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Pausenanalyse (III): Die Wild Wings im Detail

Posted by on Februar 25, 2018

An einem historischen Tage für das deutsche Eishockey folgt der dritte Teil der Pausenanalyse. Doch schnell noch ein paar Worte zum olympischen Finale: Es war eine vielleicht einmalige Chance ohne die NHL-Cracks und ein tolles deutsches Team hat fantastisch gespielt. Und es ist bitter, wenn du 55,5 Sekunden von Gold entfernt bist. Ich glaube nicht, dass wir das in unserem Leben nochmal erleben und ich glaube aber leider auch nicht, dass es dem deutschen Eishockey nachhaltig helfen wird. Dazu ist der Fußball zu stark, dazu fehlen auch die individuellen Helden und Vorbilder. Das Team war stark – aber wer ragt heraus?

Doch zurück zu den Wild Wings – nach dem Blick auf die Liga, die Zahlen und das Restprogramm möchte ich mich heute mit der Frage beschäftigen: Warum stehen die Wild Wings da wo sie stehen, was hat uns geholfen, was hat uns in die Position gebracht? Über offene Potentiale spreche ich dann im vierten Artikel der Serie.

So dachte man zu Beginn, das ist ein Strohfeuer, das ist nicht nachhaltig, so haben uns die Wild Wings über die ganze Saison bewiesen, dass es eben doch kein Strohfeuer ist, sondern die Ergebnisse eines durchdachten Konzepts sind. Es ist auch keineswegs so, dass die anderen so schwach sind. Natürlich hat man z.B. Mannheim weiter oben erwartet, aber die Wild Wings haben schon jetzt 10 Punkte mehr als im Vorjahr, das ist eine Steigerung um fast 20%. Und hoffentlich kommen noch welche dazu. Insgesamt habe ich vier Hauptgründe für den Aufschwung ausgemacht.

Unbedingte Dizsiplin

Es hat sich im letzten Jahr schon angedeutet, doch erst in diesem Jahr konnten sich Cortina und Rumrich das Team vollständig wie gewünscht zusammenstellen. Und Cortina legt Wert auf Disziplin, Wert auf Spieler, die immer (oder nahezu immer) ihre zugedachte Rolle auf dem Eis einnehmen und ihren eigenen Erfolg zu jederzeit dem Teamerfolg unterordnen. Und diese Disziplin manifestiert sich besonders in der Defensive. Offensiv sind wir nicht so prickelnd, aber ich muss sagen, dass ich selten eine Mannschaft in Schwenningen gesehen habe, die so konsequent auf das System achtet und so selten in einen Harakiri-Modus verfällt. Man ist eng an den Leuten, man steht dem Gegner auf den Füßen und wenn man vorne die Scheibe verliert, dann sind alle schnell wieder hinten. Es passiert uns fast nie, dass wir mit zwei Mann tief vorchecken und dann so überspielt werden, dass wir uns in der Abwehr in Unterzahl-Situationen befinden. Dadurch muss jeder Gegner gegen uns sehr hart arbeiten um ein Tor zu erzielen, wir geben quasi kaum „leichte Tore“ her. Und wir sind auch bei Strafen diszipliniert, haben noch keine große Strafe kassiert.

Das ist aufwendig, das ist nicht immer schön anzusehen, aber es ist – wenn man es perfekt spielt – sehr, sehr effizient und das scheint das Team verinnerlicht zu haben. Alle sehen, dass sie so eine Chance haben und deshalb ziehen auch alle an einem Strang, stehen als Team auf dem Eis. Cortina muss man für dieses System und die Taktik loben, Rumrich dafür, dass er die passenden Spieler herangeschafft hat. Führt zum zweiten Punkt:

Breiter Stamm an deutschen Spielern

Breite Kritik gab es, als im Sommer ein deutscher Spieler nach dem anderen verpflichtet wurde, am Ende gar noch Wörle kam. Aussagen wie „Da haben wir jetzt 10 Spieler für Reihe 3 und dann?“ machten die Runde. Doch dieser Stamm ist wichtig, denn er ermöglicht es uns zu variieren und auf Verletzungen zu reagieren. Wir hatten nie Probleme in der sehr wichtigen 3. Reihe adäquate deutsche Spieler aufzubieten. Und was noch viel wichtiger ist: Man hat vor allem erfahrene Spieler geholt. Danner, Wörle, Maurer und Co. kennen vor allem auch ihre Rolle. Sie wissen, dass sie keine Nationalspieler mehr werden, sie wissen, dass sie Role-Player sind. Holst da ein paar 20jährige, die sich nach zwei guten Spielen für den neuen Wayne Gretzky halten und dann meinen, dass sie nicht mehr für den Erfolg arbeiten müssen? Nein, diese Gefahr besteht bei unserem Team nicht. Und das stellt sich als richtig heraus: Lieber auf 4 oder 5 Scorerpunkte verzichten und dafür einen Spieler holen, der kein Divenverhalten an den Tag legt.

Die Nachverpflichtung von Damien Fleury

Es ergab sich die Chance Fleury zu holen und zum Glück hat man sie genutzt. Natürlich lief es auch vorher gut und ein positiv überraschender Markus Poukkula hat gut gescort – aber es war abzusehen, dass es auf Dauer nicht reichen würde sich auf das Scoring von Will Acton zu verlassen. Dafür waren alle anderen Ausländer zu unkonstant. Mit Fleury hat man Acton entlastet und eine zweite produktive Waffe in den Sturm gestellt, die Zahlen nach 30 Spielen belegen das auch. Hier muss der Respekt den sportlich und wirtschaftlich Verantwortlichen gelten, die die Chance gesehen und das Risiko in Kauf genommen haben.

Verletzungsglück

Eine kontroverse Überschrift, denn wir hatten doch über viele Spiele hinweg einige Verletzte zu beklagen: Sacher, Höfflin, Hult, El-Sayed, Timonen, Brückner fielen länger aus. Doch all das konnten wir ersetzen, da viele unsere deutschen Spieler – siehe „breiter Stamm“ – und die meisten Ausländer auf einem ähnlichen Level gespielt haben. Bis auf mit Abstrichen Sacher hat keiner dieser Spieler aus dem Team herausgeragt. Wir haben zwei Spieler, die sich nicht verletzten dürfen: Der unverwüstliche Will Acton und Dustin Strahlmeier. Strahlmeier – sowieso eine sehr gute Saison spielend und sich als absolut souveräner DEL-Starter etabliert – und Acton waren unsere Lebensversicherung und diese beiden haben sich zum Glück nicht verletzt. Deswegen sage ich trotz einiger Ausfälle: Es hätte uns wesentlich schlimmer treffen können.

In der Summe kommt damit eine Saison heraus, in der man bis zum letzten Spieltag die Dinge selbst in der Hand hat. Respekt an die sportliche Leitung, die gegen viele Widerstände diesen Weg weiterverfolgt haben. Hoffentlich werden sie – genauso wie die Mannschaft – dafür am Ende auch belohnt.

 

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