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Die Entmannung des Schwenninger Eishockey

Posted by on Dezember 3, 2016

Selten bin ich so frustriert wie gestern aus dem Stadion gegangen. Nicht wegen der Niederlage, man kann verlieren. Ich habe eine verunsicherte Mannschaft gesehen, die durchaus  gewollt hat, die nach 10 Minuten führen muss, die sich Chancen erspielt hat (ein mehr als deutliche Plus bei den Schüssen) um diese dann leichtfertig, überhastet mit Pech und Unvermögen teils kläglich zu vergeben, die das Spiel auch nach dem 0:2 durch den Anschlusstreffer wieder spannend gemacht hat und dann so ein saudummes Ei zum 1:3 kassiert. Man könnte auch über manche Coaching-Entscheidung diskutieren, ich hätte mir zum Beispiel bei doppelter Überzahl drei Minuten vor Schluss gewünscht das MacDonald vom Eis geht und ich finde es auch merkwürdig, wenn MacDonald dann quasi eigenmächtig vom Eis geht aber kein Feldspieler sich bemüßigt fühlt das Eis zu betreten. Vieles heute ist auch „haste scheiße am schläger haste scheiße am Schläger“ gewesen, doch das ist alles nichts was mich so frustriert.

Nein, es geht um etwas anderes. Eine wichtige Regel im Eishockey ist „Defend Home Ice!“ Und da haben wir heute kläglich versagt, eine schlagbare Düsseldorfer Mannschaft hat uns mit ein bißchen Gift und Härte an den Eiern gepackt und am Nasenring durch die Arena geführt. Im Tabellenkeller geht es bisweilen dreckig zu und wir haben uns nicht gewehrt. Danner wird in die Bande geworfen, unser Kapitän vor dem Tor in die Mangel genommen und Samson sieht sich nahe der Düsseldorfer Bank alleine gegen fünf rot-gelbe stehen. Das passt alles zu den bisherigen Spielen, wo gegen Köln unser Topscorer folgenlos zusammengefahren wird oder die regelmäßigen Attacken die unsere Torhüter einstecken müssen.

Eishockey ist ein Spiel, das nicht nur über Technik und Taktik entschieden wird. Eishockey ist ein Mannschaftssport und ein Vollkontaktsport, ein Kampfsport, bei dem auch viel über Respekt, Einschüchterung und Härte geht. Wenn der Gegner weiß, dass es ein Echo gibt, dann wird er vorsichtiger. Wenn er weiß, dass es Haue gibt wenn man den Topspieler angeht, dann wird er sich das zweimal überlegen. Jeder Stürmer, der sich in unseren Slot bewegt, muss wissen, dass es dort weh tut. Wer dazu The Code oder die Autobiographie von Terry Ryan gelesen hat, der weiß wie wichtig dies für das Innenleben einer Mannschaft ist. Es gibt zwei Sachen, die ein Team zusammenschweißen: Ein zünftiges Kabinenfest und eine anständige Prügelei in der Vorbereitung. Denn nur wenig hilft Dir für ein Team mehr, als das Wissen, dass Du Dich im Kampf gegenseitig aufeinander verlassen kannst und das einer für den anderen einsteht. Aufstehen, wenn Du hinfällst. Keine Schmerzen, keine Schwäche –  und auch das Spielen mit Verletzungen.

Und in diesem Bereich haben wir völlig versagt, wir haben keinen solchen Spieler im Team, wir lassen alles mit uns machen. Und die Spieler, die sich wehren würden haben nicht die Statur und es fehlt die Unterstützung. Wir können nicht rein über das Spielerische kommen, das können vielleicht Teams wie München oder Nürnberg, aber auch die haben mit Pinizzotto oder Brandon Prust entsprechende Typen und Polizisten im Team. Düsseldorf hatte Conboy dabei. Diese Spieler müssen gar nicht soviel fighten, ihre Präsenz alleine reicht aus. Das haben wir in den vergangenen Jahren mit O’Connor und Pelech selber beobachten können.

Ich will keine Boxliga wie die LNAH, aber eine gesunde Härte gehört zu diesem Sport dazu und sie kann Spiele auch verändern oder entscheiden. Siehe ganz akut „Flyin‘ Reimer“ in Nürnberg oder auf ganz hohem Niveau der Stanley Cup-Run der Pittsburgh Penguins 2009, der sich auch darauf gründete, dass Max Talbot in nahezu aussichtsloser Situation in der ersten Runde den wesentlich größeren Dan Carcillo zum Kampf herausforderte und dem ganzen Team einen gewaltigen Boost gab.

Man kann verlieren, man kann auch viel verlieren – aber man darf sich, vor allem in der eigenen Festung daheim, niemals alles gefallen lassen. Nicht in diesem Sport. Ich will kein Schwenningen indem jedes dahergelaufene Gastteam machen kann was es will. Die Rymsha-Brüder, Guy Lehoux, Dave Chyzowski, Rich Chernomaz, Mike Bullard, Sandy Moger, Sean O’Connor, Andi Renz, Sana Hassan, Adam Borzecki, Ian MacNeil, Jason Deleuerme, Mike Stevens und zuletzt Matt Pelech, Ashton Rome und Damien Fleury waren alles Spieler, die sich eben nicht alles gefallen haben lassen, die dazwischen gehauen haben, die den Torwart beschützt haben, die für das Team eingestanden sind und die Respekt für unsere blau-weißen Farben erzeugt haben. Und letztlich haben sie auch die Zuschauer unterhalten.

Warum, Herr Rumrich, haben wir keinen einzigen solchen Spielertypen im Team?

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