Freitag geht es nach Mannheim, alle laufen heiß. Doch bevor wir uns ins Ligageschehen stürzen, werfe ich noch einen Blick zurück. Ursprünglich wollte ich über Gewinner & Verlierer der Vorbereitung schreiben, dann über Tops & Flops. Doch es widerstrebt mir irgendwie nach ein paar Vorbereitungsspielen schon den Stab über jemanden zu brechen oder mit verfrühten Huldigungen um mich zu werfen. Deswegen heißt es ganz brav: „Dinge, die mir gefallen haben und Dinge, die mich nachdenklich zurücklassen.“ Also los:
Dinge, die mir gefallen haben:
- Team: Wir sind in der Vorbereitung als Team aufgetreten, die Mannschaft hat gekämpft, gerackert und einen guten Eindruck hinterlassen. Das Trainerteam und die sportliche Leitung vertreten und leben nach außen ein Konzept, das einheitlich und ohne Risse und Brüche dargestellt wird. Dies wird von den Fans auch goutiert, die zahlreich zu den Vorbereitungsspielen gekommen sind und sich allenthalben auf den Saisonstart freuen.
- Sascha Goc: Der alte und neue Kapitän erlebt seinen siebzehnten Frühling und geht als gefühlter Top-Scorer aus der Vorbereitung. Es freut mich, wenn er dieses Jahr mehr das Netz als das Gestänge trifft, aber warten wir mal ab, wie seine Schüsse platziert werden, wenn er im richtigen realen Ligenbetrieb dann die halbe Sekunde weniger Zeit an der blauen Linie hat.
- Yan Stastny: Ein feiner Techniker, jede Menge Hockeysense – mit Abstand der beste Spieler den wir dieses Jahr im Kader haben. Wunderbar anzuschauen, auch immer mit dem Auge für den Mitspieler. Hoffentlich hält sein Knie.
- Marcel Kurth: Hat den Sprung in die DEL ohne sichtliche Probleme gemeistert und konnte sich auch bereits in die Torschützenliste eintragen. Frech, Zug zum Tor, wenig Fehler.
Dinge, die irgendwo dazwischen liegen:
- Euphorie: Euphorie ist gut, Euphorie ist aber auch gefährlich. Besonders, wenn es zuerst nach Mannheim geht. Dieses Spiel ist sowieso überjazzt und die ersten zwei Drittel in Rapperswil haben auch gezeigt, dass die Mannschaft auch sehr bescheiden spielen kann. Wenn man weniger erwartet, dann kann man auch mit einer klaren Niederlage in Mannheim leben. Plant man dagegen schon die Play-Offs, dann kann die Enttäuschung auch groß sein. Wir werden auch wieder ein schweres Jahr haben und ich bin nach so mancher Erfahrung in Schwenningen einfach etwas vorsichtiger. Aber trotzdem schön, dass die Leute wieder gerne in den Bauchenberg strömen.
Dinge, die mich nachdenklich stimmen:
- Kadertiefe: Eigentlich das einzige wirklich große Problem. Ich habe in der Vorbereitung fünf Spieler gesehen, die für die ersten beide Scoringreihen taugen: Stastny, Hult, Rome, Fleury, Kurth. Dann fällt es ab. Schmölz ist (noch) überfordert, Schlager / Billich / Danner funktionieren als laufstarke dritte Reihe, aber danach wird es dunkel. In Rapperswil haben wir in Reihe vier mit Trivellato / Pohl / Brown gespielt. Damit jagt man selbst in der DEL 2 niemandem Angst ein und das wird auf Dauer zu wenig sein. Jetzt noch der Ausfall von Voutilainen. Ich bleibe dabei, im Sturm muss zügig nachgelegt werden.
- Finnenflaute: Pikkarambo und Voutilainen lange verletzt, Voutilainen jetzt erstmal ganz weg und Pikkarambo mit einem zurückhaltenden Auftritt in Rapperswil. Der braucht auch noch ein paar Spiele und es ist schade, denn gerade von den beiden Finnen hat man sich deutlich mehr erwartet. Die zugedachten Führungsrollen können sie momentan absolut noch nicht ausfüllen.
Aber grau ist alle Theorie, Freitag um 22:00 Uhr kann alles Makulatur sein. Adler rupfen ist angesagt.