Der Abgang von Will Acton

Paukenschlag bei den Wild Wings: Will Acton wechselt trotz laufenden Vertrages nach Nürnberg. Wirklich überraschend? Nein, die Gerüchte hielten sich schon länger und aus der persönlichen Sicht ist es für ihn verständlich, denn mehr als im vorigen Jahr wird Acton in Schwenningen schwer erreichen können. Gut, Titel und Nürnberg passen zusammen wie Aumüller und sichere Spielleitung, aber wenigstens ist uns der Alptraum erspart geblieben, ihn im nächsten Jahr als rotblaue Dose oder gar im Adler-Fetzen auf dem Eis sehen zu müssen. Es bringt auch nichts Acton nachzutrauern, sich über den Wert von Verträgen in der Sportwelt zu echauffieren oder sich über die Phrasendrescherei „…gehe fest davon aus, dass Acton bleibt…“ der letzten Wochen zu ärgern. Es hilft auch nichts, dass die Verhandlungen zwischen uns und Nürnberg souverän und professionell abgelaufen sind und vermutlich eine kleine Ablöse geflossen ist – für das Lob in der Pressemitteilung der Nürnberger können wir uns keinen Nachfolger backen.

Wichtig ist der Blick nach vorne, die Frage, wie mit den Folgen umgegangen wird. Es war ja unstrittig, dass man den einen oder anderen Ausländer austauschen sollte um sich zu verbessern, aber keiner hat sich gewünscht, dass Acton geht und Bartalis und Rech bleiben. Umgekehrt hätte man es erwartet. Denn auch wenn Acton, kaum kam das erste Wechselgerücht auf, von der einen oder anderen Seite bereits schlecht geschrieben wurden: Dieser Mann war unsere Lebensversicherung. Topscorer. Praktisch nie verletzt. Enorme Eiszeiten und vor allem ein Spieler, der seinen Nebenleute besser macht. Dazu am Saisonende lange angeschlagen – man kann sagen verheizt worden – und verletzt gespielt und deshalb nicht mehr so dominant, sich trotzdem immer in den Dienst der Mannschaft gestellt. Skandalfrei, freundlich, pflegeleicht. Kein Wunder, dass man ihn in Nürnberg so lobt.

Kleiner Exkurs zum Wert für die Mannschaft: Wir betrachten Anthony Rech, der nach Startschwierigkeiten eine sehr gute Scoringphase hatte und gegen Ende kaum noch etwas auf das Scoreboard gebracht hat. Insgesamt 23 Torbeteiligungen. Von diesen 23 war Will Acton an 15 beteiligt und die starke Phase von Rech ist exakt deckungsgleich mit der Phase in der er neben Acton gespielt hat. Spätestens nach der Rückkehr von Fleury rückte dieser neben Acton und auch hier lässt sich eine Beteiligung an der Hälfte von Fleurys Punkten nachweisen. Eine oft gehörte Phrase ist „Mit den richtigen Nebenleuten ist Spieler X richtig gut.“ Will Acton ist und war so jemand, der als Nebenmann Spieler X hat gut aussehen lassen.

Trotzdem gilt auch hier der Grundsatz: Niemand ist unersetzlich. Acton war damals ein Glücksgriff, den gilt es jetzt zu wiederholen. Die sportliche Leitung ist jetzt gefragt hier für Ersatz zu sorgen und die Stimmung wieder aufzuhellen. Und nein, eine Verlängerung mit Andree Hult, wäre keineswegs das richtige Zeichen. Es ist bitter, dass die Meldung mitten in die Endphase des ersten Dauerkartenverkaufs reinplatzt, aber von einem Spieler sollte man seine Dauerkarte nicht abhängig machen. Es ist auch bitter, dass Ende April nun fast die ganze Euphorie einer guten Saison verflogen ist, aber bis zu einer endgültigen Bewertung der Folgen muss man abwarten, wer als Nachfolger verpflichtet wird.

Dennoch ist das heute kein schöner Tag für das Schwenninger Eishockey…

 

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Konsequente Verpflichtung

Juchhu, der erste Neuzugang ist da. Philip McRae wechselt aus Finnland von Ässät an den Neckarursrpung. Blicken wir auf die Statistiken, dann fällt auf, dass es ein Stürmer mit ordentlichen körperlichen Maßen ist, mit reichlich AHL-Erfahrung, dazu immerhin 15 Spiele in der NHL und mehrjährige Europa-Erfahrung in Finnland. Überall ordentliches, aber kein überragendes Scoring und mit einem AHL-Punkteschnitt, der spürbar über dem von z.B. Will Acton liegt, ist er für unseren Geldbeutel auf den ersten Blick eine gute Verpflichtung. Allerdings gibt es auch einige Makel. Die +/- Bilanzen sind, insbesondere für einen als Zwei-Wege-Center angepriesenen Spieler, unterirdisch und im Schnitt hat er in jedem zweiten Jahr mindestens ein Drittel der Spiele verpasst. Trotz seiner körperlichen Maße geht ihm das körperliche Spiel etwas ab und eine gewisse Verletzungsanfälligkeit ist nicht von der Hand zu weisen.

Aber das ist konsequent, es ist für Schwenningen fast nur möglich gestandene AHL-Profis zu verpflichten, wenn eben irgendein Makel existiert. Ein Ben Smith, wie ihn sich Mannheim gönnt, ist für uns schlicht und einfach nicht machbar. Auch die anderen Parameter der Verpflichtung sind konsequent: Zwei-Wege-Spieler, Teamplayer, Arbeiter – keiner, der über das physische Spiel kommt und keine Scoring-Maschine. Von daher passt er gut in das bisherige Bild der Mannschaft. Und der fast schon notwendige Bezug zum finnischen Eishockey ist bei ihm auch gegeben. 2014 hat er unter Väkkiparta gespielt.

So ist es also wie immer, Schwenninger Neuzugänge haben notgedrungen Licht und Schatten und ein gewisses Risiko ist immer drin. Allerdings sollte die persönliche Expertise von Väkkiparta im Hinblick auf Charakter, Arbeitseinstellung und Co. eine gewisse Sicherheit geben. Kleiner Pluspunkt am Rande: In dem Jahr unter Väkkiparta bei den Blues hatte er hinter dem überragenden Huhtala (jetzt in Mannheim) den zweitbesten +/- Wert im Team – vielleicht muss man einfach nur wissen, wie man ihn anpackt. Und noch ein Pluspunkt: Der katastrophale +/- Wert von -29 vor zwei Jahren in der AHL ist in einer absoluten Trümmertruppe zustande gekommen, da waren andere sogar noch schlechter.

Bleibt in der Summe ein Spieler, der einen guten Motor unter der Haube hat, seine PS aber nicht immer auf die Straße gebracht hatte. Ich bin angenehm erfreut über Philip McRae, wenn Cortina und Väkkiparta das hinkriegen, dann kann er uns helfen. Bleibt die Frage für welche Rolle er gedacht ist. Als Hult-Ersatz für das Secondary Scoring, dann bin ich sogar vorsichtig begeistert und zuversichtlich, dass wir uns da verbessert haben. Soll er dagegen einen Acton im Falle eines Abgangs ersetzen, dann sind die Fußstapfen sehr groß, denn als Scoring Leader oder Kopf eines Teams ist er in der Vergangenheit nicht aufgefallen.

Herzlich willkommen in Schwenningen, lassen wir ihn für uns spielen und schauen wir mal. Da haben wir schon auf dem Papier deutlich schlechtere Neuzugänge präsentiert bekommen und mit einem zweiten und dritten Blick auf den Spieler erkennt man einen Plan, erkennt man eine Konsequenz und eine Idee dahinter. Das finde ich gut.

Bonus: Selbst für die Aluhut-Fraktion ist noch etwas dabei. Legt man das Rumrich-Zitat „Philip ist ein physisch starker Spieler, der als Zwei-Wege-Stürmer sehr vielseitig einsetzbar ist.“ und die Kurzeinschätzung bei eliteprospects „McRae is a hard working two-way center. He has good size, but could play a more physical game. Can be used in many situations on the ice.“ übereinander, dann muss Rumrich den vor dem heimischen Rechner gescoutet haben. Sorgen macht mir bei diesem Phrasensalat nur, dass er kein Spieler ist, der „weiß wo das Tor steht.“ Aber das können wir ihm noch zeigen. 🙂

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Actimel…

..aktiviert Abwehrkräfte. Da sich Rumrich heute im Bezug auf eine mögliche Verpflichtung von Niki Goc dahingehend äußert, dass die Abwehr komplett sei und man nur zwei U23 – Spieler holen will, die dann aber für Freiburg vorgesehen sind, kann man so früh wie selten mit der Analyse beginnen. Eigentlich ist es einfach, denn die Abwehr bleibt nahezu komplett zusammen, lediglich Tim Bender verlässt uns. Grundsätzlich ist Kontinuität in der Abwehr verständlich, denn die Abwehr stand im letzten Jahr gut. Zusammen mit Strahlmeier und Wölfl haben wir uns sehr wenig Gegentore eingefangen und es war sehr schwer gegen uns zu Abschlüssen zu kommen. Doch ist es Kontinuität? Nein, es ist ein Rückschritt. Denn Tim Bender verlässt uns.

Ja, Bender hat die Erwartungen nicht immer erfüllt und stagnierte in seiner Entwicklung, aber er war ein solider Scorer unter den Verteidigern mit guten Plus-Minus Werten. Angesichts der Tatsache, dass wir mit Bittner, Bohac, Sonnenburg und Brückner vier Verteidiger hatten, die kein einziges Mal das Tor getroffen haben und unser punktbester Verteidiger einsam schwache Plus-Minus Werte hat, finde ich es fahrlässig Bender gehen zu lassen ohne dafür Ersatz zu holen.

Man kann natürlich argumentieren, dass Sacher lange verletzt war und in einer kompletten Saison deutlich mehr für das Scoring tun kann. Richtig, aber irgendwelche Verletzungen hast Du immer. Eine Stärke war im letzten Jahr unsere Breite im Kader, diese wird in der kommenden Saison in der Abwehr reduziert. Das ist schade. Zudem wurde in der Saisonanalyse korrekterweise erkannt, dass das Powerplay eine unserer Schwächen war. Fehlender Quarterback, fehlender Blueliner. Dazu die Ankündigung, dass man sich punktuell verbessern will. Leider ist davon in der Abwehr nichts zu sehen.

Und dann rächt es sich, dass man ohne Not und sehr schnell so viele Verträge verlängert hat. Da ist ein Goc auf dem Markt, der natürlich keiner für das Powerplay ist, aber allemal stärker daher kommt als ein Brückner, Bittner oder Bohac und jetzt ist der Kader voll. Die Abwehr ist für mich kein Schritt nach vorne, es ist mindestens ein halber Schritt zurück.

Vielleicht sollte man bei Actimel anfragen, um die verlorenen Gelder von EBM Papst auszugleichen. Vielleicht ist das auch der Grund warum man kleinere Brötchen backen muss. Ich kann mit der Abwehr leben, sie ist ordentlich und mit dem Prinzip Hoffnung – wenige Verletzte und einer der U23 Spieler erweist sich als tauglich – kann das auch wieder für Platz 10 reichen. Aber dann sollte man sich die Aussagen „punktuell verbessern“ und „Schwächen erkannt“ sparen.

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Was ist mit Acton?

Man kann die gleiche Antwort geben, wie damals bei der Frage „Was ist mit Hacker?“ – Hallendach oder Titel. Held oder Heimat.

Abgesehen von harten Fakten wie dem vorhandenen Vertrag oder dem ohne Zweifel enormen Wert für die Mannschaft, gibt es noch ein paar weitere Aspekte, die man berücksichtigen sollte.

Erstens: Will Acton ist nicht dumm. Er weiß, dass das Ergebnis der letzten Saison so ziemlich das Maximum war, was er an einem Standort wie Schwenningen sportlich erreichen kann. Vielleicht noch ein Viertelfinale, aber ein Titel ist unrealistisch und die Wahrscheinlichkeit im nächsten Jahr wieder an Platz 10 zu scheitern ist nicht zu vernachlässigen.

Zweitens: In Schwenningen ist er der Held, aber auf Kosten seines Körpers. Nahezu die gesamte Last des Spiels ruht auf seinen Schultern und die letzte Saison hat gezeigt, dass die 20 bis gefühlt +30 Minuten Eiszeit pro Spiel ungesund sind. Am Ende war er angeschlagen, in der entscheidenden Saisonphase nicht auf der Höhe seines Könnens. Acton ist zur neuen Saison auch 31, da geht es bergab und diesen Raubbau an seinem Körper kann er nicht unbegrenzt betreiben. Dazu kommt, dass die bisherigen Vertragsverlängerungen kein Signal aussenden, dass sich in der Frage der Verantwortung entscheidendes ändern wird.

Drittens: Jetzt muss er es sich überlegen. Will Will in Schwenningen als großer Spieler in die Geschichte eingehen mit dem Abschluss als Trikot in der illustren Runde unterm Hallendach zu landen oder will Will zu einem anderen Team gehen, dort vielleicht ein paar Euro mehr verdienen, weniger Eiszeit und Verantwortung tragen, mit besseren Mitspielern zusammenspielen und eine echte Chance auf den Titel bekommen? Oder bei einem Wechsel in die AHL doch wieder mehr Richtung Heimat. Wie würdet Ihr entscheiden?

Viertens: Positiv ist, dass er einen Dreijahresvertrag hat. Dadurch müssen die Wild Wings ihm noch ein Abfindung zahlen gibt es immerhin noch eine Ablösesumme. Wenn er geht, dann muss Ersatz her und dann ist die sportliche Leitung eben gefragt. Acton war ein Glücksgriff während der Saison, so einen muss man dann nochmal finden.

Fünftens: Ob der Wechsel jetzt konkret wird oder ob nur der Agent ein paar Worte der Presse gesteckt hat, um mal den Marktwert zu testen. Wie es auch ausgeht, für Schwenningen wäre der Wechsel ein Rückschlag, aus Will Actons Perspektive kann ich es verstehen. Aber immer noch besser jetzt im April als eine Woche vor Saisonbeginn.

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Bauernhockey und Frostfussball

Sommerpause – und wenn man nicht heimlich unter der Bettdecke den Adlern etwas gönnen möchte, dann ist das Thema Eishockey erstmal gestorben. Zeit für einen kleinen Bericht und einen Blick über den Tellerrand. Ein beruflicher Aufenthalt in England ließ sich mit einem Wochenende in London und mit dortigem Eishockey verbinden. In der Stadt selber gibt es zwar keinen nennenswerten Club, aber Guildford ist mit dem Zug 45 Minuten entfernt und dort gibt es mit den Guildford Flames – die nicht nur beim Namen sondern auch beim Logo eine starke Inspiration aus Calgary nicht leugnen können – ein Team, das im Mittelfeld der Tabelle beheimatet ist. Gegner an einem frostigen Sonntag abend waren die Coventry Blaze. Die Eishalle befindet sich außerhalb des Städtchen in einem großen Freizeitkomplex, man teilt sich einen gemeinsamen Eingang und Kassenbereich mit Schwimmbad, Bowlingbahn, Fitnesstudio, etc.. Energetisch macht die Kombination Sinn, aber das Stadionbier muss hier im Schwimmbadcafe getrunken werden, alternativ gibt es Obst und Smoothies und die Zeit bis zum ersten Bully kann man sich damit verteiben, dass man durch Panoramascheiben den Badenixen beim Plantschen und Rutschen zuschaut.

Auf die Frage an der Kasse, ob ich mir schon Gedanken gemacht hätte, wo ich sitzen möchte, antworte ich, dass ich überhaupt nicht sitzen will. Und – in der Tat – es gibt Stehplätze. Für knapp 16 Pfund werden die Plätze direkt am Plexiglas hinter einem Tor als Stehplätze verkauft. Sonst hat die Halle noch knapp 1.800 Sitzplätze. Das Spiel endet mit 1:3 für den Gast, Guildford ist eigentlich das bessere Team, aber dank Torwartfehler und glücklichem Abpraller vom Schiedsrichter kann Coventry mit 3:0 in Führung gehen. Niveaumäßig fühlt man sich an dunkelste Zweitligazeiten erinnern, so ein Dienstag in Weißwasser war ähnlich begeisternd. Bauernhockey? Durchaus, jedes Team hat den einen oder anderen grobschlächtigen Charakter im Team, der das Eislaufen für sich zu keiner Zeit erfunden hat und jede Pub-Schlägerei bereichern würde. Man google mal nach Danick Paquette. Dazu gibt es ein paar Ausländer, die in England ihren Karriereabend verbringen. Bei Coventry steht ein Nastiuk im Tor, dazu ein Adam Courchaine, der bei seinem Tor kurz seine Klasse aufblitzen lässt, ansonsten aber ein Schatten vergangener Tage ist. Für die EIHL reicht es.

Im Stadion gibt es kein Bier – es ist verboten Alkohol zu trinken wenn man die Eisfläche sehen kann. Stattdessen Pommes und ein Kaffeeautomat. Und die Stimmung? Gut 30 Gästefans sind aus Coventry mit, beim Heimteam gibt es einen „Guildford Dancers“ – Block, der bei jeder Musikeinspielung des DJs kräftig tanzt. Auch die gegnerischen Fans beteiligen sich zu klassischer „Put your hands up in the air“ Animaton. Schlachtrufe und Fangesänge sucht man vergeblich, es ist aber absolut friedlich und mehr ein Familienereignis. Viele Kinder sind dabei.

Ganz anderes dagegen am Vortag beim Trivialsport. Englischer Fußball ist und bleibt ein Männerbusiness. Im zugigen Stadion von Fulham beim Derby gegen die Queens Park Rangers finden sich kaum Frauen, die dem Schneeregen trotzen wollen. Das Stadion in Fulham – Craven Cottage – ist ein englisches Stadion alter Schule. Gemauerte Tribünen mit ranzigen Holzsitzen, enge Eingänge und eine Lage mitten im Wohngebiet. Man ist nah dran, man riecht den Rasen und fühlt sich atmosphärisch an den alten Bauchenberg erinnert. Das Spiel ist spannender, Fulham gibt eine 2:0 Führung noch aus der Hand und am Ende trennt man sich 2:2. Ehrlicher englischer Fussball.

 

Stimmungsmäßig ein großer Unterschied zu Deutschland, kein ultragesteuertes Absingen wie in der Sonntagsmesse, sondern melodische und spielbezogene Anfeuerungsrufe, die aus allen Ecken des Stadions kommen. Dazu die Eigenheiten, wie das namensgebende Craven Cottage, ein Jagdhaus am Spielfeldrand von dessen Balkon die Spielerfrauen aus ihren Männern zuschauen dürfen. Fulham – auch wenn es nur die zweite Liga ist – ist ein schönes Beispiel für englischen Fußball, der durch Investoren noch nicht – oder nicht mehr – seinen ursprünglichen Charakter verloren hat. Hat sich gelohnt.

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Eine Woche später…

…und die Wild Wings sind immer noch im Urlaub. Heute ist der Tag der Abschlussfeier und mit genügend Abstand kann man auf das Erreichte mächtig stolz sein. Diese Mannschaft hat viel Freude gemacht und unter Berücksichtigung der eigenen Qualität, den Rahmenbedingungen und unerwarteten Ereignisse (wie Verletzungen) nahezu das Optimum aus der Saison herausgeholt. Natürlich waren die Spiele gegen Wolfsburg knapp, aber vier Overtime-Niederlagen sind am Ende auch ein Sweep. Ein drittes Spiel, das hätte noch gepasst, aber insgesamt geht das Ergebnis in Ordnung. Wolfsburg war griffiger, läuferisch stärker, erfahrener und ist damit verdient in das Viertelfinale eingezogen. Für uns waren die Spiele gegen Wolfsburg die ganze Saison „in a nutshell“. Alle Stärken und Schwäche wurden gnadenlos aufgezeigt. Kampfeswille, Comeback-Qualitäten, solide Defensive, unangenehme Spielweise auf der Habenseite und ein grottenschlechtes Powerplay, die fehlende Fähigkeit das Spiel selber zu gestalten und eine miserable Bullyquote in der Offensive stehen dem gegenüber.

Da muss man sich aber gar nicht so grämen, denn wenn Schwachpunkte offensichtlich sind, dann kann man daran leichter arbeiten, als wenn man gar nicht weiß, warum es denn jetzt nicht gereicht hat. Variabilität im Powerplay verbessern, jeder verlorene Bully ist eine Scheibe, die man sich mühsam wieder erkämpfen muss, konstanter scorende Ausländer –  der sportlichen Leitung muss klar sein, wo man ansetzen kann.

Denn eine Gefahr sollte man nicht unterschätzen: Die Mannschaft hat diese Saison nah am Optimum gespielt, mit den natürlichen Schwankungen, der Regression zur Mitte und einer schwer berechenbaren Liga ist es alles andere als garantiert, dass das im nächsten Jahr wieder für die Play-Offs reicht. Man sollte sich auf gar keinen Fall ausruhen, sondern aktiv versuchen seine Chancen zu verbessern, den eingeschlagenen Weg weiterzugehen und sich in kleinen Schritten in den diesjährigen Tabellenregionen festzusetzen.

Die Fans honorieren das, der Zuschauerschnitt ist sehr zufriedenstellend und die Stimmung während des letzten Spiels war einfach nur fantastisch. Auch wenn ich es etwas schade fand, dass man am Ende den Wolfsburger nicht den nötigen Respekt zeigen konnte, sondern da noch pfeiffen und mit Bechern werfen musste. Während des Spiels Bierbecher auf die Strafbank: Nicht schön, aber geschenkt. So hat es Krupp auch selber gesehen. Aber nach einer beendeten Serie kann man durchaus Sportlichkeit walten lassen.

Aber zurück zu dieser Saison und zur nächsten Saison. Fans und Team haben gemerkt, wie schön Play-Off Luft riecht und schmeckt und das Schwenninger Eishockey geht mit dem besten Gefühl seit vielen Jahren in die Sommerpause. Hier muss man dran arbeiten, das darf man nicht enttäuschen. In den Play-Offs hat auch Erfahrung gefehlt. Die hat das jetzige Team gesammelt, aber punktuelle Verbesserungen sind ebenso nötig. Dann kommen wir wieder und dann lassen wir uns nicht mehr sweepen. Wir kommen wieder!

Jetzt warten wir erstmal die Abschlussfeier auf, mal sehen was da so zum zukünftigen Kader gesagt wird und dann schauen wir mal, welche Positionen noch offen sind.

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Der Wolf in der Burg

Prognosen sind verdammt schwierig, ganz besonders wenn sie die Zukunft betreffen. Ein paar Tore in den letzten Sekunden, ein überraschend klarer Sieg gegen Wolfsburg und so sind es am Ende weder die Haie noch die Pinguine geworden, sondern: Wolfsburg. In den ersten Play-Offs seit Menschengedenken trifft Schwenningen auf die Grizzlys aus Wolfsburg. Auf den ersten Blick schreckt die große Entfernung ab, aber das darf keine Ausrede sein und immerhin haben wir eine ausgeglichene Bilanz in dieser Saison aufzuweisen und – bedingt durch den klaren 3:0 Sieg am Sonntag – gehen mit einem sehr positiven Abschluss der Hauptrunde in die Verlängerung der Saison.

Das große Fragezeichen

Wolfsburg lief am Sonntag mit einem Rumpfkader in Schwenningen auf. Mit Haskins, Foucault, Voakes, Fauser, Ankert und Weiß fehlten den Grizzlys eine Menge wichtiger Spieler, darunter vier der fünf punktbesten Stürmer. Haben wir da ein angeschlagenes und angeschossenes Bärenwolfvieh vor uns, das nur noch erlegt werden muss? Nein, das ist die größte Gefahr die Wolfsburger zu unterschätzen. Mit den Play-Offs beginnt eine neue Saison, da gibt es auch ein anderes Level für Verletzungen, das erreicht werden muss, damit man nicht spielt. Auch wenn man sich bei den Grizzlys in Understatement übt und es bei einigen Spielern ausgeschlossen scheint, dass sie diese Saison nochmal zurückkommen – ich glaube erst dann, dass einer nicht spielt, wenn er Mittwoch nicht auf dem Eis steht. Die Grizzlys am Mittwoch werden ein anderes Team sein als die Grizzlys vom Sonntag.

Im Vergleich

Der Kader der Wolfsburg ist namhafter, da muss man kein Experte für sein. Das ist unbestritten. Das Team ist über viele Jahre gewachsen, stand im Finale und Spieler wie Haskins, Voakes oder Dehner gehören seit Jahren zum oberen Regel der DEL. Jimmy Sharrow, Robbie Bina oder Tyson Mulock bringen alle mehrere nationale Meistertitel als Erfahrung mit ein. Überragend bei Wolfsburg die Ausgeglichenheit. Kein Spieler unter den Top 30 in der Top-Scorer Liste der Liga, aber sieben Spieler über 25 Punkte. Die Grizzlys agieren – in voller Besetzung – mit mindestens zweieinhalb Reihen, die jeden Gegner dominieren können. Nicht zuletzt stand das Team lange auf Platz 4. Doch der danach folgende Absturz – bei dem man zeitweise um die Play-Offs bangen musste – liegt im größte Asset begründet, das ich den Wolfsburger zusprechen möchte: Trainer Pavel Gross. Als Spieler einer der besten Spieler, die die DEL je gesehen hat und Kopf einer legendären Mannheimer Meistermannschaft. Als Trainer ein mit allen Wassern gewaschener und hoch angesehener Experte. Berüchtigt seine Schlägerei mit Trainerkollege Bill Stewart im Jahre 2001, Gross damals noch in Diensten der Capitals. Gross ist jedes Mittel recht, auf der Grenze zur Unsportlichkeit balancierend hat er als Trainer fast alles erreicht. Es fehlt nur der ersehnte und krönende Meistertitel, den er in 10 Jahren Wolfsburg nicht einfahren konnte. Deshalb der Wechsel zu den Adlern zur kommenden Saison, aufgrund seiner Qualitäten haben die Adler ihn gewollt. Und mit dem Wechsel kam der Bruch, Gross wurde in Wolfsburg zur Lame Duck, das Team begann sich Gedanken über die Zukunft zu machen, Auflösungserscheinungen gepaart mit Verletztenmisere. Mit Müh und Not hat man sich auf Platz 7 ins Ziel gerettet.

Im Gegensatz dazu ein Wild Wings Team, dessen Stärken und Schwächen wir inzwischen zur Genüge kennen und gespickt mit einigen Spielern, für die die Play-Offs völliges Neuland sind. Es ist – angesichts der von VW gesponserten Summen – überhaupt keine Schande sich einzugestehen, dass wir den schwächeren Kader haben. Denn das heißt noch lange nicht, dass sich der auf dem Papier Überlegene am Ende auch durchsetzt. Auch bei den Wild Wings wird der eine oder andere angeschlagene Spieler zurückkehren, was die Vollständigkeit des Kaders angeht dürften wir einen Vorteil haben und sicher mit vier Reihen agieren können. Inwieweit das in einer so kurzen Serie nach der langen Pause etwas ausmacht – ich glaube eher nicht. Auf Trainerseite haben wir Pavel Gross ebenso einen alten Hasen entgegenzusetzen. Cortina hat – wenn auch nicht in der DEL – bereits Meistertitel eingefahren, war Nationaltrainer und kennt das Geschäft ebenfalls seit langem. Trotzdem sehe ich uns da leicht im Nachteil. Cortina ist ein guter Trainer, aber kein sehr guter.

In der Summe bleiben wir der Underdog.

Worauf es ankommt

Neben der Frage nach den Verletzten ist für mich eminent wichtig, wie die ersten 10 Minuten, das erste Drittel am morgigen Mittwoch ablaufen werden. Wir Schwenninger müssen unsere Nervosität ablegen, müssen von Beginn an voll da sein und dürfen uns nicht vom Schlitzohr Gross in irgendwelche Fallen locken lassen. Gross wird auch unfaire Aktionen auspacken und anordnen, Gross wird die Schiedsrichter angehen. Davon darf man sich nicht irritieren lassen. Für die Grizzlys sind die Play-Offs beinahe Alltag, deren Ruhe und Erfahrung wird sich am Anfang zeigen. Zudem kann man die unbefriedigende Saison vergessen, es beginnt von Null und es ist wieder alles drin. Für die Wild Wings dagegen ist die Hauptrunde ein absoluter Erfolg gewesen, das kann man mitnehmen, daran kann man sich hochziehen. Aber es wird nichts mehr zählen und für die tolle Hauptrunde bekommt man in den Play-Offs gar nichts geschenkt.

Es wird vor allem eine mentale Sache, denn sportlich und kämpferisch können wir gegen Wolfsburg bestehen, das haben wir schon gezeigt. Und so etwas wie nach der Pause, mental gegen Mannheim nicht da und die Sache dann in Iserlohn ausgebügelt, ist in einer kurzen best-of-three Serie tödlich. Verlierst Du morgen, stehst Du am Freitag mit dem Rücken zur Wand. Eine Situation, die für unser Team neu wäre.

Aus Sicht der Mannschaft wäre es wichtig, wenn alle Spieler, die über die Saison mit schwankenden Leistungen auffielen, jetzt in den Play-Offs ihre Top-Leistung bringen können. Ein Rech, ein Hult, ein Poukkula – vielleicht ist es kein Zufall, dass sie alle am Sonntag gegen Wolfsburg getroffen haben. Wenn sie das mitnehmen können und das Spiel nicht nur an Acton und Fleury hängt, dann würde das sehr helfen. Die Defensive muss weiter so diszipliniert und gut stehen wie in den meisten Saisonspielen, sich nicht verwirren lassen und konsequent den Job erledigen. Über Strahlmeier mache ich mir keine Sorgen.

Und was tippe ich nun

Siehe den einleitenden Satz zu Prognosen. Schwierig. Ich glaube, es wird über drei Spiele gehen und dann lesen wir uns vor Sonntag nochmal.

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Gegnerauswahl

Ja, wir haben es geschafft. Ja, wir sind in den Play-Offs. Nach 22 Jahren. Die Schwenninger Fanseele freut sich, das Herz macht Luftsprünge und es gibt doch nix schöneres, als wenn die eigenen Prognosen so positiv über den Haufen geworfen werden. Ich gebe offen zu, dass ich sehr skeptisch zu Beginn war und jetzt muss ich vor Rumrich, Cortina und dem ganzen Team den Hut ziehen. Chapeau. Auch wenn nicht alles Gold ist was glänzt, man hat das Saisonziel voll und ganz erreicht. Und es wäre auch ein Stück weit langweilig, wenn man sich nicht noch verbessern könnte. Der deutsche Weg, das Konzept ist aufgegangen und wir sollten die Politik der kleinen Schritte weitergehen und uns versuchen in diesen Regionen der Tabelle festzusetzen.

Bevor wir die Betrachtung der möglichen Gegner beginnen, noch ein weiterer Satz aus dem Blick des Sportlers: Ja, das Saisonziel ist erreicht, aber ich hoffe inbrünstig, dass weder Team noch Fans mit genau dieser Einstellung – „Wir haben ja alles erreicht.“ in die Play-Offs gehen. Dann haben wir nämlich nach zwei Spielen Urlaub. Weiter rein gehen wie bisher, jedes Spiel für sich sehen, jedes Drittel, jeden Wechsel, jeden Zweikampf, jeden Pass – und dann schauen wir, was am Ende rauskommt. Macht es nicht wie die Bayern, die damals dem Ziel „Finale dahoam!“ ein Jahr lang gefolgt sind und als sie das Ziel dann endlich erreicht hatten, dieses Finale fast schon verlieren mussten.

Denn betrachtet man die möglichen Gegner, dann muss der Weg für die Wild Wings noch nicht zu Ende sein. Rechnerisch ergeben sich für uns nur noch zwei Möglichkeiten: Ja, eigentlich 3, aber 16 Tore auf Köln holen wir nicht auf für Platz 8. Wir schlagen Wolfsburg und Iserlohn verliert in München  => Platz 9. Alle anderen Szenarien => Platz 10. Macht am Ende voraussichtlich nicht den größten Unterschied, da es erst ab Viertelfinale zum Tragen kommt und es im Mittelfeld so eng ist, dass man schwer vorhersagen kann, wer da überhaupt weiterkommt.

Eng ist es auch auf den Plätzen 5 bis 9 aus denen sich unser Gegner für die erste Play-Off Runde rekrutiert. Wolfsburg und Mannheim mit 76 Punkten, Bremerhaven und Köln mit 75 Punkten, dann Iserlohn mit 74 Punkten. Alle Teams haben spannenderweise Auswärtsspiele, keiner dabei einen leichten Gegner. Vorhersagen unmöglich. Auch jetzt mit Zahlen oder Statistiken anzufangen ist sinnlos, wir haben selber keinen Einfluss auf den Gegner und auch von den anderen kann keiner so spielen, dass er seinen Wunschgegner bekommt. Und da jeder noch eine sehr realistische Chance auf Platz 6 hat und damit den Direkteinstieg ins Viertelfinale, werden die alle alles reinwerfen. Also keine Vorhersage, aber vielleicht Tipps und Wünsche:

Mannheim will ich nicht. Mannheim ist stark aus der Pause gekommen, klar im Aufwärtstrend und wie vorgestern schon geschrieben ein ganz heißer Tipp für die Play-Offs. Zudem liegen die uns nicht und die Erwartungen und der Druck in einer Play-Off-Derby-Serie würden kaum einem gut tun. Ich glaube auch nicht, dass sie in Betracht kommen, Mannheim wird in Augsburg gewinnen und mit 79 Punkten auf Platz 5 einlaufen. Wir können sie immer noch im Halbfinale schlagen.

Wolfsburg liegt uns nicht so wirklich, die Mannschaft ist zudem schwer einzuschätzen. Seitdem Pavel Gross dort als Lame Duck agiert, zeigen die Grizzlys unbekannte Schwächen und Lustlosigkeit, haben sich aber wieder gefangen. Play-Offs kratzen dann doch wieder an der Ehre der Spieler. Wir werden ihnen Sonntag viel abverlangen und sie in die Overtime zwingen, aber am Ende wird sich die Qualität durchsetzen. Und wenn die in den Play-Offs einen Lauf kriegen – lass uns denen lieber auch aus dem Weg gehen. Wolfsburg beendet die Saison mit 78 Punkten auf Platz 6.

Iserlohn liegt uns zwar, die wären auch ein Gegner bei dem wir gute Chancen hätten, aber ich glaube nicht, dass sie in München was holen. Das gestern war ein halber Offenbarungseid der Roosters und München wird wieder mit voller Olympia-Kapelle antreten und sich so kurz vor den Play-Offs keine Blöße geben. Da geht es auch darum, mit einem positiven Erlebnis die Hauptrunde zu beenden. Iserlohn bleibt mit 74 Punkten auf Platz 9.

Bremerhaven muss nach Berlin, die Eisbären nach der Pause mit weißer Weste und werden sicher alles dafür geben den zweiten Platz und damit das Heimrecht im Halbfinale im Fernduell gegen strauchelnde Nürnberger zu sichern. Bremerhaven ist zwar unangenehm für jedes Team, aber am Ende der Saison sehe ich auch hier Qualität der Berliner vorne. Bremerhaven bleibt damit bei 75 Punkte und auf Platz 7 oder 8.

Bleiben noch die Kölner: Interne Querelen, Spielerentlassungen, zwei Niederlagen nach der Pause – am Rhein läuft zur Zeit gar nichts zusammen. Und jetzt muss man zu den wiedererstarkten Ingolstädtern. Für mich trotzdem das Spiel, das am schwersten einzuschätzen ist, denn Köln kann mehr als sie zur Zeit zeigen und Ingolstadt ist für mich nicht der sichere Kantonist, der durch Platz 4 suggeriert wird. Holen die Kölner einen Punkt oder mehr, dann sind sie aufgrund des Torverhältnisses vor Bremerhaven. Schwierig, ich tendiere dazu eher den Kölnern den Punkt zu geben.

5. Mannheim 79
6. Wolfsburg 78
7/8. Bremerhaven 75
8./. Köln 75
9. Iserlohn 74
10. Schwenningen 72

Also wird es sich nach den ganzen Tipps am Ende zwischen Bremerhaven und Köln als Gegner entscheiden. Mittwochs im Bus nach Bremerhaven, ein Traum und die Phrase „…lange Fahrt…in den Knochen…“ blinkt gleißend hell jetzt schon auf. Da wäre allerdings noch eine Rechnung offen. Greg Gardner, Pasco vs. del Monte, Bullard und das Rotlichviertel und ein Spiel 7, das im Penaltyschiessen verloren ging. Diese Scharnte könnte man auswetzen. Sie liegen uns aber auch nicht, seit der DEL-Rückkehr haben wir da wenig Land gesehen. Angesichts der Reisestrapazen für Fans und Teams möchte ich die nicht haben.

Lieber Köln: Liegt näher, ist ein klangvoller, großer Name, der schwächelt und dessen Schwäche man ausnutzen kann. Zudem eine ausgeglichene Bilanz in diesem Jahr gegen sie. Play-Offs gegen Köln – das klingt für das Eishockey-Herz in Schwenningen wunderbar. Und sollten wir ausscheiden, weil Ehrhoff und Co. ihre Form wiederfinden, dann können wir das erhobenen Hauptes gegen ein millionenschweres Schwergewicht der Liga tun und müssen nicht granteln, wie es der Fall wäre wenn wir gegen auf Augenhöhe agierende Bremerhavener rausfliegen.

Kölsch statt Stockfisch!

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Katzenjammer

Über das gestrige Spiel gegen die Adler hüllen wir am besten den Mantel des Schweigens. Auch wenn die Mannheimer durchaus gefällig gespielt haben und für mich in den Play-Offs als Dark Horse weit kommen können, aus Schwenninger Sicht war das in einem der drei wichtigsten Spiele der Saison einfach zu wenig. Egal was wir in der Pause gemacht haben, wir hätten besser was anderes gemacht. Zwei Dinge für mich bezeichnend, die hängen geblieben sind: Ein gnadenlos schlechtes, pomadiges und ideenloses Powerplay und eine Szene zu Beginn des ersten Drittels. Bohac, einer unser härtesten Checker, erwischt Wolf aus guter Position wuchtig an der Bande und Wolf zuckt noch nicht mal mit der Wimper. Körperlich und spielerisch waren wir gestern unterlegen und ich glaube, dass wir Mannheim nur sehr schwer hätten schlagen können, aber etwas mehr Wehren wäre schon erlaubt gewesen.

Dementsprechend die Reaktionen in den Foren, leider manchmal etwas über das Ziel hinausschießend inkl. Abgesang auf die Pre-Play-Offs. Doch ist wirklich etwas passiert? Nein. Gut, die direkte Play-Off Qualifikation ist weg und für uns ist – lassen wir unrealistische Verschiebungen im Torverhältnis mal außen vor – maximal noch Platz 8 drin, doch war die direkte Qualifikation über lange Zeit der Saison durch die mehr absolvierten Spiele ein Trugbild und es ging begradigt immer nur um die Pre-Play-Offs. Und hier vor allem der Blick nach unten. Und nach unten ist gar nix passiert außer einer minimalen Veränderung im Torverhältnis (-2) im Vergleich zu Düsseldorf und Augsburg.

Wir haben weiterhin 3 Punkte auf Düsseldorf plus das bessere Torverhältnis und weiterhin 5 Punkte auf Augsburg. Mit einer wichtigen Änderung: Es ist ein Spiel weniger zu absolvieren und wir haben das schwerste der drei Spiele bereits hinter uns. Wir stehen sogar besser da, als noch vor dem Spieltag, weil Düsseldorf und Augsburg jeder eine Chance verspielt haben auf uns aufzuholen. Aufgrund des schlechteren Torverhältnisses MUSS Düsseldorf gegen Berlin punkten, Augsburg MUSS beide Spiele gewinnen. Warum um alles in der Welt müssen wir jetzt das große Jammern anfangen?

Brust raus, Selbstvertrauen, Männer sein. Ja, wir haben schlecht gespielt aber den ersten Angriff der Teams hinter uns abgewehrt und stehen immer noch in den Play-Offs. Wir sind noch drin. Wir müssen nichts aufholen. Und in Iserlohn ist absolut was drin, das ist viel mehr ein Duell auf Augenhöhe als es gestern war. Wir in Iserlohn vs. Düsseldorf gegen Berlin – ist das tatsächlich ein Szenario, das uns Angst macht?

Mir nicht. Überhaupt nicht. Wir haben alle Trümpfe in der Hand und sollten uns selbst mental nicht ins Tal der Tränen schubsen. Das können wir Sonntag abend immer noch, wenn es nicht reicht, aber doch nicht jetzt. Über die Ziellinie stolpern ist ausreichend. Vamos! Venceremos!

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Pausenanalyse (IV): Die nächste Saison

Jetzt befinden wir uns in der heißen Endphase und der fängt mit der neuen Saison an? Ja, denn das müssen auch die Verantwortlichen tun. Ich schreibe am Ende noch etwas zum heutigen Spiel und dem Drumherum, aber Manager und Trainer müssen schon lange in den Planungen für die neue Saison stecken und deshalb als Ergänzung zum vorigen Artikel, liste ich die Kernpunkte auf, die unbedingt verbessert werden müssen bzw. je nach finanzieller Lage verbessert werden sollten. Im Kern sind es für mich drei Punkte:

Konstantere Ausländer

Fast keiner unserer Ausländer hat wirklich enttäuscht, Poukkula z.B. sogar überrascht, aber bis auf Acton nehmen sie sich alle zu viele Auszeiten während der Saison, haben zu viel Leerlauf. So waren es Poukkula, Rech, Giliati und Hult, bei denen sich superbe Partien mit totalem Untertauchen abwechselten. Bartalis erwähne ich nochmal extra, der hat für mich leider körperlich nicht das Niveau für die DEL. Läuferisch und stocktechnisch erste Sahne, aber fast jeder Zweikampf an der Bande geht verloren. Es hat in diesem Jahr funktioniert, weil immer irgendeiner gescort hat und Acton sowieso eine Maschine ist. Man kann sich natürlich damit zufrieden geben und ich würde keineswegs alle austauschen, aber wenn man den nächsten Schritt gehen will, dann muss man auf den Positionen Spieler finden, die nicht nur in der Hälfte der Spiele punkten, sondern dies in zwei Drittel aller Spiele schaffen. Tauscht man alleine zwei Spieler aus – da wären für mich der verletzungsanfällige Hult und der in der Summe doch zu blasse Rech die ersten Kandidaten – die diese Quote erreichen, dann wäre dies ein großer Schritt für uns.

Mehr Grit

Spätestens nach Weihnachten haben die anderen Teams begonnen konsequenter und verstärkt mit Härte gegen uns zu spielen. Teilweise – wie bei der Partie in Mannheim – über die Grenzen, aber die meiste Zeit im Rahmen des Regelwerks und das hat uns nicht wirklich geschmeckt. Unserer technischen „kleinen“ Mannschaft schmeckt das nicht, auch wenn sich die Spieler erstaunlich robust gezeigt haben. Aber das kostet Kraft, das hat man vor der Pause gemerkt und es war keiner auf dem Eis, der mal gesagt hat „Bis hierhin und nicht weiter.“ Es gehört zu diesem Sport dazu, dass man dem Gegner auch körperlich wehtut. Hier ist auf jeden Fall noch Potential vorhanden und das sollte man auch nutzen. Keine große Strafe in dieser Saison ist zwar sehr fair, aber für Fairness allein kann man sich auch nichts kaufen.

Bessere Special-Teams

Sind wir ehrlich, über weite Strecken war unser Powerplay grausig anzuschauen. Belegen auch die Zahlen. 13,61% ist unterirdisch und weit weg vom Ligaschnitt. Das Penalty Killing ist zwar auch nicht überragend, aber ordentlich. In Überzahl dagegen muss man etwas tun, eine Steigerung auf den Liga-Durchschnitt würde uns etwa 10 Tore mehr pro Jahr einbringen. Bei den durch unsere Taktik oft knappen Spielen, wären das die paar Punkte mehr, die uns jetzt schon in die Play-Offs hieven würden. Ich bin übrigens der Meinung, dass Powerplay nur bedingt trainierbar ist. Mag Cortina auch nicht der Powerplay-Trainer-Gott sein, aber sehr viel hängt da auch an den Spielertypen. Übersicht, Ruhe an der Scheibe, Antizipation und das Auge für den Passweg kann man nur schwer erlernen. Schnelligkeit braucht man da gar nicht, man erinnere sich nur an Wayne Hynes, den pummeligen Dirigenten unseres Powerplays. Eine weitere Schwäche ist eine gewisse Eindimensionalität, denn oft werden Acton oder Fleury gesucht, die blaue Linie ist bei uns nicht gefährlich. Das wissen die Gegner auch, machen die Box enger und es uns damit schwieriger. Mit einem gefährlichen Blueliner, wie es Sascha Goc war, muss der Gegner diesen zustellen und öffnet damit die Box. Das heißt nicht, dass dieser viele Tore schießt, aber alleine die Möglichkeit, dass er es könnte, zwingt den Gegner zum handeln. Beim Zusammenstellen des Teams sollte man genau auf diese Aspekte beachten.

Und jetzt der Blick auf Mannheim

Heute also gegen die Adler, gespickt mit fünf Silbermedaillengewinnern. Sind sie müde, sind sie euphorisch? Wir sollten uns darüber gar keine Gedanken machen, denn das können wir nicht beeinflussen. Wir müssen sowieso alles geben, alles raushauen und dann werden wir am Ende sehen ob es reicht. Und wir sollten uns auch nicht von Ehrungen für die Helden von PyeongChang verrückt machen lassen. Es gebietet der Anstand, dass man insbesondere einen aus dem Schwenninger Nachwuchs stammenden Spieler wie Marcel Goc gebührend ehrt, wenn er eine eigentlich für deutsche Eishockeyspieler als unerreichbar geltende Medaille mit nach Hause bringt. Da bricht keinem ein Zacken aus der Krone, wenn man vor Spielbeginn auch den Mannheimern Spielern applaudiert, die uns in den letzten Wochen viel Freude gemacht. Sobald der Puck fällt, sind sie unser Gegner, aber vor und nach dem Spiel wird doch die tolle Fankultur im Eishockey hochgehalten: „Da kann man mit dem Gegner auch ein Bier trinken.“ Hier sollten wir sie dann auch leben.

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