Paukenschlag bei den Wild Wings: Will Acton wechselt trotz laufenden Vertrages nach Nürnberg. Wirklich überraschend? Nein, die Gerüchte hielten sich schon länger und aus der persönlichen Sicht ist es für ihn verständlich, denn mehr als im vorigen Jahr wird Acton in Schwenningen schwer erreichen können. Gut, Titel und Nürnberg passen zusammen wie Aumüller und sichere Spielleitung, aber wenigstens ist uns der Alptraum erspart geblieben, ihn im nächsten Jahr als rotblaue Dose oder gar im Adler-Fetzen auf dem Eis sehen zu müssen. Es bringt auch nichts Acton nachzutrauern, sich über den Wert von Verträgen in der Sportwelt zu echauffieren oder sich über die Phrasendrescherei „…gehe fest davon aus, dass Acton bleibt…“ der letzten Wochen zu ärgern. Es hilft auch nichts, dass die Verhandlungen zwischen uns und Nürnberg souverän und professionell abgelaufen sind und vermutlich eine kleine Ablöse geflossen ist – für das Lob in der Pressemitteilung der Nürnberger können wir uns keinen Nachfolger backen.
Wichtig ist der Blick nach vorne, die Frage, wie mit den Folgen umgegangen wird. Es war ja unstrittig, dass man den einen oder anderen Ausländer austauschen sollte um sich zu verbessern, aber keiner hat sich gewünscht, dass Acton geht und Bartalis und Rech bleiben. Umgekehrt hätte man es erwartet. Denn auch wenn Acton, kaum kam das erste Wechselgerücht auf, von der einen oder anderen Seite bereits schlecht geschrieben wurden: Dieser Mann war unsere Lebensversicherung. Topscorer. Praktisch nie verletzt. Enorme Eiszeiten und vor allem ein Spieler, der seinen Nebenleute besser macht. Dazu am Saisonende lange angeschlagen – man kann sagen verheizt worden – und verletzt gespielt und deshalb nicht mehr so dominant, sich trotzdem immer in den Dienst der Mannschaft gestellt. Skandalfrei, freundlich, pflegeleicht. Kein Wunder, dass man ihn in Nürnberg so lobt.
Kleiner Exkurs zum Wert für die Mannschaft: Wir betrachten Anthony Rech, der nach Startschwierigkeiten eine sehr gute Scoringphase hatte und gegen Ende kaum noch etwas auf das Scoreboard gebracht hat. Insgesamt 23 Torbeteiligungen. Von diesen 23 war Will Acton an 15 beteiligt und die starke Phase von Rech ist exakt deckungsgleich mit der Phase in der er neben Acton gespielt hat. Spätestens nach der Rückkehr von Fleury rückte dieser neben Acton und auch hier lässt sich eine Beteiligung an der Hälfte von Fleurys Punkten nachweisen. Eine oft gehörte Phrase ist „Mit den richtigen Nebenleuten ist Spieler X richtig gut.“ Will Acton ist und war so jemand, der als Nebenmann Spieler X hat gut aussehen lassen.
Trotzdem gilt auch hier der Grundsatz: Niemand ist unersetzlich. Acton war damals ein Glücksgriff, den gilt es jetzt zu wiederholen. Die sportliche Leitung ist jetzt gefragt hier für Ersatz zu sorgen und die Stimmung wieder aufzuhellen. Und nein, eine Verlängerung mit Andree Hult, wäre keineswegs das richtige Zeichen. Es ist bitter, dass die Meldung mitten in die Endphase des ersten Dauerkartenverkaufs reinplatzt, aber von einem Spieler sollte man seine Dauerkarte nicht abhängig machen. Es ist auch bitter, dass Ende April nun fast die ganze Euphorie einer guten Saison verflogen ist, aber bis zu einer endgültigen Bewertung der Folgen muss man abwarten, wer als Nachfolger verpflichtet wird.
Dennoch ist das heute kein schöner Tag für das Schwenninger Eishockey…