Es ist wohl die zur Zeit schwierigste Frage in Schwenningen – die G-Frage. Damit ist nicht die Suche nach dem G-Punkt gemeint, sondern die Suche nach einem Goalie. Nicht umsonst wird so oft betont, dass der Goalie mit die wichtigste Position im Eishockey ist und ein guter Mann dort einem Underdog sehr viel weiterhelfen kann. Deshalb ist es wichtig, auf der Position mit Sorgfalt und einem glücklichen Händchen zu agieren. Zu berücksichtigen ist dabei auch noch die besondere Situation in Schwenningen. Seit der Legende Matthias Hoppe hatte es jeder Goalie in Schwenningen schwer. Ian Gordon brauchte Jahre bis zur Akzeptanz, den anderen ist es trotz bisweilen sehr guter Leistungen nie gelungen. Egal ob Haas, Karg oder Silverthorn – man hat sie immer extrem kritisch beäugt. Katastrophen wie Mike „die Schneenase“ Brown oder Sinisa „Keiner mag mich“ Martinovic trugen nicht gerade zu einem entspannten Verhältnis zwischen den Schwenninger Fans und ihrem Torhüter bei.
Für das verantwortliche Duo Alex Jäger und Stefan Mair gibt es im Prinzip zwei Möglichkeiten: Deutscher Goalie oder Ausländer. Welche Version ist die bessere Lösung?
Variante 1: Deutscher Goalie
Einer der größten Vorteile ist natürlich der, dass man keine Ausländerlizenz verbrät. Zudem ist es für Image und Akzeptanz besser einen deutschen Goalie im Kasten zu haben. Auch gibt es keine kulturellen Anpassungsprobleme, man kauft keine Wundertüte, da die zur Verfügung stehenden Torhüter in der Liga bekannt sind und man hat auf der sensiblen Torwartposition eine vermeintlich leichtere Integration. Leistungsmäßig sehe ich mögliche Kandidaten für absolut tauglich an. Doch wo sind die Nachteile? Ganz klar muss das Geld genannt werden. Deutsche Torhüter sind rar und entsprechende Gehälter rufen sie dann in den Verhandlungen auch auf. Und sie sind eben rar. Wenn man den Markt betrachtet, komme ich auf zwei realistische deutsche Torhüter, die man am Neckarquell sehen könnte:
Dimitri Pätzold – ehemaliger Nationaltorhüter mit kasachischen Wurzeln, der zuletzt bei den Scorpions unter Vertrag stand. Ihm eilt der Ruf eines Wandervogels und schwierigen Charakters voraus, außerdem dürfte er alles andere als preiswert sein. Leistungsmäßig hat er mehrfach bewiesen, dass er als DEL-Starter tauglich ist.
Matthias Lange – der Österreicher mit deutschem Pass, der uns mit Ravensburg und Bietigheim zweimal zur Verzweifelung trieb und zwei Zweitligatitel in seiner Vitrine stehen hat. Die DEL-Tauglichkeit spricht ihm fast jeder zu, doch auch er ist nicht „Mr. Pflegeleicht“ und hat bisher selten bewiesen, dass er eine ganze Saison als Starter durchhalten kann. Hier sind viele Fragen offen.
Variante 2: Ausländischer Goalie
Hier ist der größte Vorteil das wesentlich größere Angebot und dadurch auch der niedrigere Preis. Jedes Jahr fallen gute Torhüter durch das Raster der NHL und AHL Training Camps und suchen dann ihr Glück in Europa. Unterscheiden muss man zwischen jungen, hungrigen Leuten, die sich nach dem Zerplatzen ihres großen Traums noch einmal neu beweisen wollen und gesetzten Altstars, die im höheren Alter noch ein paar gute Jahre ohne den nordamerikanischen Reisestress haben wollen. Bei beiden Modellen kann man einen sehr guten Griff tätigen (Beispiele: Patrick desRochers, Norm Maracle) – bei beiden besteht aber auch die Gefahr richtig ins Klo zu greifen und sich die halbe Saison zu versauen. Einen gewissen Sicherheitspuffer bringen Goalies, die dem obigen Schema entsprechen, aber bereits ein Jahr in Europa (z.B. Italien) gespielt haben. Da weiß man dann schon mal grundsätzlich, ob es in Europa funktioniert, muss für die größere Sicherheit aber natürlich einen Aufschlag bezahlen. Aus allen Kategorien habe ich mal ein paar Namen herausgesucht, die auf dem Markt zirkulieren und die ich mir in Schwenningen vorstellen könnte.
(Young) Gun – Jeff Deslauriers, Leland Irving, Peter Mannino, Mark Owuya
Altstar – Rick diPietro, Chris Mason, Jose Theodore
Europa-Gewöhnt – Andy Chiodo, John Curry, Jaroslav Hübl, Scott Langkow, Jordan Parise, Tyler Plante
Fazit:
Ich würde mich für einen ausländischen Goalie entscheiden, dabei aber auf einen zurückgreifen, der schon in Europa gespielt hat. Da ist der Wundertüten-Faktor deutlich kleiner. Ein ausländischer Goalie ist vermeintlich leichter zu finanzieren und die ernsthaften deutschen Kandidaten haben alle so ihre Macken.
Wie würdet Ihr entscheiden?