Zuerst noch ein frohes Neues Jahr an alle meine Leserinnen und Leser und nach der Weihnachtspause geht es jetzt mit Volldampf weiter. Die Pause haben die Wild Wings ganz manierlich überstanden und Platz 10 ist immer noch in theoretischer Reichweite, diese Woche kommt auch endlich der von mir geforderte neue Stürmer. Bevor ich ein paar weitere Dinge anpacke und aufarbeite, ein kurzer Rückblick auf das Wochenende in Berlin, das nicht nur durch das Spiel so sinnbildlich für die ganze Saison steht.
Das Spiel ist recht schnell erzählt: Wir wie immer mir viel Kampf und Leidenschaft, aber spielerisch und in der individuellen Klasse den ersten beiden Reihen des Serienmeisters deutlich unterlegen. Doch zu unserem Glück kamen danach bei den Berliner nur noch Junioren, denen die Ligareife fehlte, Tomlinson war gezwungen die ersten beiden Reihen zu verheizen und am Ende war es auch eine Kraftsache zugunsten der mit 3 1/2 Reihen agierenden Wild Wings. Dazu ein Elwing im Berliner Tor, der ebenfalls keine Ligareife vorweisen konnte. Die Ergebnisteilung nach 65 Minuten geht absolut in Ordnung, im Penaltyschiessen hat dann Elwing das Spiel für die Berliner verloren.
Doch nicht nur das Spiel der Marke „Leidenschaft versus Talent“ steht sinnbildlich für die Saison, auch all das Widersprüchliche im Berliner Eishockey. Was haben wir alle auf die DEL hingearbeitet um wieder solche Fahrten machen zu dürfen. Berlin. Weltstadt. Metropole. Was für ein Vergleich zu trostlosen Gegenden rund um Weißwasser oder Bremerhaven wo man vor dem Spiel kaum irgendwo ne warme Mahlzeit bekam. Und das nutzten auch viele Fans für ein langes Wochenende in der Hauptstadt, immer wieder traf man beim Sightseeing blau-weiße Schwaben, gegen Abend in den Bars und Kneipen dann hauptsächlich blaue Schwaben.
Und der Kontrapunkt: Die Halle. o2World. MuFu par Excellence mit Polstersesseln, Garderobe, Rolltreppen und kliniksauberen Refreshment Points. Alles das war wir gar nicht wollen. Die Halle ist zweifelsohne ein geiles Ding, aber mit dem Eishockey das wir leben und lieben hat das so wenig zu tun wie der Papst mit der Ehe. Und angesichts der Stimmung bin ich mir auch nicht ganz so sicher, ob jeder der alteingessessenen Welli-Besucher aus der kreativen Eisbären-Fanszene damit so glücklich sind.
Denn Gästefans werden mit Klatschpappen niedergemacht und Gesänge aus der Fankurve kommen bei den Gästen kaum verständlich an. Apropos Klatschpappen: Da wird munter draufgehauen und mitgeklatscht, egal ob es sich jetzt um einen Berliner oder Schwenninger Fangesang handelt. Eishockey-Sachverstand in der *hust* ausverkauften Halle? Im Unterrang klafften Lücken, die ach so tollen VIP-Boxen fast gänzlich leer. Es ist steril, da lebt kaum Leidenschaft auf.
Und die Schwenninger Fans? Werden von den Ordnern und Einheimischen herzlich begrüßt und benehmen sich. Lautstark. Friedlich. Emotional. Wie es sein soll und das auch auf dem vorherigen Fanmarsch vom Alexanderplatz bei dem sich knapp 200 Fans beteiligt haben. Da macht es richtig Spaß wieder ein Wild Wings Fan zu sein.
Berlin ist immer eine Reise wert – aber tauschen möchte ich für kein Geld der Welt.