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Eine ehrliche Saison

Posted by on November 28, 2016

November in Schwenningen bedeutet: Krise, Frust und gegenseitige Anfeindungen. Warum sollte es in 2016 anders sein? Die Mannschaft steht beinahe abgeschlagen am Tabellenende, die Zuschauer bleiben aus und im Schrotflintenmodus wird vom Gesellschafter bis zum Eismeister jede Sau mindestens einmal pro Wochenende durchs Dorf gejagt. Ich möchte da gar nicht so sehr einstimmen, ich finde nämlich, dass das was wir dieses Jahr sehen gar nicht so sehr zum Skandal taugt. Im Vergleich zu den Vorjahren haben wir keinen vermeintlichen Sauhaufen, keine gerüchtete Trümmertruppe, keine für von Sofacoaches für inkompetent gehaltenen Fragezeichen auf der Trainerbank – sondern schlicht und einfach eine Truppe, die das spielt was sie kann. Ich möchte das auch gerne begründen und näher ausführen.

Vorweg eins – so Spiele wie in Krefeld gibt es. Das war unterdurchschnittlich, aber eine solche peinliche Vorstellung war bisher nicht die Regel und ich gestehe es jeder Mannschaft zu, dass sie ein paar solcher Tage im Jahr hat. Die haben wir alle auch und wenn man unterdurchschnittlich spielt, dann gibt es auch Spiele die überdurchschnittlich sind. Reine Mathematik.

Doch zurück zum Begriff ehrliche Saison. Wir haben eine Mannschaft, die nicht das Talent hat, in der DEL eine tragende Rolle zu springen. Auch ich habe im Vorfeld schon gefragt, ob wir Torjägerpotential und Grit abgeben und adäquat ersetzen. Die Tore von Fleury, Rome und Stastny fehlen uns. Die Härte und Robustheit von Pelech und Rome fehlen uns. Die Spieleröffnung von Pikkarainen fehlt uns. Dazu kommt das mathematische Phänomen der Regression zur Mitte, dass erwartungsgemäß dafür sorgt, dass Acton, Hult oder Danner nach ihrem statistisch sehr guten Jahr wieder in Richtung ihrer durchschnittlichen Werte tendieren. Gut, wir erleben das auch andersherum – Maurer und El-Sayed tendieren nach schwachem Jahr nach oben, können das aber keineswegs ersetzen. So fehlen uns Tore, Tore, Tore und mal einer der dazwischenhaut.sc

Womit wir beim Trainer sind. Pat Cortina hat das offensichtlich erkannt, dass diese Mannschaft nur eine sehr begrenzte Offensivpower hat. Also lässt er ein Defensivsystem spielen, versucht die Zahl der Gegentore niedrig zu halten und vorne hilft der liebe Eishockeygott. Das hat in einigen Spielen (z.B. in Köln) funktioniert, in vielen aber auch nicht. Denn damit das gelingt muss man vorne eine exzellente Chancenverwertung und die nötigen Spieler mit Speed haben. Ein Giliati hat das, ein Acton hat das – aber gerade die Seuche am Schläger -, ein Samson dagegen ist ein Spieler mit hervorragenden Qualitäten wenn das Team das Spiel macht. Er ist kein Konterspieler. El-Sayed und Maurer sind durchaus Aufwertungen zum Vorjahr, aber es sind Arbeiter, keine Torjäger. Dazu kommt, dass die Stürmer defensiv arbeiten müssen. Das kostet Kraft und so fehlen uns Tore, Tore, Tore.

Und aufgrund dieser mangelnden Qualität bringt uns das durchaus effektive Defensivspiel nichts zählbares ein. Wir kriegen keine drei Gegentore im Schnitt, das ist für uns der beste Wert seit DEL Rückkehr und Empty-Netter oder Tore tief im Schlussdrittel wenn alles schon entschieden ist, sind dabei noch gar nicht rausgerechnet. Von den Gegentoren her sind wir locker ein Kandidat für Platz 10, aber Eishockey besteht leider nicht nur aus Verteidigen, sondern auch aus Offensive und da fehlen uns Tore, Tore, Tore.

Ich weiß, ich wiederhole mich – aber das ist für mich die Diagnose dieser Saison. Es ist schwer gegen uns Tore zu erzielen, aber es ist noch viel, viel schwerer für uns selber Tore zu erzielen. Und da ist die Crux. Die Mannschaft will, die Mannschaft kann aber nicht. Die Spieler wollen, den Spielern fehlt aber die Qualität.

Das sieht man auch und gerade im Powerplay. Das ist bisweilen erbärmlich und vielleicht – oder wahrscheinlich – ist es auch nicht Cortinas Stärke. Aber für mich steht und fällt das Powerplay mit den beteiligten Spielern. Wayne Hynes und vier Pylonen waren eine gefährliche Powerplay-Formation, weil der gute Wayne eine Übersicht, Ruhe und ein Spielverständnis hatte. Dagegen kriegst du mit fünf Arbeitern ohne Spielwitz auch mit dem besten Trainer nix zusammen. Wir haben im Powerplay einen Goc der schießen kann – das weiß die ganze Liga – und mit Acton und Samson durchaus gefährliche Leute, die aber nicht gefährlich angespielt werden, weil uns der Spielmacher, der Stürmer mit Finesse und der Quarterback an der blauen Linie fehlen. Gysbers – leider bei vielen inzwischen völlig unten durch – hat nicht das Passpiel von Pikkarainen, Goc und Kaijomaa auch nicht. Und der trickreichste Stürmer – Istvan Bartalis – ist leider schon länger verletzt. Ein Dilemma.

Der geneigte Leser, der bis hierhin durchgehalten hat, wird sich jetzt vielleicht die Frage stellen: „Konnte man das denn nicht schon bei der Zusammenstellung der Mannschaft ahnen?“ Die Frage stellt er zurecht und die stelle ich mir auch. Und damit landet man auch automatisch bei der Person, die für diesen Kader verantwortlich ist. Für mich ist Rumrich der erst Kandidat für kritische Fragen, nicht die Mannschaft, die im Rahmen ihrer Möglichkeiten ihre Leistung abruft.

Um mit einem Bild abzuschließen: Wenn der Chef dem Handwerker fünf Akkuschrauber zur Verfügung stellt, dann kann dieser den Dachstuhl leidlich zusammenschrauben, wird aber spätestens beim Mauerwerk scheitern. Es braucht einen ausgewogenen Werkzeugkasten um ein stabiles Haus zu bauen. Und Cortina – man kann beinahe sagen die ärmste Sau – hat vom Manager seines Vertrauens eben nur die Akkuschrauber bekommen und muss zusätzlich damit leben, dass bei zweien das Bohrfutter gebrochen ist.

Scheiss Situation. Perspektive? Ich sehe gerade keine.

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