Eigentlich ein Tag der Ruhe und der Familie, entspannt und vergnügt – nicht in Schwenningen. Helle Aufregung – und das gleich mehrfach. Das Spiel dabei noch am harmlosesten. Wer viele gute Spiele macht, muss auch mal schlechte Spiele abliefern – das ist schon immer so gewesen und eine natürlich Schwankung. Eine nach vielen tollen Aufholjagden platte und dezimierte Mannschaft und clevere Bremerhavener. Man kann nicht jedes Mal mehrere Tore aufholen, hat eben heute nicht gereicht. Trotzdem ist man punktemäßig noch im Soll…
..und kann optimistisch nach vorne blicken, denn entgegen aller, teils derben, Aussagen der Verantwortlichen über die leere Kasse und die Unmöglichkeit eines zusätzlichen Ausländers wurden die vielen Wünsche der Fans erhört und der größte Fehler bei der Zusammenstellung der Mannschaft endlich korrigiert. Und nicht nur korrigiert, sondern sehr überzeugend korrigiert. Damien Fleury kehrt zurück nach Schwenningen, der französische Nationalspieler und mit 25 Treffern in einem DEL-Jahr sehr erfolgreiche Stürmer, den nach einem Jahr das große Geld nach Peking in die KHL lockte. Jetzt kehrt der Weltenbummler also zurück an den Neckarursprung. Natürlich sind Rückholaktionen oft gescheitert und man darf nicht zu hohe und verklärte Erwartungen an ihn haben – aber mich begeistert diese Verpflichtung, denn er ist nicht nur ein zusätzlicher Ausländer im Kader sondern bringt viel mehr mit:
Er ist der Torjäger, der uns im Sturm fehlt und hat bereits bewiesen, dass er mit Acton funktioniert.
Er ist giftig und aggressiv, passt gut in unser Spiel.
Er ist einer der bei uns so rar gesäten Rechtsschützen.
Er kennt das Umfeld, die Fans und Teile des Teams.
Er ist vielleicht das fehlende Puzzleteil um uns tatsächlich eine echte Chance auf die Play-Offs zu geben.
Mein großer Respekt an die Verantwortlichen, sowohl an die sportliche Leitung, dass der Kontakt nie abgebrochen wurde und man bei der sich überraschend gebotenen Chance zugegriffen hat und genauso auch an die wirtschaftliche Leitung, dass man trotz Etat-Unterdeckung und noch nicht zufriedenstellenden Zuschauerzahlen die Schatulle nochmal geöffnet hat. Chapeau!
Doch damit nicht genug, nein, es gab auch noch Gesprächsstoff neben dem Eis. Der Mannschaftsbus der Bremerhavener wurde in der Nacht vor dem Hotel mit einem übergroßen „Meedale“ – Schriftzug besprüht. Die Aktion ist scheiße, doch man erlaube mir zwei kleine Anmerkungen dazu:
- Die allgemeine Empörung, auch bei den Bremerhavenern und ligaweit ist übertrieben. Lebenslanges Stadionverbot, Beleidigungen, etc.. – das volle Programm an Forderungen und Entgleisungen. Es ist kein Mensch zu Schaden gekommen, es handelt sich „nur“ um Sachbeschädigung. Das gehört aufgeklärt, das gehört gebüsst und sowas ist Kindergarten und sinnloser Vandalismus. Aber: Es ist für mich auf einem ähnlichen Level wie das Anbringen von Aufklebern auf fremden Eigentum. Nur größer. Und diese Aufkleber findest Du von allen Clubs überall in den Stadien und in der Liga – diese Unsitte ist nicht nur ein Schwenninger Problem. Man darf und muss die Aktion kritisieren und verurteilen, aber man sollte sich noch Empörungspotential für denkbare Steigerungen bewahren.
- Es liegt nahe, dass die im Graffiti benannte Gruppe an der Entstehung beteiligt war, denn meistens wollen Ultras doch auch, dass man weiß welche Aktion jetzt von wem stammt. Aber man weiß es nicht. Eine Vorverurteilung oder Sippenhaft kann nicht die Lösung sein, die Unschuldsvermutung muss gelten. Solange keiner der Beteiligten redet oder es eine Überwachungskamera gibt wird die Aufklärung schwierig – was soll die Polizei da groß machen? Aber wer immer das auch war, der sollte am Unmut der Fanszene ganz klar merken, dass so etwas keiner sehen will und er (oder sie) keinerlei Unterstützung in der Schwenninger Fanschaft für solche Aktionen hat.
Insgesamt ein unnötiges Schmierentheater, das vom überwiegend positiven Saisonstart leider ablenkt und niemandem hilft.