Pressekonferenz Predictions

Morgen – 03.07. – 11 Uhr haben die Wild Wings zum Pressegespräch zum Saisonauftakt geladen. Große Einladung, eine lechzende Fangemeinde und viele Erwartungen – Zeit für den schwarzen Schwan um mal abzuchecken was dort morgen alles präsentiert wird. Aufgrund der zunehmenden Professionalität glaube ich nicht, dass man regionale und überregionale Journalisten nur einlädt, um ihnen zu erklären, wie man Jäger buchstabiert.

Was bereits sicher ist:

Der DEL Spielplan wird präsentiert und es ist bereits durchgesickert, dass wir uns zuerst in Mannheim daneben benehmen dürfen und man danach daheim die Krefeld Pinguine begrüßen darf. Eigentlich ein unspektakulärer Punkt, die Fans werden wissen wollen, welche Spiele man an den Weihnachtstagen hat, wann sich ein Sonderzug anbietet und wann man die Heimspielsiege gegen die Adler einfahren kann.

Außerdem ist davon auszugehen, dass Alexander Jäger offiziell präsentiert wird und die Journalisten die Möglichkeit haben werden, mit ihm ins Gespräch zu kommen. Auch das ist wenig spektakulär, denn Jäger ist bekannt und in seinen bisherigen Interviews hat er sich immer alle Mühe gegeben, viel zu reden und wenig zu sagen.

Als dritten sicheren Punkt sehe ich es, dass die aktuellen und geplanten Umbaumaßnahmen in der Helium Arena dargestellt werden und die Presse sich direkt vor Ort informieren kann. Neue Bande, Videowürfel – das wissen wir alles schon.

Was wahrscheinlich ist:

Sehr wahrscheinlich ist die Präsentation der DEL Lizenz. Es hieß, dass nur noch die DEG Lizenzierung offen ist und die sollte am vergangenen Wochenende abgeschlossen sein. Dazu der angekündigte Spielplan der DEL. Alles andere als ein „Wir haben die Lizenz“ würde mich sehr überraschen.

Fragt man die Fans, dann sehnt sich jeder nach Spielerverpflichtungen. Diesen Drang wird man befriedigen. Steinhauer als Backup ist ein offenes Geheimnis – ich tippe mal, dass man dazu ein oder zwei solide Spieler (vielleicht aus Hannover vom Typ Daschner, Wilhelm, Green, Dolak, etc…) und einen „Kracher“ präsentiert (Goc oder Pätzold). Dann sind erstmal alle – für die nächste Woche – zufrieden gestellt.

Ebenfalls auf viel Unzufriedenheit stößt bei den Fans in den letzten Jahren das Disaster mit den verschiedenen Logos und Claims und ein fehlender einheitlicher Auftritt. Sprach man die Verantwortlichen darauf an, wurde man oft auf „alles neu macht die DEL“ vertröstet. Jetzt wäre also Zeit dafür – wenn man neben den ganzen anderen Upgrades und Arbeiten für den Aufstieg dafür Zeit gefunden hat. Irgendetwas in die Richtung wird es geben: Logo, Claim, Identifikation, etc.. – Hoffentlich ist es professionell – dann gibt es entweder breite Zustimmung oder nen Shitstorm. Oder beides. 😉

Was unwahrscheinlich ist:

Ich glaube nicht, dass man die wichtigsten Kaderpositionen schon besetzt hat und uns morgen Pätzold UND Goc UND einen No. 1 Center aus Nordamerika präsentieren wird. Dazu ist Jäger zu kurz im Amt und dafür ist er auch zu sehr als Zocker bekannt.

Stillgeworden ist es auch um den Posten des Co-Trainers. Da in Schwenningen aber stets die Spatzen pfeiffen und derzeit kein Spatz darüber ein Lied singt, glaube ich nicht, dass hier jemand präsentiert wird.

Auch die Stadionsprecherdebatte dürfte man ausklammern, um nicht unnötig Öl ins Feuer zu gießen. Doch vermutlich wird die Presse nachfragen und da bin ich gespannt, wie man antwortet.

Was nicht passieren wird:

Wir werden nicht als Schwarzwald Wings, Fürstenberg Wings oder Thomas Burger Ice Swans firmieren. Und auch nicht in rosa spielen. Das trauen sie sich nicht.

Auch Bietigheim wird kein Thema sein. Egal ob Farmteam-Kooperation, VIP-Schlägereien oder eine mögliche Verpflichtung der Rodmänner. Vergeßt es. Was juckts die deutsche Eiche….

Es werden weder Cheerleader noch ein putziges Maskottchen vorgestellt. Das ist schon einmal schief gegangen und würde es auch wieder.

Was erwartet Ihr vom morgigen Tag?

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Opium fürs Volk

In einem Lied der Toten Hosen heißt es:

Viva la revolution
Es lebe die revolution
Dieses „Viva la revolution“
War leider auch nur Opium

Und irgendwie passt das ganz gut zur Situation im deutschen Eishockey. Seit Monaten schwelt ein offener Krieg zwischen den Vertretern des DEB auf der einen und den abtrünnigen Zweitligisten auf der anderen Seite. Die DEL dazu als genießender Beobachter. Das muss ich nicht rekapitulieren.

Auf Fanseite sind die Frontlinie auch klar gezogen und eine große Mehrheit der aktiven Fans schließt sich einem sogenannten Bündnis PRO DEL II an, einer Gruppierung, die das von den Zweitligisten in Zusammenarbeit mit der DEL erstellte Konzept einer DEL befürwortet und propagiert. Dazu werden an vielen Standorten starke Bilder mit hunderten von Fans zur Unterstützung der Kampagne erstellt. Doch ich kann mich der allgemeinen Begeisterung für das Modell nicht so recht anschließen. Besonders drei Punkte geben mir zu denken:

– Die DEL macht nichts zum Selbstzweck oder aus Generösität gegenüber den kleineren Clubs – da stecken handfeste Interessen dahinter. Und diese Interessen sind eine Ausbildungsliga, die Spielermaterial für die DEL produziert ohne das man sich mit diesem lästigen Nachwuchsbetrieb selber auseinandersetzen muss. Der Weg ist klar: Kommt die DEL II ist das in ein paar Jahren eine reine Ausbildungsliga. Der gleichberechtigte, starke und Druck ausübende Unterbau für die DEL ist Träumerei.

– Der größte Kritikpunkt am deutschen Ligensystem war immer die fehlende Verzahnung nach oben. Diese soll durch die DEL II wieder ermöglicht werden. Doch dies auf Kosten der Verzahnung nach unten. Und das ist arg egoistisch. Auch wenn ich der Realität ins Auge sehe und eine durchgehende Verzahnung für sehr sehr schwierig halte, kann ich mich nicht unkritisch der DEL II anschließen. Denn das Konzept ist gerade aus Sicht der ESBG Teams egoistisch. Ja – man kann wieder nach oben, aber tritt gleichzeitig den Oberligisten mitten in die Fresse. Das Konzept hat genauso wenig die Interessen des gesamten Eishockeys im Blick, wie die Ideen des DEB.‘

– Die wechselnden Meinungen der Fans: In der Verhandlungen mit der DEL hat jeder nach einem starken Verband geschrien, man hat sich gewünscht, dass der DEB seine Macht einsetzt und die DEL zur wilden Liga erklärt. „Sollen sie doch sehen wo sie bleiben.“ Jetzt zeigt der Verband Stärke – auch auf eine sehr fragwürdige Art und Weise – und will gerade die gegenüber den DEL Clubs geforderte Härte gegen die abtrünnigen Zweitligisten zeigen und das ist nun auch wieder nicht recht. Man ist ja selbst betroffen und das eigene Hemd ist einem immer näher – deswegen soll auch keiner sagen, er habe das Konzept für alle. Jeder guckt auf sich.

In der Summe aller dieser Faktoren sehe ich das Modell DEL II sehr kritisch – doch leider auch ohne eine wirkliche Alternative zu haben. Ich halte es zwar auch für sinnvoll, dass schon alleine um des Friedens willen Uwe Harnos seinen Hut nimmt und ich glaube auch, dass die DEL derzeit die beste Organisation ist um Profi-Eishockey in Deutschland zu organisieren – aber ich bin mir absolut nicht sicher, ob wir in zwei Jahren besser oder noch schlechter dastehen. Schlechte Zeiten. Leider.
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Ein Lehrstück über Medien, Selbstdarstellung und Mobbing

..in dem ich leider eine ungeahnte Rolle spiele. Was ist zur Zeit das heißeste Thema in Schwenningen? Nicht die Mannschaft oder die neue Saison, sondern die Personalie des Stadionsprechers. Ein Thema, das leider Ausmaße angenommen hat, die ich zutiefst bedauere und im Hinblick auf die Qualität der beteiligten Medien erschreckend finden. Kurzer chronologischer Überblick: Durch Bekannte in Schwenningen hatte ich erfahren, dass es in der Linde – einer Kneipe in Schwenningen – seit einiger Zeit heißt, dass auf dem Posten des Stadionsprechers eine Neubesetzung ansteht und der bisherige Mann am Mikro – Bernd Lösselt – ersetzt werden soll. Dieses postete ich im esbgforum – ohne zu ahnen, was ich damit lostrat. Und was mir im Nachhinein auch leid tut. Es entspann sich eine Diskussion über das Für und Wider und der Wirt der Linde – mehr oder weniger bekannt als „Jam von der Linde“ – muss sich auch anderen Personen gegenüber ins Gespräch gebracht haben. Die Diskussion war okay, teils etwas deftig – aber das liegt daran, dass Bernd in der Art und Weise wie er seine Rolle ausfüllt eben polarisiert.

Dann kam die Presse ins Spiel. Offensichtlich enttäuscht oder frustriert, dass es keine Spielerverpflichtungen oder ähnliches zu vermelden gibt griff man das Thema Stadionsprecher auf. Pressesprecher Oliver Bauer äußerte sich gar nicht zu dem Thema, Jam brachte sich selbst offensiv ins Gespräch und Bernd wusste auch von nix. Konsequenz aus sowas: Man schreibt am besten gar nix, denn es gab nix fundiertes. Doch Südkurier (wird aufgrund der Paywall nicht verlinkt) und Neckarquelle entschieden sich anders und stattdessen bauschte man die Sachen übertrieben auf, bezog sich explizit auf das Forum als Quelle und warf munter mit Vollzitaten aus dem esbgforum ohne anständige Quellenangabe um sich (Fick Dich, Leistungsschutzrecht). Eine vermaledeite Umfrage bei der Fans zwischen Jam und Bernd abstimmen sollten krönte die Berichterstattung im negativen Sinne.

Was daraufhin losbrach, wird neudeutsch gerne als Shitstorm bezeichnet, aber das trifft es nicht. Auf der einen Seite stellte sich Jam auf seiner Facebook Seite selber als möglicher Stadionsprecher dar und warb um Stimmen. In den Foren und Facebook-Gruppen gab es hitzige Diskussionen der Fans über die richtige Person in diesem Amt. Lösselt und seine guten und schlechten Seiten wurden ausführlich diskutiert, ebenso derbe Meinungen über die Schlagersangeskünste von Jam ausgetauscht. Leider oft nicht auf einem sachlichen Niveau, sondern mit persönlichen Anfeindungen.

Ich bin ganz gewiß nicht mit allem einverstanden, was Bernd Lösselt am Mikrofon so treibt – aber immerhin hat er jahrelang diesen Job ehrenamtlich ausgeübt und jahrzehntelang auch immer im Schwenninger Nachwuchs geholfen. Dafür gebührt ihm Respekt und Dank, denn es ist nicht selbstverständlich, dass heutezutage überhaupt noch jemand soviel seiner Zeit opfert. Und wenn man sieht, wie man sich dafür dann in der Öffentlichkeit des Internets beinahe schon mobben lassen muss, dann kann ich auch verstehen, dass keiner mehr Bock hat etwas in seiner Freizeit zu tun. Diese Hetze gegen Bernd Lösselt habe ich mit meinem Forumsposting keineswegs verursachen wollen und das tut mir für ihn auch ehrlich leid. Ich werde daraus lernen.

Genauso würde ich mir auch wünschen, dass die Medien daraus lernen. Man muss nicht schreiben um des schreiben willen und ein Forum ist eine absolut schlechte Quelle. Garniert dann noch mit einer Umfrage und einer schnippischen Beantwortung von „Gegenwind“ auf Facebook durch die Redaktion liegt es nicht fern von „Schmierenjournalismus“ zu sprechen. Sollte es einen Wechsel auf der Position des Stadionsprechers geben, dann kann man das vermelden. Punkt. Aber nicht munter in der Gerüchteküche rühren, einen verdienten Ehrenamtler öffentlich niederschreiben und einem singenden Kneipenwirt eine breite Plattform zur Selbstdarstellung geben.

Was die Personalie selber angeht: Ich persönlich fände einen Wechsel nicht verkehrt, aber dann müsste jemand externes kommen. Jemand unverbrauchtes. Jemand ohne Vernetzung innerhalb der Schwenninger Eitelkeiten. Gleichzeitig gehört es sich so, dass man Bernd seinen Dank ausspricht und ihm nicht „über die Presse“ von seiner Demission erfahren lässt. Und dann kann man sich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren.

Und ein P.S noch: Umfrage hin oder her, was sicher viele freuen wird. Jam wird kein Stadionsprecher. Definitiv nicht. 100% sicher.

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Contra Whitecotton!

Schon seit geraumer Zeit hält sich hartnäckig das Gerücht, dass wahlweise die Wild Wings oder Dustin Whitecotton selber mit einer Rückkehr an den Neckarursprung liebäugeln. Liest man quer durch die Foren, dann würde eine derartige Verpflichtung uneingeschränkt auf Begeisterung und Zustimmung stoßen. Ich positioniere mich klar dagegen und möchte gerne meine stichhaltigen Argumente gegen eine Verpflichtung anführen:

– Whitecotton hätte zweifelsohne jede Menge Kredit in Schwenningen, aber die Erfahrungen mit „Rückkehrern im gesetzten Alter“ sind doch zu oft negativ gewesen. Zudem gilt das alte Sprichtwort „in der Vergangenheit malt der Pinsel gerne golden“ auch für Eishockeyspieler. Man darf nicht vergessen, dass Whitecotton in seinen guten Jahren bei uns mit Dusan Frosch auch immer einen kongenialen Partner hatte. Den gilt es erstmal neu zu finden. Dazu in seinem besten Jahr mit Robert Brezina eine exorbitant starken Vollstrecker. In den anderen Jahren ist es selten gelungen einen fähigen dritten Mann für die Reihe zu finden, so dass die Spiele oft zu einer One-Man-Show bzw. Two-Man-Show von Frosch und Whity mutierten. Von einem homogenen Team waren wir damals Lichtjahre entfernt. Im zunehmend kompakteren modernen Hockey und zudem noch in der DEL funktioniert das nicht, da kann man nur als Kollektiv erfolgreich sein. Oder man muss individuell deutlich stärker sein als der Rest – und das ist er beim besten Willen nicht. Fazit: Whitecotton würde keineswegs die dominante Rolle übernehmen, die er in den guten Jahren hier hatte und die Erinnerung lässt auch seine schwachen und ineffektiven Spiele verblassen. Er würde daran gemessen und er kann die Erwartungen in meinen Augen nicht zufriedenstellend erfüllen.

– Zudem sollte man auch die persönliche Verfassung von Whitecotton mit in Betracht ziehen: Der gute Mann ist 34 und wird nicht jünger, zudem hatte er immer eine sehr attraktive, weil laufintensive Art und Weise Eishockey zu spielen und dieser Spielstil ist nicht förderlich für eine sehr lange Karriere. Dafür muss man ökonomischer spielen können. Zudem zeigt die Kurve seiner Statistiken in Straubing klar abwärts – es mag sein, dass ihm ein Tapetenwechsel kurzfristig nochmal Auftrieb geben würde, aber ein Spieler mit einer guten und längeren Perspektive ist er nicht mehr. Und nur weil er frühere Verdienste am Bauchenberg hat, müssen wir ihm auch nicht das Gnadenbrot geben.

Einen Punkt möchte ich noch klarstellen:

Ich habe überhaupt nicht den leisesten Zweifel daran, dass Dustin Whitecotton sich voll reinhängen und wieder alles geben würde – seine Einstellung war stets vorbildlich, doch ich glaube in der Gesamtschau aller Faktoren würde er sich und uns mit einer Vertragsunterschrift keinen Gefallen tun.

 

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Auch das sind nur Menschen

Für viel Unverständnis sorgt zur Zeit ein Artikel, der darauf hinweist, dass die formelle Zustimmung des GmbH-Verkaufs durch den Hannoveraner Aufsichtsrat an einer fehlenden Unterschrift scheitert, weil sich ein AR-Mitglied auf Ibiza aufhält und noch kein Faxgerät gefunden hat. Ja mei – manche Leute suchen im Urlaub bewusst die Einsamkeit, zelten in der Pampa und lassen die elektronischen Geräte alle ausgeschaltet. Früher ging es auch ohne ständige Erreichbarkeit.

Und selbst wenn – man sollte sich von dem Gedanken lösen, dass diese „hohen Tiere“ und Wirtschaftsbosse immer seriös, durchdacht und überlegt handeln. Ja mei, das sind genauso Leute wie du ich, die ebenfalls auf dem Lokus die Hose runterlassen müssen. Auch da gibt es Chaoten, Planer, Gehetzte und Getriebene. Schluderigkeit und Pedantismus – nur, dass es meist um andere Summen geht, als bei uns im täglichen Geschäft.

Was meint ihr denn, wieviel Geschäftsabschlüsse in diesen Kreisen nicht an einem seriösen Konferenztisch unter Vorlage aller Zahlen, sondern besoffen im Puff per Handschlag geschlossen werden?

Da kann es dann durchaus zu slapstick-artigen Szenen kommen, wenn wie einst im Kassel-Sommertheater sich die honorigen DEL Gesellschafter (milliardenschwer) gemeinsam auf einem Hoteldach verstecken, damit ihnen die Einstweilige Verfügung nicht zugestellt werden kann. Und danach trifft man sich verborgen in irgendeinem Hinterzimmer. Da ist eine nicht sofort zu faxende Unterschrift doch noch ne Kleinigkeit.

Calm down – das wird schon klappen mit der DEL.

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Licht und Schatten

Seit einem Tag ist es nun offiziell, dass wir die Scorpions GmbH erworben haben und damit auf dem Sprung zurück in die DEL sind. Und es fühlt sich verdammt gut an und die Freude ist allenthalben groß. Begeisterung, Vorfreude, gar Tränen lassen sich in Foren und Facebook-Gruppen feststellen. Und auch wenn ein berühmter Mann (nein, nicht Mr. Eishockey) einst sagte „Ihr seid das Salz der Erde“ sehe ich mich nicht in der Rolle, die ganze Aufstiegsfreude zu versalzen. Ich will nur den Finger heben und dezent mahnen. Denn wo Licht ist, da ist immer auch Schatten.

Natürlich hat der Aufstieg seine schönen Seiten. Man spielt endlich wieder in der höchsten Liga, man sieht die besten Spieler und die besten Mannschaften Deutschlands in der Helios Arena. Endlich wieder die alten Klassiker gegen die Adler, die Haie oder die DEG. Für viele schließt sich auch ein Kreis, ist man doch einst sportlich nie aus der DEL abgestiegen, so heißt es jetzt „Wir sind wieder da wo wir hingehören.“ Auch dieser Stolz und das Selbstbewußtsein ist ein Posten auf der Seite des Lichts. Zudem wird Schwenningen wieder eine wichtigere Rolle spielen, auf der Landkarte erscheinen und live im Fernsehen kommen.

Doch vorsicht – es gibt auch dunkle Seiten. Allen voran das Sportliche. War man bisher der Krösus und Titelfavorit, so ist man quasi über Nacht zum Underdog gewonnen. Das Selbstverständnis jedes Spiel gewinnen zu können, welches sich im Bauchenberg breit gemacht hat, ist nicht mehr angebracht. Wir werden kämpfen müssen. Wir werden leiden. Wir werden auf die Fresse kriegen und wenn wir am Ende 50% der Spiele gewonnen haben, dann war die Saison ein Erfolg. Play-Offs wären eine absolute Sensation, keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen wieder lernen, auch eine mühsam erkämpfte Verlängerung gegen die Eisbären aus Berlin als große Leistung anzuerkennen und entsprechend zu würdigen. Ich bin ehrlich gespannt, ob viele der in der letzten Dekade neu hinzugewonnenen Fans diese Metamorphose erfolgreich mitmachen können.

Die DEL ist auch nicht nur Haie und Adler, es kommen auch Iserlohn oder Straubing, Red Bull München. Ähnlich trostlos wie Weißwasser, nur auf einem anderen sportlichen Niveau. Wir müssen uns von dem Gedanken verabschieden, in der DEL sei jedes Spiel ein Festtag. Auch dort gibt es die fade Hausmannskost.

Es muss sich auch jeder selber in seinem Fan-Selbstverständnis wandeln und akzeptieren, dass wir nicht mehr die größte und reisefreudigste Gruppe sein werden. Wir sind eher wieder ein kleines Licht, das gallische Dorf. Auch das familiäre der 2. Liga geht in den sterilen Mufu-Arenen der DEL verloren, einige Fans werden sich da noch umgucken, wie „anders“, „reglementiert“ und „langweilig“ es auswärts ablaufen kann.

Und zu guter Letzt eine der schattenreichsten Kröten, die wir schlucken werden müssen, wird sich im Geldbeutel zeigen. Ich bin überzeugt davon, dass der Eintrittspreis für die DEL in Schwenningen angehoben wird. Mit 15 oder 16 Euro für den Stehplatz ist zu rechnen. In Köln kostet die billigste Karte 25 Euro, in Mannheim 19 Euro im Gästeblock und selbst in Straubing 18 Euro.

Aber nehmen wir das nicht alles gerne in Kauf, um endlich wieder da zu sein wo wir hingehören? Ich bin der Meinung, dass man die Schattenseiten akzeptieren kann – aber sind wirklich alle bereit für die Erkenntnis, dass die DEL nicht das Land ist wo Milch und Honig fließen?

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Ein denkwürdiger Tag

3718 Tage ist es her, dass Franz Fortier in den Play-Downs gegen Frankfurt das letzte DEL-Tor für unsere Wild Wings erzielen konnte. Heute schaut es so aus, dass diese Geschichte ihre Fortsetzung finden kann. Übereinstimmende Medienberichte und auch unsere Quellen berichten davon, dass der Verkauf der GmbH der Scorpions – nicht der Lizenz, die muss uns die DEL erst noch erteilen – an die Schwenninger Wild Wings unter Dach und Fach ist bzw. spätestens am Wochenende auch schriftlich fixiert. Die Unterlagen für die DEL liegen bereit und werden morgen abgegeben. In den Foren – besonders im esbgforum – schlagen die Wellen hoch, von Verständnis über Unverständnis bis zu Beleidigungen und blankem Hass ist alles vertreten. Verständlich.

Verständlich wenn man einsieht, dass der eigene Club denselben Weg gehen würde, wenn er die Möglichkeiten hätte. Verständlich, dass man neidisch und frustriert ist, wenn man trotz Titel selber den Einstieg in die DEL aufgrund von Finanzen und/oder Stadion vermasselt und zusehen muss, wie der arrogante Derbyrivale freundlich lächelnd rechts überholt.

Laßt mich eins klarstellen – dieser gegangene Weg ist nicht der Königsweg. Das deutsche Eishockey krankt in vielen Bereichen und die fehlende Verzahnung ist eines der größten Probleme. Laßt mich weiterhin klarstellen – sich auf eine sportliche Berechtigung durch die drei Finalteilnahmen oder ähnliches zu berufen ist schlichtweg lächerlich. Den sportlichen Anspruch an die DEL können wir nicht vorweisen und können wir uns auch nicht an die Fahnen heften. Doch kann man den Wild Wings vorwerfen, dass sie aus der maladen Situation das für sich Optimale versuchen herauszuholen?

Ich denke nein. Es war wirtschaftlich kein Club da, der die von Hannover geforderten Bedingungen erfüllen konnte. Bietigheim hat dies trotz fleißigem Verteilen des schwarzen Peters nicht geschafft und von Herrn Beck aus Landshut hört man schon seit geraumer Zeit nichts mehr. Wenn sonst also keiner will, dann her mit der GmbH.

Dass wir jetzt angefeindet und ausgebuht werden, da können wir gut mit leben. Das Image als Ligakrösus hat nie für ungeteilte Sympathie gesorgt. Und mit einem Anflug von Arroganz kann man anmerken, dass man über die Beschimpfungen munter lächeln kann, wenn man in der neuen Saison die Adler aus Mannheim begrüßt und genau weiß, dass der schimpfende Rohrspatz sich gerade mit Garmisch oder Weißwasser zufrieden geben muss.

Doch Arroganz sollte uns in der jetzigen Situation nicht leiten, sondern eine gewisse Demut steht uns gut zu Gesicht. Wir haben juristisch und wirtschaftlich keinen Fehler gemacht, müssen aber akzeptieren, dass uns nicht alle moralisch applaudieren. Natürlich tun einem auch die Fans der Scorpions leid, wir selben wissen wie das war und hoffentlich geht es für sie ähnlich glimpflich wie für uns im Jahre 2003 aus und die Scorpions können in Liga 2 antreten. Was ich mir persönlich wünsche: Eine baldige Verzahnung zwischen DEL und Liga 2 (wie sie auch immer heißen mag), möglicherweise eine Relegation, die wir dann im April 2014 gegen die Steelers spielen und gewinnen und damit auch unseren sportlichen Anspruch untermauern.

Trotzdem ist es heute ein denkwürdiger Tag, ein schöner Tag, der vielen altgedienten Wild Wings Fans sehr gefallen dürfte.

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Die bösen Schwenninger

Tiefschlag aus dem Ludwigsburger Raum. Die Steelers haben keine Lizenz aus Hannover bekommen und in die Pressemeldung ein paar verbale Tritte gegen die Wild Wings verpackt um davon abzulenken, dass sie sich die DEL nicht leisten konnten. U.a. wird davon geschrieben, dass das Gentlemen Agreement verletzt wurde und Schwenningen jetzt trotz eines verbindlichen Angebotes aus Bietigheim den Zuschlag bekommen. Doch lesen wir einmal genau:

Die Steelers haben den Scorpions ein „faires und verbindliches Angebot, welches den DEL-Lizenzregeln entspricht,“ abgegeben. Schön. Das Angebot mag fair sein. Das Angebot mag den DEL-Lizenzregeln entsprechen – ABER: Es entspricht nicht dem wichtigsten Parameter, nämlich der geforderten Kaufsumme. Somit eine schöne Sache mit der man die eigenen Fans beruhigen kann, die man aber nicht den Schwenningern zum Vorwurf machen kann. Konsequenz aus dem nicht ausreichenden Angebot: Der Meister will die angebotene Lizenz nicht wahrnehmen.

Und wo die Wild Wings jetzt – wenn sie auf ein Angebot eingehen für das es keinen Mitbieter mehr gibt – ein Gentlemen Agreement verletzten, das kann man wohl nur rund ums Ellental erkennen. Ich kann auch nicht am Bierstand sagen „Ich zahl Euch den Einkaufspreis“ und auf ein Vorkaufsrecht pochen, wenn jemand anderes den aufgerufenen Preis für den Gerstensaft mit Freuden bezahlen möchte.

Also Steelers: Respekt für Euren sportlichen Erfolg, aber das Nachtreten ist „Verlieren ohne Stil“.

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Der erneute Abgang von Andi Renz

Hoch schlagen die Wellen nicht nur um Silo, sondern auch um den gerüchteten Abgang von Andi Renz. Angeblich gibt es Streit mit Stefan Mair über die Ausrichtung der Mannschaft und in den Foren wird schon der Untergang des Abendsganges beschworen, wenn man so einen verdienten und verwurzelten Schwenningen wie Andi Renz gehen lassen kann. Doch sind  wir ehrlich – was ist denn passiert?

Andi Renz wollte nach seiner tollen Karriere im Trainerjob Fuß fassen und bekam bei uns die Chancen als Co-Trainer anzufangen. Es war schon immer klar, dass dies ein Lehrjahr wird und er zweifelsohne auch Fehler machen wird. Nach einem Jahr zieht man Bilanz und man stellt fest, dass man mit dem Cheftrainer Meinungsverschiedenheiten über die Eishockey Philosophie hat. Jetzt hat man drei Möglichkeiten:

– Man zwingt die beiden zusammenzuarbeiten: Das ist nicht produktiv, das ist nicht sinnvoll, wenn nicht beide in eine Richtung arbeiten.

– Man sägt den Cheftrainer ab und befördert den Co: Jahrtausende alte Tradition in Schwenningen, aber hier überhaupt nicht sinnvoll. Mair hat sich etabliert, verfolgt ein Konzept und Renz hat noch nichts bewiesen, dass ihn qualifziert auf den heißesten Trainerstuhl der Liga zu rutschen.

– Man trennt sich, nennt das öffentlich „in beiderseitigem Einvernehmen“ und gibt ihm die Möglichkeit seine Karriere woanders weiterzuführen.

Die dritte Möglichkeit ist das einzig sinnvolle und weder ein Makel auf Renz‘ Weste, noch ein Affront gegen einen verdienten Spieler. Deswegen sehe ich da nicht im Geringsten etwas Verwerfliches und verstehe die Aufregung nicht.

Good luck, Andi Renz. Du wirst Deinen Weg machen.

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So schnell kanns gehen

Da schreibe ich heute mittag noch, dass Silo gehen muss und kaum zwei Stunden später melden die Falken Vollzug und verpflichten Martinovic als neue Nummer 1. Sportlich ist das gut so.

Doch das ist vor allem auch ein Lehrstück in Sachen „Phrasen“ und „Ehrlichkeit“ von Profi-Sportlern. Las man noch gestern von Silo das Gejammer in der Zeitung, dass niemand von Schwenningen mit ihm geredet hat, obwohl er sich hier so sehr wohlgefühlt hat, gefolgt von den Worten: „Ich habe gut gespielt und hatte die besten Statistiken. Ich finde keine Antwort.“ Da wird Mitleid erzeugt, da wird Aufregung geschürt und in den diversen Foren liest man Unverständnis über das Verhalten der Wings und Verständnis für die Position von Silo.

Keinen Tag später – heute – heißt es in der Pressemitteilung der Falken: „Nach 2 ½ Jahren in Schwenningen wurde es Zeit für eine neue Herausforderung für mich. Der Kontakt zu Ernst und Rico war immer vorhanden. Ein Wechsel hätte auch schon vorher geklappt, aber es ist leider immer etwas dazwischen gekommen. Umso glücklicher bin ich, dass es nun gepasst hat.“ 

Binnen 24 Stunden keinen Bock mehr auf Schwenningen, glücklich über den Wechsel, eigentlich hätte er doch schon lange dahin gewollt. Da bekommt seine Aussage aus dem letzten Sommer „Ich finde keinen besseren Verein“ nochmal eine ganz andere Bedeutung. Es zeigt, wie wenig man auf öffentliche Aussagen geben kann. Es zeigt, wie viel gelogen und geschmeichelt wird und es zeigt auch, wie gefährlich es ist, wenn man sich auf die Aussagen von Spielern verlässt, um gegen Verantwortliche zu schießen.

Phrasendrescher. Söldner. (Fast) Alle gleich. Gut, dass er weg ist.

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