Kooperationsgebot

Für die neue Saison muss jedes Team der DEL einen Kooperationsvertrag mit einem DEL2-Team eingehen und eine gewisse Menge an Förderlizenzspielern doppelt lizenzieren, damit diese jungen Nachwuchsleute gegenseitig ausgetauscht werden können. Prinzipiell eine gute Sache, auch wenn damit der Abstand zum klassichen „Farmteam“-System wieder ein Stück weit verringert wird. Wie das in der Praxis gelebt wird, das kann nur die Zeit zeigen – es gibt bestimmt Standorte wo diese Kooperation aus nicht mehr als einem bedruckten Blatt Papier mit warmen Worten besteht und real kaum ein junger Spieler davon profitiert. Leider sehe ich die Gefahr auch bei uns.



Die Wild Wings haben sich relativ früh festgelegt und eine Kooperation mit den Wölfen Freiburg festgezurrt. Trotz der früheren Rivalität wurde das in Fankreise ziemlich geräuschlos aufgenommen, denn beide Clubs trennen derzeit Welten und eine echte Konkurrenzsituation ist nicht gegeben, ein Derby und Wettkampfbedingungen rückt in weite Ferne. Problem bei der ganzen Sache ist nur, dass sich die Wölfe sportlich nur für Liga 3 qualifiziert haben und mehr oder weniger offen auf eine Lizenzverweigerung für die Kassel Huskies gehofft haben. Gezockt und verzockt – so wie es im Moment ausschaut. Relativ viele Indizien sprechen dafür, dass die Huskies nächstes Jahr Liga 2 spielen und auch die Kaderplanungen der Täler deuten daraufhin, dass man sich mit der Oberliga abgefunden hat. Für die Wild Wings bedeutet das nicht, dass die Kooperation vom Tisch ist. Diese macht auch ohne den Segen der DEL Sinn durch die räumliche Nähe und die gute Nachwuchsarbeit an beiden Standorten.

Es bedeutet aber vor allem, dass man noch einen weiteren Kooperationspartner aus der DEL 2 benötigt. Und da ist man jetzt spät dran. In Bayern haben sich die Clubs schon munter miteinander gepaart und bei einem Blick auf die Deutschland-Karte bleiben noch Kassel, Riessersee, Crimmitschau und Bietigheim übrig, die irgendwie mit Wolfsburg, Köln,Iserlohn und uns Partnerschaften eingehen müssen. Zwei Standorte möchte ich direkt ausschließen: 1. Kassel. Wenn sich unsere auf Seriösität bedachten Geschäftsführer mit den nordhessischen Finanzhallodris einlassen, dann verstehe ich die Welt nicht mehr. Zudem ist Kassel deutschlandweit bei den Fans so unten durch, die Akzeptanz einer Kooperation wäre bei allen vier Kandidaten bei den Huskies am allerschlechtesten. Auch Riessersee fällt für mich weg. Außer dem legendären Butzi Mayr verbindet uns nichts mit den Puckjägern von der Zugspitze und auch hier passt die menschliche Komponente absolut nicht. Ralph Bader – dem starken Mann in Garmisch – traue ich keine Schlägerlänge weit über den Weg, zudem hat er damals zu ESBG Zeiten klar gegen Alex Jäger gearbeitet und ob die beiden das so einfach verwinden darf doch arg bezweifelt werden.

Bleiben also noch zwei Standorte für die nähere Betrachtung:

Crimmitschau: Mit den Eispiraten hat man traditionell ein freundschaftliches Verhältnis. Auch wenn die Fanfreundschaft naturgemäß wieder etwas eingeschlafen ist, bleiben die ganzen Sonderzüge nicht unvergessen und allgemein hört man auch auf Management-Ebene selten ein böses Wort aus Crimmitschau. Kimmel hat man dort auch schon gut untergebracht. Dort sind Eishockey-Traditionalisten mit viel Herzblut am Werk, in vielen Punkten sind sie uns sehr ähnlich. Nur eben im sportlichen Erfolg nicht. Und da sehe ich das größere Problem. Der Unterschied zwischen einem ambitionierten Oberligateam wie Freiburg und einem Kellerkind der DEL 2 ist nicht so groß, dass es einen Unterschied macht, ob ich einen jungen Spieler da oder dort seine Erfahrungen sammeln kann. Hinzu kommt die räumliche Entfernung, die doch mehr als kurzer Stadtverkehr ist. Ich würde hier mehr eine pro-forma Kooperation erwarten und falls es interessante Spieler gibt, dann würden die Wild Wings die vermutlich eher im Tal parken.

Bietigheim: Hier passt genau das was bei Crimmitschau fehlt – die sportliche Komponente. In einem Spitzenteam der DEL 2 würden die jungen Spieler ganz anders gefordert als im Keller und auch der Schritt in die DEL, der Unterschied zur höchsten Spielklasse ist von Bietigheim aus deutlich kleiner. Sportlich – und natürlich auch räumlich – würde diese Kooperation auf jeden Fall Sinn machen. Schwenningen (DEL) => Bietigheim (DEL2) => Freiburg (Oberliga) => Wild Wings Future (DNL) wäre eine perfekte Organisation um jungen Spielern langfristig den Weg nach oben zu ebnen. Alles nah beieinander, mit nur einer Tankfüllung kann man alle Kooperationspartner abfahren. Doch bei Bietigheim liegt das Problem auch woanders: Ich bin mir nicht sicher inwiefern man die unschönen Reibereien rund um das DEL-Finale verarbeitet hat. Da war das Handgemenge im VIP-Raum, manch unschöne über die Presse ausgetragene Aversion und besonders auf Bietigheimer Fanseite immer noch das Gefühl, dass wir die ihnen zustehende DEL-Lizenz gestohlen haben. Ich kann das nachvollziehen, aber ich sehe hier eine Chance, dass die Verantwortlichen bei uns und in Bietigheim einfach mindestens zwei Level professioneller sind als z.B. in Garmisch und dann auch entsprechend professionell mit solchen Nebengeräuschen umgehen können. Für die Fans wird es schwieriger, aber auch da gilt: Eine geschäftliche Kooperation bedeutet ja nicht, dass man gleich zu besten Freunden mutiert. Eine herzliche Abneigung empfinde ich überhaupt nicht als störend.

Deswegen mein Plädoyer ganz klar für Bietigheim – und wenn das nicht möglich sein sollte Crimmitschau.

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Wszystkiego najlepszego, Adam!

Die Wild Wings haben heute die Vertragsauflösung mit Adam Borzecki bekanntgegeben. Der verdiente Verteidiger hatte kurz vor Ende unserer Zweitligazeit seinen Vertrag noch um zwei Jahre verlängert. Damals eine Sache über die man nicht lange nachdenken musste, doch im Laufe der vergangenen Saison manifestierte sich mehr und mehr der Eindruck, dass die DEL für Adam einfach etwas zu anspruchsvoll ist.

Das meine ich auch überhaupt nicht abwertend oder negativ – solange jemand alles aus sich rausholt was er im Tank hat, dann verdient er dafür hohen Respekt und keinen Spott, wenn es dann nicht für ganz oben reicht. Borzecki hat als Spieler immer von seiner Härte gelebt, von den Checks und dem Image als Bad Guy, das er in der zweiten Liga gehegt und gepflegt hat. Doch in der DEL funktioniert das alles etwas anders: Den Gegenspielern ist weit weniger die Angst ins Gesicht geschrieben und die gegnerischen Stürmer sind läuferisch weitaus besser, Borzecki kann da nicht mehr mithalten und kommt so gar nicht erst in die Position um seine gefürchteten Hits anzubringen. Damit wurde er seiner wertvollsten Waffe beraubt.



Auch in der Offensive hatte er mit dem gesteigerten Tempo sein Probleme, bei ihm war es mit am offensichtlichsten wie er dadurch in die Bredouille kam, dass er weniger Zeit hatte die Scheibe anzunehmen und zu verarbeiten. Wo in Liga 2 dann noch Zeit für einen Pass war, wurde die Scheibe in der DEL einfach nur blind ins Drittel gechippt oder gleich verloren. Möchte man jemandem prototypisch demonstrieren wie es aussieht wenn ein Spieler das Niveau der Liga nicht hat, dann konnte man ihm im Vorjahr Adam Borzecki (und Pawel Dronia) zeigen.

Doch ich möchte Borzecki nicht mit diesem Eindruck im Gedächtnis behalten. Denn trotz der Defizite hat er immer alles gegeben, mangelnden Einsatz konnte man ihm nie vorwerfen. Ich denke gerne an seine Karriere zurück, an die Zeit in Tölz als er noch viel rauhbeiniger war und er außer von den Tölzer Fans überall verhasst war. Danach war er überall außer bei uns verhasst, hat in über 250 Spielen seinen Kopf für die Wild Wings hingehalten und uns viele spektakuläre Momente beschert. Gut in Erinnerung bleibt mir immer noch die Szene aus den Play-Offs gegen Ravensburg als er Cabana mustergültig provozierte und aus dem Spiel nahm. Und am Ende haben wir es ihm auch noch ermöglicht sich den Traum von der DEL zu erfüllen.

Dass man jetzt auch noch eine saubere Trennung ohne Nebengeräusche hinbekommt, spricht für beide Seiten. Und es ist für beide besser. Für die Wild Wings ist Platz im Kader und Borzecki hat noch die Chance ein oder zwei Jahre im Herbst seiner Karriere eine gute Rolle in der DEL 2 zu spielen. Auch wenn es jetzt nicht unbedingt Bietigheim sein muss….

Dziękuję i życzę wielu sukcesów w przyszłej pracy.

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Legendäre Rivalität

Legendäre Rivalitäten gibt es im Eishockey viele. Schwenningen & Freiburg, Pittsburgh & Philadelphia, Hockeyholics & Schandmäuler 😉 – doch kaum eine war so intensiv und spektakulär wie die Fehde zwischen den Detroit Red Wings und der Colorado Avalanche zwischen 1996 und 2003. Adrian Dater – Chefreporter der Denver Post für das Team aus Colorado – hat dieser wilden Zeit das Buch Blood Feud – The Inside Story of Pro Sports Nastiest and Best Rivalry of its Era gewidmet.

Hinweis: Das Buch ist in englischer Sprache.

Alles begann in den Play-Offs 1996 mit einem dreckigen und zunächst ungesühnten Check von Claude Lemieux an Red Wing Kris Draper, der dabei schwere Gesichtsverletzungen erlitt während die Avalanche die Serie und später auch Lord Stanley gewann. Die Sache wurde nie richtig aus der Welt geräumt und so kam es im März 1997 zum legendären „Brawl in Hockeytown“ oder auch „Fight night at the Joe“. Spieler wie Forsberg und Larionov gingen aufeinander los, Darren McCarty „rächte“ seinen Teamkollegen Draper und vermöbelte Lemieux und schlußendlich gingen sogar die Goalies Roy und Vernon mit den Fäusten zu Werke. Ein Abend mit vielen weiteren Fights von dem noch heute gesprochen wird. Das Spiel schweißte die Red Wings zusammen, die dann auch den Stanley Cup holten.

In den nächsten Jahren eskalierten die Spiele der beiden Teams immer wieder mal, McCarty und Lemieux trafen sich zu einem fairen Fight, die Trainer beschimpften sich auf übelstem Gossennivau und Patrick Roy forderte auch noch Chris Osgood (man beachte in dem Video das epische Verhalten vom Referee mit der Nummer 4) zu einem Fight heraus. Über die weiteren Jahre beruhigte sich dann alles, als die Teams langsam auseinanderfielen und neue Namen dazustießen. Ein kurzes Aufflackeren gab es nochmal 2002, der von Roy gewünschte Fight gegen Hasek wurde aber von den Schiedsrichtern (und einer Silo-Aktion von Hasek) unterbunden.

Soweit in Kürze die Rivalität zusammengefasst. Das Buch geht wesentlich tiefer. Es beschreibt zwar auch die Ereignisse selber, überzeugt aber auch mit ausführlichen Berichten zu den beteiligten Akteuren. Wie wurden McCarty und Lemieux zu den Spielen die sie wurden, wie sehen sie die Sache mit Abstand, wie haben sie die Rivalität erlebt. Auch Trainerlegende Scotty Bowman kommt ausführlich zu Wort. Dazu liefert Dater immer wieder interessante Einblicke wie er die Entwicklung selber erlebt hat, seine Erlebnisse aus den Umkleiden und wie auch die Medien vor den Spielen auf beiden Seiten den Krieg angezettelt haben.

Dater schreibt hervorragend und trotz seiner Parteilichkeit ausgewogen, liefert Hintergründe und lässt die Beteiligten selbst zu Wort kommen. Ein tolles Buch, dass diese Rivalität ausführlich beschreibt. Kann ich jedem nur empfehlen, es ist mehr als bei YouTube die Fight-Videos anzuschauen. Solche intimen Einblicke in die Gefühlswelten und den Aufbau und die innere Struktur von Teams in legendären Schlachten findet man selten. Klarer Lesebefehl.

Disclaimer: Ich habe das Buch selber erworben und nicht zur Verfügung gestellt bekommen. Bei Bestellung über den Amazon-Link würde ich eine Provision erhalten, die ich zum Betrieb des Blogs benutze. Ich habe keine weitergehenden wirtschaftlichen Interessen an diesem Buch.

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Rasterfahndung

Eine Position ist im Kader noch offen, der Torjäger für den linken Flügel, der uns in die Pre-Play-Offs schießen soll. Wer könnte das sein? Spaßeshalber habe ich am gestrigen Abend mal eine Rasterfahndung gestartet und will damit versuchen, ob ich es schaffe den schlußendlichen Stürmer zu treffen. Folgende Grundbedingungen habe ich angenommen:

  • Stürmer, Left Wing, schießt links
  • 1,80m oder größer (Power Forwards brauchen ein gesundes Körpermaß)
  • Vertragslos für das kommende Jahr (außer NHL Free Agents, das können wir eh nicht bezahlen)
  • Kommt aus einer nordamerikanischen, deutschen, Alpen- oder skandinavischen Liga
  • Ist kein Franko-Kanadier (die mag Mair ja bekanntlich überhaupt nicht)
  • Ist auch kein Osteuropäer (passt nicht ins bisherige Teamgefüge)
  • Mindestens eine Saison AHL Erfahrung
  • Mindestens eine Saison mit mehr Toren als Vorlagen in einer Eliteliga bei mindestens 15 Gesamtpunkten in dieser Saison oder eine Torquote besser als 0,5 in einer Saison bei mindestens 15 Toren.
  • Sollte keine realistische Chance mehr auf die NHL haben (bei den jungen Nordamerikanern) oder nicht im letzten Jahr noch NHL gespielt haben (bei den Älteren)
  • 35 oder jünger

Diese Selektion hat eine Shortlist von 19 Spielern ergeben:

  • Ramzi Abid
  • Luca Caputi
  • Mark Cullen
  • Justin DiBenedetto
  • Robbie Earl
  • Rico Fata
  • Jason Gregoire
  • Mike Iggulden
  • Jeff LoVecchio
  • Ken Magowan
  • Kenndal McArdle
  • Rod Pelley
  • Ryan Potulny
  • Josh Soares
  • Shay Stephenson
  • Colin Stuart
  • Nick Tarnasky
  • Derek Whitmore
  • Brad Winchester

Die folgenden Spieler habe ich aus den gleich dazu benannten Gründen gestrichen, bzw. würde sie eher als zweite Option sehen falls sich keiner aus der ersten Gruppe realisieren lässt:

  • Matt Cullen: Kein reiner Flügelspieler, recht alt, in Salzburg zum „A“ aufgestiegen, finanziell von Red Bull verdorben
  • Justin diBenedetto: Zu jung um es sich gemütlich machen und die letzten beiden Jahre ziemlich herumgewandert. War er das Problem oder die Clubs? Konstanz? Zu große Wundertüte für diese wichtige Position.
  • Rico Fata: Erfüllt zwar die Kriterien der Rasterfahndung, hat sich aber nie als reiner Torjäger positioniert. Zudem auch nicht mehr der Jüngste. Wir können es uns nicht leisten ihm das Gnadenbrot zu zahlen.
  • Jason Gregoire: Auch er erfüllt die Kriterien so gerade eben, ist im Gesamteindruck aber nicht von der Qualität die wir auf dieser Position benötigen. Konnte das Tore schiessen auf höchstem Level bisher nicht beweisen.
  • Jeff LoVecchio: Die AHL-Zahlen bringen ihn in die Liste, aber die letzten beiden Jahre in Italien und Norwegen lassen ihn rausfallen. Diese beiden Ligen sind zu schwach und er hat es nach einem guten Jahr in Italien auch nicht geschafft in eine wirklich starke europäische Liga zu kommen. Wäre ein schöner Mann für Liga 2.
  • Ken Magowan: Seine Qualitäten sind unbestritten, er ist ein körperlich starker Power Forward, der in der DEL schon mehr als überzeugend gescort hat. Aber seit zwei Jahren mehr oder weniger dauerhaft verletzt, dazu noch an Adduktoren und jünger wird er auch nicht. Fit würde er perfekt passen, so ist er mir ein viel zu großes Risiko. Es sei denn, er ist unglaublich billig….
  • Kenndal McArdle: Ein interessanter Spieler, gute Vita und die Reports lesen sich auch gut. Aber – auch wenn die Kriterien erfüllt sind – über die Karriere gesehen fehlen die Tore.
  • Rod Pelley: Die NHL dürfte für ihn außer Reichweite sein, aber auch bei ihm fehlen über die ganze Karriere die Tore.
  • Shay Stephenson: Bringt die körperlichen Voraussetzungen mit, sein DEL-Jahr war aber semi-optimal. Gammelt zudem nur noch in Norwegen rum, das sieht nicht mehr nach großem „Hunger“ aus.
  • Colin Stuart: Eine AHL-Saison läßt ihn geradeso in die Rasterfahndung rutschen, das DEL-Jahr und die anderen Saisons sprechen dagegen.
  • Nick Tarnasky: Hat zwar fast überall mehr Tore geschossen als Vorlagen gegeben, aber auch viel zu viele Strafzeiten gesammelt. Das wäre zwar unterhaltsam aber nicht zielführend für den Teamerfolg.
  • Brad Winchester: Hat sich bisher nie für Europa interessiert und liebäugelt wohl immer noch mit der NHL. Auch in der Gesamtsumme sind mir das über all die Jahre zu wenig Tore.



Bleiben noch die folgenden Spieler, die ich sofort nehmen würde, ebenfalls mit einer Kurzeinschätzung:

  • Ramzi Abid: Wäre das fast spiegelbildliche Abbild zu Sean O’Connor auf dem anderen Flügel, dazwischen der flinke Matsumoto. Hat seine Qualitäten schon überall unter Beweis gestellt, ist aber auch kein ganz einfacher Charakter und vermutlich nicht billig. Gerüchten nach war er uns im Winter zu teuer als allenthalben nachgelegt wurde.
  • Luca Caputi: Ebenfalls ein körperlich beeindruckender Power Forward. Bin mir nicht schlüssig, wie er seine weitere Karriere selber plant. Eigentlich zu jung um es sich schon gemütlich zu machen, vermutlich fehlt aber etwas der Biss für die NHL.
  • Robbie Earl: Wenn man ihn in der Schweiz halten will, dann können wir finanziell nicht mithalten. Findet er dort keine Option, dann muss man zuschlagen und bereit sein. Hier müsste man noch länger zocken.
  • Mike Iggulden: Klassischer Power Forward, der in den letzten Jahren munter durch Europa getourt ist. Deutschland fehlt ihm noch in seiner Vita, könnte ein gutes Jahr bei uns haben, wäre aber glaube ich keiner für die Zukunft.
  • Ryan Potulny: Die NHL wird er nicht mehr erreichen, aber seine Tore in der Vergangenheit qualifizieren ihn für unseren Job. Hat leider im letzten Sommer schlechte Erfahrungen mit der KHL gemacht, fraglich ob er nochmal nach Europa will. Als Pluspunkt auch flexibel als Center einsetzbar.
  • Josh Soares: Kann Tore schießen, hat das auch in der DEL schon bewiesen, in den letzten Jahren aber wild gewechselt. Da muss man die Ursachen erfragen und evtl. über ihn nachdenken.
  • Derek Whitmore: Die Zahlen stimmen und er scheint auch ziemlich komplett und ein harter Arbeiter zu sein. Körperlich kratzt er so gerade die Kriterien, ein Power Forward ist das nicht. Kennt dafür schon die DEL und das letzte Jahr war eher mäßig, dafür dürfte er billiger zu haben sein.

Was glaubt Ihr? Wen kriegen wir und wer würde Euer blau-weißes Herz erfreuen?

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Big Mac Gregor

Da schreibt man in aller Ruhe einen Beitrag über die neuen Regeln, freut sich gemütlich aufs Wochenende und dann hauen die Wild Wings gleich die nächste Neuverpflichtung raus. MacGregor Sharp – der Mann mit dem ungewöhnlichen Namen wechselt aus Bozen an den Neckarursprung. MacGregor Sharp? Der Name war doch vor Wochen schonmal im Gespräch?

Richtig – bereits vor gut einem Monat gab es Gerüchte über einen Wechsel des frischgebackenen EBEL-Meisters in die DEL und damals habe auch ich mich eher ablehnend über ihn geäußert. Dies hatte aber den Grund, dass es damals darum gibt ob er uns als Nummer 1 Center beehren sollte – und dafür hielt und halte ich ihn für zu schwach. Doch jetzt hat Jäger klar gestellt, dass dieser Mann als Center für die dritte Reihe eingeplant ist. Und schon sieht die Sache anders aus, denn man muss auch bedenken, dass ein Center der dritten Reihe locker 20.000 Euro weniger verdient als der Führer der ersten Reihe. Von daher muss man auch bei den Statistiken Abstrichen machen.



Schauen wir uns die doch mal an: Sharp hat durchschnittliche Körpermaße, AHL und ECHL-Werte sind nicht überragend und bereits nach zwei Jahren in den Minors nach dem College zog es ihn nach Europa – vermutlich hat er schnell gemerkt, dass es für die NHL nicht reicht, auch wenn er in Anaheim für 8 Spiele mal hineinschnuppern durfte. In zwei Jahren in Italien scorte er dann ganz gut, aber nicht überragend und nach dem Wechsel von Bozen in die EBEL gingen die Werte – vermutlich durch das gestiegene Niveau – erwartungsgemäß etwas herunter. Kurz und gut – der Junge ist gehobener Durchschnitt und das sagen auch die Scoutingberichte. Er kann alles ganz gut, nichts überragend, aber auch nichts wirklich schwach.

Doch ein Faktor sticht aus allen Beurteilungen heraus: Er gilt als sehr mannschaftsdienlicher Spieler, der aggressiv spielt und sich zu jeder Zeit voll reinhaut. Eigentlich genau das was man in Schwenningen sehen will. Etwas das fast wichtiger ist als das reine Scoring. Sieht man ihn im Vergleich zu Tyler Beechey – ähnliche Scoring-Werte traue ich ihm zu, viel mehr aber nicht – dann fehlte bei Beechey ganz klar das Spektakuläre, der Kampf und der Einsatz. Das brachte dafür Nick Johnson mit – da haperte es aber am Scoring. Trotzdem war Johnson der beliebtere Spieler. Wenn Sharp dies miteinander verbindet – Leidenschaft und solides Scoring – dann könnte es klappen. Skeptisch bin ich aber trotzdem, ob er für die DEL nicht zu leichtgewichtig ist.

Allerdings sollte man zur Beruhigung bedenken, dass Stefan Mair das italienische Eishockey immer noch sehr gut kennt und dort sehr gute Kontakte hat und er zweifelsohne auch vorsichtiger geworden ist. Bei Hennigar ist er bitter auf die Nase gefallen indem er das Niveau in Deutschland unterschätzt hat – den Fehler wird er nicht nochmal machen. Etwas stutzig macht mich der Satz in der Pressemitteilung wo sich Mair mit den Worten „Er ist ein Spieler auf dem Weg nach oben“ zitieren lässt. So etwas passt eher zu jemandem Anfang 20 als zu einem Spieler, der schwer auf die 30 zusteuert. Es bleibt also spannend.

Wenn MacGregor Sharp also zu einem vernünftigen Preis zu haben war, dann kann er sich als guter Griff herausstellen. Überzeugt bin ich aber noch nicht.

Anbei natürlich noch das aktualisierte Bild unseres künftigen Teams.

Infografik Wild Wings Team

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Neue Regeln braucht das Land

Während man in Schwenningen den weiteren Verpflichtung entgegenfiebert – ein neuer Ausländer ist wohl im Anflug – und dabei völlig übersieht, dass man bei in Bälde komplettiertem Kader dann den ganzen Juni und den ganzen Juli gar nichts mehr hat, über das man sich aufregen kann, werden woanders Nägel mit Köpfen gemacht. Damit meine ich nicht die äußerst lesenswerten Analysen zu unserem Kader in diesem Internet, sondern die Änderungen im Regelbuch durch den Eishockey-Weltverband. Die IIHF – sonst eher berüchtigt für zweifelhafte Entscheidungen wie die Vergabe einer WM nach Donezk – wird bestimmt bombig – hat im Rahmen der Weltmeisterschaft einige Änderungen am Regelbuch beschlossen. Wie man so hört, werden diese auch von der DEL zeitnah, d.h. noch für die jetzt startende Saison, umgesetzt.

Neben einigen eher nebensächlichen Änderungen wie einer Beschneidung der Torhüterausrüstung und dem Verbot von Spin-o-rama und Lacrosse – Penaltys, gibt es aber doch zwei grundlegende Änderungen, die nachhaltig Auswirkungen auch auf unser Spiel haben werden.

1: Die blaue Linie wird jeweils um gut 1,5 Meter Richtung Mitte verschoben, was in etwa 45 m² zusätzliche Angriffsfläche bedeutet. Die weiteren Auswirkungen (Altgediente Fans, die seit 78 Jahren genau auf Höhe der blauen Linie stehen, sind verstimmt) kehren wir mal beiseite und betrachten den Hintergrund dieser Änderung. Er kommt – wie so vieles – aus der NHL. Dort hat man sich vor einigen Jahren verschiedene Methoden ausgedacht um der Torflaute entgegen zu wirken und zur Saison 2005-06 umgesetzt. Gewisse Sachen wie die kleineren Torwartschoner oder das Wechselverbot nach Icing sind bei uns auch schon lange Usus, zusätzlich hat man dort aber eben auch die Angriffsdrittel vergrößert. Auf der dort ohnehin kleineren Fläche hat das sogar noch mehr Wirkung. Größere Fläche bedeutet mehr Platz, mehr Spielraum für die Stürmer und mehr Zeit an der Scheibe – besonders im Powerplay. Soweit die Theorie. Es hat auch zu Beginn sehr gut funktioniert, doch mittlerweile haben sich auch die Coaches und die Verteidiger darauf eingestellt und Antworten gefunden, so dass die Torquoten sukzessive wieder gesunken sind. Erwartet man hierzulande einen ähnlichen Verlauf, dann dürfte der Effekt für einige Jahre anhalten, zumal Verteidiger in Europa tendenziell immer noch läuferisch schlechter ausgebildet sind als das mittlerweile in Nordamerika der Fall ist. Aus meiner Sicht eine gute und sinnvolle Regeländerung, bin gespannt wie sich das auswirkt. Unser Trainer denkt übrigens ähnlich.

2: Hybrid-Icing! In der Frage des Icings prallen Welten aufeinander. Während man in Europa in der Regel beim unerlaubten Weitschuss sofort abpfeifft, war es in Nordamerika jahrtausendealte Tradition, dass Verteidiger und Stürmer erst um den Puck sprinten mussten und das Icing nur gepfiffen wurde, wenn der Verteidiger auch zuerst an der Scheibe war. Erreichte der Stürmer die Scheibe zuerst, dann wurde das Icing aufgehoben und weiter gespielt. Letzteres klingt auf den ersten Blick fairer und spektakulärer, hat aber einen gravierenden Nachteil: Stürmer und Verteidiger skaten beide mit voller Geschwindigkeit auf ein starres Element namens Bande zu, welche den Spruch „Der Klügere gibt nach“ leider nicht implementiert hat. Eben darum hat es desöfteren Boooom gemacht und hohe Geschwindigkeit bedeutet viel Energie und damit leider auch eine ganze Reihe an schweren Verletzungen. Deswegen hat man in der NHL im letzten Sommer das Hybrid-Icing erfunden, das das Beste aus beiden Welten kombinieren soll. Verkürzt dargestellt: Findet ein unerlaubter Weitschuss statt und der Verteidiger ist deutlich näher am Puck als der Stürmer, dann pfeifft er das Icing direkt. Befinden sich Stürmer und Verteidiger gleichauf im Rennen auf den Puck oder ist der Stürmer gar voraus, dann lässt er weiterlaufen und schaut wer zuerst an der Scheibe ist. Dies eröffnet einige interessante Möglichkeiten, wenn man über schnelle Stürmer verfügt – dann kann man gegen langsame Verteidiger auch Kick-and-Rush probieren. Um das System zu nutzen braucht man Verteidiger, die einen sehr präzisen Pass spielen können und Stürmer, die sehr schnell und reaktionschnell sind. Um das System zu verteidigen, müssen die Verteidiger auch mehr laufen. Auch das halte ich für eine interessante Regelauslegung, bin auch gespannt wie das adaptiert wird. Und wie es der Zufall will sieht unser Trainer das ebenfalls ähnlich.

Wie ist Eure Meinung zu den Regeländerungen und was erwartet Ihr Euch davon?

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Matsumoto fix

Das ging ja schnell – nach dem Social Media Leak am heutigen Morgen haben die Wild Wings vor kurzem die Verpflichtung von Jon Matsumoto bestätigt. Matsumoto kommt aus San Antonio in der AHL und hat für unsere Verhältnisse exzellente Zahlen aufzuweisen. Hunderte AHL Spiele, dazu NHL Erfahrung und NHL Tore – diese Statistiken kriegst Du nur zusammen, wenn Du etwas drauf hast. Sein Problem wie bei vielen Kanadiern in Nordamerika ist die Körpergröße. Mit „nur“ 1,80m hat man es in der modernen NHL sehr, sehr schwer – kann aber in Europa noch eine tragende Rolle spielen. Schön auch sein Alter – gerade mal 27 Lenze jung.

Etwas fraglich ist nur sein Gesundheitszustand. Seit Anfang Januar hat er kein Spiel mehr bestritten, offizielle Gründe findet man nirgendwo, auf Twitter spricht er selber von einer Handverletzung. Sieht so aus, als sei das ein Schlittschuh gewesen. Hoffentlich ist da wieder alles in Ordnung.

Nur mal im Vergleich: Ein Mike Glumac, ein Chris Minard, ein Norm Milley oder ein Jared Ross hatten vergleichbare Statistiken aufzuweisen und haben nachhaltig Eindruck in der DEL hinterlassen. Auf den ersten Blick kann man Mair und Jäger zu der Verpflichtung nur gratulieren – dies kann der Center der 1. Reihe werden den wir gesucht haben und den man in Schwenningen sehr sehr schnell nicht mehr missen möchte.

Apropos Center der 1. Reihe – ich habe Matsumoto in den Kaderplan eingefügt, komme aber doch etwas ins Grübeln, da ich bisher von nur noch einem weiteren Ausländer ausgegangen bin. Jäger sagt aber in der Pressemeldung klar, dass noch ein Außen- und ein Mittelstürmer kommen sollen. Der Außenstürmer ist klar, das wird der Torjäger für die erste Reihe. Schade, dass Matsumotos alter Kumpel Kyle Greentree schon fürs nächste Jahr in Basel ist. Ebenso kann man dann davon ausgehen, dass Sacher für die Verteidigung eingeplant ist. Bleibt der zusätzliche Mittelstürmer.

Denn mit Matsumoto, Ramsay und Green hat man schon drei gute Center. Ramsay kann zwar auch auf den Flügel, aber in den Scoring-Reihen haben wir schon genug linksschießende Flügelstürmer. Ich habe es jetzt mal so eingezeichnet, dass Green als Role-Player in die vierte Reihe rückt und mit seiner Erfahrung und Übersicht ein wichtiger Mentor werden kann und der zusätzliche Mittelstürmer als Center in die dritte Reihe rückt. Wie könnt Ihr Euch das vorstellen? Infografik Wild Wings Team

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Gerüchteküche Shortie: Jon Matsumoto

Spieler:

Jon Matsumoto, Center, Erste Reihe, Eliteprospects Link

Indizien:

– Wechselt in die DEL

– Er selber folgt den Wild Wings und Stefan Mair auf Twitter – und das erst seit sehr kurzer Zeit.

– Würde ins Anforderungsprofil passen als Center für die 1. Reihe. Playmaker und Scoring Fähigkeiten, überdurchschnittliche AHL-Werte, NHL Erfahrung, fehlende Größe für Nordamerika. Im letzten Jahr nur wenige Spiele, vermutlich verletzt, und deshalb für uns bezahlbar.

Bewertung:

Ja. Halte ich für sehr wahrscheinlich. Die Indizien sprechen dafür und er wäre genau einer dieser Spieler, die wir noch für unseren Kader benötigen.

Wahrscheinlichkeit: 95%

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Sommerinterview #37

Heute mal wieder etwas Neues beim Schwarzen Schwan, ein kurzes Exklusiv-Interview mit Sean O’Connor. Um beim Übersetzen keine Fehler zu machen, habe ich mich entschlossen das Interview im englischen Original zu belassen.

How are you and what are you doing during the summer beside posting pictures on Facebook?

I am back in the Gym working out 6 days a week. Some times 2 times a day. I am at the age where I have to work harder to stay in shape:) The offseason is a special time for me because I am able to see friends and family who I have not seen in a year. It is really special for me to make sure my daughter has a lot of fun and gets to spend time with the family also. I am very active and social. Love to hike and go t events! Its hard for me to sit around and do nothing!

After the game and on Facebook you are a caring family man but on the ice you are playing a very gritty style of hockey. What is the real Sean O’Connor?

If I tell you my secrets everyone with know I am just a normal nice guy. But when it comes to hockey it is very different. HA I don’t know why but maybe its my freedom. I am very passionate. It makes me angry when guys try to intimidate my teammates . It might be one of the things that make me go the most crazy!!

You are using social media to stay in contact with your fans. How do you like that communication channel?

I love it! Everyday I have the same people who send me a few bad notes and tell me I suck but most people are so kind and supportive! If we do not have the fans we do not have hockey. I just want people to know how much they mean to me!

What can we fans expect from you and from the team in the next season?

I think they will see a very hungry and hardworking team. I know that the coaches and managers have more time to prepare and we will be in a strong position to fight for the playoffs!! I will just try to do what it is that I do best. Ha > Thats a little bit of everything haha. I am going to need to score more and be a physical presence for this team.

You just played for a few months in Schwenningen. Can you describe your feelings about our organisation and our city in a few words?

I know it was tough for the team this year. Moving from the DEL2 to DEL on such a short season. I love the city and the fans. It really is a hockey town. Thats one of the main reason why I wanted to come back

You are just 32 years old. How many years do you still want to play and what are you plans after your hockey career?

I honestly have no idea how many years left I will play. Some days I feel 15. then the next I FEEL 50!!! HAHA. But I love the game and always will. I think I still have a few years left. You never know!!

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Mysterium KHL

Es gibt nicht so viele Bücher über Eishockey und die Wenigen sind auch nicht unbedingt gut. Letztens lachte mich der österreichische Nationaltorwart Bernd Brückler von einem Cover an und verkündete mit der Schlagzeile: „This is Russia: Das Leben in der KHL: Ärzte, Bazas und Millionen von Flugmeilen„, dass er ausführlich über seine drei Jahre in der KHL berichten würde. Die KHL – 2008 mit viel Geld zweifelhafter Herkunft als europäischer Gegenspieler zur NHL aufgebaut – ist für viele immer noch wie  die alte russische Eishockeyschule und -ausbildung ein Mysterium. Ich war gespannt ob Bernd Brückler da ein paar Schleier lüften kann.

Bleiben wir erstmal bei ein paar Vorurteilen über Eishockeyspielern, dann trifft das in literarischer Hinsicht sicher zu. Wir haben hier keinen Günter Grass, keinen Nobelpreis vor uns liegen, sondern einen eher simpel gehaltenen Text. Kurze Sätze, Wiederholungen, Sprünge im Text – es liest sich manchmal etwas holprig, dafür aber auch jederzeit authentisch. Man hat fast durchgehend das Gefühl das Brückler hier in der Tat selber schreibt und der „Ghostwriter“ – ein finnischer Journalist – nur dezent und an ausgewählten Stellen eingegriffen hat.

Inhaltlich berichtet er nicht zeitlich stringent, sondern thematisch über seine drei Jahre in Russland, unterteilt in verschiedene Kapitel die sich mit Trainingsmethoden, Ärzten, dem russischen System, Leben in Russland, Ärzten, usw.. beschäftigen. Der richtige rote Faden fehlt im Buch, er spricht mit nur einem geringen Zusammenhang versehen die Themen an, die ihm wichtig sind. Leider fehlt dabei ein wirklich intensiver Einblick in die Psyche und den Aufbau einer Mannschaft in Russland, auch taktisch ausführliche Beschreibungen des russischen Eishockeys und der Unterschiede zu Nordamerika und Europa fehlen im Detail – da verliert sich Brückler dann meist in Allgemeinplätzen oder kurzen Anekdoten.



Apropos Anekdoten: Die eishockeytypischen Anekdoten (Alkohol ins Trainingslager schmuggeln, Nachts aus dem Hotel ausbüchsten, leichte Mädchen im VIP Bereich der örtlichen Kneipe) sind nicht viel anders als was man auch so in Schwenningen hört und die russlandtypischen Anekdoten (Bestechung von Polizisten, Gehälter in bar, Mafiaverbindungen) bedienen größtenteils die westlichen Klischees über das rote Reich. Seine stärksten Elemente hat das Buch wenn er ausführlicher über Trainingsmethoden und die alte sowjetische Philosophie der Teamführung berichtet, aber auch da fehlt der große Zusammenhang und die große Einordnung. Erfrischend, dass er offen zugibt wegen des Geldes nach Russland gegangen zu sein.

Mich hat das Buch etwas enttäuscht, ich hatte mir mehr versprochen. Es ist leicht zu lesen, gerne mal im Zug oder in der Sonne auf dem Balkon. Ein paar nette Anekdoten sorgen für unterhaltsame Stunden, ein bleibender Eindruck will sich aber nicht einstellen.

Disclaimer: Ich habe das Buch selber erworben und nicht zur Verfügung gestellt bekommen. Bei Bestellung über den Amazon-Link würde ich eine Provision erhalten, die ich zum Betrieb des Blogs benutze. Ich habe keine weitergehenden wirtschaftlichen Interessen an diesem Buch.

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