Good morning in the morning! Gestern standen wir am Abgrund, heute sind wir einen Schritt weiter. So kann man die Stimmung rund um den Bauchenberg derzeit zusammenfassen, denn bereits mitten in der Vorbereitung wird das ganze Arsenal ausgepackt: Trainer schlecht, Manager schlecht, arrogante Söldner, kein System, ständige Reihenwechsel, haben keine Lust, nix läuft, Bier zu teuer, Stimmung scheiße, Trommler nicht da, und so weiter und so fort. Doch ist diese Panik wirklich berechtigt? Schauen wir mal genauer hin.
Angesichts der Ergebnisse der Vorbereitung mit Siegen nur gegen zweitklassige Teams und Niederlagen in Serie gegen Ligakonkurrenten bzw. der gestrigen Klatsche gegen Biel sieht es wirklich nicht gerade rosig um die Wild Wings aus. Doch einiges lässt sich erklären – oder zumindest gibt es mögliche Erklärungen:
Die Vorbereitung ist bescheuert suboptimal geplant: Erst geht man viel zu spät aufs Eis, dann legt man mitten in die Phase für den Konditionsaufbau ein Trainingslager mit 3 Spielen, in der Woche danach legt man sich drei Spiele in fünf Tage und macht zwischendurch noch ein Teamevent in der Lochmühle. 3 Spiele in 5 Tagen sind schon in der regulären Saison anstrengend, aber in der Vorbereitung wo man anders trainiert, wo man das Team auch mal so fordern muss, dass es eigentlich nicht spielen kann und wo Training auch mal sacken muss, da ist ein solcher Spielrhythmus tödlich. Das gestrige Ergebnis zeigt es. Am nächsten Wochenende spielt man wieder zweimal hintereinander, dazu noch zweimal auswärts und das erste Spiel hat sportlich einen zweifelhaften Wert. Ich finde es gut, wenn man dem langjährigen Rivalen aus dem Tal als Jubiläumsgegner zur Verfügung steht und ein Spiel gegen einen Oberligisten wäre auch gut fürs Selbstvertrauen, aber warum muss man dann gleich danach in Augsburg antreten. Das kann nur schief gehen.
Ja ich weiß, mit den eigentlich geplanten Spielen gegen Basel wäre die Vorbereitung ausgewogener gewesen, aber wenn die jetzige Lösung der einzig mögliche Ersatz war, dann hätte ich zumindest mal auf ein Spiel verzichtet. Ja ich weiß, die KEB macht nicht früher Eis, aber dann kann man sich zwei Wochen zum Sommertraining treffen und die konditionellen Grundlagen so legen, dass man Anfang August zumindest gleich mit Spielsystem usw. anfangen kann. Ja ich weiß, dass man die Spieler dann nen halben Monat länger bezahlen muss – aber irgendwann muss man sich entscheiden, ob man ein ernsthafter DEL-Aspirant sein will oder ein bißchen Folklore betreiben möchte.
Die ständigen Reihenwechsel…. sind nicht das Problem: Die Diskussion ist nicht neu und ich habe schon in der letzten Saison unseren Trainer und seine Philosophie verteidigt, da ich diese Diskussion für völlig überbewertet halte. Wechselt man die Reihen nicht, dann kommt nach zwei Niederlagen der Vorwurf, warum er denn nicht mal was ausprobiert. Und gerade in der Vorbereitung muss man doch alle Kombinationen mal ausprobieren um zu sehen wer zu wem passt. Bei uns kommt noch ein weiterer Punkt dazu: Die Verletztenmisere. Erst geht Wishart, Caldwell kommt später, dann fehlen zu Beginn gleich mal fünf, von denen O’Connor bis heute nur Zipline aber nicht aufs Eis kann. Sharp, Ramsay kommen nach und nach zurück, dann fehlt Brown, jetzt fehlt Goc, auch Hacker und Keil können nicht spielen. Das ist für den Trainer der absolute Horror, wenn man selbst in der Vorbereitung nie den kompletten Kader zur Verfügung hat. Du trainierst die ganze Woche Powerplay und dann fällt dir pünktlich zum Spiel dein Schlüsselspieler Goc aus – logisch, dass dann da nicht alles funktioniert. Eine gelungene Vorbereitung sieht anders aus.
Knackpunkt ist für mich eher, dass Pätzold noch völlig außer Form ist. Wir sind in unserer Position auch darauf angewiesen, dass uns der Torwart mal ein Spiel gewinnt. Die Abwehr – zumal mit den ständigen Ausfällen – hat nunmal kein DEL Topniveau und da muss der Goalie dahinter eben zeigen was er kann. Hoffentlich ist es bei ihm so, dass er weiß, wann es darauf ankommt und zum Ligastart da ist.
Die Ergebnisse – für sich betrachtet – sind durchweg akzeptabel: Gut, die Klatsche gegen Biel nicht. Aber gegen Nürnberg nach einer Woche Training hat man gut mitgehalten, auch wenn das Nürnberger Team doppelt so teuer ist und bereits das dritte Spiel absolviert. Olten hat man dominiert, gegen Lorenskog Moral bewiesen und das Spiel gedreht, gegen Augsburg war es lange ein 1-Goal-Game. In Straubing war es wieder deutlich, aber daheim gegen Straubing war es auch ein 1-Goal-Game, dass dann durch einen Empty-Netter entschieden wurde. Also von Chancenlosigkeit durch die Bank zu sprechen ist übertrieben.
Aber trotzdem – gerade so eine Klatsche wie gestern nagt an einem und dass die Fans unruhig werden, denen man daheim bisher überhaupt kein Erfolgserlebnis anbieten konnte, ist völlig verständlich. Du willst ja auch als Mannschaft beweisen, dass du es besser kannst und deswegen ist das Spiel am Samstag in Freiburg ein absoluter Pflichtsieg, ein deutlicher Pflichtsieg. Ich hoffe, dass Teams und Umfeld jetzt nicht zu sehr verkrampfen, denn am Ende gibt es Punkte ab dem 12. September und nicht schon für die Vorbereitung. Wir haben das doch schon erlebt, dass wir eine super Vorbereitung gespielt haben und dann die Liga vergeigt haben. Lieber andersherum.
Doch geht es am nächsten Wochenende so weiter, dann sind das oben keine möglichen Erklärungen sondern Ausreden, die sich nahtlos an die Ausreden vom Manager bereits vor(!) dem Biel-Spiel anschließen und es wird für Trainer und sportliche Leitung richtig ungemütlich. Schwenningen ist bekannt begeisterungsfähig, aber Schwenningen kann auch sehr schnell in das andere Extrem fallen.
Es bleibt spannend….