Es macht mir beinahe Freude heute eine alte Mär zu begraben… und zwar die Mär von der kämpfenden Mannschaft. Dem sich für den Schwan – pardon, das W – auf der Brust bis zur Selbstaufgabe zerreißenden Team, das aus stark begrenzten Möglichkeiten das maximalste herausholt und die Leute auch bei deftigen Niederlagen noch zufrieden nach Hause gehen lässt. Begründet wurde diese Mär in grauer Vorzeit, in tabakrauch-geschwängerten Stammtischrunden in denen beinahe verschwörerisch die beseelte alte Zeit besungen wird. Frei nach dem Motto „Früher war alles besser“ – auch wenn heute kaum noch einer diese Zeiten miterlebt haben.
Doch sind wir ehrlich, das Publikum wandelte sich. Vom Kuttenträger zum Trikotjunkie. Vom Schlachtruf zum melodischen Gesang. Vom Wollschal zum Seidentuch. Statt mit Trommel, Fahne und Tröte wird heutzutage mit Smartphone und Handy im Stadion gewedelt. Und mit diesen Veränderungen stiegen auch die Ansprüche und die Mär konnte nicht mehr mithalten. Man war wieder wer, man war Krösus der zweiten Liga, man spielte um Titel mit und man konnte Erfolg quasi erwarten. Genährt durch vollmundige Aussagen der Cluboberen wurde der Mär mehr und mehr der Todesstoß versetzt.
Natürlich gibt es immer noch Verfechter der alten Art, Menschen, die mit viel Herzblut an den blau-weißen Farben hängen und mit Leib und Seele hinter ihrem Verein stehen. Natürlich gibt es weiter einen harten Kern, bestimmt 1.000 Leute die immer da sind, selbst wenn der Eismeister nur vergessen hat das Licht auszuschalten. Aber dieser harte Kern gibt der Mär nicht genug Nahrung, braucht es doch im Schnitt 3.800 Unterstützer um den Etat für die DEL zu stemmen. Und diese Masse kommt nur, wenn der Erfolg da ist. Da reicht eine kämpfende Truppe nicht mehr aus.
Und so sind wir mit dem Untergang der Mär auch zum Erfolg verdammt. Wir müssen ansehnliches Eishockey spielen, wir müssen auch Spiele gewinnen, wir müssen Erfolg vorweisen. Mit Blut, Schweiß und Tränen alleine lockt man nicht genügend Menschen und damit auch genügend Kohle mehr hinterm Ofen hervor. Und deshalb ist es wichtig und richtig, dass man neben Spielern zweifelhafter DEL-Tauglichkeit (Wilhelm, Dronia) auch damit anfängt erfahrene Recken (Green) und junge hungrige Leistungsträger (Petersen) an den Neckarquell zu locken. Sie alle können es gemeinsam mit uns möglich machen, dass wir die heute zu begrabende alte Mär gar nicht mehr benötigen, um unser Eishockey weiter leben zu lassen.
Früher war alles anders – aber besser?