whitecotton – die Liste der Spieler mit dubiosen Vertragsauflösungen ist lang. Allerdings verbietet der Anstand wilde Spekulationen. Man sollte doch den Worten erstmal Glauben schenken und ihm und der Familie alles Gute wünschen. Die mysteriöse Verletzung, der Fakt, dass er noch gar kein Spiel gemacht – alles eine gute Basis für ein G’schmäckle – aber ich kann mir durchaus vorstellen, dass es genug Gründe gibt, die Eishockey in den Hintergrund treten lassen.

Was aber ganz klar die Konsequenz ist: Ersatz muss her. Rumrich ist da gefordert. Da Voutilainen noch nicht gespielt hat, sollte seine AL-Lizenz noch unberührt sein und damit nichts verloren gehen. Ich war sowieso gerade an einer Zusammenfassung der Vorbereitung und wollte die Tiefe im Kader monieren – jetzt zeigt es sich umso mehr. Mit Müh und Not kriegen wir zwei halbwegs akzeptable Sturmreihen hin, danach kommen nur noch Läufer und Kämpfer. Voutilainen hätte uns dringend weitere Optionen gegeben und deshalb muss jetzt Ersatz her.

Auch wenn ein Whitecotton nach kurzer Zeit zurückkam, in unserer Situation kann man nicht warten. Wir müssen am Anfang da sein, wir müssen solange wie möglich den Kontakt nach oben halten. Damals kam Hemingway, mal sehen wer jetzt kommt. Der Manager ist in der Pflicht und ich erwarte Freitag einen weiteren Ausländer im Kader.

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Marcel Goc: Der Tragödie letzter Akt

Ich weiß, ich bekenne mich schuldig. Mit meinem Tagtraum über die Rückkehr von Marcel Goc habe ich doch einen kleinen Hype angeheizt und auch wenn ich nie daran geglaubt habe, so scheint bei dem einen oder anderen die Realisierung doch im Bereich des Möglichen gelegen haben – anders lassen sich der Hass und die respektlosen Beleidigungen („A*********“, „Dreckiger Judas“) auf diversen Seiten und Foren nicht erklären. Das tut mir leid.

Doch realistisch ist die Verpflichtung durch die Adler die logische Konsequenz. Goc hat zwar gesagt, dass Schwenningen für ihn eine der ersten Adressen ist und er gerne nochmal mit seinen Brüder zusammenspielen will, doch er hat auch gesagt, dass die Adler für ihn genauso interessant sind. Und Brüder hat er bei beiden Teams.

Ich glaube noch nichtmal, dass es groß ums Geld geht. Er wird in der NHL gut verdient haben, er wird in Mannheim gut verdienen und auch in Schwenningen hätte er sich zweimal am Tag ein warmes Essen leisten können. Doch eins können wir ihm nicht versprechen/garantieren: Titel. Denn trotz einer stolzen NHL Karriere mit über 600 Spielen, Teilnahmen an Weltmeisterschaften und olympischen Spielen ist die Zahl der Titel seit den Juniorenjahren sehr überschaubar. Quasi gleich 0.

Und als Sportler mit einigen guten Jahren im Tank, da will ich eben auch Titel holen und suche die sportliche Herausforderung.  Gerade dann, wenn ich nicht mehr aufs Geld gucken muss. Oder ich heiße Sven Ullreich und setze mich bei Bayern auf die Bank.

Goc ist sich der großen Rivalität zwischen Schwenningen und Mannheim bewußt – aber für den gemütlichen Karriereausklang in Schwenningen ist er noch zu jung, zu fit. Dass der Vertrag jetzt fünf Jahre hat – who cares? Verträge im Eishockey sind ungefähr so viel wert wie unsere angegebenen Zuschauerzahlen. Die Adler werden sich gegen Avancen anderer großer Teams wie der Haie, der Eisbären oder der Red Bulls absichern wollen und Goc nimmt die Planungssicherheit für seine Familie gerne mit.

Man sollte vielleicht auch einfach respektieren, dass nicht jeder die Rivalität so hasserfüllt leben möchte, wie das hier und dort einige leider tun – Marcel Goc hat keine Entscheidung GEGEN Schwenningen getroffen, sondern eine Entscheidung für die sportliche Perspektive. Jetzt holt er sich da zwei oder drei Meistertitel und dann werden ihm die Adler 2018 keine Steine in den Weg legen, wenn er bei uns seine Karriere beenden will.

Wer ihm das verübelt, der sollte dringend versuchen sich selber in die Situation hineinzuversetzen. Auch und gerade mit der Weisheit und der Erfahrung des Alters – Goc ist kein Großkreutz, der in der Fankurve groß geworden ist, sondern Schwenningen war damals nach Esslingen die Station mit dem größten Potential. Wir haben ihm die Karriere mit ermöglicht und ich weiß, dass er dafür dankbar ist. Aber deswegen ist er noch lange nicht eine Verpflichtung uns gegenüber eingegangen, die quasi einem Karriereende mit 32 entsprechen würde.

Und ganz nebenbei: Unsere Mannschaft bisher macht uns eine Menge Spaß. Genießen! Nicht ärgern!

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Vorbereitung Erster Akt

Die Vorbereitung hat begonnen, die Jungs sind in der Stadt und die ersten drei Spiele sind gespielt. Bei der Tour de Suisse gab es zwei knappe Niederlagen gegen NLA Teams und einen deutlichen Sieg gegen den EHC Olten aus der NLB. Sportlich möchte ich diese Spiele nicht lange bewerten, denn Vorbereitung ist Vorbereitung und keiner weiß, was die jeweiligen Trainer sehen wollten und in welcher Phase sich die Teams jeweils befanden. Positiv ist, dass man nicht total untergeht und positiv ist, dass die Mannschaft rennt, kämpft und will.

Never too high – never too low.

Und ich bin echt erstaunt wie sehr das Schwenninger Publikum nach „ehrlichem Eishockey“ lechzt. 400 Fans in Lugano, 800 Fans in Kloten und deutlich über 3.000 daheim gegen Olten – das ist ein echtes Zeichen, dass Rumrich und de Raaf mit der Kaderzusammenstellung und der Art und Weise wie sie über ihr Konzept sprechen, einen echten Nerv getroffen haben. Dazu kann man nur gratulieren. Nach der Gruselsaison binnen kurzer Zeit etwas zu entfachen, das man ohne Wenn und Aber als Euphorie bezeichnen muss, dafür gebührt den beiden großer Respekt. Das habe ich so nicht erwartet, aber das freut mich. Und auch wenn man mal sehen muss, wie es weitergeht, wenn die ersten Punktspiele verloren gehen – es kann nur gut sein, wenn sich jeder im Schwenninger Umfeld wieder auf die Spiele und auf den Saisonstart freut. Diese „Lust“ aufs Eishockey, die konnte sich im April kaum einer vorstellen.

Neben dieser ersten Erfolgsgeschichte des Jahres ein paar kurze und unsortierte Anmerkungen zur Vorbereitung:

  • Centerfrage: Yan Stastny überzeugt in den ersten Spielen, er wirkt fit. Betonung auf „wirkt“. Hier gilt es schnell Klarheit zu schaffen, auch für die Teamhierarchie und den weiteren Aufbau der Mannschaft. de Raaf hat zum Glück bereits angekündigt, dass die Entscheidung bald fällt und hier muss man den Verantwortlichen und den Ärzten einfach vertrauen.
  • Finnenfrust: Pikkarainen und Voutilainen wurden als tragende Pfeiler für das Team mit einer Ausländerlizenz ausgestattet und haben beide noch keine einzige Sekunde unter Wettkampfbedingungen auf dem Eis gestanden. Dass man sich über Verletzungen ausschweigt ist zwar Usus im Eishockey, aber wenn ein 35jähriger wegen einer Druckstelle am Fuß unters Messer muss, dann darf man schon mal aufhorchen. Er wird ja nicht zum ersten Mal neue Schlittschuhe bekommen haben. Ich hoffe inständig, dass sich hier nicht wirklich größere Probleme verstecken. Etwas beruhigt mich dabei die Tatsache, dass man im Gegensatz zu manch nordamerikanischem Spieler, der nur wegen der guten Krankenversicherung nach Deutschland wechselt, bei einem Finnen diese Sorge eigentlich nicht haben muss.
  • Scoringzahlen: Betrachtet man die ersten Spiele, dann haben wir die folgenden Torschützen: Goc, Stastny (3), Hult (2), Bender, Hunkes, Pelech, Pohl, Rome (1). Auch das ist nur eine Momentaufnahme, aber unsere Verteidigung ist treffsicherer, Stastny zeigt wie wichtig er für unser Spiel werden wird bzw. wie abhängig wir von ihm sein werden und von den jungen Leuten wie Kurth, Schmölz und Co. konnte sich noch keiner in die Liste eintragen. Wird schwer mit den 30 – 40 Toren für Schmölz. 😉

Fazit also: Läuft. Weitermachen. Besser als befürchtet.

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Swan’s Corner – Kaderanalyse mit Gästen

So – wie versprochen will ich mich ausführlich mit unserem Kader beschäftigen. Damit ich das nicht alleine mache, habe ich mir in diesem Jahr zwei illustre Gäste geholt, die für mich die Neuzugänge und gebliebenen Spieler bewerten. Am Ende werde ich dann entscheiden, wer Recht hat. Ich begrüße also hier im Swan’s Corner zum einen die Expertin Sophia-Laura Ottenwald-Tecklenburg und auf der anderen Seite den altgedienten Fan Kevin Blackpainter. Wir beginnen klassisch im

Tor

Dimitri Pätzold

Ottenwald-Tecklenburg: Pätzold ist ein super Torwart, nicht umsonst hat er eine Menge Länderspiele auf dem Buckel. Er war in den letzten beiden Jahren einfach nur etwas überspielt, mit einem starken Partner jetzt werden sich beide pushen und Pätzold wird über sich hinauswachsen und das alte Level locker wieder erreichen.

Blackpainter: Pätzold ist leider auf dem absteigenden Ast und ich sehe nicht, warum sich die Leistungskurve wieder ändern sollte. Außerdem hat er bisher nie den mental stärksten Eindruck gemacht, wenn er jetzt auch noch häufiger auf der Bank sitzt, wird ihn das so beschäftigen, dass er uns auch in seinen wenigen Einsätzen kaum noch helfen wird.

Joey MacDonald

Ottenwald-Tecklenburg: Als wäre ein Magnet in der Fanghand, so sind die Videos auf Youtube. Groß und erfahren, eine dreistellige Anzahl an NHL-Spielen. Der will es nochmal wissen und wird den Gegnern schon mit seiner Statur Respekt einflößen. Kann für uns zum absolut sicheren Rückhalt werden und uns mehr als nur ein Spiel gewinnen.

Blackpainter: Noch nie in Europa gespielt, die NHL nicht dauerhaft erreicht und die AHL war ihm zu stressig. Jetzt will er sich einen lockeren Karriereabend in Europa machen, zudem lassen mit 35 die Reflexe und Bewegungen deutlich nach. Für mich eine verschwendete Ausländerlizenz.

Verteidigung

Sascha Goc

Ottenwald-Tecklenburg: Unser Kapitän ist über jeden Zweifel erhaben und wird auch dieses Jahr wieder vorangehen. Mit etwas mehr Glück und etwas weniger Pfosten wird er auch die 10 Tore Marke nochmal knacken. Wir brauchen seine Offensivpower.

Blackpainter: Einsatzmäßig kann man ihm nix vorwerfen und Pfostenschüsse sind kein Zufall sondern auch ein Zeichen von nachlassender Präzision. Zudem immer für einen Puckverlust an der Blauen gut. Er ist wie einige andere definitiv über seinen Zenith hinaus und mit den ganzen Verletzungen wird das ein ganz hartes Jahr für ihn.

Matt Pelech

Ottenwald-Tecklenburg: Da haben wir ein richtiges Tier aus der NHL geholt, der wird aufräumen und den Gegnern Angst einjagen. Nebenbei kann er auch noch Stürmer spielen und ist technisch stark (tolle Penaltys im Showtraining). Der Allrounder wird uns sehr viel Freude machen, unseren Torhüter schützen und vorne auch noch ein paar Tore machen.

Blackpainter: Was wollen mit so einem Schlägertypen? Es ist doch bekannt, dass er bei deutschen Schiedsrichtern mehr auf der Strafbank sitzt als auf dem Eis steht. Seine Sturmerfahrungen beschränken sich auf Einsätze als Enforcer in Reihe 4 und Scoring kennt er nur wenn er glücklich angeschossen wird. Ich hatte eigentlich gehofft, dass solche Spielertypen ausgestorben sind.

Hannu Pikkarainen und Jiri Hunkes

Ottenwald-Tecklenburg: Super, der Blick über den Tellerrand. Zwei Ausländer, die schon viel in der Welt gesehen haben und sich auf der großen Eisfläche wie zuhause fühlen. Sie bringen viel Erfahrung und Führungsqualitäten mit und aufgrund ihrer Herkunft sind sie technisch und läuferisch stark ausgebildet. Da werden wir insbesondere im Powerplay viel Freude an den beiden haben.

Blackpainter: Da holt man zwei Söldner Weltenbummler und hofft, dass sie unserer Verteidigung Tiefe geben können. Leider absolute Wundertüten, da sie schon gute und schlechte Jahre hatten und man aus der Erfahrung davon ausgehen muss, dass mindestens einer ein Fehleinkauf wird. Und dann wird es dünn in der Verteidigung. Und ob sich die ganzen Nationalitäten so verstehen? Babylonisches Abstimmungsgewirr können wir hinten nicht gebrauchen.

Brückner, Bender, Brown und Trivellato

Ottenwald-Tecklenburg: Endlich Tiefe mit gestandenen DEL-Spielern. Brown war in einer Trümmertruppe im letzten Jahr solide, Brückner und Bender kommen von einem Top-Club und Trivellato und Bender haben viel Potential, müssen sich beweisen und haben auch schon international gespielt. Das wird ein heißen Konkurrenzkampf, der sich sehr positiv auswirken wird. Zudem gewinnen wir mit Brown Flexibilität, da er auch im Sturm spielen kann.

Blackpainter: Na toll, Brown war schon letzte Saison nicht wirklich DEL-tauglich, Brückner in München auch nur Mitläufer und bei Bender und Trivellato muss man erst mal sehen wie die sich reinhängen, wenn man sie nach Schwenningen zwangsausgeliehen hat. Die sind auch schnell beleidigt, wenn sie nicht spielen dürfen und es gefällt mir auch gar nicht, dass wir für andere Clubs ausbilden. Drei mittelmäßige Verteidiger ergeben keinen guten, die Tiefe in der Verteidigung geht uns absolut ab.

 

Sturm

Yan Stastny

Ottenwald-Tecklenburg: Ein Name mit großem Klang in der Eishockeywelt und ein technisch unheimlich starker Center. Wenn er fit ist – und ich gehe davon aus, dass er fit wird, sonst hätte man ihn nicht verpflichtet – dann sicher das beste war wir in Schwenningen seit langer Zeit hatten. Wird unser Spiel führen und ist für 40 oder 50 Punkte gut. Besonders im Powerplay wird das unser Mann. Und sollte er doch verletzt sein, dann kann man mit dem Try-Out noch reagieren.

Blackpainter: Ein körperliche Wrack als Top-Center und dann nur auf Abruf für einen Monat – blöder kann man doch nicht auf der zweitwichtigsten Position nach dem Torwart in eine Saison starten. Klar hat Stastny große Fähigkeiten, aber was bringt uns das, wenn er die aufgrund von diversen Gebrechen und Wehwehchen nur zweimal im Monat aufs Eis bringen kann? Leider eine absolute Notlösung.

Damien Fleury

Ottenwald-Tecklenburg: Was für ein aggressiver und technisch starker Stürmer. 5 Tore bei der WM, in jedem Spiel überzeugt und gute Scoring-Werte in Frankreich, Schweden und Finnland. Hat das Potential unser Torjäger zu werden und seine aggressive Spielweise wird bei uns gewiss einschlagen.

Blackpainter: Spielt einmal ne gute WM und alle drehen am Rad. Gute Zahlen in der zweiten schwedischen Liga, aber in starken Ligen wie der NLA völlig versagt. Zudem gelten Franzosen doch als launisch und ich halte es für sehr fraglich wie er sich anpassen kann in diese Multikulti-Mannschaft. Sehe die Gefahr, dass er sehr schnell isoliert wird und auch bei den Fans unten durch ist, weil er die überdurchschnittliche WM nicht bestätigen kann.

Jukka Voutilainen

Ottenwald-Tecklenburg: Fast schon eine finnische Legende mit überragenden Werten in den nordischen Ligen. Erfahrung und Führungsstärke, der wird Deutschland rocken. Bringt alles mit was man im Sturm braucht und trotz des Alters wird er es in der etwas langsameren DEL schon packen. Technisch und läuferisch ist er als Finne sowieso stark.

Blackpainter: Und noch so ein überbewerteter Altstar, der sich bei uns nen schönen Karriereherbst machen will. Die DEL hat keinen guten Ruf, das kann man schonmal locker nehmen und dann muss man feststellen, dass die Gegner einem doch weh tun können. Wird sich noch umgucken und wenn ihn dann noch überraschend stört, dass es im Winter auch Tageslicht gibt, dann wird er sich bald wünschen den Schritt nach Deutschland nicht gemacht zu haben. Klar, technisch und läuferisch hatte er einiges drauf, aber mit 35 geht das auch zügig verloren.

Andreé Hult

Ottenwald-Tecklenburg: Das wird die Überraschung in diesem Jahr, toll gescoutet in den Ligen in denen unsere Konkurrenten nicht gucken. Von der Ausbildung her wird er technisch stark sein und wer sich im harten Russland durchsetzt, der braucht auch keine Angst vor der DEL zu haben.

Blackpainter: Noch so ne Wundertüte, die bisher nur in zweitklassigen Ligen angetreten ist. Keine Ahnung was man sich von ihm verspricht. Weder die körperlichen Maße sind beeindruckend noch die Zahlen. Sorry, 35 Punkte in einer dubiosen zweitklassigen russichen Liga überzeugen mich nicht.

Ashton Rome

Ottenwald-Tecklenburg: Viel Zug zum Tor und im letzten Jahr bis zum Ende auffällig. Dazu aggressiv und vorangehend. Man hat die Option gezogen, die Qualitäten weiß man also zu schätzen. Wird sich im zweiten Jahr sicher nochmal steigern können und damit ein ganz wertvoller Spieler für die Offensive werden.

Blackpainter: Im letzten Jahr aufgefallen? Klar, durch übertriebenen Eigensinn. Dazu ein Garant für dumme Strafen und fiese Fouls, das macht ihn richtig unsympathisch. Keine Ahnung, warum sie die Option gezogen haben. Oder wie das gelaufen ist. Passt gar nicht in das neue Konzept und wird mit dem läuferischen System überfordert sein. Erntet dann wieder billigen Applaus wenn er nen Mannheimer Kopf voraus in die Bande schickt.

Simon Danner und Phillip Schlager

Ottenwald-Tecklenburg: Wirbelwinde und Publikumslieblinge, die unserem Spiel unheimlich viel Energie und Feuer geben. Beide lassen sich dazu nix gefallen – Hallo Herr Reul – und können sich in einem besseren Team bestimmt auch noch punktemäßig steigern.

Blackpainter: Beide rennen viel, aber viel ist auch brotlose Kunst. Schlager mit seiner nicht vorhandenen Übersicht und der „Kopf durch die Wand – Attitüde“ dabei ein Sicherheitsrisiko und Danner ist zwar sympathisch aber in der Summe ist die Liga etwas zu hoch für ihn. Nur laufen reicht in der DEL nicht, da braucht man auch einen Scoringtouch und davon haben beide viel zu wenig. Insgesamt  sind wir bei den deutschen Spieler deutlich zu dünn besetzt.

Schmölz, Ritter, Pohl und Kurth

Ottenwald-Tecklenburg: Eine explosive Mischung junger Talente an denen wir viel Freude haben werden. Jeder davon hat das Potential eine tolle Rolle in der DEL zu spielen und de Raaf wird diese Potentiale schon wecken können. Für Pohl und Ritter ist Schwenningen die letzte Chance, die sie nutzen werden müssen. Von den vieren werden wir mindestens zwei in den ersten beiden Reihen sehen. Da bin ich mir sicher.

Blackpainter: Was ein Sammelsurium an zweitklassigen Talenten, die schon an diversen anderen Standorten gescheitert sind oder das Potential für die DEL gar nicht haben. Egal wie gut der Trainer ist, da kommen maximal solide Spieler für die dritte Reihe aus und dafür haben wir schon Danner und Schlager. Sechs Leute können auch bei uns nicht in Reihe drei spielen. Nominell haben wir zwar Tiefe im Kader, aber da sind viel zu viele dabei, die für gehobene Ansprüche nicht zu gebrauchen sind.

Linsenmaier, Hynes und Billich

Ottenwald-Tecklenburg: Erfrischende Talente, die in Freiburg im letzten Jahr die Oberliga gerockt haben und mitverantwortlich für den Aufstieg waren. Dazu mit Hynes ein echtes Eigengewächs. Gebt ihnen die Eiszeiten und sie werden sich dafür bedanken und es mit Leistung zurückzahlen. Klasse, wenn man solche Spieler ins kalte Wasser werfen kann, das macht uns unberechenbar.

Blackpainter: Wenn wir diese Spieler sehen wollen, müssen wir ins Tal fahren. Billich mit seine 1,74 und der schmächtige Linsenmaier haben doch körperlich überhaupt nicht das Format für die DEL und auch Hynes hat leider von seinem Vater nicht das Talent geerbt. Das ist nur vorgeschobene Tiefe auf dem Papier, von echten Talenten und Spielern die uns weiterhelfen können, können wir bei den dreien leider nicht reden.

Und nun das Fazit:

Der Kunstgriff mit den zwei gegensätzlichen Positionen soll einfach verdeutlichen, wie schwer es mir fällt die Mannschaft einzuschätzen. Soviele unbekannte Parameter, soviele Sollbruchstellen, aber auch soviele Chancen. Ich finde die Mannschaft ungeheuer spannend zusammengestellt und ich bin neugierig darauf, ob das alles so aufgeht, wie sich de Raaf und Rumrich das vorstellen oder ob wir mit wehenden Fahnen untergehen und bis Halloween punktelos bleiben. Alles ist möglich und um Erfolg zu haben müssen wir über uns hinauswachsen. Ich stelle mich trotzalledem und trotz aller Trainingseindrücke auf ein hartes Jahr. Ich freue mich wenn es dann besser läuft, aber ich spare mir die Enttäuschung des Vorjahres wenn die Erwartungen weit verfehlt werden.

Definitiv will ich diese Mannschaft aber in Aktion sehen – und das ist schonmal nicht das schlechteste Zeichen.

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No risk, no Yan

Die letzte Personalie ist da, Marcel Goc Yan Stastny hat in Schwenningen einen Try-Out Vertrag bis Ende August unterschrieben und ist damit ein Kandidat für die Position des Nummer 1 Centers. Und es wird heiß diskutiert – deshalb auch mein ausführlicher Beitrag zu diesem Thema.

Stastny – ein großer Name im Eishockey und ein Spieler der die DEL schon mal gerockt hat, vor gut 10 Jahren aber als er frisch von der Uni nach Nürnberg kam. Danach zog es ihn wieder nach Nordamerika wo er trotz insgesamt 91 Einsätzen in der NHL nie richtig Fuß fassen konnte und die meiste Zeit in der AHL spielte. Dort 239 Spiele, 0,62 Punkte pro Spiel. (Vergleich Matsumoto: 486 Spiele, 0,67 Punkte). Anfang des Jahrzehnts zog es ihn dann über Russland wieder in die DEL, zurück in Nürnberg ging die Leistungskurve nach unten und die Krankenakte füllte sich. Knorpelschaden, Knieprobleme – im letzten Jahr 23 Spiele mit erschreckend schwacher Punktausbeute in der zweiten schwedischen Liga. Und das soll unser Heilsbringer sein?

Ich muss sagen, damit tue ich mich verdammt schwer. Bisher waren die Verpflichtungen von de Raaf und Rumrich solide, durchdacht und einem Konzept folgend. Klar mit Risiken und Fragezeichen, aber das ist auch das Los des Underdogs. Doch Stastny, das wirkt jetzt wie Harakiri mit Anlauf. Und die Bauchschmerzen müssen auch bei den Verantwortlichen ausgeprägt sein, denn sonst hätte man ihm kein so kurzes Try-Out angeboten.

Es ist fast schon offensichtlich, dass Stastny nicht die Wunschlösung auf der Position ist, man gleichzeitig aber versprochen hatte zum Trainingsanfang die Mannschaft komplett zu haben. Präsentiert man also jetzt einen „Platzhalter“ und erkauft sich Zeit oder hofft man tatsächlich, dass Stastny im zarten Alter von knapp 33 Jahren trotz kaputtem Knie noch einmal den dritten Frühling erlebt? Würde man letzteres hoffen, dann wäre das für mich ein Zeichen arger Verzweifelung.

Rechnet man dagegen sowieso nicht langfristig mit ihm, dann ist das für das Teamgefüge eine Katastrophe. Ein Nummer 1 Center sollte nicht nur in der Scorerliste vorangehen, sondern auch innerhalb der Mannschaft eine Führungsrolle einnehmen. Und unsere Mannschaft hat noch keine Hierarchie, unsere Mannschaft muss sich finden und das wird bei den vielen Nationalitäten nicht einfach. Ein Center „auf Abruf“ wird es schwer haben zum Leader zu werden und jemand der dann erst am Ende der Vorbereitung zu einer zart gewachsenen Mannschaft hinzustößt, kann auch viel wieder kaputt machen.

Sollte das Knie halten? Überzeugt er in der Vorbreitung? – Ja das würden dann auch andere Clubs sehen. Und Try-Out heißt unter Umständen auch, dass Stastny nach dem einen Monat eben auch sagen kann „Nöö, geht nicht“ und lieber woanders nochmal unterschreibt.

Wie man es dreht und wendet, aus meiner Sicht beinhaltet der Transfer viel mehr Risiken als Chancen und ich kann ihn nicht nachvollziehen. Und da ich mir die ganz billige Polemik der Art „de Raaf hat die guten geholt, dies ist jetzt eben ein Rumrich-Transfer“ nicht zu Eigen machen werde, bleibt für mich nur die Erkenntnis, dass das ein wieder ein ganz hartes Jahr wird. Stastny ist nicht der Transfer, der mir zwei Tage vor Trainingsbeginn den nötigen Euphorie-Push gegeben hat.

Aber vielleicht werden wir in diesem Jahr auch positiv überrascht….. allein mir fehlt der Glaube.

 

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Wollen wir nur ein Farmteam sein?

Das Eis wird bereitet, die Spieler stellen sich der Presse vor – untrügliche Zeichen, dass die neue Saison vor der Tür steht. Und auch personell hat sich diese Woche etwas getan. Der Abgang des etwas älteren Stephan Wilhelm wurde mit Alex Trivellato und Tim Bender überkompensiert. Allenthalben Begeisterung darüber, dass zwei (Junioren) Nationalspieler in Kürze das Trikot mit dem wilden Schwan Wild Wings Logo tragen werden. In den Lobgesang einsteigen? Nein, denn mir bereitet die Sache auch Bauchschmerzen.

Denn beide „gehören“ uns nicht. Sie sind nur ausgeliehen und uns quasi zur Ausbildung überlassen. Darüber kann man lang und breit diskutieren, es gibt viele Argumente dafür („Sonst würden wir solche Spieler nicht kriegen.“) und auch Argumente dagegen („wie ist wohl die Motivation, wenn man aus der Weltstadt Berlin in ein Schwarzwald-Kaff abgeschoben wird?“) – in der Summe sagt der Verstand, dass das für uns eine sinnvolle Sache ist. Wir genießen keinen guten Ruf für junge Spieler und der Markt für deutsche Verteidiger ist leer gefegt.

Es gibt dieses Prozedere auch verstärkt im Fußball. Angefangen damals mit „dem kleinen Philipp“ den die Bayern in Stuttgart ausbilden ließen, gibt es das gefühlt immer öfter. Kroos in Leverkusen, Hojberg in Augsburg, Bittencourt nach Hannover, Leitner nach Stuttgart, Green nach Hamburg usw.. – Ja, man kann es eine „Win-Win-Situation“ nennen. Der kleine Klub erhält Spielermaterial, dass er sich sonst nicht leisten kann und der große Verein kann sich Talente dauerhaft sichern ohne sie bei sich einsetzen zu müssen. Leider schafft das aber auch Abhängigkeiten und es zementiert eine Zwei-Klassen-Gesellschaft innerhalb der Liga.

Wenn ich anfange für einen anderen Club in der Liga Spieler auszubilden, dann konstatieren ich damit, dass ich ihn sportlich in der Liga sowieso nicht erreichen kann. Und große Vereine können immer mehr Spieler unter Vertrag nehmen als sie tatsächlich brauchen. Und das missfällt mir.

Und so sehe ich Trivellato und Bender mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Der Verstand freut sich über gute Perspektivspieler, der Bauch wehrt sich mit allem was er hat dagegen, sich zum Juniorparter der verhassten Dosenbrause zu machen. Stolz und Realismus gehen eben nicht immer zusammen.

Wie seht ihr diesen Konflikt?

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Schicksalsjahr

Beim Blick auf den Kalender muss man nicht mehr lange umblättern um zum ersten Training zu kommen, der Kader ist auch nahezu komplett und auch wenn Eishockey bei 50 Grad (30 vor der Halle, 20 in der Halle) eher ungewöhnlich ist – es ist nicht zu leugnen, dass die neue Saison vor der Tür steht. Was erwartet uns?

Eine Kaderanalyse schreibe ich dann, wenn der Kader komplett ist. Es fehlt noch ein deutscher Verteidiger und der Top-Center und gerade die letzte Position wird eine Schlüsselposition werden. Die Fans sehnen sich leider nach einem großen Namen und Tag für Tag wird der Druck größer, der bewusst oder unbewusst auf diesen Spieler projeziert wird. Die Älteren unter uns werden sich noch mit Grausen an die letzte DEL-Saison 2002 erinnern, als man auch ewig keinen Center für die 1. Reihe hatte und dann kurz vor Saisonbeginn Alexander Kuzminski präsentiert wurde. Schlimmer kann es dieses Jahr auch nicht werden, aber – wie geschrieben – mehr zum Kader zu einem späteren Zeitpunkt.

Heute möchte ich eher mit der grundsätzlichen Entwicklung des Schwenninger Eishockeys und der Zukunft beschäftigen ohne gleich die mit einem fatalistischen Unterton versehene Frage „Quo vadis?“ zu stellen. Denn wenn man in die Fangemeinschaft hineinhorcht, dann gab es nach der letzten Saison unheimlich viel Frust. Tief sitzenden Frust. Durch de Raaf wurde zwar eine gewisse Euphorie geweckt und natürlich gibt es auch schon wieder den einen oder anderen der gleich drei rosarote Brillen übereinander trägt – aber insgesamt habe ich das Gefühl, dass die Nörgelquote in diesem Sommer deutlich höher ist. Man ist nicht mehr bereit sich auf Ankündigungen und Versprechungen einzulassen, es wird mehr sinnlos gemotzt, es wird aber auch mehr berechtigt kritisch hinterfragt. In der Summe ist der Frust allerhöchstens zu einem neutralen Zustand migriert, keineswegs zu Begeisterung und Vorfreude. Den Kredit, den das letztjährige Team hatte, hat diese Mannschaft im Vorfeld definitiv nicht.

Die Fans erwarten vom ersten Tag an, dass die Mannschaft liefert. Nicht unbedingt durch Siege und Erfolge, aber zumindest durch Kampf und Einsatz. Gleichzeitig haben wir einen fast komplett erneuerten Kader und eine neue sportliche Leitung, die sich finden und eine Hierarchie herausbilden muss. Es wird auch da Rückschläge geben und es werden auch Spieler dabei sein, die enttäuschen und als Fehleinkäufe in die Schwenninger Geschichte eingehen. Dies ist eine gefährliche Mischung und es ist viel Feingefühl gefragt, dass die Saison und das Teamgefüge nicht frühzeitig kippt. Ich wünsche Rumrich und de Raaf eine glückliche Hand, denn trotz aller Lippenbekenntnisse, dass junge und kämpfende Spieler doch völlig ausreichen, will ein Großteil des Schwenninger Publikums nach der Schlusssirene ein Tor mehr auf der Anzeigetafel haben als der Gegner.

Aus diesen Gründen der gewählte Titel vom „Schicksalsjahr„.

Auch im Fußball in Freiburg und an anderen Standorten wurde immer davon gesprochen, dass sich im dritten Jahr nach dem Aufstieg (oder Aufkauf) entscheidet, ob man sich etabliert oder nicht. Das erste Jahr lebt von der Euphorie, da wird einem alles verziehen. Man ist froh wieder dabei zu sein, man berauscht sich an einzelnen Spielen und Erlebnissen und ist am Ende der Saison froh, wenn man nicht in einem Atemzug mit Tasmania Berlin genannt wird. Das zweite Jahr ist ungleich schwerer. Die Euphorie ist vorbei, man hat alle Stadien schonmal gesehen, die Gegner sind auch nix neues mehr und so langsam möchte man doch auch gerne wieder das erleben, was man in der Liga drunter hatte. Siege. Erfolge. Sonnige Tabellenregionen. Auch für die sportliche Leitung ist das zweite Jahr gefährlich, denn nach der Euphorie in der vieles von selbst lief, setzt langsam der Kater und der triste Ligaalltag ein und es reift die Erkenntnis, dass hier oben viel, viel weniger von selbst geht, sondern harte, solide und seriöse Arbeit zum Erfolg führt. Gleichzeitig muss man den Prozess durchmachen, sich von liebgewonnenen Aufstiegshelden zu trennen, die ohne Zweifel ihre Verdienste haben, aber eben für die neuen Ansprüche nicht mehr geeignet sind. Deshalb geht Jahr Zwei oft schief. Wie bei uns.

Und dann kommt das dritte Jahr. Fans und Umfeld werden ungeduldig und scharren mit den Hufen, auch wirtschaftlich muss man sich langsam fragen wie lange man Erfolglosigkeit noch finanzieren will. Gleichzeitig kennt man die Liga richtig, auch der Kater ist verschwunden und man kann sich wirklich in einen guten Arbeitsmodus versetzen. Kaum noch etwas kann einen überraschen und man weiß was man braucht, um in der Liga zu bestehen. Wenn man dies schafft, dann kann man sich etablieren. Ab dem dritten Jahr „gehört man dazu“, ist ein Teil der Liga, nicht mehr der Neuling. Oder man schafft die Wende nicht und es geht weiter abwärts und – in anderen Sportarten – mit dem Abstieg zurück in die Liga drunter.

Vor diesem Schicksalsjahr stehen wir auch in Schwenningen. Entweder greift das Konzept von de Raaf und Rumrich und wir stehen am Ende mit maximal 10 Punkte Abstand auf die Pre-Play-Offs auf Platz 12 oder wir spielen ab Sommer 2016 wieder in der DEL 2. Einfluss darauf können auch wir Fans haben. Wir spielen zwar nicht, aber wir können Unterstützung, Rückhalt und auch Nachsicht mit den jungen Spielern geben.

Haken wir das letzte Jahr ab, blicken wir nach vorne. Ich will mich in dieser Liga etablieren. Ich will nicht zurück nach Weißwasser oder Bremerhaven. Ich will nicht mit den Wild Wings scheitern.

Vollgas von der ersten Minute für unsere Farben!

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Kaiser Wilhelm Petermann

Vereinigen wir doch mal drei wichtige Personen in einem Beitrag. Abgesehen von der Diskussion um Goc gibt es zwei Namen, die in Schwenningen derzeit immer wieder fallen: Wilhelm und Petermann.

Zuerst Stephan Wilhelm. Verteidiger. Zuverlässigkeit in Person und immer mit dem Eindruck des loyalen Arbeiters gesegnet. Der verlässt uns – für die Fans völlig überraschend – nach Garmisch und kassiert auch noch eine Abfindung. Der Verein schweigt und die Spekulationen schießen ins Kraut. Natürlich ist der offizielle Grund „…zweites Kind und bei der Familie bleiben…“ eher unbefriedigend, aber ich möchte mich da einfach nicht an Spekulationen beteiligen, die teilweise weit ins Persönliche der Familie Wilhelm hineinreichen. Er ist weg – und nachkarten hat noch nie sonderlich zu einem Erfolg beigetragen. Vielleicht gibt es ja auch einen nachvollziehbaren Grund, der nur einfach in der Öffentlichkeit nix zu suchen hat. Dann muss Wilhelm eben mit der Ablehnung leben. Bleibt das Fragezeichen der Abfindung?

Fakt ist, dass es ungewöhnlich ist, wenn man selber gehen will und dann noch eine Abfindung kassiert. Mehr als ein Gerücht ist auch, dass die von Hannover übernommenen Verträge ausgesprochen gut dotiert waren. Fakt ist auch, dass Wilhelm im letzten Jahr lange verletzt war. Ist es vielleicht auch denkbar, dass man in Schwenningen ernsthafte Zweifel hatte, ob sein Körper noch DEL-tauglich ist und er als „Risikospieler“ einfach zu teuer war und man deswegen gar nicht so unglücklich war, als die konkrete Anfrage aus dem Bader-Land kam?

Ich will das nicht rechtfertigen, aber ich schweige dann lieber, bevor ich den Stab über ihm breche und ihm damit völlig unrecht tue.

Kommen wir zur nächsten Personalie, zum nächsten Risikospieler: Felix Petermann. Gestandener deutscher Nationalspieler. Kapitän der Münchener Dosen. Erfahrener Verteidiger mit kaputter Schulter in der Reha. Wenn man die Foren quer liest die heißeste Personalie und der beste deutsche Verteidiger auf dem Markt. Und gefühlt ist es nur Formsache, dass er in Schwenningen unterschreibt.

Doch schauen wir mal auf die Fakten. Petermann ist in der Reha, die Schulter ist für jeden Eishockeyspieler ein sehr sensibles Körperteil und mit 31 ist er auch nicht mehr der Jüngste und man darf die Frage nach seinem „Heilfleisch“ stellen. Mit Rückschlägen ist zu rechnen und er will selber im Oktober wieder aufs Eis. Dann ist er frühestens im Dezember bei 100%. Können wir ihn dann gebrauchen?

Ja, vielleicht schon. Aber es wird auch andere Teams, zahlungskräftigere Teams geben, die Verletzungen haben oder die Saisonerwartungen nicht erfüllen und bei denen Petermann dann eine realistische Chance auf die Play-Offs hat. Warum soll er sich jetzt in Schwenningen verpflichten? Mit dem Risiko, dass er, wenn er im Dezember wieder spielen kann, abgeschlagen auf dem letzten Platz steht. Und mit dem Wissen, dass er im Dezember – sofern er fit ist – vermutlich unter mehreren Angeboten wird wählen können?

Ich halte Petermann 1. für unrealistisch und 2. für nicht sinnvoll, da wir von Anfang an eine sattelfeste Abwehr brauchen. Petermann ist der perfekte Kandidat für jemanden, der zu den Play-Offs mehr Tiefe im Kader braucht. Dass wir in dieser Situation sind ist doch unwahrscheinlich. Eher kommt Goc. 😉

Und am Ende kommt noch der Kaiser ins Spiel – die Rampensau mit dem Ausspruch: „Schau’n mer mal“. Und so isses in Schwenningen diesen Sommer. Man kann mit Rumrich nicht warm werden, aber immerhin hat er es zusammen mit de Raaf geschafft, dass in diesem Sommer fast nichts nach außen dringt. Und so warten wir einfach mal ab, wen sie aus dem Hut zaubern.

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