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Ein Lehrstück über Medien, Selbstdarstellung und Mobbing

Posted by on Juni 25, 2013

..in dem ich leider eine ungeahnte Rolle spiele. Was ist zur Zeit das heißeste Thema in Schwenningen? Nicht die Mannschaft oder die neue Saison, sondern die Personalie des Stadionsprechers. Ein Thema, das leider Ausmaße angenommen hat, die ich zutiefst bedauere und im Hinblick auf die Qualität der beteiligten Medien erschreckend finden. Kurzer chronologischer Überblick: Durch Bekannte in Schwenningen hatte ich erfahren, dass es in der Linde – einer Kneipe in Schwenningen – seit einiger Zeit heißt, dass auf dem Posten des Stadionsprechers eine Neubesetzung ansteht und der bisherige Mann am Mikro – Bernd Lösselt – ersetzt werden soll. Dieses postete ich im esbgforum – ohne zu ahnen, was ich damit lostrat. Und was mir im Nachhinein auch leid tut. Es entspann sich eine Diskussion über das Für und Wider und der Wirt der Linde – mehr oder weniger bekannt als „Jam von der Linde“ – muss sich auch anderen Personen gegenüber ins Gespräch gebracht haben. Die Diskussion war okay, teils etwas deftig – aber das liegt daran, dass Bernd in der Art und Weise wie er seine Rolle ausfüllt eben polarisiert.

Dann kam die Presse ins Spiel. Offensichtlich enttäuscht oder frustriert, dass es keine Spielerverpflichtungen oder ähnliches zu vermelden gibt griff man das Thema Stadionsprecher auf. Pressesprecher Oliver Bauer äußerte sich gar nicht zu dem Thema, Jam brachte sich selbst offensiv ins Gespräch und Bernd wusste auch von nix. Konsequenz aus sowas: Man schreibt am besten gar nix, denn es gab nix fundiertes. Doch Südkurier (wird aufgrund der Paywall nicht verlinkt) und Neckarquelle entschieden sich anders und stattdessen bauschte man die Sachen übertrieben auf, bezog sich explizit auf das Forum als Quelle und warf munter mit Vollzitaten aus dem esbgforum ohne anständige Quellenangabe um sich (Fick Dich, Leistungsschutzrecht). Eine vermaledeite Umfrage bei der Fans zwischen Jam und Bernd abstimmen sollten krönte die Berichterstattung im negativen Sinne.

Was daraufhin losbrach, wird neudeutsch gerne als Shitstorm bezeichnet, aber das trifft es nicht. Auf der einen Seite stellte sich Jam auf seiner Facebook Seite selber als möglicher Stadionsprecher dar und warb um Stimmen. In den Foren und Facebook-Gruppen gab es hitzige Diskussionen der Fans über die richtige Person in diesem Amt. Lösselt und seine guten und schlechten Seiten wurden ausführlich diskutiert, ebenso derbe Meinungen über die Schlagersangeskünste von Jam ausgetauscht. Leider oft nicht auf einem sachlichen Niveau, sondern mit persönlichen Anfeindungen.

Ich bin ganz gewiß nicht mit allem einverstanden, was Bernd Lösselt am Mikrofon so treibt – aber immerhin hat er jahrelang diesen Job ehrenamtlich ausgeübt und jahrzehntelang auch immer im Schwenninger Nachwuchs geholfen. Dafür gebührt ihm Respekt und Dank, denn es ist nicht selbstverständlich, dass heutezutage überhaupt noch jemand soviel seiner Zeit opfert. Und wenn man sieht, wie man sich dafür dann in der Öffentlichkeit des Internets beinahe schon mobben lassen muss, dann kann ich auch verstehen, dass keiner mehr Bock hat etwas in seiner Freizeit zu tun. Diese Hetze gegen Bernd Lösselt habe ich mit meinem Forumsposting keineswegs verursachen wollen und das tut mir für ihn auch ehrlich leid. Ich werde daraus lernen.

Genauso würde ich mir auch wünschen, dass die Medien daraus lernen. Man muss nicht schreiben um des schreiben willen und ein Forum ist eine absolut schlechte Quelle. Garniert dann noch mit einer Umfrage und einer schnippischen Beantwortung von „Gegenwind“ auf Facebook durch die Redaktion liegt es nicht fern von „Schmierenjournalismus“ zu sprechen. Sollte es einen Wechsel auf der Position des Stadionsprechers geben, dann kann man das vermelden. Punkt. Aber nicht munter in der Gerüchteküche rühren, einen verdienten Ehrenamtler öffentlich niederschreiben und einem singenden Kneipenwirt eine breite Plattform zur Selbstdarstellung geben.

Was die Personalie selber angeht: Ich persönlich fände einen Wechsel nicht verkehrt, aber dann müsste jemand externes kommen. Jemand unverbrauchtes. Jemand ohne Vernetzung innerhalb der Schwenninger Eitelkeiten. Gleichzeitig gehört es sich so, dass man Bernd seinen Dank ausspricht und ihm nicht „über die Presse“ von seiner Demission erfahren lässt. Und dann kann man sich wieder auf die wirklich wichtigen Dinge konzentrieren.

Und ein P.S noch: Umfrage hin oder her, was sicher viele freuen wird. Jam wird kein Stadionsprecher. Definitiv nicht. 100% sicher.

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